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Dorsetshire (Schiff, 1930)

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HMS Dorsetshire mit silhouettenverkürzendem Tarnanstrich im Hafen von Scapa Flow, August 1941
HMS Dorsetshire mit silhouettenverkürzendem Tarnanstrich im Hafen von Scapa Flow, August 1941
Übersicht
Typ Schwerer Kreuzer
Bauwerft

Portsmouth Dockyard, Portsmouth

Kiellegung 21. September 1927
Stapellauf 29. Januar 1929
Namensgeber Grafschaft Dorsetshire
1. Dienstzeit Flagge
Indienststellung 20. September 1930
Verbleib Am 5. April 1942 versenkt durch Sturzkampfflugzeuge der japanischen Flugzeugträger Hiryū, Akagi und Sōryū südwestlich von Colombo, Sri Lanka[1] 1° 54′ N, 77° 54′ OKoordinaten: 1° 54′ 0″ N, 77° 54′ 0″ O
Technische Daten
Verdrängung

Standard: 10.035 ts
voll beladen: über 13.400 ts

Länge

KWL: 186 m
über alles: 193 m

Breite

20 m

Tiefgang

durchschnittlich 5 m
maximal: 6,6 m

Besatzung

Standard: 657 Personen
im Krieg: 900–1000 Personen

Antrieb

Parsons-Dampfturbinen mit 8 Admirality-Kesseln, 80.000 PS

Geschwindigkeit

31 kn

Bunkermenge

3320 Tonnen

Bewaffnung
  • Schwere Artillerie:
  • Mittelartillerie:
    • 4 × 4 in Mk V (10,2 cm) in vier Einzellafetten, später ersetzt durch umgerüstete 8 × 4 in Mk XVI in 4 Doppellafetten
  • Flugabwehr:
  • Torpedorohre:
    • 8 × 21 inch (53,3 cm) über Wasser in zwei Vierlingssätzen
Panzerung
  • Hauptgürtel: 111 mm
  • Magazin: 25–111 mm
  • Enden: 25–76 mm
  • Deck: 35–76 mm
  • Schott: 63,5 mm
  • Geschützturm: 25 mm
  • Barbette: 25 mm
Bordflugzeuge

2 Supermarine Walrus

Die HMS Dorsetshire (Schiffskennung 40) war ein Schwerer Kreuzer der Norfolk-Klasse (einer Unterklasse der County-Klasse) im Dienst der britischen Royal Navy. Das Schiff wurde im September 1930 in Dienst gestellt und blieb bis zu seiner Versenkung im April 1942 im Einsatz. Der Kreuzer versenkte gemeinsam mit den Schlachtschiffen HMS King George V und HMS Rodney und dem Schweren Kreuzer HMS Norfolk im Mai 1941 das deutsche Schlachtschiff Bismarck. Am 5. April 1942 wurden die Dorsetshire und ihr Schwesterschiff HMS Cornwall im Indischen Ozean südwestlich von Colombo von Trägerflugzeugen der Kaiserlichen Japanischen Marineluftwaffe durch Bomben versenkt. Der Kreuzer war das dritte nach der Grafschaft Dorsetshire benannte Schiff der Royal Navy.

Technik

Die Norfolk-Klasse bestand aus zwei sogenannten Vertragskreuzern, einziges Schwesterschiff der Dorsetshire war die HMS Norfolk. Die County-Klasse mit den anderen Unterklassen bestand jedoch noch aus vielen weiteren Schwesterschiffen der Dorsetshire.

Antrieb und Rumpf

Die Rumpflänge der Dorsetshire betrug 186 m an der Wasserlinie und 193 m über alles.[3] Das Schiff war 20 m breit und hatte einen Tiefgang von fünf Metern. Die Wasserverdrängung lag standardmäßig bei 10.035 ts und voll beladen bei mehr als 13.775 ts. [4] Der Hauptgürtel war mit 111 mm, die Magazine mit 25 bis 111 mm und die Rumpfenden mit 25 bis 76 mm gepanzert. Die Deckpanzerung war 35 bis 76 mm stark, die Panzerung am Schott war 63,5 mm dick und die Geschütztürme sowie Barbetten verfügten jeweils über eine Panzerdicke von 25 mm.

