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Thüringer Schiefergebirge

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Thüringer Schiefergebirge

Großer Farmdenkopf
Großer Farmdenkopf

Großer Farmdenkopf

Höchster Gipfel Großer Farmdenkopf (868,7 m ü. NN)
Lage Thüringen (Deutschland)
Teil des Thüringisch-Fränkischen Mittelgebirges
Einteilung nach Bundesanstalt für Landeskunde; BfN
Thüringer Schiefergebirge (Thüringen)
Thüringer Schiefergebirge (Thüringen)
Koordinaten 50° 30′ N, 11° 10′ OKoordinaten: 50° 30′ N, 11° 10′ O
Gestein Schiefer
Alter des Gesteins Paläozoikum

Das Thüringer Schiefergebirge, auch Thüringisches Schiefergebirge genannt, ist ein maximal 869 m ü. NN hohes Mittelgebirge in Thüringen, Deutschland.

Geographie

Das Thüringer Schiefergebirge schließt sich südöstlich an den Thüringer Wald an und reicht als naturräumliche Einheit bis zum oberen Saaletal im Bereich der Saaletalsperren. Der überwiegende Anteil der Gebirgsfläche liegt im Freistaat Thüringen, im äußersten Norden des Landkreises Kronach ein sehr kleinräumiger Anteil im Freistaat Bayern. Das Thüringer Schiefergebirge wird von Teilen der Naturparks Thüringer Wald, Frankenwald und Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale eingenommen. Das Gebirge umfasst sehr unterschiedliche Landschaften: das hohe Schiefergebirge mit der Rennsteigregion, der Saalfelder Höhe und der Raanz, die Schwarza- und die Sormitz-Talauen, das wellige ostthüringer Schiefergebirge und das obere Saaletal. Geomorphologisch zählen das flachwellige Oberland im thüringischen Vogtland und das Plothener Teichgebiet ebenfalls zu diesem Gebirgszug. Der höchste Berg ist der Große Farmdenkopf (869 m ü. NN).

Vom Thüringer Wald erstreckt sich das Thüringer Schiefergebirge als Teil eines in südöstliche Richtung verlaufenden Mittelgebirgszuges bis zum Frankenwald. In nordöstliche Richtung zum sächsischen Erzgebirge hin schließt sich das Vogtland mit dem Elstergebirge an. Das Thüringer Schiefergebirge ist eine etwa 300 m bis 500 m ü. NN hohe, flachwellige Mittelgebirgs-Rumpffläche. An der Nordostflanke flacht sie allmählich zum Vorland des Thüringer Beckens hin ab. Am Gebirgskamm, dem Rennsteig, erreichen die Berge Höhen zwischen 700 m und über 860 m ü. NN. Seine Ausdehnung beträgt etwa 75 km in Ost-West-Richtung und 50 km in Nord-Süd-Richtung.

Im Unterschied zum Kammgebirge Thüringer Wald sind besonders im Kammbereich langgestreckte, hochflächenartige Bergrücken mit steilen Hängen und tief eingeschnitte Täler typisch. Im Gebiet der steilwandigen Täler von Schwarza und Saale erreichen die Höhenunterschiede zwischen Hochfläche und Talsohle oft 300 m und mehr, was für ein Mittelgebirge recht viel ist. Besonders charakteristische Landschaftsmerkmale sind Diabaskuppen (wie der Pöhlde oder der Hübel) mit ihren Waldschöpfen. Sie bestehen aus vulkanischen Gesteinen, Diabasen, die härter als das umgebende Gestein sind und deshalb langsamer verwittern, wodurch die typischen Kuppen entstehen.

Trotz der Unterschiedlichkeit der beiden Gebirge wird als touristische Bezeichnung oft der bekanntere Begriff Thüringer Wald für die Gesamtheit der in Thüringen liegenden Teile der Gebirgskette gebraucht. Zum Frankenwald gibt es geomorphologisch keine klare natürliche Abgrenzung. Zur Grenzziehung wird allgemein die Steinacher Flexur herangezogen, ein geschwungener Rodungsstreifen, der dem Passabschnitt („Biel“) GräfenthalSonneberg eines mittelalterlichen Handelswegs von Leipzig über Saalfeld nach Nürnberg und den in seinem Verlauf angelegten Rodesiedlungen folgt.

Städte

Verschieferte Häuser wie hier in Gehren prägen in zahlreichen Orten im Schiefergebirge das Ortsbild

Größere Städte im Thüringer Schiefergebirge sind Saalfeld/Saale und Bad Blankenburg am Nordrand, Neuhaus am Rennweg in Kammlage, Sonneberg am Südrand und Bad Lobenstein im Osten am Übergang zum Vogtland und zum Frankenwald bei Blankenstein.

Verkehr

Die Fernverkehrswege A 73 im Westen und A 9 im Osten erschließen das Gebiet. Das Thüringer Schiefergebirge wird von der B 281 Eisfeld – Saalfeld, der B 85 Kronach – Saalfeld und der B 90 Lobenstein – Saalfeld durchquert.

