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Rh 202

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Rh 202 am SPz Marder

Die MK 20 Rh 202, kurz für MaschinenKanone Rheinmetall 20 mm, ist eine einläufige Maschinenkanone im Kaliber 20 × 139 mm. Entwickelt in den späten 1960er-Jahren von deutschen Rüstungsunternehmen Rheinmetall Defence, wurden die letzten Modelle im Jahr 1976[1] produziert.

Entwicklung

Lafette des Marder 1A3. Die Rh202 sitzt in der Waffenwiege. Der DGZ ist eingeschränkt hinter dem unteren Stoßdämpfer zu sehen.

Das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg), vertreten durch das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) beauftragte Anfang 1961 die Rüstungsindustrie mit der Neuentwicklung einer 20-mm-Maschinenkanone. Rheinmetall konnte sich mit seinem Entwurf gegenüber Mauser durchsetzen und war damit Gewinner des Auftrages. Dieser umfasste eine Gesamtlieferung von 6630 Stück.[1]

Als Basis der neuen Kanone wurde die Hispano-Suiza 820 L/85 genutzt die von Rheinmetall in Lizenz gefertigt und in der Bundeswehr mit der Bezeichnung MK 20-1 im HS 30 und Schützenpanzer 11-2 eingesetzt wurde. Die Weiterentwicklung Rh 202 von Rheinmetall erfüllte die Forderungen nach einer wirksamen Bekämpfung von Tieffliegern und Hubschrauber, bekämpfen von Weichzielen bis 2000 m, bekämpfen von Hartzielen bis 1500 m, Handhabung und Funktionssicherheit und eine kurze Ausbildungszeit für die Bediener.[2]

Nach mehreren Entwicklungsstufen, bei den unter anderem verschiedene Verschlusssysteme getestet wurden begann 1966 an der damaligen Erprobungstelle 91 Meppen die Versuchsreihen. Innerhalb der Versuche wurde die Funktionssicherheit der Waffe bei Sand, Staub-, Regen-, Kälte- und Wärmeeinwirkung erprobt. In den Tests enthalten war ebenfalls ein Funktionstest der Waffe ohne Schmiermittel, die Standfestigkeit der Schmiermittel selbst sowie Rückstoßkräfte, Rohrlebensdauer und Verhalten der Waffe bei Funktionsstörungen. Von 1968 bis 1969 lief die Truppenerprobung in der über eine Million Schuss - darunter die neu entwickelte Treibspiegelmunition APDS - unter wechselnden Bedingungen abgegeben wurden. Die technische Abnahme erfolgte im Mai 1969 und führte 1970 zur Serienfertigung. Produziert wurde bei Rheinmetall in Düsseldorf und in der zweiten Fertigungsstätte bei Mauser in Oberndorf.

Die Auslieferung der Zwillingsflak begann am 12. Oktober 1972.[1]

Aufbau

Blick auf den Gurtkanal durch den oberen Wartungszugang am Turm im Marder 1A3. Der Doppelgurtzuführer (nicht direkt sichtbar) Sitzt rechts vom Gurt eingebaut in die Waffenwiege. Geladen sind Exerzierpatronen.

Die Rh 202 ist ein kombinierter Gasdrucklader und Rückstoßlader mit starr verriegeltem Stützklappenverschluss mit schwerem Verschlusskopf. Die Hauptbaugruppen sind das Rohr, Waffengehäuse, Schließvorrichtung, Federschieber, Verschluss, Abzugvorrichtung, Puffer, Gurtzuführer, Rücklaufbrems- und Vorholvorrichtungen und Patronenausstoßer. Die Munition wird der Waffe mittels Doppelgurtzuführer (DGZ) zugeführt. Somit können ohne erneutes Laden zwei verschiedene Munitionsarten ausgewählt werden. Die Variante als Feldkanone FK 20-2 verfügte abweichend über einen Drei-Wege-Gurtzuführer (DWGZ).

