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Ernst (Baden-Durlach)

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Ernst von Baden

Markgraf Ernst I. von Baden-Durlach (* 7. Oktober 1482 in Pforzheim; † 6. Februar 1553 in Sulzburg) war seit 1533 regierender Markgraf von Baden-Pforzheim (später Baden-Durlach genannt) und hatte ab 1537 in Pforzheim seine Residenz. Ernst ist der Stammvater der sogenannten „Ernestinische Linie“ des Hauses Baden – die Linie aus der die späteren Großherzoge entstammten.

Leben

Ernst war der siebte Sohn des Markgrafen Christoph I. von Baden und der Ottilie von Katzenelnbogen.

In der damaligen Zeit beschäftigte die aufkommende Reformation und die zunehmenden Türkenkriege das Land. Markgraf Ernst versuchte in der bewegten Zeit eine mittlere Stellung zwischen Protestanten und Katholiken zu behaupten und nahm am Schmalkaldischen Krieg nicht teil.

Er verwaltete bereits 1515 wie auch seine beiden Brüder Philipp von Baden und Bernhard III. von Baden von seinem Vater Christoph I. von Baden Teile der Markgrafschaft Baden. Das Land war damit in die Markgrafschaft Baden-Baden („Bernhardinische Linie“) und die Markgrafschaft Baden-Durlach („Ernestinische Linie“) geteilt. Erst 1771 wurde es unter Markgraf Karl Friedrich von Baden, einem Nachkommen der Ernestinischen Linie, nach Aussterben der anderen Linien, durch einen Hausvertrag, der die Erbfolge regelte, wieder vereint.

Statthalter im Oberland 1515 – 1527

Seit 1. August 1515 regierte Ernst als Statthalter und seit 15. Januar 1516 als Vormund seines Vaters Teile des badischen Oberlandes und errichtete in Sulzburg, das nun als Residenz diente, ein Schloß. 1517 erließ er eine Landesordnung für seine Herrschaften.

Am 1. Juli 1518 verständigten sich Philipp und Ernst darauf den Vater im Schloss Hohenbaden einzuschliessen, da seine Geisteskrankheit sich verschlimmert hatte. Der Kaiser genehmigte diese Massnahme.[1]

1521 hebt er das Kloster Sulzburg wegen der dort herrschenden Missstände auf. 1522 gewährte er dem evangelischen Pfarrer von Kenzingen, Jakob Otter, Asyl. Nachdem sein Vater Christoph 19. März 1527 verstorben war, konnte Ernst seine Herrschaften im eigenen Namen regieren.

Markgraf der oberen baden-durlachischen Herrschaften 1527 – 1533

1528 verwendet sich Ernst für die reformierte vorderösterreichische Landstadt Waldshut bei der österreichischen Regierung – ohne Erfolg. 1530 interveniert König Ferdinand bei Ernst wegen der Lieferung von Kanonenkugeln aus dem oberbadischen Eisenwerk in Kandern an den württembergischen Herzog Ulrich, worauf Ernst zusichert derartige Waffenlieferungen künftig zu verhindern. Zu dieser Zeit wurden in Oberbaden auch weitere Erzvorkommen entdeckt. Ernst erließ eine Bergordnung und warb auswärtige Fachleute an. Ernst nahm 1530 am Augsburger Reichstag teil und erhielt dort vom Kaiser für sich und seinen Bruder Philipp die badischen Herrschaften als Reichslehen und eine Bestätigung der Privilegien des Hauses Baden. Sein Versuch zwischen den reformierten Fürsten und dem Kaiser zu vermitteln scheiterte. 1532 beteiligten sich Ernst und Philipp am Türkenkrieg des Kaisers.

Die Aufteilung des Erbes von Philipp von Baden 1533 - 1537

Eintrachtsmedaille von 1533 mit den Markgrafen Bernhard III. von Baden-Baden (vorne) und Ernst I. von Baden-Durlach (hinten)

Am 17. September 1533 verstarb sein Bruder Philipp ohne Erben und vermachte sein Gebiet den Brüdern Bernhard und Ernst gleichberechtigt. Bernhard und Ernst regierten zunächst das Erbe Philipps gemeinsam, wodurch sich aber viele Probleme ergaben und daher wurde eine Teilung vorgenommen bei der der ältere (Bernhard) die Teile definierte und der jüngere (Ernst) wählen durfte. Ernst wählte zu Bernhards Überraschung den grösseren, aber weiter von seinem Oberland abgelegenen Teil mit den Städten Pforzheim und Durlach. Über die Details der Aufteilung gab es langwierige Streitigkeiten und mehrere Vergleiche.

Im Juni 1536 verstarb Bernhard und die weiteren Auseinandersetzungen erfolgten mit den Vormündern[2] seiner kleinen Söhne (Philibert und Christoph).

1537 segnete auch die badische Landschaft einen Vergleich ab.

Markgraf von Baden – Pforzheimer Teil 1537 – 1553

Mit der Zustimmung der badischen Landstände war die Herrschaft von Ernst nun auch im Unterland gefestigt und die Residenz wurde vom ländlichen Sulzburg in die größte Stadt der Markgrafschaft, Pforzheim, verlegt. In Dokumenten ist nun die Bezeichnung Markgrafschaft Baden – Pforzheimer Teil zu finden. Erst nach der Verlegung der Residenz durch seinen Sohn Karl II. nach Durlach um 1565 wurde die Bezeichnung Markgrafschaft Baden-Durlach gebräuchlich.