Auf dem Streckenabschnitt Lichtenfels–Saalfeld durchquert die Fernstrecke Frankenwaldbahn das Gebirge. Von den Hauptbahnen aus führen einige Nebenbahnen in das Thüringer Schiefergebirge, im Nordwesten die Schwarzatalbahn Rottenbach–Katzhütte, an die die Oberweißbacher Bergbahn angebunden ist, und im Südwesten die Hinterlandbahn Eisfeld–Sonneberg, die wie die daran anschließende Steinachtalbahn/Rennsteigbahn Sonneberg–Neuhaus am Rennweg von der Südthüringenbahn betrieben wird. Im Osten des Thüringer Schiefergebirges führen die Sormitztalbahn Hockeroda–Unterlemnitz und die Thüringische Oberlandbahn Ebersdorf-Friesau–Blankenstein in das Gebirge. Die ICE-Schnellfahrstrecke Nürnberg–Erfurt wird durch das Thüringer Schiefergebirge geführt und wird es unter anderem im Tunnel Bleßberg unterqueren, allerdings ohne Halt in der Region.

Klima und Natur

Der östliche Teil des Rennsteigs verläuft zum Teil auf der Kammlinie des Thüringer Schiefergebirges, teilweise über den Frankenwald

Aufgrund der Querriegelwirkung des Thüringer Schiefergebirges zur europäischen Hauptwetterrichtung ist das Klima in den Höhenlagen sehr rau. Typisch sind hier kalte, feuchte Sommer und lange und schneereiche Winter, in denen Tiefsttemperaturen erreicht werden können, die in einem mitteleuropäischen Mittelgebirge in dieser Höhe über NN nicht unbedingt zu erwarten sind. Dadurch ist insbesondere in den Kammlagen am Rennsteig eine für Mitteldeutschland überdurchschnittliche Schneesicherheit gegeben, die über einen relativ langen Jahreszeitraum Wintersport und naturnahen Wintersporttourismus ermöglicht. Dementsprechend werden auf den Wanderwegen rund um den Rennsteig im Winter Loipen gespurt. Oberhalb von Steinach befindet sich mit der Skiarena Silbersattel das größte alpine Skigebiet Thüringens.

Neuhaus am Rennweg hält auch den deutschen Rekord der längsten durchgängigen Nebelperiode; diese dauerte 242 Stunden oder 10 Tage und war im Mai 1996. [1] Durch Stau der hohen Niederschlagsmengen sind stellenweise Hochmoore entstanden. Davon abgesehen dominieren großflächig zusammenhängende Fichtenbergwälder die Vegetation, die forstwirtschaftlich genutzt werden, als naturferne Monokultur aber krankheits- und windbruchanfällig sind. Nur an wenigen Steilhängen finden sich noch Buchenhaine, Laub- und Mischwälder, seltener Lärche, Preiselbeere, Heidelbeere und Waldsauerklee. Auf den Bergwiesen aus Borstgrasrasen und Goldhafer gibt es vereinzelte Vorkommen der Besenheide und selten auch der Arnika. Brachliegende Ackerterassen sind mit Sauerampfer durchsetzt. Die ausgedehnten Wälder bieten Rückzugsmöglichkeien für große Populationen von jagdbarem Großwild, wie Rothirsch, Reh und Wildschwein, für Rotfuchs, Eichelhäher und Waldkauz. In geeigneten Habitaten lebt die Rote Waldameise. Das feuchte Klima bietet gute Bedingungen für reiche Vorkommen verschiedener Pilze, wie Maronenröhrling, Fichtensteinpilz, Krause Glucke u. a. und Moose, auch Isländisches Moos findet sich hier.

Im Gegensatz dazu ist das Klima in den geschützten Tallagen deutlich milder. Sie sind Lebensraum seltener Pflanzen und Tiere, wie Auerhuhn und Wasseramsel. In den Gewässern sind oft Bachforelle und Schleie zu finden. Für die Feuchtwiesen ist der Ackerschachtelhalm typisch. In der vorwiegend landwirtschaftlich genutzten offenen Landschaft der welligen Hochflächen des ostthüringer Schieferbirges, den flachen Talmulden und den großflächigen Rodungsinseln, kommt der Feldhase vor. Fledermäuse, wie das Große Mausohr, nutzen verlassene Stollen als Überwinterungsquartier. Charakteristisch für diesen Naturraum sind schöne alte Alleen.

Geologie

Blick vom Thüringer Schiefergebirge auf das südliche Buntsandsteinvorland

Wie der Name vermuten lässt, besteht das Thüringer Schiefergebirge größtenteils aus Schiefergestein. Obwohl dieses Gebiet ähnlich aufgebaut ist wie der Harz, fehlt doch die scharfe Begrenzung durch Verwerfungen. Fast ringsum besitzt das Gebiet allmähliche Übergänge zu seiner Umgebung. Bei den auftretenden Gesteinen handelt es sich um Gesteine des Paläozoikums (Erdaltertum), also aus Ordovizium, Silur, Devon und unterem Karbon. Die wichtigsten sind: Tonschiefer, Alaunschiefer, Kieselschiefer, Kalksteine, Sandsteine, Grauwacken, Diabase, Spilite und vulkanische Trümmergesteine. Einzigartig sind die gefalteten Ablagerungen aus dem Erdaltertum in den Katzhütter Schichten bei Katzhütte.

