Marrakesch
Marrakesch | ||||
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Basisdaten | ||||
Staat: | ![]() | |||
Region: | Marrakesch-Tensift-Al Haouz[veraltet] | |||
Präfektur: | Marrakesch | |||
Koordinaten | 31° 38′ N, 8° 0′ W | |||
Einwohner: | 1.036.500 (2006) |


Marrakesch oder Marrakech (arabisch مراكش; hocharabisch: Murrākusch, im Dialekt: Maraksch – Betonung jeweils auf der zweiten Silbe), bekannt als „Perle des Südens“, ist eine Stadt im Südwesten Marokkos mit 1.036.500 Einwohnern (2006) und Hauptstadt der gleichnamigen Provinz.
Marrakesch ist ein Wort aus der Sprache der Berber und bedeutet möglicherweise „Das Land Gottes“(?). Eine weitere Erklärung aus der tifinasch-Berbersprache lautet „Durchzugsland“ (mar-our-kouch, terre de parcours)[1] Marokko als Bezeichnung für das ganze Land ging aus dem Stadtnamen Marrakesch hervor.
Geographie
Marrakesch liegt am Fuße des Hohen Atlas und zählt neben Meknès, Fès und Rabat zu den Königsstädten Marokkos.
Geschichte
Marrakesch wurde am 7. Mai 1070 durch Abu Bakr ibn Umar gegründet, um der neuen Bewegung der Almoraviden ein Zentrum zu geben. (Die Gründung 1062 durch Yusuf ibn Taschfin wird mittlerweile einer Legendenbildung zugeschrieben.) Abu Bakrs Nachfolger Yusuf ibn Taschfin (1009–1106) eroberte das heutige Nordmarokko und Andalusien und ließ Marrakesch zur Hauptstadt seines Reiches ausbauen. Unter seinem Sohn Ali ibn Yusuf wurde die Stadt erheblich erweitert und die bis heute erhaltene Stadtmauer errichtet. Die Almohaden, eine religiöse Bewegung, die sich unter der Führung Ibn Tumarts gegen die Almoraviden gebildet hatte, eroberten unter dessen Nachfolger Abd el Moumen im 12. Jahrhundert Nordmarokko und schließlich im Jahre 1147 Marrakesch. Sie zerstörten religiöse wie Profanbauten als Symbole der Almoraviden. Unter der Regentschaft der Almohaden wurde die Koutoubia-Moschee errichtet.
Nach bürgerkriegsartigen Auseinandersetzungen um die Macht in Marokko nahmen 1269 die Meriniden Marrakesch ein. Der Sieger Abou Youssouff Yakoubb gab schließlich Marrakesch als Hauptstadt zugunsten von Fès auf. Unter den Saadiern wurde Marrakesch von 1554 an vorübergehend erneut marokkanische Hauptstadt. Unter der nachfolgenden Dynastie der Alaouiten, der auch das heutige Herrscherhaus entstammt, wurde erneut Fes als Regierungssitz ausgewählt.
Sehenswürdigkeiten
Auf Grund der Vielzahl architektonisch bedeutender Gebäude, unter anderem der Koutoubia-Moschee aus dem Jahre 1162, der Kasbah aus dem 12. Jahrhundert und der Ben-Jusuf-Medersa aus dem 14. Jahrhundert, wurde die Altstadt 1985 zusammen mit den Agdal-Gärten und den Menaragärten zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.
Hauptattraktion der Stadt ist die Djemaa el Fna (wörtl.: Platz der Geköpften), der weltberühmte mittelalterliche Markt- und Henkersplatz, heute ein lebendiger Ort orientalischer Geschichtenerzähler, Schlangenbeschwörer und Gaukler. In der Neustadt befindet sich der Jardin Majorelle, der durch seine Pflanzenvielfalt und eigentümliche Architektur besticht.
Gerade die berühmten Souks, in denen Händler ihre Ware verkaufen, gelten als beliebte Touristenattraktion. Hier können landestypische Souveniers, wie Gewürze, bunte Tücher, Lederwaren und Lampen erworben werden.