Anekdote

Ernst galt seinen Zeitgenossen als sehr sparsam und hatte sein Zimmer über den Eingangspforten seiner Residenz, so dass er immer sehen konnte wer kommt und geht. Folgende Begebenheit wird ihm zugesprochen:

Als einmal der Küchenchef einen schönen großen Karpfen stehlen wollte, sah der Markgraf diesen unten aus dem Mantel des Küchenchefs herausschauen als dieser die Residenz verließ. Sofort sprang er auf, öffnete das Fenster und rief ihm nach. „Hörst Du, wenn du mir einen Karpfen stehlen willst, so nimm entweder einen kleineren Fisch oder einen längeren Mantel!“.[3]

Ehen und Nachkommen

Ernst von Baden

Die standesgemäße Ehe - Elisabeth von Brandenburg-Ansbach

In erster Ehe heiratete der Markgraf am 29. September 1510 Elisabeth von Brandenburg-Ansbach (* 25. März 1494; † 31. Mai 1518), die Tochter des Markgrafen Friedrich II. von Brandenburg-Ansbach. Aus dieser Ehe gingen folgende Kinder hervor:

  • Albrecht (* Juli 1511; † 12. Dezember 1542), beteiligte sich am österreichischen Türkenkrieg 1541 in Ungarn und verstarb auf dem Rückweg in Wasserburg am Inn
  • Anna (* April 1512; † nach 1579), heiratete am 11. Februar 1537 den Grafen Karl I. von Hohenzollern (* 1516; † 8. März 1576)
  • Amalie (* Februar 1513; † 1594), heiratete 1561 den Grafen Friedrich II. von Löwenstein (* 22. August 1528; † 5. Juni 1569)
  • Marie Jakobäa (* Oktober 1514; † 1592), heiratete im Februar 1577 den Grafen Wolfgang II. von Barby (* 11. Dezember 1531; † 23. März 1615)
  • Marie Cleopha (* September 1515; † 28. April 1580), heiratete 1548 den Grafen Wilhelm von Sulz († um 1566)
  • Elisabeth (* 20. Mai 1516; † 9. Mai 1568), heiratete 1533 den Grafen Gabriel von Salamanca-Ortenburg († Dezember 1539) und am 30. Juli 1543 den Grafen Konrad II. von Castell (* 10. Juli 1519; † 8. Juli 1577) in zweiter Ehe
  • Bernhard (* Februar 1517; † 20. Januar 1553), Markgraf

Die morganatische Ehe - Ursula von Rosenfeld

Der Markgraf heiratete in zweiter Ehe 1518 Ursula von Rosenfeld († 26. Februar 1538), die Tochter von Georg von Rosenfeld.[4] Es handelte sich dabei um eine morganatische Ehe[5] und die Erbberechtigung des Sohnes Karl, war zu Lebzeiten seiner Halbbrüder umstritten und auch nach deren Ableben konnte Karl sein Erbe nur antreten, weil die Vormünder seiner Stammesverttern aus der Bernhardinischen Linie keinen Einspruch erhoben. 1594/95 wurde diese morganatische Verbindung vom kaiserlichen Hof als Argument angeführt, weshalb die von Markgraf Ernst Friedrich – einem Enkel von Ernst – angefochtene Erbberechtigung der Kinder von Markgraf Eduard Fortunat und Marie von Eicken nicht akzeptiert wurde.

Aus dieser Ehe gingen folgende Kinder hervor:[6]

  • Margarete (* 1519; † 1571), heiratete am 12. November 1538 den Grafen Wolfgang II. von Oettingen (* 1511; † 1572)
  • Salome († 1559), heiratete 1540 den Grafen Wladislaus von Hag (* 1495; † 31. August 1566)
  • Karl II. (* 24. Juli 1529; † 23. März 1577), Markgraf

Die morganatische Ehe - Anna Bombast von Hohenheim

Der Markgraf heiratete in dritter Ehe am 1. März 1544 Anna Bombast von Hohenheim († 6. Juni 1574). Aus dieser Ehe gingen keine Kinder hervor.

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. s. Sachs S. 106
  2. Johann von Simmern und Herzog Wilhelm IV. von Bayern
  3. G.C.F.Mohnike (Hrsg.), Bartholomäi Sastrowen - Herkommen, Geburt und Lauff seines gantzen Lebens, Greifswald 1823, S. 271 in der Google-Buchsuche
  4. J. Kindler von Knobloch: Oberbadisches Geschlechterbuch, Bd. 3, S. 624–626; ritterbürtiges Dienstmannengeschlecht der Herzöge von Teck; Name nach der Burg Rosenfeld bei Sulz/Württemberg.
  5. s. Pütter
  6. s. Sachs S. 76
VorgängerAmtNachfolger
Christoph I.Markgraf von Baden
gemeinsam mit Bernhard III. und Philipp I.

1515–1533
Aufteilung in Linie Baden-Baden und Linie Baden-Durlach
VorgängerAmtNachfolger
er selbst sowie Bernhard III. und Philipp I. als Markgrafen von BadenMarkgraf von Baden-Durlach
1533–1553
Karl II.