Angetrieben wurde die Dorsetshire durch vier Parsons-Getriebedampfturbinen, die aus acht Admirality-Kesseln versorgt wurden. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 32,5 Knoten, wobei die Dauerhöchstgeschwindigkeit 31 Knoten betrug. Die Gesamtleistung der Turbinen erreichte 80.000 PS.[1] Der Brennstoffvorrat von 3320 Tonnen Schiffsdiesel ermöglichte bei 12 Knoten Marschgeschwindigkeit 12.000 Seemeilen Fahrstrecke.

Bewaffnung

Die Bewaffnung bestand aus acht 8-inch-Schiffsgeschützen Mk VIII[5][A 1] in vier Doppeltürmen Mk II, je zwei auf Vor- und Achterschiff. Die Mk-VIII-Geschütze hatten eine maximale Reichweite von 28 Kilometern und die Mündungsgeschwindigkeit betrug 855 Meter pro Sekunde. Ein Geschoss der SAPC-Ausführung (englisch Semi Armour Piecing, Capped‚ Panzersprenggranate mit Hartmetallkappe) wog 116 kg und war 91,4 cm lang. Die Schussfrequenz lag bei fünf Schüssen pro Minute. Die Sprengladung wog je nach Typ bei SAPC 5,2 kg und bei HE (englisch high explosive, Sprenggranate mit Kopf- oder Bodenzünder, nicht panzerbrechend) etwa 10 kg, die Treibladungen bestanden aus jeweils 29,94 kg schwarzpulverähnlichem SC 205.[5] Die Magazine hatten bei der Ausführung für die County-Klasse eine Kapazität von 125 bis 150 Granaten. Der Arbeitsdruck betrug rund 3,23 t pro cm2.

Die Mittelartillerie bestand anfangs aus vier Mk-V-4-Inch-Geschützen[A 2] in Einzellafetten,[6] später wurden die Mk V aus dem Ersten Weltkrieg durch acht Mk XVI in vier Doppellafetten ersetzt.

Die Flugabwehr bestand aus anfangs 16 und später bis zu 24 Geschützen vom Typ 40,5 mm Vickers Mk II sowie acht später entfernten Maschinengewehren 0,50″/62 (12,7 mm) Mark III[7] in zwei Vierlingslafetten. Anfangs wurden die Mk III durch sechs und später bis zu zwölf 40-mm-Bofors-Geschütze in Einzellafetten mit verschiedenen Platzierungen und anfänglich acht, später bis zu vierzehn 20-mm-Oerlikon-Kanonen mit ebenfalls verschiedenen Platzierungen ersetzt.

Weiter gehörten acht 21-Zoll-Torpedorohre[A 3] in zwei Vierlingssätzen und zwei Doppeldecker-Flugboote vom Typ Supermarine Walrus, die von einem Einzelkatapult starteten, zur Ausrüstung des Kreuzers.

Geschichte

Bau und erste Operationen

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges starteten Großbritannien, die Vereinigten Staaten, Frankreich, Italien und Japan umfangreiche Bauprogramme aller Schiffstypen. Um dieses Wettrüsten zu beenden, wurde 1922 die Washingtoner Flottenkonferenz einberufen. Das Ergebnis waren quantitative Beschränkungen für Schlachtschiffe und Flugzeugträger, während für kleinere Schiffstypen lediglich die Beschränkungen der Verdrängung auf 10.000 ts und ein maximales Hauptkaliber von 20,3 cm und keine quantitativen Einschränkungen bestanden, was zu einem Wettrüsten in den kleineren Schiffsklassen und zur verstärkten Produktion von Schiffen wie der Dorsetshire führte. Alle in diesem Zeitraum gebauten Kreuzer wurden nach dem Flottenabkommen als Vertragskreuzer bezeichnet.

