Israel Railways
Israel Railways (hebräisch: רכבת ישראל "Rakévet Isra'el") ist die staatliche israelische Eisenbahngesellschaft.
Streckennetz und Fahrzeugpark
Israels Verkehrsführung ist stark durch die geographischen Gegebenheiten beeinflusst. Für den Verkehr günstige Ebenen bestehen hauptsächlich entlang der Küsten, dahinter schließen sich in Galiläa und dem besetzten Westjordanland Gebirgszüge an, die weiter östlich abrupt zum Jordangraben abfallen.
Aufgrund dieser Bedingungen verlaufen die Gleise der israelischen Eisenbahn fast nur in den Küstenebenen und im nördlichen Negev. Die einzige Gebirgsstrecke verläuft von Tel Aviv nach Jerusalem. Das Streckennetz hat eine Gesamtlänge von etwa 600 Kilometern.
Die Strecken im Einzelnen:
von - nach |
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Tel Aviv - Naharija | Hertzlija - Netanja - Haifa - Akko | Diese Strecke hatte ursprünglich eine Fortsetzung über Beirut nach Norden; nördlich von Naharija bestehen noch Reste der Gleisanlagen. |
Tel Aviv - Kfar Saba | Petach Tikwah | Von Kfar Saba besteht eine Nebenstrecke nach Lod. |
Tel Aviv - Ben-Gurion-Flughafen | - | - |
Lod - Rischon leTzion/ HaRischonim | - | - |
Lod - Aschkelon | Aschdod | Früher über Gaza und den Sinai weiter nach Ägypten. Eine Nebenstrecke führt von Aschkelon nach Kirjat Gat. |
Lod - Zin | Kirjat Gat - Beerscheba - Dimona | Eine Weiterführung durch das Aravatal bis nach Elat ist seit langem in Planung. |
Tel Aviv - Jerusalem | Bet Schemesch | Nach umfangreicher Sanierung seit 2005 wieder vollständig in Betrieb. Die Strecke überwindet auf 50 Kilometer 700 Meter Höhenunterschied. |
Bisher werden im Streckennetz Dieselloks (insgesamt etwa 60 Loks verschiedener Typen) eingesetzt. Die Elekrifizierung des Eisenbahnsystems ist geplant. Für den Intercity-Verkehr stehen 40 dieselelektrische Triebwagen zur Verfügung. Neben ca. 160 Personenwagen nutzt Israel Railways (IR) etwa 700 Güterwagen.
Durch die räumliche Beschränkung auf die Ebenen spielte die Eisenbahn in Israel lange Zeit kaum eine Rolle. Ungünstig wirkte sich außerdem aus, dass grenzüberschreitender Verkehr fehlt und dadurch nur ein sehr kleines Netz zur Verfügung steht. Zeitweise bestand nur noch auf der Strecke von Tel Aviv nach Haifa ganztags regelmäßiger Personenzugverkehr. Ein weiteres Manko war die meist dezentrale Lage der Bahnhöfe und die schlechte Einbindung der Bahn in das öffentliche Verkehrsnetz.
"Railways 2000 und New Deal"
In den 1990er Jahren wurde das Programm Railways 2000 gestartet. Es hat zum Ziel, angesichts großer Probleme mit dem zunehmenden Individualverkehr den Stellenwert der Eisenbahn zu erhöhen und mehr Verkehrsaufkommen auf die Schiene zu verlegen. Beim Programm "New Deal" geht es vor allem um den Ausbau der Vorortlinien im Großraum Tel Aviv sowie eine weitere Vorortlinie in Haifa. Im Rahmen der Programme wurden in den letzten Jahren viele Gleisabschnitte saniert, ausgebaut und zum Teil neu gebaut, Bahnhöfe saniert und neue Loks und Waggons angeschafft. Durch diese Maßnahmen konnte IR erhebliche Zuwächse verzeichnen; auf manchen Strecken erhöhte sich die Nachfrage innerhalb weniger Jahre um ein mehrfaches. Die Zahl der Züge nahm von 80 (im Jahr 1995, Personenzüge pro Tag im gesamten Netz) auf 350 (im Jahr 2001) erheblich zu.