Die Rh 202 hat einen zuschießenden Verschluss, das heißt die Schließfedern sind gespannt und der Verschluss wird im geladenen Zustand in seiner hintersten Stellung vom Verschlussfanghebel gehalten. Der Gasdruck bei Schussabgabe wird genutzt zum Entriegeln und Rücklauf des Verschlusses, ausziehen und Auswerfen der Hülse sowie der Gurtglieder und spannen der Schließfedern. Der Munitionstransport erfolgt ebenfalls mit Hilfe des Gasdruckes und ist daher von Waffe und Verschlusssystem unabhängig. Die Lagerung des Gurtzuführers in der Lafettenwiege vermeidet seitliche Gurtzuführkräfte auf die Waffe.

Darüber hinaus verfügt die Waffe über eine Rücklaufbrems- und Vorholvorrichtung (RBVV). Der Rückstoß wird durch den starken Federmechanismus vermindert und die Kanone gelangt schnell wieder in die Ausgangsposition. Der Rückstoß der Schusswaffe wird damit und durch die Mündungsbremse auf 550 bis 750 kg begrenzt.

Marder 20-mm-BMK-Manöver-Munition AT12.

Als Munition kann die ganze Bandbreite verfügbarer Munition im NATO-Standard-Kaliber 20 × 139 mm verschossen werden. Die Standardmunition in der Bundeswehr ist Sprengbrand (HEI), Panzerbrechend mit Leuchtspur(AP-T), Treibspiegelmunition (APDS), lichtblaue Übungsgeschosse mit verkürzter Reichweite und Manövermunition. Die Durchschlagsleistung der APDS-Munition liegt bei 44 mm auf 1000 m.[2]

Die Waffe ist so konstruiert worden, dass ein Zerlegen zur Reinigung oder Wartung ohne Werkzeug erfolgen kann.

Einsatz

Neben dem primären Einsatz bei der Bundeswehr im Schützenpanzer Marder wird die Waffe im Waffenträger Wiesel genutzt. Die Verwendung im Spähpanzer Luchs endete mit seiner Ausmusterung Anfang 2009.

Bei der Luftwaffe war sie von 1972 bis 1992 als Zwillingsluftabwehrgeschütz LAAG für den aktiven Flugplatz- und Objektschutz in Gebrauch. Die Pioniere, die Artillerie sowie Nachschub- und Instandsetzungstruppen nutzen die Rh 202 als FK 20-2 auf Feldlafette für den Bodenkampf. Vereinzelt war die Feldkanone auch auf der Ladefläche eines Unimog verlastet. Die Marine verwendete die Maschinenkanone zu Selbstverteidigung auf ihren Tendern und Fregatten. Die S 20 Marinelafette wurde ab 2008[3] in ihrer Verwendung durch das MLG 27 von Rheinmetall ersetzt. Im Projekt Kampfpanzer 70 war sie als Sekundärbewaffnung zur Flugabwehr geplant.

Des Weiteren ist die sie in den Schützenpanzern TH Condor, FIAT/OTO-Breda 6616 und VCTP, einem argentinischen Schützenpanzer auf der Basis des TAM, eingebaut.[4]

Technische Daten

  • Typ: einläufige Maschinenkanone
  • Funktion: kombinierter Gasdrucklader und Rückstoßlader
  • Kaliber: 20 × 139 mm
  • Kadenz: 880–1030 Schuss pro Minute
  • Effektive Reichweite: 2000 m
  • Schussreichweite: 7000 m
  • Mündungsgeschwindigkeit: 1050 bis 1150 m/s
  • Gewicht (Munitions-Einzelzuführung): 75 kg
  • Gewicht (Munitions-Doppelzuführung): 83 kg
  • Gesamtlänge: 2612 mm
  • Rohrlänge: 2002 mm
  • Geschossgewicht: 134 g
  • Rückstoßkraft: 550–750 kg

Einzelnachweise

  1. a b c rheinmetall.de 50 Jahre Bundeswehr: In den sechziger Jahren erlangt Rheinmetall Defence seine alte Stärke zurück: Geschützentwicklung "made by Rheinmetall", abgerufen am 31. Oktober 2010
  2. a b Hans-Peter Lohmann: Spähpanzer Luchs - Die technische Dokumentation des Waffensystems, Motorbuch Verlag, Seite 97 bis 103, ISBN 978-3-613-03162-3
  3. Artikel auf der Webseite der Deutschen Marine vom 4. Juli 2008
  4. Verwendungsnachweis auf der Website von Rheinmetall Defence

Siehe auch