Galerie
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Marrakesch Hostel mit typisch bunten Fliesen
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Menaragärten, Pavillon
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Minarett der Koutoubia-Moschee, 1158
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Djemaa el Fna, zentraler Marktplatz
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Schlangenbeschwörer auf dem Djemaa el Fna
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Qessabin Moschee, Platz Djemaa el Fna, neben Soukeingang
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Eingangsportal Hauptbahnhof Marrakesch
Städtepartnerschaften
Marseille, Frankreich, seit 2004
Sousse, Tunesien, seit 1982
Internationale Kooperationen
Tours, Frankreich, seit 2003
Midi-Pyrénées, Frankreich, seit 2002
Provinz Lucca, Italien, seit 2002
Wirtschaft und Infrastruktur
Heute ist Marrakesch eine Provinzhauptstadt und ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, der über eine Eisenbahnstrecke mit Casablanca und dem Norden Marokkos verbunden ist. Seit 2008 endet die Bahnverbindung in dem im traditionellen Stil gestalteten neuen Hauptbahnhof. Wirtschaftlich lebt die Stadt neben dem Handel, dem Färbereigewerbe und der Teppichherstellung sowie der Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse vor allem vom Tourismus. Der Flughafen Marrakesch-Menara befindet sich unweit der Stadt.
In den letzten Jahren hat ein Bauboom die Grundstückspreise stark ansteigen lassen, weil sich zahlreiche wohlhabende Europäer und Marokkaner, angelockt durch das erträgliche Klima am Rande des Hochgebirges, prächtige Erst- und Zweitwohnsitze errichten ließen. Sie liegen überwiegend im Westen und Nordwesten oft auf ummauerten bewachten Grundstücken.
Galerie
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Gemüseladen, 2003
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Färbersouk
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Elkasbah-Moschee, 1185–1190, zuletzt 1970 erneuert
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Stadtmauer
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Medrasat Ben Youssouf, Innenhoffassade
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Saadiergräber, Innenhof
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Saadiergräber
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Ruinen des El Badiaa Palastes
Kultur
Sport
Kawkab Marrakesch ist ein Sportverein, dessen Fußball- und Handballmannschaften zahlreiche nationale Titel gewinnen konnten. Das Fußballteam trägt seine Heimspiele bis zur Eröffnung des in Bau befindlichen und für 45.000 Zuschauer konzipierten Stade de Marrakech im Stade El Harti (25.000 Plätze) aus.
Seit 2009 finden auf dem temporären Stadtkurs Marrakech Street Circuit Läufe der Tourenwagen-Weltmeisterschaft und seit 2010 der FIA-Formel-2-Meisterschaft statt.
Jedes Jahr im Januar wird der Marrakesch-Marathon (Marathon International de Marrakech) ausgetragen.
Regelmäßige Veranstaltungen
Jährlich finden das Festival National des Arts Populaires und das Festival International du Film de Marrakech statt.
Söhne und Töchter der Stadt
- Hasna Benhassi, marokkanische Leichtathletin und Olympionikin
- Nadia Farès, französische Schauspielerin
- Just Fontaine, ehemaliger französischer Fußballspieler
- Élisabeth Guigou, französische Politikerin
- Mordechai Vanunu, israelischer Ingenieur und Nukleartechniker
- Dominique Mamberti, Sekretär für die Beziehung mit den Staaten („Außenminister“) des Heiligen Stuhls
- Abderrahman Meliani, zeitgenössischer Maler
Siehe auch
Literatur
Belletristik:
- Elias Canetti: Die Stimmen von Marrakesch (1968)
- Hubert Fichte: Der Platz der Gehenkten (1989)
- Esther Freud: Marrakesch (1991)
- Hans Werner Geerdts: Yahia Marrakesch (1985)
- Juan Goytisolo: Engel und Paria (1980)
- Christoph Leisten:Marrakesch, Djemaa el Fna (2005)
- Peter Mayne: Ein Jahr in Marrakesch (1954)
Einzelnachweise
- ↑ M.B. Lagdim Soussi: Les rapports de Marrakech avec le monde rural dans le domaine de l'artisanat. In: Méditerranée. Nr. 4, 1986, S. 21 ff.
Weblinks
- Vorlage:Welterbe
- Ingrid Thurner: Die Ruinen von Marrakesch. Wiener Zeitung, 31. Januar 2009
- Judith Sophie Wagner: Die Königsstadt am Fuße des hohen Atlas. Fernweh.de, November 2009
- Marrakesch in der Literatur – Literaten in Marrakesch