Erreicht werden sollen zukünftig weitere Streckenausbauten, die sukkzessive Elektrifizierung der Bahnstrecken und die Einbindung der Eisenbahn in das Busnetz der israelischen Busgesellschaft Egged. Durch diese Maßnahmen soll das Güteraufkommen bis 2009 auf 15 Mio. Tonnen zunehmen, das Passagieraufkommen könnte nach einer Machbarkeitsstudie bis 2012 auf 72 Mio. steigen (zum Vergleich: 1990 beförderte die IR 7 Mio. Tonnen Güter und 2,5 Mio. Passagiere, im Jahr 2000 lag der Güterverkehr bei etwa 10 Mio. Tonnen, es wurden bereits 13 Mio. Passagiere gezählt).
Personenverkehr
Nicht alle Streckenabschnitte der israelischen Eisenbahn werden für den Personenverkehr genutzt. Passagierzüge verkehren zwischen Naharija und Tel Aviv; außerdem von Tel Aviv auf den Strecken nach Kfar Saba, Rischon leTzion/HaRischonim, Aschkelon, Beerscheba, Jerusalem sowie zum Ben-Gurion-Flughafen (siehe externer Link: Karte der Passagierzüge der IR).
Die einzigen Intercity-Linien sind Naharija - Tel Aviv, Tel Aviv - Beerscheba und Tel Aviv - Jerusalem, die anderen Verbindungen sind Regionalverbindungen. Die Intercity-Linie von Nahariyya wurde im Oktober 2004 bis zum neu eröffneten Bahnhof am Ben-Gurion-Flughafen verlängert. Wichtigster Umsteigebahnhof ist Tel Aviv Merkas ("Zentrum").
Der Personenverkehr ist auf die Wochentage beschränkt; am Shabbat verkehren generell keine Züge. In den letzten Jahren gab es erhebliche Zuwächse bei den Passagierzahlen (vgl. "Railways 2000 und New Deal")
Güterverkehr
Güterzüge verkehren im gesamten Streckennetz der israelischen Eisenbahn abgesehen von den Strecken Haifa - Naharija, Lod - Jerusalem, Lod - HaRischonim und Tel Aviv - Ben-Gurion-Flughafen (siehe externer Link: Karte der Güterstrecken der IR).
Wie der Personenverkehr hat der Güterverkehr in den letzten Jahren deutlich zugenommen. IR transportiert im Jahr inzwischen über 10 Millionen Tonnen von Gütern, vor allem Phosphate, Kohle und Container. Für die beiden Seehäfen in Haifa und Aschdod ist die Eisenbahn eine wichtige Landbrücke.
Geschichte des Eisenbahnverkehrs in Israel/Palästina
Anfänge
Die erste Eisenbahnstrecke in Palästina wurde 1890 von Jaffa nach Jerusalem gebaut; der erste Zug fuhr 1892. Erst im Jahr 1904 wurde mit der Strecke von Haifa über Afula (in der Jesreelebene) nach Bet Schean eine weitere Gleisverbindung eröffnet; sie war Teil der Hedschasbahn und führte schließlich bis Damaskus (die Strecke wurde bis 1946 genutzt; die Gleise existieren nicht mehr). Vor allem im nächsten Jahrzehnt folgten weitere Strecken, u.a. nach Beerscheba und auf den Sinai. 1919 bestand bereits eine Verbindung von Haifa nach Kairo.
Staat Israel
Nach der Gründung des Staates Israel 1948 wurde die Eisenbahn der neuen Regierung unterstellt. Ab 1950 fuhren regelmäßig Personenzüge zwischen Haifa, Tel Aviv und Jerusalem. Im Jahr 1965 wurde ein neuer Gleisabschnitt zwischen Beerscheba und Dimona eröffnet; ein weiteres Teilstück bis zum Nahal Zin wurde 1977 in Betrieb genommen.