Die HMS Dorsetshire im Jahr 1938 vor der Sydney Harbour Bridge

Die Kiellegung erfolgte am 21. September 1927 auf der Marinebasis Portsmouth,[8] in der das Schiff auch vollendet wurde. Der Stapellauf fand am 29. Januar 1929 statt. Taufpatin war die Countess of Shaftesbury aus Dorsetshire. Nach rund drei Jahren Bauzeit wurde am 30. September 1930 der Kreuzer in Dienst gestellt und als Flaggschiff der 2. Kreuzer-Schwadron der Atlantic Fleet zugewiesen, der er bis 1933 unterstellt war.[9] In den Jahren 1933 bis 1936 war die Dorsetshire in Südafrika stationiert, bevor das Schiff 1936 überholt und im folgenden Jahr dem britischen Verband im Fernen Osten, der China Station, die später zur Eastern Fleet ausgebaut wurde, zugeteilt wurde. [9]

Operationen im Indischen Ozean und im Fernen Osten 1939

Captain Benjamin Charles Stanley Martin übernahm am 31. Juli 1939 das Kommando über die Dorsetshire.

Der Zweite Japanisch-Chinesischen Krieg, der am 7. Juli 1937 begann, machte es notwendig, die britischen Handelsschiffe in der Region zu schützen. Dies wurde dann von der HMS Dorsetshire ausgeführt. Einen Tag nach dem Beginn der ersten Operation im Zweiten Weltkrieg, dem Abhören von Funkverkehr an der japanischen Südküste am 2. September 1939, startete die Handelsschutz- und Überwachungsoperation zwischen Japan und China. Am 16. September brachte der Kreuzer Passagiere von der HMS Kent nach Hongkong an Land und nahm anschließend am 22. September seine Patrouille weiter nördlich wieder auf.[10]

Die Dorsetshire wurde am 18. Oktober in den Indischen Ozean verlegt, um den dortigen Handel zu schützen. Sie kam am 25. Oktober in Colombo (Ceylon) an und vereinigte sich für die Operation mit den Kreuzern HMS Cornwall und HMS Gloucester.

Nach drei Tagen wurde die Dorsetshire der Hunting Force I zugeordnet, die aus dem Flugzeugträger HMS Eagle, dem Kreuzer Cornwall und den Zerstörern HMAS Waterhen und HMAS Vendetta der Royal Australian Navy bestand.[9] Der Verband war eigens zur Verfolgung des deutschen Panzerschiffes Admiral Graf Spee geschaffen worden, das im Südatlantik Handelskrieg führte und im Dezember bereits drei Handelsschiffe mit rund 22.000 BRT versenkt hatte.[11] Im Dezember 1939 nahmen die Dorsetshire und die Cornwall in Südafrika Freiwillige an Bord, die überwiegend aus der dortigen Royal Navy Volunteer Reserve Division stammten. Nachdem das deutsche Schiff Admiral Graf Spee entdeckt worden war, musste es nach einem Gefecht mit den Kreuzern HMS Exeter, HMS Ajax und HMNZS Achilles zwecks Reparaturen in Montevideo (Uruguay) vor Anker liegen. Daraufhin wurde die Dorsetshire zur Mündung des Río de la Plata entsandt. Als sie dort eintraf, hatte der Kommandant der Admiral Graf Spee, Kapitän zur See Hans Langsdorff, sein Schiff jedoch bereits durch die eigene Besatzung versenken lassen.

Operationen im Atlantik und Indischen Ozean 1940

Nachdem die Dorsetshire weiter im Südatlantik gekreuzt hatte, fing sie im Februar 1940 das von Rio de Janeiro kommende deutsche Versorgungsschiff Wakama ab und versenkte es. Am 2. März 1940 verließ das Schiff die Falklandinseln mit Verwundeten des Kreuzers Exeter an Bord, die über Tristan da Cunha nach Südafrika gebracht werden sollten. Neun Tage später, am 11. März 1940, kam die Dorsetshire in Kapstadt an. Die Verwundeten der Exeter und die gefangenen Besatzungsmitglieder, die die Versenkung der Wakama überlebt hatten, wurden an Land gegeben, und das Schiff wurde in Simon’s Town zur Überholung ins Selborne-Trockendock gebracht, bevor es die Heimat Großbritannien ansteuerte. [9]

