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Askold (Schiff, 1902)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Flagge
Askold nach Indienststellung
Askold nach Indienststellung
Übersicht
Typ Geschützter Kreuzer
Bauwerft

Germaniawerft, Kiel

Bestellung BauNr.
Kiellegung 20. Juli 1899
Stapellauf 15. März 1900
Auslieferung 25. Januar 1902
Dienstzeit

1902 - 1918

Indienststellung 1918-1921 Royal Navy
Verbleib 1922 Abbruch in Deutschland
Technische Daten
Verdrängung

5910 t, max. 6200 t

Länge

131,2 m

Breite

15,0 m

Tiefgang

6,2 m

Besatzung

565 - 580 Mann

Antrieb

9 Schulz-Thornycroft-Kessel
3 Dreifach-Expansions-Dampfmaschinen
19650 PS
3 Schrauben

Geschwindigkeit

23,8 kn

Reichweite

6500 sm bei 10 kn
3140 sm bei 13,5 kn

Bewaffnung

• 12 x 150 mm/L45-Canet-Geschütze
• 12 x 75 mm/L50-Canet-Schnellfeuergeschütze
• 8 x 47 mm/L43-Hotchkiss-Schnellfeuergeschütze
• 2 x 37 mm/L23-Hotchkiss-Schnellfeuergeschütze
• 2 x 7,62 mm-Maxim-Maschinengewehre
• 6 Torpedorohre 38,1 cm
• 2 x 63,5 mm/L19-Baranowski-Landungsgeschütz

Bunkermenge

1050 t Kohle

Panzerung
Panzerdeck

50 - 101 mm

Kommandoturm

152 mm

Die Askold (russisch: Аскольд) war ein Geschützter Kreuzer der Kaiserlich Russischen Marine von 1902. Gebaut wurde sie in Deutschland als Einzelschiff. Der Kreuzer hatte eine ereignisreiche Laufbahn und war sowohl im Russisch-Japanischen Krieg als auch im Ersten Weltkrieg im Einsatz. Die Askold war eines der ganz wenigen Kriegsschiffe, die über fünf Schornsteine verfügten. Im Jahre 1918 wurde sie nach der Oktoberrevolution von Großbritannien in Besitz genommen und in HMS Glory IV umbenannt. Nachdem die Sowjetunion 1921 ein Angebot zur Rückgabe ablehnte, wurde sie ausgemustert und 1922 in Hamburg verschrottet.

Baugeschichte

Kreuzer Awrora der Pallada-Klasse
Kreuzer Warjag

Nach der auf eigenen Werften gebauten Pallada-Klasse von drei Schiffen bestellte die russische Marine im Flottenbauprogramm 1898 drei große Geschützte Kreuzer (klassifiziert als Kreuzer I. Klasse) im Ausland: die Warjag bei William Cramp and Sons in Philadelphia, Vereinigte Staaten, die Askold bei der Krupp Germaniawerft in Kiel und die Bogatyr bei der Stettiner Maschinenbau-AG Vulcan. Nur der Vulcan-Entwurf, der eine bessere Panzerung und Verteilung der 15,2 cm Geschütze aufwies, wurde auf russischen Werften nachgebaut. Damit wurde die Bogatyr Typschiff einer Klasse aus insgesamt vier Schiffen. Ein geplantes fünftes Schiff wurde nicht fertiggestellt.

Kreuzer Bogatyr

Im Jahre 1899 wurde die Askold von Russland als schneller Geschützter Kreuzer gemäß den Wünschen der Admiralität in Deutschland in Auftrag gegeben. Seine Kiellegung (russische Schiffe wurden als „männlich“ betrachtet) erfolgte am 20. Juli 1899 bei der Krupp Germaniawerft in Kiel. Der Bau verlief ohne Schwierigkeiten. Der Stapellauf war am 15. März 1900 und die Indienststellung bei der Kaiserlich Russischen Marine fand am 25. Januar 1902 statt. Das Schiff wurde nach dem legendären Waräger Askold benannt und war seinerzeit der schnellste größere Kreuzer der russischen Flotte. Sie blieb entgegen ursprünglichen Planungen ein Einzelschiff.

Besonderes Kennzeichen dieses Schiffes waren die fünf langen und schlanken Schornsteine, die es aufgrund der damit verbundenen unverwechselbaren Seitenlinie schon von weitem gut erkennbar machten. Entsprechend aufgrund ihres Aussehens gaben britische Seeleute der Askold den Spitznamen Packet of Woodbines (= Schachtel Woodbines), in Anlehnung an die in der Royal Navy populären dünnen Zigaretten der Marke Woodbine. Allerdings hatte dies mehr als nur symbolische Bedeutung, da in jener Zeit die Anzahl der Schornsteine eines Schiffes allgemein mit ihrem Leistungsvermögen gleichgesetzt wurde. In jener Zeit gab es tatsächlich einige Begebenheiten, in denen die Kommandanten von Kriegsschiffen noch auf See Schornstein-Attrappen aufstellen ließen, um in den entfernten Häfen die sie zu besuchen gedachten, die örtliche Bevölkerung zu beeindrucken. Diese Umstände wären bei der Askold nicht erforderlich gewesen, da sie genau das zu halten vermochte, was sie nach damaliger Auffassung mit ihren fünf Schornsteinen optisch versprach. Ihre außerordentlich schlanke und langgezogene Form des Rumpfes ermöglichte eine Geschwindigkeit von nahezu 24 Knoten – eine damals kurz nach der Jahrhundertwende beeindruckende Leistung.

