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Jagdreiten

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Jagdhornbläsergruppe zu Beginn einer Reitjagd
Piköre halten die Meute bei einem Stopp im Kreis

Unter Jagdreiten versteht man das Reiten in geführten Gruppen („Jagdfeldern“) auf einer vorgegebenen Geländestrecke mit natürlichen und angelegten Hindernissen. Anders als die Parforcejagd ist Jagdreiten reiner Pferdesport, es wird also kein Wild gejagt.

Reitjagden werden häufig von einer Jagdhornbläsergruppe begleitet. Die Jagdhornbläser blasen Jagdsignale beim Stelldichein, an gut zugänglichen Stellen der Jagdstrecke, an denen man Hindernisse sehen kann und zu denen die Zuschauer geführt werden. Sie blasen zum Aufsitzen nach der Pause und zum Abschluss der Jagd. Abends nach der Jagd findet in den meisten Reitvereinen ein geselliges „Jagdgericht“ statt, bei dem die Reiter Verstöße gegen die Jagdregeln büßen, indem sie eine Runde spendieren.

Schleppjagd

„Fuchs“ legt eine Schleppe und wird von einem ortskundigen Führer begleitet
Meute folgt der Schleppe und wird von den Pikören begleitet, weiter hinten folgt das erste Jagdfeld

Bei der Schleppjagd verfolgt die Hundemeute eine Duftspur (Schleppe), die von einem „Fuchs“ genannten Mitglied der Equipage gelegt wird.

Jede Meute ist auf eine bestimmte Art von Schleppe trainiert. Das können die Trittsiegel des „Fuchs“-Pferdes sein (beispielsweise Sauerland-Meute), oder eine Duftstofflösung, welche der Fuchs aus einem Kanister an seinem Sattel tropfen lässt (beispielsweise SHC-Meute).

Eine Meute soll spurtreu sein, das heißt, sie soll möglichst nur die gewünschte Schleppe verfolgen und sich nicht von Wildspuren, die immer wieder die Jagdstrecke kreuzen, ablenken lassen. Nachdem die Spur gelegt wurde, sollte möglichst niemand mehr über die Spur reiten, bis die Hunde vorbei sind, da die Hunde dazu neigen, der frischesten Spur zu folgen. Die Meute wird von den Pikören der Equipage begleitet. Mit etwas Abstand folgen die Reiter dem Master in verschiedenen Feldern und überqueren dabei die Hindernisse. Oftmals gibt es ein Springer- und ein Nichtspringerfeld, die jeweils von einem eigenen Feldmaster oder Feld-Pikör geführt werden.

Die Länge der Jangstrecke (meist 15-25 km), sowie Anzahl und maximale Höhe der Hindernisse werden meistens auf der Jagdeinladung bekannt gegeben, damit die Reiter sich und ihre Pferde entsprechend vorbereiten können.

Beim Eintreffen der angemeldeten Jagdreiter/innen werden diese vom Jagdherren/in persönlich begrüsst und die Reiter bedanken sich für die Einladung. Anschliessend wird das Jagdgeld entrichtet und ggf. liegt ein Jagdbuch zur Eintragung vor. Nebenbei erwähnt und selbstverständlich ist, dass bei der Begrüssung die korrekte Jagdkleidung obligatorisch ist.

Beim Stelldichein trifft sich das Jagdfeld meistens auf einer Wiese oder einem grossen Reitplatz. Die Jagdregeln und Besonderheiten der Jagdstrecke werden erklärt. Dann wird im Schritt losgeritten, bis die Pferde warm sind. Auf geeignetem Gelände wird die erste Schleppe für die Hunde gelegt. Die Hunde werden noch von den Pikören im Kreis zusammengehalten, indem sie ihre Hetzpeitschen hin und her bewegen und damit einen imaginären Zaum um die Meute bilden. Wenn der Fuchs genügend Vorsprung hat, werden die Hunde frei gelassen und folgen mit Geläut (Bellen) der Schleppe. Wenn die Hunde sicher auf der Schleppe sind, wünschen sich die Reiter gegenseitig gute Jagd und das Feld folgt den Hunden. Da die Hunde sehr schnell sind, wenn sie einer Spur folgen, wird eine Schleppe im zügigen Jagdgalopp geritten, solange das Gelände es zulässt. Auf der Schleppe befinden sich die Hindernisse. Am Ende der Schleppe sammeln die Piköre die Hunde wieder in einem Kreis. Die Hunde bekommen zu trinken und dürfen eine kleine Verschnaufpause machen (Stopp).

