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Horst Streckenbach

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Horst Heinrich Streckenbach , genannt »tattoo Samy«, war ein deutscher Tätowierer und Piercer. »Samy« Streckenbach gehörte zu den bedeutenden Tätowierern, „ohne die die Geschichte der Tätowierung in Deutschland nicht denkbar wäre“.[1]

- Bilder von der Person H.H. Streckenbach werden erst ab 2001 eingefügt (10 Jahre nach dem Ableben der Person) -

zur Person

Horst Heinrich »Samy« Streckenbach, wurde am 5. August 1929 in Weißwasser/Oberlausitz geboren, und verstarb am † 27. Juni 2001 in Frankfurt am Main.

Im zweiten Weltkrieg wurde Streckenbach verwundet und verlor dabei sein Augenlicht. Nach seiner Entlassung aus britischer Kriegsgefangenschaft erlangte er nach einer Operation die Sehkraft wieder zurück. Er verblieb in Großbritannien, lernte Daniel George Leslie Skuses [2] (britischer Tätowierer 1938-2009) kennen, und über ihn Lyle Tuttle [3], der Streckenbach näher mit der Tätowiererei vertraut machte; erst Ende der 40er Jahre kehrte Streckenbach zurück nach Deutschland.[4]

Karriere als Tätowierer

Tätowieren "von Hand"

Bereits in der britischen Kriegsgefangenschaft begann Horst "Samy" Streckenbach mit dem Tätowieren. Wie viele Tätowierer Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts, begann Streckenbach mit einfachsten Mitteln (sog. Handstecherei) zu tätowieren.
Nach dem Krieg waren Willy Spiegel und Martin Ahlers im Zirkuswagen, Hamburg - Samy Streckenbach, Frankfurt - Henry Dicksen "Dr. Dietz", Hamburg[5], die wenigen übriggebliebenen Tätowierer, und im Jahr 1947 ließ Streckenbach sich als zweiter Berufstätowierer offiziell registrieren. Durch seine Ansiedlung in Frankfurt am Main hatte er sehr schnell engen Kontakt zu den US-Amerikanischen Besatzungstruppen, und sich damit auch einen guten Kundenkreis schaffen können.
"Seinen besonderen Ruf erlangte Samy, weil er alles anders machte als die anderen. Samy war auch der einzige, der damals schon Intimpiercing machte. Für Freunde der Körpermodifikation war Samy daher viele Jahre lang ein absolutes Muß. Auch wenn seine Motivauswahl - maritim und traditionell - nicht revolutionär war, so war Samy doch über viele Jahre der einzige deutsche Tätowierer, der auch im Ausland tätowierte; insgesamt 38 mal besuchte er allein die USA."[6]

Streckenbach der "Techniker"

Streckenbach-Schüler Manfred Kohrs 1976 mit der Streckenbach / Kohrs Tätowiermaschine

"Seine Tätowiermaschinen baute er bis zuletzt selbst. Sie unterschieden sich gewaltig von den gängigen Modellen, die Samuel O'Reilly [7] sich hatte patentieren lassen."[8]

Der gelernte Mechaniker Streckenbach setzte von Beginn an auf eine Tätowiermaschine mit einem rotierenden Antrieb. Manfred Kohrs, der bei Streckenbach das Tätowieren erlernt hatte[9], entwicklte die "Urmaschine" weiter, sodass 1978 das Endmodell fertig war. Auch das Zubehör zu den Maschinen, sowie weiteres Equipment für sein Studio, fertigte Streckenbach in seiner kleinen Werkstatt, die dem Studio angegliedert war, an.

Verbandsarbeit

Im Jahr 1977 lud der Streckenbach-Schüler Manfred Kohrs alle in Deutschland gewerblich gemeldeten Tätowierer -darunter auch Herbert Hoffmann und Theodor Vetter »Tattoo Theo«- zu einem Informationstreffen nach Hannover ein. "Zu jener Zeit gab es im gesamten Bundesgebiet lediglich 14 selbstständig tätige Tätowierer" [10].[11].  

