Zum Inhalt springen

Wüste

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 1. August 2005 um 19:28 Uhr durch Olaf Studt (Diskussion | Beiträge) (Literatur: + Siehe auch: Wiktionary). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Sandwüste in der Sahara Libyens

Als Wüste bezeichnet man ein Gebiet, in dem auf Grund seiner extremen Trockenheit oder Kälte keine oder nur wenig hochspezialisierte Vegetation existieren kann und welches dadurch zur Anökumene zählt. Die Araber bezeichnen die Wüste auch als Meer ohne Wasser.

Wüstenarten

Trockenwüsten

Trockenwüsten verhindern durch ihren Wassermangel das pflanzliche Wachstum. Einige Arten von Trockenwüsten sind:

Die Subtropischen Trockenwüsten, liegen bei einer geografischen Breite bis zu etwa 30° beidseits des Erdäquators. Sowohl auf der nördlichen als auch auf der südlichen Halbkugel werden die Luftmassen vom Urpassat kommend gezwungen abzusteigen. Dies bewirkt eine zunehmende Erwärmung der Luftmassen, wodurch die relative Luftfeuchtigkeit abnimmt und es zu trockenen, wolkenlosen Klimaverhältnissen kommt. Beispiele für solche Wüsten sind die größten Teile der Sahara, die Gobi und die Kalahari.

Darüber hinaus gibt es die Küstenwüsten, die durch spezielle Meeresströmungen entstehen. Das kalte aufsteigende Wasser des Meeres führt zur Kondensation der in der Luft enthaltenen Feuchtigkeit an der Meeresoberfläche. Dadurch nimmt die relative Luftfeuchtigkeit ab und eine Wolkenbildung und folglich auch Niederschlag wird verhindert. Die bekanntesten küstennahen Wüsten sind die Atacama, die Namib und die Nullarbor-Wüste. Aber auch meeresnahe Teile der Sahara stehen unter dem Einfluss kühler Meeresströme.

Weitere Trockenwüsten und der Mars

Weitere Trockenwüsten liegen in isolierten Gebirgsbecken wie das Great Basin oder die Schattenwüsten an den windabgewandten Abhängen (d.h. im Lee, dem Regenschatten) von Gebirgen wie die Wüste Juda.

Die Böden der Trockenwüste zählen zu den Aridosolen.

Auch am Planeten Mars herrscht eine Art Wüstenklima, weil die äußerst dünne CO2-Atmosphäre kaum Wasserdampf enthält und freies Wasser sofort verdunsten würde. Trotzdem fegen oft langandauernde Winde über weite Gebiete, weil der Mars ähnliche Jahreszeiten wie die Erde und auch merkliche Temperaturgradienten aufweist. Sie erodieren den braunen und grauen Marsboden und rufen oft globale Sandstürme hervor. Dies hat auch dazu geführt, dass die 1877 entdeckten "Canali" (Marskanäle) jahrzehnelang als natürliche oder künstliche Wasserrinnen gedeutet wurden, die der Sand zeitweilig bedeckt, danach aber der vermutete Bewuchs wieder ein Ergrünen bewirkt hätte.

Edaphische Wüsten

In edaphischen (bodenbedingten) Wüsten werden zugeführte Niederschläge im stark wasserdurchlässigen Boden sehr schnell abgeführt. Wasser kann nicht oder nur sehr schlecht im Boden gespeichert werden, steht für pflanzliches Wachstum also nicht zur Verfügung. So bilden die riesigen Schotterflure im Isländischen Hochland trotz erheblicher Niederschlags- und Schmelzwassermengen eine Wüstenlandschaft.

Datei:Hochland.jpg
Isländisches Hochland

Kältewüsten

Kältewüsten sind Wüsten in polaren Gebieten (Eiswüsten) und im Hochgebirge, deren extrem niedrige Temperaturen die Ausbreitung von Vegetation verhindern. Zum Beispiel: Wright Valley in der Antarktis.

Kulturgeschichte

In kulturhistorischer Hinsicht spielte die Wüste seit der Antike eine wichtige Rolle in der europäischen Historiographie und Literatur. Einerseits symbolisierte die Wüste seit Herodot das Fremde und Andersartige, das sich dem europäischen Zugriff entzog. Andererseits bot die Wüste aber auch Rückzugsmöglichkeiten, die es sonst nirgendwo gab. Insbesondere durch die Bibel (Exodus der Israeliten, Versuchungen Christi) und die spätere hagiographische Literatur (Eremiten) wurde ein Bild der Wüste nach Europa transportiert, das im Kern bis heute fortwirkt. Durch die Domestizierung des Dromedar gelang es dem Menschen, tiefer in die großen Wüsten vorzudringen oder sie zu durchqueren. Dadurch konnte die Wüste zum Lebensraum des Menschen werden.

Die UN Organisation UNCCD kämpft gegen die weitere Ausbreitung der Wüsten.