Von Freetown aus legte die Dorsetshire ab, um das vichy-französische Schlachtschiff Richelieu bei dessen Flucht von Dakar in einen französischen Atlantikhafen zu verfolgen. [12] Die Flucht wurde als Bedrohung aufgefasst, da man fürchtete, dass das Schiff der deutschen Kriegsmarine in die Hände fallen und gemeinsam mit der vor der Fertigstellung befindlichen deutschen Bismarck-Klasse die britische Seemacht stark gefährden könnte. [13] In Wirklichkeit hatte der britische Captain Onslow versucht, den Kommandanten der Richelieu, Kapitän Marzin, zum Auslaufen nach Freetown zu bewegen, um ihn und seine Besatzung dort auf britische Kosten versorgen zu lassen. Das wiederum wurde als Beleidigung und Aufforderung zur Fahnenflucht interpretiert. Die Richelieu signalisierte dem einzigen britischen Schiff in Dakar, der HMS Hermes, am 24. Juni 1940, dass sie auslaufen wolle, um den Hafen zu wechseln. Tatsächlich fuhr sie gemeinsam mit dem Zerstörer Fleuret in den Atlantik. Da dies unter dem Vorwand eines Hafenwechsels stattfand, konnte die Royal Navy erst spät reagieren. Sie entsandte mehrere Einheiten zum Aufspüren des Schlachtschiffes, von denen die HMS Dorsetshire die Richelieu entdeckte. Der französische Marineoberbefehlshaber Admiral Darlan befahl dem Schlachtschiff, nach Dakar zurückzukehren, was Kapitän Marzin auch befolgte. Deshalb wurde der zuvor gegebene Befehl zum Entern des Schiffes zurückgenommen. Die Dorsetshire blieb daraufhin mehrere Wochen vor Dakar auf Beobachtungsposten, da ihr die Einfahrt in den Hafen von französischen Behörden verweigert wurde. [13] Die Richelieu wurde nach mehreren heftigen Gefechten im November 1942 an die Alliierten übergeben.

Am 4. September kam der Kreuzer wieder in Durban (Südafrika) an, wo er bis zu seiner Abfahrt nach Simon’s Town am 20. September blieb. Nach einem eintägigen Zwischenstopp in Simon’s Town kreuzte er bis November 1940 vor der Küste von Sierra Leone, um den dortigen Seeweg zu überwachen.

Im November 1940 wurde die Dorsetshire in den Indischen Ozean verlegt, um die Hafen- und Salzverladeanlagen von Dante im Norden von Italienisch-Somaliland zu zerstören. [10] Danach wurde sie erneut nach Kapstadt verlegt, bis sie Anfang des neuen Jahres den Befehl bekam, nach dem deutschen Panzerschiff Admiral Scheer zu fahnden, das im Südatlantik Handelskrieg führte. Im Zuge dieser Operation brachte der Kreuzer am 19. Januar 1941 den französischen Frachter Mendoza auf und eskortierte ihn nach Takoradi (Goldküste).

Suche und Untergang der Bismarck

Im Mai 1941 begleitete die Dorsetshire dem alliierten Konvoi SL 74 im Nordatlantik als Geleitschutz. Noch während der Überfahrt wurde das Schiff vom Konvoi abgezogen und erhielt den Befehl, sich gemeinsam mit dem Kreuzer HMS London an der Suche nach dem kurz zuvor fertiggestellten und zu dieser Zeit kampfstärksten Schlachtschiff der Welt Bismarck zu beteiligen. Dessen Versenkung hatte für die britische Royal Navy nach dem Verlust des Schlachtkreuzers HMS Hood im Gefecht in der Dänemarkstraße am 24. Mai 1941 höchste Priorität. Die Hood war der Stolz der Royal Navy gewesen, deren Versenkung sich äußerst negativ auf die britische Moral auswirkte. Zur Jagd auf die Bismarck wurde nun nahezu die gesamte Home Fleet mobilisiert, was den Befehl an die Dorsetshire zum Verlassen des Konvois erklärt. Die Gefährdung des Konvois wurde durch die Abkommandierung des Begleitkreuzers billigend in Kauf genommen. Die britische Entschlossenheit zeigt auch das Zitat von Winston Churchill:

