Mausoleum von Halikarnassos
Das Mausoleum von Halikarnassos (eigentlich Mausoleion) war das prächtige Grabmal von Maussollos II. (auch Maussolos oder Mausolos), dem persischen Satrapen von Karien in Kleinasien, im heutigen Bodrum an der Westküste der Türkei. Seit Antipatros von Sidon gehört es zum klassischen Kanon der Sieben Weltwunder und wurde erst im 16. Jahrhundert bis auf die Fundamente nahezu vollständig abgetragen. Unser heutiger Begriff Mausoleum leitet sich von diesem berühmten Bauwerk ab.
Den Auftrag zum Bau seiner Grabstätte gab Maussollos während seiner Regierungszeit von 377 v. Chr. bis 353 v. Chr. selbst. Zum Zeitpunkt seines Todes war es noch nicht fertiggestellt.
Eigentlich sollte der Leichnam des Königs im Grabmal bestattet werden, aber seine Schwester und Witwe Artemisia, so die Überlieferung, besann sich in letzter Minute anders: Sie ließ den Leichnam einäschern, streute die Asche in einen Pokal mit Wein und trank ihn aus.
Der Bau wurde auf einer 100 mal 240 Meter großen Felsterrasse errichtet und erreichte eine Höhe von etwa 50 Metern. Auf einem gewaltigen kubischen Sockel, reich mit Reliefs geschmückt, erhob sich eine Kolonnade - ein Säulenumgang - in dessen Zwischenräumen Skulpturen aufgestellt waren. Dach und oberen Abschluss des Bauwerks bildete eine getreppte Pyramide, auf ihrer Spitze bekrönt von einer bronzenen Quadriga, die von Maussollos und Artemisia gelenkt wurde.
Das Mausoleum wurde mit Sicherheit durch ein Erdbeben im 12. Jahrhundert schwer beschädigt, blieb in seinem Fundament jedoch nahezu das gesamte Mittelalter hindurch erhalten. 1404 und, Augenzeugenberichten zufolge, noch einmal 1523 wurde es dann rücksichtslos von den Rittern des Johanniterordens abgebrochen, um Baumaterial für ihre Festung St. Peter zu gewinnen. Verständlich ist dieser Zerstörungsakt nur im Zusammenhang mit dem Rückzug der Kreuzritter aus Rhodos, nachdem diese bereits Zypern verloren hatten und nun vor den Truppen Suleiman des Prächtigen kapitulieren und Rhodos verlassen mussten. In aller Eile wurde hier einer der letzten christlichen Brückenköpfe ausgebaut, bevor sich die Ordensritter 1530 endgültig auf die von ihnen eroberte Insel Malta zurückzogen.
Bereits in den älteren Teilen der 1404 errichteten Burg finden sich Reliefstücke und die typischen grau-grünen Quadersteine des Grabbaus. Aber noch 1497/1498, als die Florentiner Bernardo Michelozzi und Bonsignore Bonsignori Kleinasien besuchten, waren nach ihren Berichten bedeutende Teile des Grabmals intakt. So fanden auch einige Fragmente den Weg nach Europa. Sicher ist damit, dass der Schlussakt der Tragödie dieses Weltwunders tatsächlich erst 1523 stattfand. Der mit der Reparatur der Burg beauftragte Festungskommandant de la Tourette berichtet nämlich, dass nach der Entdeckung der eigentlichen Grabkammer, einem großen, mit Marmor ausgestatteten Raum, ohne Umschweife die Reliefplatten zerschlagen und der Bau abgebrochen wurde.
An der Stelle des antiken Halikarnassos befindet sich heute die Touristenmetropole Bodrum. Ihr moderner Name, der im Türkischen so viel wie "unterirdisches Gewölbe" bedeutet, deutet noch heute auf die verschütteten Reste des Mausoleums hin.
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