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Schulbuch

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Datei:Portada LosCarlitos Libro de Lectura PrimerGrado 1985.JPG
Spanisches Schulbuch

Ein Schulbuch ist ein Lehrbuch, das der Schüler einer Klasse für den Unterricht nutzt. Es muss mit den Lehrplänen des betreffenden Faches übereinstimmen, die sich nach Bundesland, Altersstufe und Schulart unterscheiden. Es enthält Lehrstoff und -materialien in fachlich korrekter, aber altersgemäßer und didaktisch aufbereiteter Form. Das bedeutet meist eine vereinfachte Darstellung, die wissenschaftlich noch kontrovers diskutierte Fragen der herrschenden Lehrmeinung gemäß darstellt.

Inhalt

Ein Schulbuch bringt bestimmte Problematiken und Lehrinhalte eines Unterrichtsfachs der jeweiligen Klassen- oder Schulstufe nahe. Je nach Fach sind Texte, Bilder, Tabellen und Formeln tragende Säulen des Unterrichts. Den Inhalt gibt in den Grundzügen oft eine staatliche Kommission vor. In Baden-Württemberg ist dies das Landesinstitut für Schulentwicklung Baden-Württemberg (siehe Weblink).

Zulassung der Schulbücher

Lehrbücher für den Unterricht in staatlichen Schulen bedürfen in Deutschland in der Regel der Zulassung durch das Kultusministerium oder die zuständige Behörde des jeweiligen Bundeslandes (Deutschland) bzw. durch das Unterrichtsministerium (Österreich).

Nicht der Zulassung bedürfen grundsätzlich Schulbücher für berufliche Schulen sowie Schulbücher für die Oberstufe.

Ob die Zulassung durch das Kultusministerium oder eine gesonderte Behörde (in Baden-Württemberg z.B. das Landesinstitut für Schulentwicklung) trifft, ist aufgrund der Schulgesetze der einzelnen Bundesländer in den jeweiligen Verordnungen der Kultusminister geregelt. Als Beispiele für diese Regelungen ist die Schulbuchzulassungsverordnung und das Schulgesetz (§ 94 betrifft die Lehrmittelfreiheit) Baden-Württembergs als Weblink angegeben.

Die Kultusministerien führen Schulbuchverzeichnisse bzw. Kataloge der jeweils im Bundesland zugelassenen Schulbücher. Die Schulen sind frei in der Auswahl der Schulbücher, soweit zugelassen.

Bei Einführung neuer Fächer oder Berufe (im berufsbildenden Bereich etwa) entsteht das Problem, dass es einen Mangel an geeignetem Lehrmaterial auf dem Markt gibt. Dieser Bedarf wird häufig durch unterschiedliches Material gedeckt, das Lehrer sammeln und zusammenstellen. Ähnlich ist die Situation, wenn Lehrpläne (auf Länderebene) verändert werden. Im Gegensatz zu anderen Verlagen suchen deshalb Schulbuchverlage ständig nach Autor/innen, die bereit sind, neue Lehrbücher zu schreiben oder alte zu aktualisieren. Die Autoren sind - aus naheliegenden Gründen - in der Regel Lehrer.

Finanzierung

In den meisten Ländern der Bundesrepublik Deutschland und in Österreich erhielten von 1972 bis in die Mitte der 1990er-Jahre alle Schüler Lehrbücher kostenlos zur Verfügung gestellt, im Rahmen der so genannten Lernmittelfreiheit (BRD) bzw. Schulbuchaktion (A). Seither ist in Österreich ein pauschalierter Selbstbehalt zu entrichten, nach Schulstufen gestaffelt. In Deutschland gibt es in den Bundesländern und bis zu den einzelnen Schulen unterschiedliche Lösungen.

