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Rathaus Düsseldorf

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Jan Wellem vor dem Rathaus in Düsseldorf

Das Rathaus der Stadt Düsseldorf ist U-förmig in drei Teilen angeordnet. Im Süden umschließt der Komplex den Marktplatz und bildet so das Herz der Altstadt. Im Westen grenzt es an die Rheinuferpromenade und im Norden an den Burgplatz. Seit über 400 Jahren ist es der Sitz des Stadtrates und dessen Vorgängern.

Baugeschichte

Altes Rathaus (1570/1572)

Der älteste Teil des Rathauses wurde im Stil der Renaissance[1](nach anderer Quelle im Stil des Spätgotik [2]) anstelle des alten Stadthauses von 1570 bis 1572 nach Plänen des damaligen kurfürstlichen Baumeisters errichtet. So ist die Formengebung des Rathauses stilistisch mit der Architektur des aus der gleichen Zeit stammenden Erweiterungsbaus des Schlosses verwandt. Ausgeführt wurden die Pläne des Baumeisters von dem Maurermeister Heinrich Tuschmann oder Tussmann aus Duisburg.

Das Gebäude zeigt zwei „geschweifte Zwerchgiebel“ und einen achtseitigen, fünfgeschossigen Treppenturm. Ursprünglich war das Gebäude unverputzt, zeigte eine einfache Ziegelarchitektur mit sparsamer Hausteinverwendung und ähnelte daher den Stadthäusern Hollands und Belgiens. Der Eingang befand sich im Treppenturm. Das Erdgeschoss hatte zwei große Hallen, worin die Wollenweber und andere Zünfte ihre Waren verkauften.[2]

Später wurde der älteste Teil des Rathauses von Johann Joseph Couven umgestaltet. An dieses Datum erinnert die über dem Eingangsportal eingemeißelte Jahreszahl 1749. Couven betonte die Ecken des Treppenturms mit vorgestellten Pilastern. Trennte die einzelnen Geschoss des Gebäude durch schmale Gesimse. Couven ließ neben dem Treppenturm ein neues Portal mit einfacher Rokokogliederung mit darüberbefindlichem Balkon errichten.

In der Nachkriegszeit wurden die Fassaden des alten Rathauses restauriert, hinter der alten Fassade entstand 1958 bis 1961 ein neuer Zweckbau nach Plänen von Friedrich Thamms und H. Heyne. [3]

Grupello-Haus (1706)

Ein Teil des Rathauskomplexes bildete das Grupello-Haus, das für den Bildhauer Gabriel de Grupello errichtet wurde. Es war ein dreigeschossiges Gebäude, das über dem Portal zwei weibliche Idealbüsten aus Bronze des Bilhauers Grupello (18. Jh.) zeigte.

Neues Rathaus (1884)

Im Jahre 1884 erfolgte ein Neubau nach Entwürfen des damaligen Stadtbaumeisters Eberhard Westhofen im historistischem Stil der Neurenaissance, der sich im rechten Winkel an die älteren Gebäude anschloss. Den Mittelpunkt des Hauses bildete ein stattliches Treppenhaus und ein Sitzungssaal, der mit Gemälden von Albert Baur, Klein-Chevalier und Neuhaus geschmückt war. Um den Saal gruppierten sich 35 weitere Geschäftsräume. Im Zweiten Weltkrieg beschädigt, wurde der historistische Prachtbau in der Nachkriegszeit nicht rekonstruiert.

Das Gebäude war als dreigeschossiger Ziegelbau mit auffälliger Hausteingliederung gearbeitet worden. Bemerkenswert war der monumentale Turm, der den südlichen Abschluss des Neubaus bildete und dadurch zum Eckturm wurde. Er hatte „eine, die Dimensionen sprengende, neobarocke Mächtigkeit mit den doppelten Kolossalsäulen an seiner Frontseite, dem breiten Giebel vor seinem hohen, geschiefertem Helm un der oberen Laterne“.[4]

Die Planung sah vor, das Bautenkonglomerat rund um den Marktplatz in diesen Neubau zu integrieren; das alte Rathaus und die sich anschließende, ehemalige kurfürstliche Kanzlei sollten durch Umbau in diesen Neubau aufgehen: „Möglicherweise war bei der Konzeption des allzu wuchtigen Turmes die Vorstellung lebendig, dem gesamten Platz eine Aufgipfelung und dem Reiterstandbild des Jan Wellem einen passenden Hintergrund zu geben“.[4] Geplant war spiegelbildlich neben dem Monumentalturm die dreigeschossige Ziegelfassade mit Haustein fortzusetzen, nach dem Vorblid des alten Rathauses – „Vielleicht sollte der Eckturm ein Mittelturm werden, so wie das alte Rathaus einen Mittelturm hat?“.[4] So blieb das neue Düsseldorfer Rathaus leidglich ein Torso, ein unfertiges Gebäude, das bei den Bürgern viel Aufmerksamkeit erlangt hatte – das „neue Rathaus, wie die Leute es nannten, war mit seinem unmöglichem Turm und seiner grotesken Säulen- und Figurenarchitektur das Tollste, was die Baukunst sich in Düsseldorf geleister hat“.[4]

Einzelnachweise

  1. Roland Kranz, Jürgen Wiener (Hrsg.):Architekturführer Düsseldorf, Dietrich Reimer Verlag, 1.Auflage, Berlin 2001, S. 198 [Historisches Register]. Renaissance … 13 … [Rathaus]
  2. a b Architekten- und Ingenieur-Verein zu Düsseldorf (Hrsg.): Düsseldorf und seine Bauten. L. Schwann, Düsseldorf 1904, S. 190.
  3. Roland Kranz, Jürgen Wiener (Hrsg.):Architekturführer Düsseldorf, Dietrich Reimer Verlag, 1.Auflage, Berlin 2001, S. 11, Objektnr. 13 [Rathaus, Marktplatz, 1570/73, 1749, 1884, Heinrich Tußmann/Johann Joseph Couven/Eberhard Westhofen/Friedrich Thamms, H.Heyne]
  4. a b c d Eduard Trier, Willy Weyres (Hrsg.): Kunst des 19. Jahrhunderts im Rheinland. Bd. 2. Architektur: II, Profane Bauten und Städtebau. Schwann, Düsseldorf 1980, ISBN 3-590-30252-6, S. 41.

Koordinaten: 51° 13′ 34,3″ N, 6° 46′ 17,3″ O