„Es ist egal wie ihr es macht, aber versenkt die Bismarck!“

Winston Churchill, damaliger britischer Premierminister[14]
Rettung von Überlebenden der Bismarck, aufgenommen vom Deck der HMS Dorsetshire

Der Kreuzer schloss sich einem britischen Flottenverband bestehend aus den beiden Schlachtschiffen HMS King George V und HMS Rodney und dem Schweren Kreuzer HMS Norfolk an. Am Morgen des 27. Mai 1941 sichtete die Kampfgruppe das mittlerweile manövrierunfähige Schlachtschiff Bismarck. Der Kommandeur des britischen Flottenverbandes Admiral John Tovey brachte seine beiden Schlachtschiffe und die Kreuzer in vorteilhafte Position und ließ das Feuer eröffnen. Das deutsche Schlachtschiff konnte kaum wirksame Gegenwehr leisten, da seine Artillerieleitstände bereits zu Anfang des Gefechtes infolge Artillerietreffern zerstört wurden. Die Bismarck wurde nach einem ungefähr 90-minütigen Gefecht und rund 700 Treffern der Hauptartillerie so stark beschädigt, dass ihre schwere Artillerie nicht mehr einsatzfähig war. [15] Die britischen Schlachtschiffe mussten in der Folge aufgrund eklatanten Mangels an Treibstoff abgezogen werden. Der vor Ort verbleibenden Dorsetshire übertrug Admiral Tovey die abschließende Torpedierung des Schlachtschiffs. Zuerst feuerte der Kreuzer zwei Torpedos auf die Steuerbordseite der Bismarck, deren Detonation keine Wirkung zeigte. Nach einem Positionswechsel wurde jetzt ein Torpedo auf die Backbordseite des Schlachtschiffs abgeschossen. Die Bismarck begann daraufhin, nach Backbord zu krängen und zu kentern. Der Torpedotreffer der Dorsethire wird einerseits als entscheidender Treffer zur Versenkung angesehen,[16] während einige Militärhistoriker, darunter Jürgen Rohwer, eine Selbstversenkung des Schlachtschiffes vermuten.[15]

Nachdem die Bismarck um circa 10:35 Uhr[15] schnell gesunken war, beteiligte sich der Kreuzer an der Rettung der deutschen Überlebenden. Es gelang der Besatzung der Dorsetshire lediglich 85 Mann von insgesamt 115 Überlebenden zu retten, da der Kreuzer aufgrund einer irrtümlichen Warnung vor deutschen U-Booten die Bergung abbrechen musste. Tatsächlich befand sich kein U-Boot am Morgen des 27. Mai 1941 in der Nähe des Untergangsortes. [17] Insgesamt starben bei der Versenkung des Schlachtschiffes 2.106 deutsche Seeleute. Admiral Tovey beschrieb den Kampf der Bismarck im britischen Abschlussbericht später so:

“The Bismarck had put up a most gallant fight against impossible odds, worthy the old days of the Imperial German Navy, and she went down with her colours still flying.”

„Die Bismarck hat gegen eine riesige Übermacht einen äußerst tapferen Kampf geführt, würdig der vergangenen Tage der Kaiserlich Deutschen Marine, und ist mit wehender Flagge untergegangen.“

Admiral John Tovey, Oberbefehlshaber der Homefleet und späterer Admiral of Fleet[18]

Weitere Operationen des Jahres 1941

Am 8. August 1941 übernahm Captain Augustus Willington Shelton Agar den Befehl über das Schiff, den er bis zur Versenkung des Kreuzers behielt. Agar war Träger des Victoria-Kreuzes, der höchsten Auszeichnung unter britischen und Commonwealth-Truppen, und einer der rund 500 Überlebenden nach der Versenkung der Dorsetshire.

Nachdem die Dorsetshire im September aus Freetown ausgelaufen war, um dem Truppenkonvoi WS-10X aus Großbritannien auf seinem Weg in den Nahen Osten Geleitschutz zu geben, kehrte sie nach Beendigung dieser Aufgabe erneut nach Südafrika zurück, wo sie den Truppenkonvoi WS-12X aus Halifax erwartete. Am 9. Dezember 1941 kam der Konvoi in Kapstadt an und lief noch am selben Tag mit dem Kreuzer als Eskorte wieder aus. Er brachte die 18. Division nach Singapur, deren Ankunft die Kapitulation der Stadt vor den kaiserlich japanischen Streitkräften jedoch nicht verhindern konnte.

