Fensterhandwerker
Ein Handwerker-Berufsbild, dass von 5 Leuten teilweise augeübt wird und nicht von den Handwerkskammern anerkannt wird. Da stellt sich schon die Relevanzfrage. syrcro 09:36, 7. Nov. 2010 (CET)
[Nachtrag zum Kommentar von syrcr: Bitte den Text nochmals genau lesen: Da steht seit Einstellung der Seite am 7.11. nicht "...von 5 Leuten teilweise ausgeübt...", sonder: "...bis zum Jahr 2010 weniger als fünf Fensterhandwerker..." --0,20:27, 10. Nov. 2010 (CET)]
Fensterhandwerker ist die deutsche Bezeichnung des aus Schweden stammenden Berufsbildes fönsterhantverkare. Dieses Berufsbild wurde von Hans und Sonja Allbäck 1982 und 1983 in Schweden entwickelt, wo heute ungefähr 160 Fensterhandwerker arbeiten. Fensterhandwerker reparieren und pflegen historische Fenster aus Holz und Eisen unter Verwendung sowohl historischer Materialien und Handwerkstechniken als auch erfundener und eigens patentierter Geräte wie die "Kittlampe".
Der Begriff Fensterhandwerker
Der Begriff "Fensterhandwerker" wurde zum ersten Mal 1995 in der deutschen Übersetzung einer Publikation von David Pearson erwähnt. Der Begriff ist die deutsche Übersetzung des schwedischen Begriffes "fönsterhantwerkare". Dieser bezeichnet einen Handwerksberuf, der mit dem Beruf des Fensterhandwerkers identisch ist. Der Begriff Fensterhandwerker ist in Deutschland durch den Zentralverband des Deutschen Handwerks e.V. (ZDH), das Land Hessen - unterschriftlich durch den einstigen Ministerpräsidenten Roland Koch - und durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz in einer "Ehrenurkunde" in der Kategorie Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege im November 2006 mit dem BUNDESPREIS ALS FENSTERHANDWERKER urkundlich bestätigt worden.
Grundsätze der Reparatur und Pflege historischer Fenster
Der Fensterhandwerkeraher verwendet Handwerksmaterialien und Handwerkstechniken verschiedener Berufe. Alle Bestandteile und Materialien eines historischen Fensters, wie Holz, Farbe, Glas und Metall können vom Fensterhandwerker repariert und gepflegt werden. Diese Methode der Restaurierung historischer Fenster nach Allbäck, die als die Allbäck-Methode bezeichnet wird, setzt vor allem aufgrund der konsequenten Anwendung von Produkten aus hochwertigem Leinöl seit Anfang des 21. Jh. auch Maßstäbe für die Restaurierung historischer Fensterbestände in der Denkmalpflege. Fensterhandwerker arbeiten daher eng mit den Denkmalbehörden zusammen.
Das Berufsbild
Der Zentralverband des Deutschen Handwerks e.V. (ZDH), dem die Handwerkskammern angeschlossen sind, hat dem Fensterhandwerker Johannes Mosler in der Handwerkskammer Wiesbaden am 17. November 2006 einen "BUNDESPREIS ALS FENSTERHANDWERKER" verliehen. Das Berufsbild des Fensterhandwerkers ist nicht als Handwerksrolle in den Anlagen der Handwerksordnung aufgeführt. Der Widerspruch zwischen der Gesetzesvorlage durch die Handwerksordnung und der Verleihung dieses Preises offenbart einen Interessenkonflikt zwischen den gesetzlich vorgegebenen Zielsetzungen der Baudenkmalpflege und der Auslegung der Handwerksordnung durch die Handwerkskammern. Die Wichtigsten Unterscheidungsmerkmale des Berufes der Fensterhandwerker zu anderen Handwerksberufen, die Fenster restaurieren, sind:
- Selbständigkeit - Nach dem Konzept der Begründer dieses Berufsbildes arbeiten Fensterhandwerker selbständig, unabhängig und eigenverantwortlich.
- Leinölfarbe ohne Lösungsmittel - Fensterhandwerker reparieren und pflegen alte Fenster aus Holz und Eisen unter der ausschließlichen Verwendung von hochwertigem rohem und gekochtem Leinöl, sowie Leinölfarbe ohne Lösungsmittel.
- sämtliche Restaurierungsschritte aus einer Hand - Fensterhandwerker betrachten das historische Fenster als eine Einheit und die Reparatur und Pflege als eine unteilbare Aufgabe.
