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Grabkapelle des Nebamun

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Bei der Grabkapelle des Nebamun handelt es sich um eine altägyptische Grabkapelle, die 1820 von Giovanni d'Athanasi in Theben-West entdeckt und deren Wandmalereien im Auftrage Henry Salts entfernt wurden. Die elf wichtigsten Fragmente der Wandmalereien befinden sich heute im British Museum und gehören zu den bekanntesten Kunstwerken des Alten Ägypten. Sie datieren um ca. 1350 v.Chr., was der Regierungszeit von Amenophis III. in der 18. Dynastie (Neues Reich) entspricht. Nach zehjähriger Forschungs- und Restaurierungsarbeit wurden die Darstellungen 2009 wieder der Öffetlichkeit zugänglich gemacht. Da der Fundort der Fragmente nicht vermerkt wurde, konnte die Grabkapelle bis heute nicht wiederentdeckt bzw. einem bekannten Grab zugeordnet werden.

Entdeckung

Über die Herkunft der Fragmente ist nur sehr wenig bekannt und sie lassen sich nicht einem bestimmten Grab zuordnen. Eine Schlüsselfigur war der Sammler Henry Salt, der ab 1815 als Generalkonsul in Kairo tätig war und der unter anderem mit Hilfe von Giovanni Battista Belzoni und Giovanni d'Athanasi eine ansehnliche Sammlung ägyptischer Artefakte zusammentrug. Giovanni d'Athanasi fand die Grabkapelle 1820 in der Nekropole der Noblen in Theben-West, allerdings wurde in dieser Zeit dem genauen Aufzeichnen der Fundumstände nicht viel Beachtung beigemessen, so dass darüber nicht viel bekannt ist. Die erhaltenen Fragmente von Nebamuns Grabkapelle sind sicherlich nur ein kleiner Teil der Malereien, welche die Grabwände dekorierten. Es ist möglich, dass die Wände noch zu einem grossen Teil erhalten waren, als sie d'Athanasi entdeckte und dass er und sein Team nur die schönsten Szenen bzw. die Szenen, die am besten in Salts Sammlung passten, entfernten, wobei lebendige Szenen mit Tieren und Tänzern bevorzugt wurden. Durch seine Arbeit wurde vermutlich ein grosser Teil der Grabkapelle stark beschädigt, wodurch sie heute nicht mehr eindeutig idetifiziert werden kann.[1]

Zehn der elf Fragmente im British Museum wurden mit Salts erster Sammlung vom British Museum für 2000 Pfund, die Salt als "armseligen Betrag" bezeichnete, erworben und 1821 nach London verschifft.[2]

Die Malereien

Opferszene

Opferszene aus der Grabkapelle des Wenamun

Das Darbringen von Essen für den verstorbenen Grabbesitzer ist eine Schlüsselszene der Grabkapelle, da es ihre Hauptaufgabe bildlich wiedergibt und eines der ältesten Motive in der ägyptischen Begräbniskunst. Die Grabkapelle war der Ort, an dem Nebamuns Kult zelebriert wurde zur Zeit des Begräbnisses und zu verschiedenen Festen.

Basierend auf hinterbliebenen Spuren und aus ähnlichen Szenen aus anderen Gräbern geht hervor, dass das Fragment Teil einer grössren Szene, in welcher der Sohn ein Opferritual für seinen toten Vater durchführt, war. Die Szene war einerseits ein Idealbild wie man nach dem Tod fortbesteht und andererseits eine Darstellung der eigentlichen Opferpraktiken, die an diesem Ort durchgeführt wurden. In der Mitte der Szene befinden sich die Opfergaben, welche vor der Darstellung des Nebamun aufgeführt wurden. Vom opfernden Sohn sind allerdings nur die Hand links in der Mitte und vom Kultempfänger die Beine unten links zu erkennen. D'Athanasis Augenmerk lag vermutlich auf der Darstellung der Opfergaben, wie man an einem Sägeschnitt an der oberen rechten Ecke erkennt, wo ein erster Versuch gemacht wurde, die Szene von der Wand zu entfernen, bevor ein grösserers Stück entfernt wurde.[3]

Jagd im Papyrusdickicht

Opferszene aus der Grabkapelle des Wenamun

Diese überfüllte und lebhafte Szene, die den verstorbenen Nebamun bei der Jagd auf Vögel im Papyrusdickicht zeigt, ist ikonographisch eine der wichtigsten Szenen und gilt in ihrer Komposition als Meisterwerk. Die athletische Figur Nebamuns dominiert die Szene, indem er mit gespreizten Beinen in einem Boot steht und in der rechten Hand einen schlangenköpfiges Wurfholz und in der linken Hand drei Flatternde Reiher hält. Hinter ihm steht seine Frau Hatschepsut mit Lotusblumen, Knospen und Parfum-Kegel auf dem Kopf. Zwischen Nebamuns Beinen sitzt seine Tochter und hält mit der rechten Hand eines seiner Beine und mit der Linken plückt sie Lotusblumen. Als Zeichen ihrer Jugend ist sie nackt und trägt nur ein goldenes Halsband mit Blumenschmuck. Auch durch ihre Frisur wird ihre Jugend angedeutet: Sie trägt einen einzelnen dicken Haarzopf, welcher entlang ihres Gesichts herunterflällt.[4]

Literatur

  • Lise Manniche: Lost Tombs. A Study of Certain Eighteenth Dynasty Monuments in the Theban Necropolis, 1988, ISBN 0-7103-0200-2
  • A. Middleton und K. Uprichard (Hrsg.): The Nebamun Wall Paintings: Conservation, Scientific Analysis and Display at the British Museum, 2008
  • Richard Parkinson: The Painted Tomb-Chapel of Nebamun. Masterpieces of ancient Egyptian art in the British Museum, 2008, ISBN 978-0-7141-1979-3

Einzelnachweise

  1. vgl. Richard Parkinson: The Painted Tomb-Chapel of Nebamun, S. 13f.
  2. vgl. Parkinson, S. 10ff.
  3. vgl. Parkinson, S. 64ff.
  4. vgl. Parkinson, S. 122ff.