In einem nicht zu vernachlässigenden Umfang ist vom Lehrer selbst erstelltes bzw. zusammengestelltes Lehrmaterial an seine Stelle getreten. Das gilt insbesondere für Freiarbeit, Gruppenarbeit und die Arbeit in der Oberstufe des Gymnasiums. Wegen der Vorgaben durch die Lehrpläne bietet sich eine gemeinsame Erstellung dieser Lehrmaterialen an. Sofern sich die Lehrmaterialien auf konventionelle Schulbücher stützen, sind aus Copyrightgründen derartigen Kooperationen enge Grenzen gesetzt. Daher gibt es erste Ansätze, die Ideen von Open Access und Open Content auf die Erstellung von Schulbüchern anzuwenden, wie etwa die sich ergänzenden Initiativen „SchulbuchWiki“ und den Schulbüchern bei Wikibooks.[1] [2] Wie das funktionieren kann, wurde in einer Prüfungsarbeit an der westfälischen Wilhelms-Universität untersucht.[3]

Open-Access-Regelungen stoßen bei Schulbuchverlagen auf wenig Gegenliebe, wie man einer Pressemeldung[4] des VdS Bildungsmedien e.V.[5] entnehmen kann. Aus dieser Mitteilung geht auch hervor, dass der Branchenumsatz mit Schulbüchern und Bildungssoftware in den allgemein- und berufsbildenden Schulen im Jahr 2008 um ca. 5 % gesunken ist und zwar von 350 auf 333 Mio. €. Dieser Trend setzte sich abgeschwächt auch 2009 fort.[6] Nach Angaben dieses Verbands sind die öffentlichen Schulbuchausgaben (Handelsumsätze) im Zeitraum von 1991 bis 2007 von 398 auf 224 Millionen Euro gesunken.[7]

Rechtschreibreform

Schulbücher und damit die Schulbuchverlage sind in besonderer Weise von der Rechtschreibreform im deutschsprachigen Raum betroffen.

Internationale Abstimmung

Da sich Schulbücher besonders eignen, nationale Ideologien zu verbreiten und zu festigen, versuchen internationale Schulbuchkommissionen, allzu widersprüchliche Darstellungen dem wissenschaftlichen Forschungsstand gemäß zu vereinheitlichen. (vgl. Geschichtspolitik, Geschichtsbild). Nach den Angaben auf seiner Webseite (siehe Weblink) untersucht das Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung „im internationalen Vergleich gesellschaftliche Deutungsmuster, Orientierungshilfen und Identitätsangebote, die über Bildungssysteme vermittelt, institutionell abgesichert und damit legitimiert werden“. Es konzentriert sich dabei auf historische, politische und geographische Lehr- und Lernmedien.

Fehlerhaftes

Die Stiftung Warentest (deren „Test“ 10/2007) fand in zehn untersuchten Biologiebüchern durchschnittlich auf jeder fünften Seite schwere Pannen. Analysierte Geschichtsbücher enthielten fast gleich viele Fehler. Je ein Buch („Nautilus Biologie 2. Ausgabe A“ bzw. „Zeiten und Menschen“) war „gut“ - auch in Nutzerfreundlichkeit und ohne unnötig schwere Texte.

Die Schulbuchverlage protestierten, sodass die Stiftung - sonst unüblich - Untersuchungsergebnisse herausgab (siehe Weblink).

Historische Schulbücher

Commons: Schulbuch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikibooks: Schulbücher bei Wikibooks – Lern- und Lehrmaterialien

Einzelnachweise

  1. Das Regal Schulbücher bei Wikibooks ist der Einstieg zu den im Entstehen begriffenen Texten von Schulbüchern.
  2. Über Stoffverteilungspläne verknüpft das SchulbuchWiki Lehrplanvorgaben mit Materialien.
  3. Christian Finke "Konzept für ein Wikibook als Lehrbuch für den Informatikunterricht", schriftliche Hausarbeit im Rahmen der Ersten Staatsprüfung für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen
  4. Pressemitteilung vom 23. Juni 2009 des VdS Bildungsmedien e.V. zur Hauptversammung 2009.
  5. VdS Bildungsmedien e.V.
  6. Pressemitteilung vom 11. März 2010 des VdS Bildungsmedien e.V. Die dort angegebenen Zahlen findet man auch im Bericht Daddeln statt Didaktik des "Buchreports".
  7. Tabelle "Öffentliche Schulbuchausgaben 1991 bis 2007", zu finden auf der Seite des VdS unter Publikationen -> Downloads -> Markt/Lernmittelfreiheit