- Kooperation mit anderen Fensterhandwerkern - Die Reparatur, Restaurierung und die Pflege größerer Fensterbestände erfolgt unter Fensterhandwerkern in partnerschaftlicher Kooperation.
- Fensterhandwerker respektieren die Werte und Vorgehensweise bei der Konservierung und Restaurierung von Denkmalen wie sie 1964 in der Charta von Venedig festgehalten sind.
Geschichte des Berufsbildes
Das Berufsbildes des fönsterhantverkare wurde von Hans und Sonja Allbäck 1982 und 1983 entwickelt. Die Gründer dieses Berufsbildes gingen von der Erkenntnis aus, dass historische Fenster, die über Jahrhunterte hinweg bis Anfang des 20. Jh. immer nur mit Leinölfarbe gestrichen wurden, dauerhafter geschützt waren als solche Fenster, die mit moderneren Film bildenden Oberflächenbeschichtungen behandelt wurden. Für die Reparatur und Pflege alter Fenster haben die Gründer des Handwerksberufes "Fensterhandwerker" daher auf die über Jahrhunderte bewährten Materialien und Techniken im Fensterbau zurückgegriffen. Ab 1985 wurden die ersten Fensterhandwerker in Ystad, Schweden ausgebildet. Seit dem Jahre 1995 ist das Berufsbild in Deutschland bekannt und seit dem Jahr 2000 wird der Beruf in Deutschland ausgeübt.
Die rechtliche Stellung der selbständigen Fensterhandwerker
Der Beruf "Fensterhandwerker" unterliegt keiner gesetzlichen Regelung und wird ausschließlich als Fortbildung an privaten Bildungseinrichtungen unterrichtet. Deswegen kann sich jeder als Fensterhandwerker bezeichnen, der alte Fenster repariert. (Vergleiche z.B. Webdesigner) Da der Beruf des Fensterhandwerkers in Deutschland nicht in die Handwerksrolle eingetragen ist, müssen Fensterhandwerker, die in Deutschland ihren Beruf ausüben wollen, nach § 8 oder § 9 der Handwerksordnung eine Ausnahmebewilligung durch die Handwerkskammer ersuchen. Diese Zulassung entspricht dem Meisterbrief, ist jedoch zumeist beschränkt auf die Restaurierung historischer Fenster, Türen und Klappläden. In Deutschland arbeiten daher bis zum Jahr 2010 weniger als fünf Fensterhandwerker, die eine Ausnahmebewilligung durch die zuständigen Handwerkskammern erhalten haben. Der Zwiespalt zwischen dem Qualitätsanspruch auf der einen Seite, der durch die Zusammenarbeit von Fensterhandwerkern und Denkmalpflege erfüllt wird, und der Rechtsprechung in der deutschen Handwerksordnung auf der anderen Seite, ist ein Ausdruck des Spannungsverhältnisses in dem sich Europarecht und die deutsche Handwerksordnung befinden (Handwerksrolle). Im Europarecht ist die Berufsfreiheit im § 15 Abs 1 das "Recht auf freie Berufsausübung" verbrieft. In Deutschland ist durch den so genannten Meisterzwang auch für die freie Ausübung des Berufs des Fensterhandwerkers noch eine Hürde eingebaut, die in dieser Form in Europa ein Sonderfall darstellt. Hier liegt im europäischen Kontext eine Rechtsunsicherheit vor, die in Zukunft einer Regelung bedarf.
Fensterhandwerker in Deutschland
Um das Jahr 1999 ist das Fensterhandwerk durch Johannes Mosler nach Deutschland gelangt und wurde zunächst in seinen Werkstätten an Handwerker des Tischlerhandwerks weiter vermittelt. Die Besonderheiten im deutschen historischen Fensterbau wurden bei der Weiterentwicklung des Fensterhandwerks mit berücksichtigt. Aus diesen Werkstätten sind selbständige Fensterhandwerker hervorgegangen, die seit dem Jahr 2000 eigene Werkstätten in Hessen und Rheinland-Pfalz gegründet haben.