Zweck dieses Treffens war die Gründung einer nationalen Vereinigung, um anschließend technische und hygienische Standarts einzuführen; Streckenbach und Kohrs waren zur damaligen Zeit die einzigen deutschen Tätowierer, die einen Autoklaven zur Sterilisation der Geräte einsetzten.
Das Treffen in Hannover verlief weitgehend ergebnislos, sodass Streckenbach sich mehr auf internationale Vereinigungen konzentrierte. Er engagierte sich zunächst im National Tattoo Club of the World [12][13] sowie bei der E.T.A.A.-European Tattoo Artist Association.
Die erste „Convention“ des National Tattoo Club of the World wurde vom 23. - 25. März 1979 im Cosmopolitan Hotel in Denver, Colorado abgehalten. Nach diversen Vorträgen von Terry Wrigley [14], Peter Tat 2 Poulos, Diane Poulos, Don Ed Hardy[15], Bob Shaw[16], Big Walt Kilkucki, Painless Jeff Baker, Dave Yurkew, and Arnold Rubin & Jan Stussy, präsentierte Streckenbach eine Show mit tätowierten Leuten.[17] Streckenbach und der Präsident der E.T.A.A.,Terry Wrigley (1932-1999)[18], haben in der Zeit vom 17. bis 19. Oktober 1980 in Frankfurt am Main die erste "Tattoo Convention" auf deutschem Boden veranstaltet.

Piercing

Barbell mit Außengewinde

Auf einer seiner frühen Reisen -1975- in die USA lernte Streckenbach Jim Ward [21] kennen, der seit 1967 mit Piercing experimentierte. Streckenbach hatte aufgrund seiner Mechaniker-Ausbildung nicht nur seine eigenen Tätowiermaschinen konstruiert, sondern auch Körperschmuck aus einem Metallstift und Kugeln mit Gewinde angefertigt. Hiervon ließ sich Ward inspirieren [22], und im weiterem Verlauf entstand das Barbell (Piercing).


Kunst

Am 7. Oktober 1975 traf Streckenbach, anlässlich einer Lifesendung von aspekte des ZDF, im Kunstverein Hannover auf Timm Ulrichs.Ulrichs hatte einige "Old Skool" Tätowiermotive auf Leinwand ausgestellt, und Streckenbach tätowierte seinen Schüler Manfred Kohrs vor der Kamera.[23] In den folgenden Jahren realisierte Ulrichs zusammen mit Streckenbach und Kohrs -der selbst auch Mitglied im Kunstverein Hannover war- einige künstlerische Projekte.[24]
»tätowierungen interpretieren menschliche haut als schreib- und mal-fläche, als ‚shaped canvas‘, die auf den skelettrahmen des körpers hauteng und hautnah aufgespannt ist. kunst und literatur, so auf den leib geschrieben und ins fleisch geschnitten, sind da tatsächlich fleisch geworden in unmittelbarer, einfleischender ‚inkarnation‘: "das wort ward fleisch" (joh. 1, 14). ein ‚bild-träger‘, der auf diese weise ein für allemal gezeichnet und gekennzeichnet ist, trägt seine (kunst-)haut allemal bekenntnishafter zu markte als ein normaler kunstsammler, der sich von seinen bildern leicht wieder trennen kann.« [25]
Im Jahr 1976 trat Ulrichs über Streckenbach an Manfred Kohrs in Hannover heran, um sich im Rahmen eines Kunstprojektes das Wort "Ende" auf ein Augenlied tätowieren zu lassen.[26] "Mein Leben wird von der Geburt bis zum Tod ununterbrochen gefilmt", plante Ulrichs 1961. Auf sein rechtes Augenlid ließ er sich 1976 die Worte "The End" tätowieren – der Abspann für den ultimativ letzten Film.[27]

Medizinische Kooperationen

Im Jahr 1983 trat eine Klinik für Plastische Chirurgie an Streckenbach heran, um für eine Brustrekonstruktion den Brustwarzenvorhof zu tätowieren.