Kurz vor Jahresende überwältigte die Dorsetshire das deutsche U-Boot-Versorgungsschiff Python westlich von St. Helena, wo es gerade die deutschen U-Boote U A und U 68 versorgte. Diese tauchten sofort ab und schossen fünf Torpedos auf den Kreuzer, ohne jedoch einen Treffer zu erzielen. Die Python wurde von ihrer Besatzung aufgegeben und versenkt,[10] wobei die gesamte Besatzung durch das deutsche U-Boot U A gerettet werden konnte.

Operationen im Indischen Ozean 1942 und Versenkung

Nachdem die Dorsetshire am 2. Januar die Passage von Durban nach Bombay zur Konvoisicherung übernahm, gehörte sie ab dem 13. Januar zur Eskorte eines militärischen Konvois. Nachdem der Kreuzer am 21. Januar in Aden betankt worden war, nahm das Schiff am 22. Januar seine Fahrt wieder auf und begleitete den Konvoi weiter nach Bombay, wo die Schiffe am 26. Januar ankamen.[10]

Anfang Februar wurde das Schiff nach Singapur zum Konvoischutz verlegt, fuhr am 7. Februar dann weiter nach Colombo, wo sie am folgenden Tag ankam. Zwei Tage nach der Ankunft verließ sie die Stadt und gab ab dem 14. Februar einem Konvoi aus Singapur Geleitschutz, bis sie am 19. Februar im gleichen Hafen wieder anlegte. Dort blieb der Kreuzer bis zum 21. Februar, um dann einen Konvoi nach Singapur zu eskortieren. Am 23. Februar wurde sie nach ihrer Ablösung durch den Kreuzer HMS Glasgow nach Trincomalee kommandiert, wo sie am 24. Februar ankam und am 27. Februar Teil einer Militäreskorte nach Rangun wurde.

Die Dorsetshire und ihr Schwesterschiff HMS Cornwall bei dem Angriff japanischer Trägerflugzeuge am 5. April 1942, kurz vor ihrer Versenkung

Im März 1942 war die Dorsetshire Teil der Eastern Fleet, die in Ceylon stationiert war. Während der Überholung des Schiffes wurde Ceylon ab Anfang April durch Flugzeuge von japanischen Flugzeugträgern vor der Küste bombardiert.

Während die Dorsetshire mit der Cornwall versuchte, die restlichen Einheiten der Eastern Fleet vor den Malediven zu erreichen, wurde sie dabei am 5. April 1942 gegen Mittag von einem Aufklärungsflugzeug des japanischen Kreuzers Tone gesichtet.[19] Sie war um 06:48 Uhr per Funkspruch vor dem japanischen Geschwader gewarnt worden und lief daher bereits mit Höchstfahrt.

53 Sturzkampfflugzeuge vom Typ Aichi D3A der japanischen Flugzeugträger Hiryū, Akagi und Sōryū griffen die beiden britischen Schiffe unter dem Kommando von Kapitänleutnant Egusa[20] an. Der Angriff mit 250- und 550-Pfund-Bomben begann um 13:30 Uhr. Innerhalb von acht Minuten wurde die Dorsetshire zehnmal getroffen und sank an den Koordinaten 2° N, 78° OKoordinaten: 2° N, 78° O

 {{#coordinates:}}: Es kann nicht mehr als eine primäre Auszeichnung angegeben werden.. Die Cornwall sank nach dreizehn Minuten und acht Bombentreffern ebenfalls. Von den insgesamt 1546 Mann Besatzung der beiden Schiffe konnten später durch den britischen Kreuzer HMS Enterprise und die Zerstörer HMS Paladin und HMS Panther 1122 Menschen gerettet und auf die Malediven gebracht werden.

