Republik Freies Wendland
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 53° 1′ N, 11° 20′ O | |
Bundesland: | Niedersachsen | |
Landkreis: | Lüchow-Dannenberg | |
Einwohner: | 300 |
Die Republik Freies Wendland (auch Freie Republik Wendland) wurde 1980 durch eine Initiative der Anti-Atomkraft-Bewegung auf dem Gelände der Tiefbohrstelle 1004 in der Nähe von Gorleben im Wendland (in Niedersachsen) ausgerufen.
Beschreibung
Die sogenannte Republik bestand aus einem provisorischen Hüttendorf einschließlich Grenzübergang mit Schlagbaum und Flagge. Gegen eine Gebühr von 10 DM wurde ein sogenannter „Wendenpass“ ausgestellt und mit einem Einreisestempel versehen. Der Pass war nach eigenen Worten der Besetzer gültig „für das gesamte Universum [...] so lange sein Inhaber noch lachen kann.“[1]
Die Baustelle war bereits seit dem 3. Mai 1980 durch zeitweise rund 5.000 Atomkraftgegner besetzt, die gegen den Bau des Atommülllagers Gorleben protestierten. Am 18. Mai 1980 ging auf einem Turm des besetzten Geländes der Piratensender Radio Freies Wendland auf Sendung. [2]
Am 4. Juni 1980 wurde das Gelände auf Anordnung der von Helmut Schmidt geführten Bundesregierung durch Polizei und Bundesgrenzschutz gewaltsam geräumt. Mehrere Tausend Beamte nahmen an dem Einsatz teil. Bis dahin lebten etwa 300 Menschen ständig und einige Tausend während der Wochenenden in diesem Dorf. Regionale Landwirte unterstützten die Dorfbewohner regelmäßig mit Proviant.
Das Schauspielprojekt in Hannover 2010

Im September 2010 führte das Schauspielhaus Hannover im Hinblick auf den 30. Jahrestag der Räumung des Hüttendorfes ein neuntägiges Projekt unter dem Titel „Republik Freies Wendland – Reaktiviert“ durch. Dazu bauten etwa 50 Schüler aus Hannover, vor allem der IGS Roderbruch, auf dem Ballhofplatz ein Hüttendorf nach dem Vorbild von 1980 auf. Darin wurden zum Thema Atomkraft Theateraufführungen wie etwa Figurentheater vom Bread and Puppet Theater, Musikkonzerte, Vorträge und Diskussionen veranstaltet.[3] Größere mediale Beachtung bekam dieses Projekt durch einen Tortenwurf auf den Grünen-Politiker Jürgen Trittin während einer Podiumsdiskussion.[4]
Nach neun Tagen wurde das Dorf wieder abgebaut. Zwei Holzhütten kamen ins Wendland, um Atomkraftgegnern Unterschlupf zu bieten.[5]
Literatur
- Günter Zint, Caroline Fetscher: Republik Freies Wendland. Eine Dokumentation. Zweitausendeins, Frankfurt am Main 1980.
- Dieter Halbach, Gerd Panzer: Zwischen Gorleben und Stadtleben. Erfahrungen aus 3 Jahren Widerstand im Wendland und in dezentralen Aktionen. AHDE-Verlag, Berlin 1980, ISBN 3-8136-0021-1.
Einzelnachweise
- ↑ DER SPIEGEL, zitiert nach Andreas Baum, „Kernkraftgegner rufen im niedersächsischen Gorleben die "Freie Republik Wendland" aus. Vor 25 Jahren“ im „Kalenderblatt“ des Deutschlandradios Kultur vom 3. Mai 2005
- ↑ "Wir sind die Glücklichen!" Die Freie Republik Wendland NDR, 22. April 2010
- ↑ Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 19. September 2010
- ↑ Spiegel-Online vom 23. September 2010: „Trittin verzichtet auf Anzeige“
- ↑ Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 26. September 2010: „Hüttendorf auf dem Ballhofplatz planmäßig geräumt“
Weblinks
- Fotogalerie Republik Freies Wendland, Dorf 1004 von Günter Zint
- Beschreibung des Hüttendorfes bei Gorleben-Achiv
- Vor 25 Jahren: Kernkraftgegner rufen im niedersächsischen Gorleben die „Freie Republik Wendland“ aus, Andreas Baum im Kalenderblatt des Deutschlandradios Kultur vom 3. Mai 2005
- Gorleben - Das Hüttendorf, Videostream, 7:54 min, Hallo Niedersachsen, NDR, 16. Mai 2010
- Die Verteidigung der „Republik Freies Wendland“ (1980) (Institut für Friedenspädagogik Tübingen e. V.)
- Das Deutsche Historische Museum zur Anti-Atomkraft-Bewegung
- Pass der „Republik Freies Wendland“ (Wendenpass) (Exponat im Haus der Geschichte in Bonn)
- Chronologie der Gorlebener Atomanlagen und des Widerstandes (1977–1997)
- „Bekanntmachung der Republik Freies Wendland gegen Atomwirtschaft und Polizeiwillkür“ vom 21. Oktober 2006
- Widerstand wirkt! Vergangenheit und Zukunft der Freien Republik Wendland von Dieter Halbach und Dieter Schaarschmidt, Oya 04/2010