Das Ende eines "Vorreiters"

"Für alteingesessene Tätowierer ist Streckenbach heute ein tragisches Symbol für die Schwierigkeiten, mit denen die Tätowierer - nicht nur - in Deutschland viele Jahre zu kämpfen hatten. So war er zwar der einzige Tätowierer, der vom Finanzamt als »Künstler« eingestuft worden war und dementsprechend nur einen verringerten Steuersatz.[28] Nach zehn Jahren wurde ihm dieser günstige Status aber Ende der 1980er rückwirkend aberkannt. Plötzlich hatte er Steuern in Höhe von über 100.000 Mark zurückzuzahlen. Sein Tattoo-Studio in Frankfurt ging Pleite. Nach dem Tod seiner zweiten Frau lebt er heute nicht nur von der Sozialhilfe, sondern auch schwer krank in seiner kleinen Wohnung. Auf der Convention in Frankfurt im Mai 2000 haben die Tätowierer, allen voran sein alter Freund Lyle Tuttle, mit einer großangelegten Spendenaktion ihrem einstigen Idol geholfen." [29] Elf Monate später verstarb Horst Heinrich Streckenbach im Alter von 72 Jahren.

Einzelnachweise

  1. [[1]]
  2. [[2]]
  3. [[3]]
  4. Vgl. Marcel Feige, Das Tattoo-und Piercing Lexikon, S. 281, ISBN 3-89602-209-1.
  5. Diese Aufzählung ist nicht zwingend vollständig
  6. Marcel Feige,»ungekürztes Zitat«, Das Tattoo-und Piercing Lexikon, S. 282, ISBN 3-89602-209-1.
  7. [[4]]
  8. Vgl. Marcel Feige,»ungekürztes Zitat«, Das Tattoo-und Piercing Lexikon, S. 282, ISBN 3-89602-209-1.
  9. Vgl. M.Carstens, HAZ Ausg. Ost, S.2, 23. April 1981, "Tätowieren - eine besondere Kunst / Manfred Kohrs"
  10. Vgl. Frank-Peter Finke-Oltmanns, Tätowierungen in modernen Gesellschaften, Dissertation 1996.
  11. Vgl. Bundessozialgericht, Az.: B 3 KS 2/07 R Urteil vom 28.02.2007
  12. [[5]]
  13. 1984 durch Mitgliederbeschluss umbenannt in National Tattoo Association, N.T.A.
  14. http://www.terrystattoostudio.com/aboutus/history/history.html
  15. http://en.wikipedia.org/wiki/Don_Ed_Hardy
  16. http://www.tattooarchive.com/history/shaw_bob.htm
  17. [[6]]| Absatz 11
  18. [[7]]
  19. [[8]]
  20. [[9]]
  21. [[10]]
  22. [[11]]
  23. ZDF Programmservice.
  24. NaNa Hannover, Nr.36/37, -Portrait eines Künstlers- Manfreds Bilder fahren Straßenbahn, 23. Dezember 1982.
  25. Timm Ulrichs, »ungekürztes Zitat« Mappenwerk internationale Standardmotive aus Muster- und Vorlagebüchern der Tätowierer, 1974.
  26. [[12]]
  27. Vgl. Christina Sticht, Timm Ulrichs: Pionier der Konzeptkunst, nw-news.de 31.03.2010.
  28. Abweichend vom wörtlichen Zitat Feiges: -Streckenbach war seinerzeit vom Finanzamt als »Künstler« eingestuft worden, und wurde dementsprechend günstiger veranlagt (als anerkannter freier Beruf zahlte er keine Gewerbesteuer).
  29. Vgl. Marcel Feige,»ungekürztes Zitat« , Das Tattoo-und Piercing Lexikon, S. 282, ISBN 3-89602-209-1.


Literatur

Feige, Marcel, Tattoo-Theo, Schwarzkopf & Schwarzkopf 2001, ISBN: 3896023551

Feige, Marcel, Das Tattoo-und Piercing Lexikon, ISBN 3-89602-209-1

Feige, Marcel, Ein Tattoo ist für immer, Schwarzkopf & Schwarzkopf 2003

http://www.marcel-feige.de/marcelfeige/index.php?type=books&id=22
http://en.wikipedia.org/wiki/Lyle_Tuttle
http://en.wikipedia.org/wiki/Barbell_%28piercing%29
http://www.ask.com/wiki/Jim_Ward_%28body_piercer%29?qsrc=3044
http://www.kunsttempel.net/cms/index.php?R%FCckblick:2005:T._ULrichs%3A_Tattoos


Kategorie:Tätowierung Kategorie:Piercing Kategorie:Geboren 1929