Einsatzgeschichte

Am 3. September 1902 verließ die Askold Kronstadt, wohin sie nie wieder zurückkehrte. Sie lief in den Fernen Osten um das Pazifikgeschwader zu verstärken. Am 13. Februar 1903 traf sie in Port Arthur, ihrem neuen Standort, ein. Sie besuchte sofort Japan (Nagasaki, Yokohama, Kobe); Taku in China, den britischen Stützpunkt Weihaiwei und den deutschen Stützpunkt in Tsingtau. Am 3. Mai lief sie, begleitet von der gerade in Ostasien eingetroffenen Nowik, nach Wladiwostock, um den russischen Kriegsminister Kuropatkin an Bord zu nehmen und nach Japan zu bringen. Dieser reiste von Shimonoseki mit dem Zug nach Tokio und wurde in Kobe wieder an Bord genommen. Nach einem Besuch Nagasaki am 12./13. Juni liefen sie nach Port Arthur zurück, wo der Minister am 17. Juni eintraf. Die Askold war auch am letzten russischen Besuch in Japan am 23.August in Hakodate unter Konteradmiral Stackelberg auf der Rossiya mit zwei weiteren Kreuzern beteiligt. Sie blieb dann in Port Arthur stationiert, wo man sich ab Oktober auf einen Krieg mit Japan vorbereitete.

Russisch-Japanischer Krieg

Das Schiff kam als Teil der Russischen Pazifikflotte bereits 1904 im Russisch-Japanischen Krieg zum Einsatz. Sie nahm dort zuerst mit passablem Erfolg an der Seeschlacht vor Port Arthur teil und spielte ihren Vorteil bei der Geschwindigkeit aus. Den angreifenden japanischen Schiffen setzte sie heftigen Widerstand entgegen, wurde dabei jedoch beschädigt. Die weiteren russischen Kreuzer Bajan, Diana und Nowik erlitten bei diesem Gefecht schwere Schäden. Nach der Seeschlacht im Gelben Meer lief sie aufgrund der mittlerweile schweren Schäden mit einigen anderen russischen Kampfschiffen den neutralen Hafen von Schanghai an und wurde daraufhin von China bis zum Friedensschluss mit Japan interniert. Durch diesen Umstand entging sie mit einiger Sicherheit der Versenkung in der Seeschlacht von Tsushima von 1905, jener entscheidenden Schlacht dieses Krieges auf See in der die russische Flotte faktisch vernichtet wurde.

Im Jahre 1906, etwa ein Jahr nach dem verlorenen Krieg gegen Japan, wurde sie das neue Flaggschiff der Sibirischen Flottille mit Stützpunkt in Wladiwostok. Bis 1914 waren hier außer Ausbildung und Seeraumüberwachung keine nennenswerten Ereignisse zu verzeichnen.

Erster Weltkrieg

Während des Ersten Weltkriegs verließ sie im Jahre 1915 den Fernen Osten und lief über die arktischen Gewässer nördlich von Russland und den Atlantik ins Mittelmeer, um hier an den Operationen mit der verbündeten britischen Flotte sowie den Kampfschiffen anderer Alliierter Staaten an den Operationen gegen das Osmanische Reich an den Dardanellen teilzunehmen. Noch während des Krieges, 1916 und 1917, wurde die Askold zwei Mal in Frankreich und Großbritannien überholt.

Kurz nach der Oktoberrevolution von 1917 und dem Ausscheiden Russlands aus dem Ersten Weltkrieg, kämpfte die Askold zu Beginn noch auf Seiten der Weißen Armee gegen die Bolschewiki. Doch im Dezember 1917 geriet das Schiff in arktischen Gewässern unter die Kontrolle der Kommunisten.

In Britischen Diensten

Als Reaktion darauf, wurde es Anfang des Jahres 1918 im Nordmeer von der britischen Royal Navy in Besitz genommen und nach Gareloch in Schottland überführt, wo sie sogleich im August jenes Jahres in HMS Glory IV umbenannt wurde. Das Schiff erwies sich für die Briten jedoch entgegen allen Erwartungen von eher geringem Nutzen und wurde daher nach wenigen Fahrten in der Folgezeit fast nur noch als Depotschiff genutzt.

Im Jahre 1921 bot die britische Regierung der im Jahre 1919 neu entstandenen Sowjetunion als Rechtsnachfolger des zaristischen Russlands die Rückgabe der Askold an. Allerdings lehnte diese das Angebot ab, nachdem eine sowjetische Kommission die Askold besichtigt hatte und diese in einem eher schlechten Zustand vorfand.

Die Royal Navy musterte das Schiff daraufhin noch im selben Jahr aus und bot es zum Verkauf an. Da sich keine Interessenten mehr dafür fanden, wurde es zum Abbruch nach Deutschland abgegeben. Die Askold wurde daraufhin 1922 in Hamburg verschrottet.

Einzelnachweise


Commons: Cruiser Askold – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Bilder