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Psychiatrie

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Psychiatrie ist das Gebiet der Medizin, das sich mit der Diagnostik, Therapie und Prävention der psychischen Krankheiten befasst. Unter psychischen Krankheiten versteht man Erkrankungen, deren Symptome und Zeichen sich im psychischen Bereich (Wahrnehmung, Denken, Gedächtnis, Affektivität, Antrieb, Verhalten) äußern. Es gibt psychische Krankheiten, welche eine diagnostizierbare körperliche Ursache haben. Ebenso gibt es psychische Krankheiten, deren Ursachen nur unvollständig bekannt sind. Ein Teil der psychischen Erkrankungen und Störungen ist vorwiegend biologisch bedingt, ein anderer Teil beruht auf komplexen Wechselwirkungen zwischen biologischen und psychosozialen Faktoren.

Der Begriff "Psychiatrie" wird auch für psychiatrische Krankenhäuser bzw. deren geschlossene Abteilungen verwendet.

Diagnostik

Die Diagnostik psychischer Erkrankungen schließt typischerweise folgende Maßnahmen ein:

  • Umfangreiche Anamnese (ausführliche Befragung des Patienten) hinsichtlich
    • Beschwerden und deren Beginn und Verlauf
    • psychosozialer Umstände
    • bekannter aktueller und früherer Krankheiten/Behandlungen
    • Einnahme von Medikamenten und Rausch-/Genußmitteln
    • psychischer Erkrankungen in der Familie
  • Psychopathologischer Befund: die Beurteilung der psychischen Symptomatik des Patienten durch den Arzt nach Vorhandensein/Nichtvorhandensein von
    • Bewußtseins- und Orientierungsstörungen
    • Halluzinationen
    • formalen und inhaltlichen Denkstörungen, z.B.
      • Wahnvorstellungen
      • Gedächtnisstörungen
      • Störungen in Affektivität und Antrieb
      • Suizidalität
  • Medizinisch-körperliche Untersuchung mit ausführlicher neurologischer Untersuchung
  • Laborbefunde (Untersuchung von Blutwerten zum Ausschluss von Stoffwechselstörungen, die psychische Störungen verursachen können)
  • Bildgebende Untersuchungen (meist Computertomografie oder Magnetresonanztomografie des Kopfes)

Zusätzlich werden manchmal herangezogen

  • Fremdanamnese (Befragung von Angehörigen oder Freunden des Patienten, um Auskünfte über den Patienten, sein Verhalten oder Verhaltensänderungen zu erhalten)
  • Labor-Screening nach Hinweisen auf Rauschgifteinnahme
  • Ableitung der Hirnströme (EEG)
  • Andere Untersuchungen (z. B. EKG)
  • Psychologische Tests
    • Hirnleistungstests (Gedächtnis, Denkvermögen)
    • Persönlichkeits- oder Intelligenztests

Aus der Gesamtbeurteilung der Ergebnisse ergibt sich die Diagnose. Häufige psychische Erkrankungen bzw. Störungen sind:

Einen großen Teil der psychiatrischen Erkrankungen im stationären Bereich der Psychiatrie stellen die Psychosen dar. Dies sind Geisteskrankheiten im ursprünglichen Sinn des Wortes. Der Begriff umfasst die Schizophrenien, polymorphen Psychosen, wahnhaften Störungen, Manien, psychotische Depressionen sowie eine Vielzahl verschiedener hirnorganisch bedingter psychischer Störungen.

Psychiatrische Notfälle sind: akuter Erregungszustand unterschiedlicher Ursachen (akute Belastungsreaktion, akute Psychose), Suizidalität, Stupor, Delir und Verwirrtheitszustände.

Therapie

Entsprechend den unterschiedlichen und komplexen Ursachen psychischer Erkrankungen ist auch die Therapie komplex. Psychische Erkrankungen mit diagnostizierbarer körperlicher Ursache werden – soweit möglich – ursächlich behandelt. Ansonsten besteht ein Spektrum an Behandlungsmöglichkeiten. Die wichtigsten Therapieformen sind die medikamentöse Behandlung mit Psychopharmaka, die verschiedenen psychotherapeutischen Verfahren sowie soziotherapeutische Maßnahmen. Die Auswahl bzw. Kombination dieser Maßnahmen hängt von der Diagnose und der Krankheitsphase ab. Bei bestimmten Indikationen kommen gelegentlich noch andere Therapien zum Einsatz, z.B. die Elektrokrampftherapie, Schlafentzugstherapie und Lichttherapie. Ergotherapie und Physiotherapie kommen ebenfalls in der Psychiatrie als wichtige unterstützende Behandlungen zur Anwendung.

Relation Psychiatrie - Neurologie

Die Neurologie ist ein der Psychiatrie nah verwandtes Gebiet der Medizin. Psychiatrie und Neurologie fasst man unter dem Begriff Nervenheilkunde zusammen. Unter einem Nervenarzt versteht man normalerweise einen Facharzt für Neurologie und Psychiatrie. Die Neurologie ist das Fachgebiet von den organischen Erkrankungen des zentralen, peripheren und vegetativen Nervensystems, bei denen psychische Störungen nicht im Vordergrund stehen.

Fachbereiche der Psychiatrie

Allgemeinpsychiatrie

Dies ist der klinische Teil des Faches, welcher sich mit den psychischen Erkrankungen und Störungen des Erwachsenenalters beschäftigt. Die Akutpsychiatrie behandelt psychiatrische Notfälle.

Gerontopsychiatrie

Die sog. Alterspsychiatrie ist die Lehre von den psychischen Krankheiten im Alter.

Forensische Psychiatrie

Sie befasst sich mit der Behandlung und Begutachtung von psychisch kranken Straftätern (siehe auch Maßregelvollzug.

Kinder-und Jugendpsychiatrie

Diese auch Pädopsychiatrie genannte Subdisziplin ist ein eigenständiges medizinisches Fachgebiet geworden. Sie befasst sich mit den psychischen Erkrankungen vom Säuglingsalter bis zur Adoleszenz.

Psychosomatische Medizin

Die psychosomatische Medizin ist z. T. aus der Psychiatrie hervorgegangen, stellt aber ein eigenes Fachgebiet dar. Sie beschäftigt sich mit Erkrankungen, bei denen Wechselwirkungen zwischen psychischen und körperlichen Faktoren wesentlich sind.

Bekannte Psychiater