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Vereinigtes Baltisches Herzogtum

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Vereinigtes Baltisches Herzogtum
[1] ?
Flagge BaltikumsWappen Baltikums
Das Baltikum
AmtsspracheDeutsch
HauptstadtRiga
RegentAdolf Pilar von Pilchau
Fläche? km²
Einwohnerzahl?
Gründung22. September (5. November) 1918
Währung22. September 1918 (Deutschland)
Nationalhymne?

Vereinigtes Baltisches Herzogtum (22. September 1918 - 28. November 1918). Die Kaiserlich-deutsche Armee eroberte am 3. September 1917 die bis dahin zu Russland gehörende lettische Stadt Riga. Wie bereits zuvor bei der provisorischen russischen Regierung sollte auch die Haltung der deutschen Okkupanten von einer weitgehenden Unterschätzung des Nationalitätenproblems bestimmt sein. Während die lettischen Bolschewiki die Vereingung mit Sowjetrussland wollten, und lettische Sozialdemokraten, Liberale und konservative Bauern für einen unabhängigen Staat eintraten, erstrebten die konservative lettische Volkspartei und ein Teil der Deutsch-Balten den Anschluss an das Deutsche Kaiserreich an. Die deutsche Besatzungspolitik bestand aus einem Geflecht von Sicherheitserfordernissen und imperialistischen Herrschaftsansprüchen. Die annexionistischen Ziele sollten mit Hilfe des Landadels Masssenansiedlung deutscher Bauern und einer zielgerichteten Schulepolitik sollten lettische und estnische Kultur assimiliert werden. In Riga gelang es aber der lettischen städtischen Bildungsschicht zusammen mit deutschbaltischen Pädagogen die lettische Sprache an allen Schulen zu erhalten. Gleiches gelang deutschbaltischen und estnischen Lehrern Anfang 1918 in Estland. Die deutschbaltische Führungsschicht verband sich jedoch eng mit der deutschen Okkupationspolitik. So kämpfte sie nicht nur gegen die Bolschewiken, sondern auch gegen die Errichtung selbstständiger demokratischer baltischer Staaten. Da sie sich als "Träger der ältesten Kultur im Lande" sahen, wollten sich ihre Angehörigen auch weiterhin die Führung sichern. Sie versuchten ein einheitliches baltisches Herzogtum zu bilden und wandten sich mit einem Hilfeersuchen an den deutschen Kaiser. Einsprüche der Esten und Letten wurden nicht berücksichtigt. Im September 1918 erkannte Wilhelm II Die Selbstständigkeit des baltischen Herzogtums an und am 5. November 1918 wurde es in Riga ausgerufen. Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg sollte in Personalunion auch die Krone des neuen "Vereinigten baltischen Herzogtums" tragen. Bis zu seiner Ankunft sollte er von einem 10-köpfigen "Regentschaftsrat" unter Führung des livländischen Landmarschalls, Baron Adolf Pilar von Pilchau, vertreten werden.

Im Frieden von Brest-Litowsk (3. März 1918) verzichtet Sowjetrussland u. a. auf seine Hoheitsrechte in Kurland, dessen künftige Verhältnisse vom Deutschen Reich im Einvernehmen mit den dortigen Völkern nach dem Selbstbestimmungrecht gelöst werden sollen. Estland und Livland bleiben vorläufig von deutscher Polizeimacht besetzt. Das unter ritterschaftlicher Führung stehende Gremium, das auch als "Vereinigter Landesrat" bezeichnet wurde, beschloss zudem am 12. April 1918, den Deutschen Kaiser zu bitten, das Baltische Herzogtum unter den Schutzdes Deutschen Reiches zu stellen. Derartige Pläne offenbarten den illusionären Charakter der damaligen deutschen Ostpolitik und der politischen Hoffnungen deutschbaltischer Führungskräfte.