Seit dem Ende der 1980er Jahre wurde das Eisenbahnsystem im Zuge einer langfristigen Verkehrsplanung gezielt entwickelt. Vor allem seit den 1990er Jahren wurden mehrere neue Linien eröffnet, Taktfolgen verdichtet, die Infrastruktur und der Service verbessert.
Einer der wichtigsten Entwicklungsschritte war im Jahr 1993 die Verbindung der Gleise von Norden (Haifa) bzw. Süden (Lod) in Tel Aviv. Vorher bestand im Stadtgebiet keine durchgängige Gleisverbindung, sodass keine direkte Reise von Haifa über Tel Aviv nach Lod möglich war. Durch den Neubau von Bahnhöfen und Gleisanlagen entlang des Ajalon wurde die Lücke geschlossen. Auch die Strecke nach Haifa wurde ausgebaut; seit 1998 ist sie durchgängig zweigleisig. Im selben Jahr wurde die baufällige und kaum genutzte Strecke nach Jerusalem stillgelegt und es wurde mit umfangreichen Sanierungsmaßnahmen begonnen, die im Jahr 2005 abgeschlossen wurden.
Strecken mit Personenverkehr, die in den letzten Jahren eröffnet, zum Teil auch neu gebaut wurden, sind die Strecken Kfar Saba - Tel Aviv (seit 2000) sowie Lod - HaRischonim und Lod - Bet Schemesch (seit 2003). Im Oktober 2004 wurde die neue Verbindung zum Ben-Gurion-Flughafen eröffnet. Die jüngsten Strecken mit Personenverkehr sind Aschdod - Aschkelon und der Streckenabschnitt von Bet Schemesch nach Jerusalem. Auf diesen beiden Verbindungen wurde der reguläre Passagierverkehr im April 2005 wieder aufgenommen.
Planungen
Zukünftige Planungen sehen eine weitere Ausdehnung des Schienennetzes und des Passagierverkehrs vor. Folgende Strecken und Linienführungen sind in der Diskussion oder in der Planung:
- Neubau einer Hochgeschwindigkeitsstrecke von Tel Aviv über den Ben-Gurion-Flughafen und Modi'in nach Jerusalem bis 2008. Wenn diese Strecke verwirklicht wird, werden dafür 40 Kilometer Schienen neu verlegt, 15 Kilometer davon in Tunnels. In Jerusalem selbst würde der Bahnhof als U-Bahnhof in der Nähe der zentralen Egged-Busstation ausgeführt. Möglicherweise wird die Strecke später unterirdisch über einen Bahnhof beim Unabhängigkeitspark nahe der Altstadt bis zum alten Jerusalemer Bahnhof verlängert.
- Weiterbau der Strecke vom Nahal Zin nach Elat (und weiter in das jordanische Aqaba).
- Verlängerung der Personenzüge auf der Strecke Lod - Beerscheba bis Dimona.
- Neubau einer Strecke von Akko nach Karmiel.
- Neubau einer Strecke von Haifa durch die Jesreelebene und das Jordantal nach Jordanien als Ersatz für die frühere Verbindung der Hedschasbahn.
- Neubau einer Strecke zwischen Aschkelon und Beerscheba durch die Ortschaften Sderot, Netivot und Ofaqim.
- Neubau einer Strecke zwischen Tel Aviv-HaHagana und Aschdod (Paleshet) entlang der Stadtgrenzen von Holon und Bat-Yam, durch den westlichen Teil von Rischon leTzion und westlich von Yavne.
- Neubau einer Strecke von der Küstenlinie nördlich von Herzliyya Richtung Osten nach Raanana und Kfar Saba.
- Neubau einer Strecke zwischen Hadera und Afula (Jesreelebene) durch das Wadi 'Ara - Tal (Umm el-Fahm).