Indisches Problem
Das "Indische Problem" ist ein Schachproblem, zuerst veröffentlicht von Howard Staunton 1845 in "The Chess Player's Chronicle" unter dem Titel "The Indian Problem". Der Autor war ein indischer Reverend, Henry Augustus Loveday (1815-1848). Das Problem wurde damals als beinahe unlösbar empfunden, weil man die gesamte Lösung verstanden haben muss, ehe man den Schlüsselzug auffinden kann. (Nach heutigen Maßstäben ist dieser "Ur-Inder" inkorrekt, da vielfach nebenlösig und dualistisch.)
Die Idee machte Furore, es gab zahlreiche (korrekte) Neufassungen, u.a. von Loveday selbst, Sam Loyd u.v.a.m. Doch weltberühmt wurde der Inder erst 1903 mit dem Erscheinen des Buches "Das Indische Problem" von Johannes Kohtz und Carl Kockelkorn. Die beiden begründeten mit diesem Buch die neudeutsche Schule des Schachproblems: Ziel sollte es sein, eine logische Idee möglichst klar und ökonomisch darzustellen.
Diese Idee war hier der Kritische Zug (der Begriff stammt von Kohtz/Kockelkorn). Ein weißer Stein überschreitet einen Schnittpunkt. Der einzige Sinn dieses Zuges ist, dass er im folgenden Zug von einem weiteren weißen Stein verstellt werden kann. Dadurch wird Patt vermieden und dem schwarzen König ein Feld zugänglich gemacht, auf dem er dann (meist durch Doppelschach) mattgesetzt wird. Erst wenn man diese Idee ganz verstanden hat, kann der scheinbar unsinnige oder schädliche Schlüsselzug (der Kritische Zug) gefunden werden.
Dieses Manöver erschien nicht nur Kohtz und Kockelkorn, sondern den späteren "Problemisten" überhaupt außerordentlich ästhetisch. Seit über hundert Jahren gibt es eine nicht mehr zählbare Anzahl von Varianten des Loveday-Inders.
Unter http://www.dieschwalbe.de/unserezeitschrift/archiv/2003_203/2003_203.html#indpro finden sich der Ur-Inder, spätere Fassungen der Idee und Zusatzinformationen.