Die größten Wüsten

  1. 8.700.000 km² - Sahara (Afrika)
  2. 1.560.000 km² - Australische Wüsten (Australien)
  3. 1.300.000 km² - Arabische Wüsten (Asien)
  4. 1.040.000 km² - Gobi (Asien)
  5.   715.000 km² - Kalahari (Afrika)
  6.   330.000 km² - Takla Makan (Asien)
  7.   312.000 km² - Sonora (Nordamerika)
  8.   273.000 km² - Karakum (Asien)
  9.   273.000 km² - Tharr und Cholistan (Asien)

Tägliche Temperaturschwankung in Wüsten

In Sand- und Felswüsten existiert nur wenig Wasser - weder in der Luft noch im Boden. Wasser kann etwa sechs mal soviel Energie speichern wie Sand. Da es in Wüsten weitgehend fehlt, können diese keine größeren Wärmemengen speichern. Außerdem isoliert sandiger Boden sehr gut. Sand besteht in der Hauptsache aus Quarz, einem schlechten Wärmeleiter. Die einzelnen Sandkörner sind überwiegend locker geschichtet (siehe auch Wanderdünen), in den Zwickeln befindet sich Luft, die ebenfalls gut isoliert. Das hat zur Folge, dass der Boden die Hitze des Tages nicht sehr tief in sich aufnehmen kann und nur oberflächlich erhitzt. Daher kann er nur geringe Wärmemengen speichern.

Hinzu kommt die geringe Wolkenbildung. Wolken wirken als Isolierungsschicht sowohl vom Weltall zur Erde als auch umgekehrt. Durch das Fehlen dieser Isolierschicht dringt tagsüber Wärmestrahlung ungedämpft zu Boden und erhitzt diesen sehr stark (bis zu etwa 70°). Nachts hingegen strahlt die wenige gespeicherte Wärme ungehindert ins Weltall ab, was Temperaturunterschiede von 50° und mehr hervorrufen kann. Dieser Effekt ermöglicht allerdings auch in den trockensten Wüsten bescheidenes Leben, weil die nächtliche Abkühlung den Taupunkt der Luft erniedrigt und Pflanzen oder Insekten von den Tautropfen leben können.

Die starken Temperatureffekte machen übrigens auch den Unterschied zwischendem Kontinentalklima und einem maritimen Seeklima aus. Am Meer oder in der Nähe von Ozeanen wirkt die Wärmespeicherung des Wassers und macht das Klima sehr viel ausgeglichener als im Inneren der Kontinente. Man denke nur an den klimatischen Unterschied etwa zwischen Moskau - heiße Sommer und bitterkalte Winter - und Kopenhagen, welches etwa am selben geografischen Breitengrad liegt. In Europa werden diese Unterschiede noch durch den Golfstrom verstärkt.

Wüsten-Glossar

  • Arroyo (Südamerika und US-Westen). Identisch mit > Wadi.
  • Barchan ist eine bewegliche Sicheldüne
  • Chott (Schott)(arab.) Weitgespannte Senken mit Salzwüsten; auch Salzee, Salzpfanne, Salzsumpf
  • Churd (a) (arab.) Grosse Wanderdüne
  • Djebel (Dschebel) (arab. = Berg)
  • Draa (arab. = Arm ) Langgestrecktes Dünengebiet
  • Enneri (arab.) Trockenfluss, trockenes Bachbett
  • Erg (arab. = Ader) Riesige Dünengebiete; aber auch allgem. für Staubwüste
  • Fata Morgana (arab. Bacher-el-Alfrid = Wasser des Satans). Luftspiegelungen als Folge von Reflektionen von Lichtstrahlen an der Grenzfläche zwischen Luftschichten von unterschiedlicher Temperatur und unterschiedlicher optischer Dichte.
  • Hammada (arab.) Stein-Geröllwüste
  • Harra (arab.) Lava-Wüste
  • Kavir (persisch); identisch mit > Chott
  • Sahara (arab. = von gelber Farbe ; syn. für Wüste)
  • Sebhka (Sebkra) (arab.) Salztonpfannen, in welchen Salz und Gips an der Oberfläche über Tonablagerungen kristallisieren.
  • Seif(s) (arabisch = Schwert) sind Längsdünen, welche besonders schmal und scharfgratig sind.
  • Oase (arab. - berberisch uau). Stellen an denen Grundwasser zutage tritt
  • Reg (arab.) Kies-Kieselwüste
  • Wadi (arabisch Oued = syn. für Trockenbett, Rinne). Bei Abtragung bis zur Schuttsedimentierung eines Gebirges werden die Reste erodiert. Ruckartig einsetzender Regen fliesst an der Oberfläche ab, wobei er Fliessrinnen in den Wüstenboden schneidet. (spanisch: Arroyo)
  • Wüstenglas. Si-Glas, wahrscheinlich vor 20 Mio. Jahren durch einen Meteoriten-Impakt in der lybischen Wüste gebildet.


Literatur

  • Lindemann, Uwe, Die Wüste. Terra incognita - Erlebnis - Symbol. Eine Genealogie der abendländischen Wüstenvorstellungen in der Literatur von der Antike bis zur Gegenwart. Heidelberg 2000
  • Martin, Michael, Die Wüsten der Erde - Dieses Buch bietet einen Überblick über sämtliche Wüsten der Erde, fotografiert und geschrieben von Michael Martin

Siehe auch:

Vorlage:Wiktionary1