Rezeption

Die Dorsetshire ist auf einer Silbermünze im Wert von 25 Pfund abgebildet, die zur von der Royal Mint ausgegeben Serie Legendary Fighting Ships gehört.[21]

Literatur

  • David Brown, Geoffrey Till: The Road to Oran. Anglo-French Naval Relations, September 1939–July 1940. Routledge Chapman & Hall, 2004, ISBN 978-0-7146-5461-4.
  • Richard Holmes: World War II. From Blitzkrieg to Hiroshima. The Definitive Visual Guide (Dk). Penguin, 1. April 2009, ISBN 978-1-4053-3235-4. S. 119-139
  • H.T Lenton: British and Empire Warships of the Second World War. Greenhill Books, ISBN 1-85367-277-7.
  • Robert Gardiner und Roger Chesnau: Conway’s All the World’s Fighting Ships, 1922–1946. Naval Institute Press, ISBN 0-87021-913-8.
  • Horst Boog, Werner Rahn, Reinhard Stumpf, Bernd Wegner: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. 10 Bde., Bd. 6, Der globale Krieg: Die Ausweitung zum Weltkrieg und der Wechsel der Initiative 1941–1943, Deutsche Verlagsanstalt, 1990, Stuttgart S. 373-384

Einzelnachweise

  1. a b John Asmussen: HMS Dorsetshire bei bismarck-class.dk. Abgerufen am 12. April 2010 (englisch).
  2. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen name=.
  3. Die schweren und leichten Kreuzer 1920-1945. Abgerufen am 29. April 2010 (englisch).
  4. H.T Lenton, S. 51
  5. a b Mark VIII bei Naval Weapons. Abgerufen am 29. April 2010 (englisch).
  6. QF Mark V und Mark XV bei Naval Weapons. Abgerufen am 29. April 2010 (englisch).
  7. Britisches 0.50″/62 (12.7 mm) Mark III bei Naval Weapons. Abgerufen am 11. Mai 2010 (englisch).
  8. Robert Gardiner und Roger Chesnau, S. 28
  9. a b c d Gudmundur Helgasson: HMS Dorsetshire bei u-boat.net. Abgerufen am 3. August 2010 (englisch).
  10. a b c d Gordon Smith: Chronik der HMS Dorsetshire bei Naval History. Abgerufen am 14. April 2010 (englisch).
  11. Jürgen Rohwer und Gerhard Hümmelchen: Chronologie des Seekrieges im Dezember 1939 in der württembergischen Landesbibliothek. Abgerufen am 10. Oktober 2010.
  12. Jürgen Rohwer und Gerhard Hümmelchen: Chronologie des Seekrieges im Juni 1940 in der württembergischen Landesbibliothek. Abgerufen am 19. Oktober 2010.
  13. a b David Brown, Geoffrey Till, Seiten 119–130
  14. zitiert nach Der Untergang der Bismarck. In: Internetseiten von n-tv. Abgerufen am 26. Oktober 2010 (Bildunterschrift zum dritten Bild in der Bildergalerie).
  15. a b c Jürgen Rohwer und Gerhard Hümmelchen: Chronologie des Seekrieges im Mai 1941 in der württembergischen Landesbibliothek. Abgerufen am 19. Oktober 2010.
  16. Ron Dick, Ramsay Potts, Dan Patterson: World War II: World War Two (Aviation Century), 2004, ISBN 978-1550464269 S. 194
  17. Horst Boog, Werner Rahn, Reinhard Stumpf, Bernd Wegner, S. 381
  18. Horst Boog, Werner Rahn, Reinhard Stumpf, Bernd Wegner, S. 383
  19. Paul S. Dull: A battle history of the Imperial Japanese Navy, 1941–1945. Naval Insitute Press, Annapolis 2007, ISBN 978-1-59114-219-5, S. 108 (online verfügbar).
  20. Jürgen Rohwer und Gerhard Hümmelchen: Chronologie des Seekrieges im April 1942 in der württembergischen Landesbibliothek. Abgerufen am 19. Oktober 2010.
  21. Eintrag auf der Website der Royal Mint (abgerufen am 2. November 2010)

Anmerkungen

  1. 8 inches entsprechen 20,3 cm
  2. 4 inch entsprechen 10,2 cm
  3. 21 Zoll entsprechen 53,3 cm