Ausbildung zum selbständigen Fensterhandwerker
Die Ausbildung zum selbständigen Fensterhandwerker begann in der von Hans und Sonja Allbäck in Ystad (Schweden) im Jahr 1985 gegründeten "Bjäresjö Skola". Anfang dieses Jahrhunderts wurde die Schule von Schweden nach Finnland verlegt. Seitdem hat sie nicht mehr die gleiche Bedeutung, die sie in Schweden hatte. Die Grundlagen und Prinzipien des in Schweden entwickelten und praktizierten Fensterhandwerks, sowohl in Bezug auf die Restaurierung historischer Fenster als auch in Bezug auf das Berufsbild des "selbständigen und unabhängigen Fensterhandwerkers", werden seit der Schließung der "Bjäresjö Skola" in Schweden in einigen Werkstätten von Fensterhandwerkern an interessierte Handwerker weitervermittelt. Da die Handwerkskammern die Berufsausübung der selbständigen Fensterhandwerker, die seit dem Jahr 2000 mit den Denkmalämtern in Deutschland kooperieren, nur als Ausnahmeregelung innerhalb des Tischlerhandwerks gestatten, kann auch die Ausbildung eines Nachwuchses in diesem auf Selbständigkeit ausgerichteten Beruf in Einzelausbildungen gemäß HwO § 27 Abs.2 stattfinden. Die Selbständigkeit (beruflich) wird auf der einen Seite in Deutschland und in der EU im Rahmen der Arbeitsmarktpolitik gefördert. Die deutsche Handwerksordnung wirkt in dieser Hinsicht als arbeitsmarktpolitische Bremse. Hier sind für das 2. Jahrzehnt des 21. Jh. Angleichungen der Handwerksordnung und der Ausbildungsordnung an Europäisches Recht zu erwarten.
Spezielle Arbeitsmittel
- Infrarotstrahler
- Kittlampe, Hans Allbäck war Inhaber des Patentrechts an der Kittlampe bis 2006.
- Kittlampe im Einsatz
Berufe in der Denkmalpflege
- Maurerhandwerk
- Zimmerhandwerk
- Stuckateurhandwerk
- Maler- und Lackiererhandwerk
- Tischlerhandwerk
- Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk
- Holzbildhauerhandwerk
- Parkettlegerhandwerk
- Vergolderhandwerk
- Raumausstatterhandwerk
- Metallbauerhandwerk
- Restaurator
- Bleiglasfenster
Siehe auch
- Glaser
- Fenster
- Denkmalbehörde
- Vereinigung der Landesdenkmalpfleger
- Fensterbauer
- Denkmalpflegeberatung
Literatur
- Schrader, Mila: Fenster, Glas und Beschläge als historisches Baumaterial - Ein Materialfaden und Ratgeber. EDITION:anderweit, Suderburg 2001 S.; 109 f ISBN3-931824047
- Pearson, David: Earth to Spirit. In search of Natural Architecture. Gaia Books. London, 1994; S. 142
- Pearson, David: Naturarchitektur - Auf der Suche nach einer natürlichen Architektur. Vorwort von Victor Papanek. Wiese Verlag, Basel 1995; S. 146; ISBN 3-909164-36-6
- Allbäck, Sonja; Fredlund, Bertil: Windowcraft - Part One. In: Journal of Architectural Conservation. Volume 10, Number 2, July 2004, P. 53 - 66]
- Allbäck, Sonja; Allbäck, Hans: Windowcraft - Part Two. In: Journal of Architectural Conservation. Volume 10, Number 2, July 2004, P. 7 - 25
http://www.dinhantverkare.nu/se/sv/search.asp?SymbolId=1&cityId=1286 (Allbäck Windowcraft Sweden)
Weblinks
- http://www.ystadsallehanda.se/ystad/article698293/Foumlnsterhantverk-perfekt-foumlr-rastloumlsa-sjaumllar.html
- http://www.windowcraft.se/eng/albackfonster.php
- http://www.die-fensterhandwerker.de/Die_Fensterhandwerker/Die_Fensterhandwerker.html
- http://www.fonsterhantverkaren.se/
- http://www.konrad-fischer-info.de/23bau08.htm
- http://www.rakennusapteekki.fi/svenska/utbildning/index.asp
Einzelnachweise
- http://www.johannes-mosler.de/fhbilder/fh_bundespr-urk.gif
- http://www.linoljeprodukter.se/sv/pdf/artikel_referenser/allback_paper_part_one_2004.pdf
- http://www.allbackpaint.com/sv/pdf/artikel_referenser/allback_paper_part_two_2004.pdf
- http://www.linoljeprodukter.se/sv/pdf/artikel_referenser/allback_paper_part_one_2004.pdf
- http://www.allbackpaint.com/sv/pdf/artikel_referenser/allback_paper_part_two_2004.pdf
- http://www.solventfreepaint.com/i/PDF/windows_casestudy.pdf