Earned Value
Überblick
Earned Value ist eine Technik aus dem Bereich des Projekt-Managements zur Kontrolle des Projekt-Fortschritts und den damit verbundenen Kosten. Sie beschreibt ein Meßverfahren, mit dem man den tatsächlich erzielten Fortschritt in Relation zum geplanten Ziel ermitteln und bewerten kann.
Die Nomenklatur und insbesondere die Akronyme zur Bezeichnung der Variablen sind aus dem englischen Sprachgebrauch weitgehend etabliert, so dass auf eine Übersetzung ins Deutsche verzichtet wird.
Für die Verwendung von Earned Value (EV) als Kontrollmittel in Projekten sind die folgenden Schritte notwendig:
Vorgehensweise zur Ermittlung des EV
- Ermittlung des WBS (Work Breakdown Structure) oder die Ziele-Definition
Um die Ziele eines Projektes zu bestimmen, wird die Aufgabenstellung in immer kleinere Teilpakete aufgeschlüsselt und in einem hierarchischen Baum dargestellt. Die Teilziele mit dem höchsten Detaillierungsgrad sind die sogenannten Arbeitspakete. Die Gesamtheit der Arbeitspakete, die über diesen WBS definiert sind, stellen 100% des zu realisierenden Projektziels dar.
- Kostenkalkulation (auf Basis einer Bottom Up-Berechnung)
Die Kalkulation der Kosten, die das Gesamtprojekt umfassen, werden auf Basis des WBS errechnet. Dabei wird der Plan für die zeitliche Aufeinderfolge der Implementierungen der zugrundeliegenden Arbeitspakete erstellt, der sogenannte Netzwerk-Plan (Network Diagram). Anschliessend werden die Zeiten geschätzt, die für deren Realisierungen notwendig sind. Schliesslich werden die Resourcen (Aufwände in Personentagen, Materialien etc.) ermittelt, mit denen die Umsetzungen erfolgt. In dieser Kostenkalkulation wurde bereits berücksichtigt, dass Mitarbeiter mit unterschiedlichen Fähigkeiten zur Verfügung stehen oder dass dem Projekt bestimmte Rahmenbedingungen auferlegt wurden (Ende des Projekes in 20 Tagen, Anzahl der zur Verfügung stehenden Personen begrenzt, Budget auf € 1.000.000.- limitiert o.ä.)
- Referenzierung des tatsächlichen Fortschritts gegen den Basisplan
Diese ursprüngliche Basis-Kalkulation (Kosten-Basisplan) dient während der Umsetzung des Projektes als Referenz, gegen die der tatsächliche Projekt-Fortschritt (also die erreichten Teilergebnisse des Projektes) gemessen wird. Dieser bestimmt sich aus der dafür benötigten Zeit und die dafür benötigten Kosten.
Definitionen
Earned Value (EV)
Die geleistete Arbeit - oder Earned Value (Earning = Gewinn) - ergibt sich während der Projekt-Arbeit im Idealfall wie zu Beginn geplant und errechnet sich in monetärem Wert oder anderen vereinbarten Metriken.
Beispiel: Eine Wand soll gestrichen werden, der dafür beauftragte Maler verlangt €20.- die Stunde. Er schätzt, dass er für die Arbeit 5 Stunden benötigt, das heisst, die Wand wird für €100.- gestrichen werden (der Einfachheit halber soll das Material bereits bereit stehen). Nach zwei Stunden sind 2/5 der Wand gestrichen, der Maler ist bei seiner Arbeit im Plan und der Wert von EV beträgt €40:
EV = 2/5 €100 = €40
Schedule Variance (SV)
Im realen Projekt ist die absolute Planerfüllung allerdings sehr selten gegeben. Endweder man übererfüllt die geplanten Ziele oder (in den meisten Fällen) man "hängt dem Plan hinterher". Dabei tritt eine Abweichung von geplanten Ziel auf, die als Schedule Variance bezeichnet wird (Schedule = Zeitplan, Variance = Abweichung).
Earned Value – Geplanten Kosten = Abweichung vom Zeitplan
oder im anglikanischen Sprachgebrauch:
Earned Value (EV) - Planned Costs (PC) = Schedule Variance (SV)
Beispiel: Der Maler hat nach zwei Stunden nur 1/5 der Wand gestrichen. Damit ergibt sich eine Abweichung vom Zeitplan (SV) von (€20):
SV = (1/5 €100) - (2/5 €100) = (€20)