Am Ende der Jagd auf dem Halai-Platz ziehen die Reiter den rechten Handschuh ab, schütteln sich gegenseitig die Hand und sagen dazu "Halàli Halàli". Man versucht (neuzeitlich) möglichst vielen MitreiterInnen die Hand zu schütteln. Ursprünglich wurde nur mit dem Handschuh "gewunken", was auch den Vorteil hatte, Unfälle durch z. B. schlagenden Pferde zu vermeiden. Die Reiter stellen sich im Kreis um Hunde und dem Jagdherrn/in, der noch einige Worte zum Jagdtag spricht.Danach steigen die Reiter, zum Dank an die Hunde, ab und die Hunde erhalten ihr Curée, meistens einige Rinderpansen. Jeder Reiter bekommt vom Jagdherren/in einen Bruch mit den Worten "Waidmanns Heil" gereicht und nimmt ihn mit "Waidmanns Dank" entgegen. Jagdhornbläsergruppe runden mit "Fuchs Tot" oder "Halali" die Schleppjagd ab. Danach können die ReiterInnen wieder aufsitzen und nach Hause reiten. Versorgen ihre Pferde bzw. und Hunde.
Natürlich darf nach keiner Jagd der gesellige Teil das Schüsseltreiben nicht fehlen, damit die gewonnen Eindrücke nochmal verabeitet werden können, neue Freund gewonnen und künftige Schleppjagdtermine ausgetauscht werden.

Fuchsjagd

Eine Fuchsjagd wird ohne Hunde geritten. Wiederum reitet der „Fuchs“ voraus. Die Rolle des Fuchses übernimmt zum Beispiel der erfolgreiche Jäger des Vorjahres oder der einladende Jagdherr. Die Reiter folgen dem Master in verschiedenen Feldern und überqueren dabei die Hindernisse. Am Ende der Jagd findet ein Fuchsschwanzgreifen statt. Das Fuchsschwanzgreifen kann auf verschiedene Art und Weise durchgeführt werden.

Fuchsschwanz an der Schulter

Der Fuchsschwanz kann an die Schulter des Fuchses geheftet sein. Nach dem Hornsignal „Jagd frei“ dürfen die Reiter den Master überholen und versuchen den Fuchsschwanz zu greifen. Hierzu muss der Jäger dem „Fuchs“, von der linken Seite kommend, den befestigten Fuchsschwanz abreißen, der „Fuchs“ gilt somit als erlegt.

Fuchsschwanz an einem Busch

Der Fuchsschwanz kann auch am Ende der letzten Galoppstrecke an einen Busch gebunden werden – dann erwischt ihn der Reiter, der ihn rechtzeitig erspäht und als erster geschickt zugreifen kann. Diese Variante ist besonders fair: Da die Reiter im schnellen Jagdgalopp plötzlich vom Fuchsschwanz überrascht werden, gibt es weder Gedränge noch einen Schlusspurt. Der erste Reiter hat keineswegs die besten Chancen, die Trophäe zu bekommen.

Fuchsschwanz an einer quergespannten Leine

Als weitere Variante kann der Fuchsschwanz an einer quergespannten Leine auf einem Stoppelacker aufgehängt werden. Am Ende der Jagd versammeln sich alle Teilnehmer und werden in mehrere ungefähr gleichgroße und gleichschnelle Gruppen eingeteilt (Ponys, Warmblüter, Vollblüter), die sich nacheinander an den Start stellen, auf ein Zeichen hin losgaloppieren und versuchen den Fuchsschwanz zu greifen. Bei dieser Variante werden mehrere Fuchsschwänze verteilt.

Bogenreiten

Eine andere Art des „Jagdreitens“ ist das Bogenreiten bzw. berittene Bogenschießen.

Siehe auch