Verkarstungsfähiger Kalkstein, und damit Höhlenbildung, gibt es immer nur in einzelnen, kleinräumigen Gebieten. Dadurch ist natürlich auch die Anzahl der Höhlen recht gering.

Geotope

Die „Steinerne Rose“, Diabasformation bei Saalburg

Gewässer und Wasserkraft

Die Talsperre Leibis-Lichte

Die bedeutendsten Fließgewässer im Thüringer Schiefergebirge sind die Saale und ihre Nebenflüsse Schwarza, Loquitz und Sormitz. Aber auch die Werra zum einen und zum anderen die Itz und die Steinach entspringen hier. Dadurch haben die Gewässer im Thüringer Schiefergebirge Anteil an den drei großen Flusssystemen Saale-Elbe, Werra-Weser und Main-Rhein. Der Dreistromstein bei Siegmundsburg symbolisiert das.

Im Saaletal befinden sich zwei der größten Talsperren Deutschlands, die den Hohenwarte- und den Bleiloch-Stausee anstauen. Im Schwarzatal befindet sich das Pumpspeicherwerk Goldisthal, das größte Pumpspeicherkraftwerk Europas, das 2003 eröffnet wurde. Im Zentrum des Thüringer Schiefergebirges, nur etwa 10 km von Goldisthal entfernt, liegt bei Unterweißbach die Talsperre Leibis-Lichte, die mit 102,5 m Höhe über die zweithöchste Staumauer Deutschlands verfügt. Sie wurde zwischen 2002 und 2006 errichtet und dient der Trinkwasserversorgung Ostthüringens.

Berge (Auswahl)

Bleßberg von Schalkau aus gesehen
Das Bleßbergplateau

Zu den Bergen des Thüringer Schiefergebirges gehören − mit Höhe in Meter über Normalnull (NN):

  1. Großer Farmdenkopf (869 m), Landkreis Sonneberg
  2. Kieferle (868 m), Landkreis Sonneberg
  3. Bleßberg (865 m), Landkreis Sonneberg/Landkreis Hildburghausen
  4. Dürre Fichte (861 m), Landkreis Sonneberg
  5. Eselsberg (842 m), Landkreis Hildburghausen, Thüringer Wald/Thüringer Schiefergebirge
  6. Fellberg (842 m), Landkreis Sonneberg
  7. Pechleite (839 m), Landkreis Hildburghausen
  8. Hoher Schuß (824,6 m), Landkreis Saalfeld-Rudolstadt
  9. Langer Berg (808 m), Ilmkreis
  10. Hettstädt (808 m), Landkreis Saalfeld-Rudolstadt
  11. Rauhhügel (801,9 m), Landkreis Saalfeld-Rudolstadt
  12. Wetzstein (792 m), Landkreis Saalfeld-Rudolstadt
  13. Spitzer Berg (790 m), Landkreis Saalfeld-Rudolstadt
  14. Grendel (787 m), Landkreis Hildburghausen
  15. Meuselbacher Kuppe (786 m), Landkreis Saalfeld-Rudolstadt
  16. Kirchberg (Oberweißbach) (785 m), Landkreis Saalfeld-Rudolstadt
  17. Simmersberg (781 m), Landkreis Hildburghausen, Thüringer Wald/Thüringer Schiefergebirge
  18. Himmelsleiter (774,1 m), Landkreis Saalfeld-Rudolstadt
  19. Töpfersbühl (762,6 m), Landkreis Saalfeld-Rudolstadt
  20. Kirchberg (Reichmannsdorf) (723,5 m), Landkreis Saalfeld-Rudolstadt
  21. Quittelsberg (709 m), Landkreis Saalfeld-Rudolstadt
  22. Bocksberg (Judenbach) (696,5 m), Landkreis Sonneberg
  23. Ratzenberg (678 m), Landkreis Kronach
  24. Auf der Heide (668 m), Landkreis Saalfeld-Rudolstadt
  25. Barigauer Höhe (666 m), Landkreis Saalfeld-Rudolstadt
  26. Zipptanskuppe (657 m), Landkreis Saalfeld-Rudolstadt
  27. Erbisbühl (638 m), Landkreis Sonneberg
  28. Talberg (600,8 m), Landkreis Saalfeld-Rudolstadt
  29. Ziegenberg (460 m), Landkreis Saalfeld-Rudolstadt

Zu diesen und weiteren Bergen siehe Absatz Thüringer Schiefergebirge und Thüringer Wald des Artikels Liste der Berge in Thüringen.

Impressionen

Einzelnachweise

  1. http://www.dwd.de/de/wir/Interessantes/Rekorde/Nebel/brd.html


Siehe auch

Literatur

  • Ernst Kaiser: Thüringerwald und Schiefergebirge, 2. verb. und erg. Aufl., Gotha 1955.
  • Adolf Hanle (Hrsg.): Thüringer Wald und Schiefergebirge, Mannheim u.a. 1992. ISBN 3-411-07191-5