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Vicenza

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Vicenza
Vicenza (Italien)
Vicenza (Italien)
Staat Italien
Region Venetien
Provinz Vicenza (VI)
Lokale Bezeichnung Vicensa
Koordinaten 45° 33′ N, 11° 33′ OKoordinaten: 45° 33′ 0″ N, 11° 33′ 0″ O
Höhe 39 m s.l.m.
Fläche 80 km²
Einwohner 110.299 (31. Dez. 2023)[1]
Postleitzahl 36100
Vorwahl 0444
ISTAT-Nummer 024116
Bezeichnung der Bewohner Vicentini
Schutzpatron Vinzenz von Valencia (8. September)
Website Vicenza
Luftbild von Vicenza mit Flughafen

Vicenza (deutsch veraltet Wiesenthein oder Cimbria) ist eine Kunst- und Industriestadt im nördlichen Italien mit 110.299 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2023). Sie liegt in der Region Venetien etwa 60 km nordwestlich von Venedig und 200 Kilometer östlich von Mailand. Sie ist die Hauptstadt der Provinz Vicenza. Bekannt ist die Stadt für ihre Schmuckwaren- und Bekleidungsindustrie und für die Bauwerke des Reaissancearchitekten Andrea Palladio, welche ihr den Rang eines UNESCO-Welterbes eintrugen. Vicenza gehört zu den reichsten Städten Italiens. Die deutsche Partnerstadt ist die Goldstadt Pforzheim.

Geschichte

Römerzeit

Vicentia wurde vom italischen Volk der Euganeer und dann im dritten und zweiten Jahrhundert vor Christus von den Venetern besiedelt. Die Römer verbündeten sich mit den Venetern in ihrem Kampf gegen die keltischen Stämme, die Nordwest-Italien besiedelten. Im Laufe der Zeit wuchs die römische Präsenz in der Region immer mehr an und die Veneter (deren Kultur viel eher etruskische und griechische Werte als keltische spiegelte) wurden allmählich assimiliert. 157 v. Chr. war die Stadt de facto ein römisches Zentrum und erhielt den Namen Vicetia oder Vincentia (gleichbedeutend mit „Sieg“).

49 v. Chr. erhielt die Bevölkerung von Vicentia das römische Bürgerrecht. Die Stadt hatte eine gewisse Bedeutung als Station auf der wichtigen Straße von Mediolanum (Mailand) nach Aquileia, in der Nähe von Tergeste (Triest), stand aber im Schatten seines Nachbarn Patavium (Padua). Sehr wenig ist von der römischen Stadt erhalten, doch drei der Brücken über die Flüsse Bacchiglione und Retrone sind römischen Ursprungs und es existieren isolierte Bögen eines römischen Aquädukts außerhalb der Porta Santa Croce.

Während des Niedergangs des Weströmischen Reiches verwüsteten Heruler, Vandalen, Alarich I. und seine Westgoten sowie die Hunnen die Gegend, aber die Stadt erholte sich nach der Eroberung durch die Ostgoten im Jahr 489, bevor sie bald danach unter byzantinische Herrschaft kam. Sie war eine wichtige langobardische Stadt und dann ein fränkisches Zentrum. Anfang des sechsten Jahrhunderts wurden in der Provinz Vicenza zahlreiche Benediktinerklöster gebaut.

Mittelalter

899 wurde Vicenza von magyarischen Plünderern zerstört.

1001 übergab Otto III. die Regierung über die Stadt an den Bischof. Es entstand eine städtische Organisation, die sich bald aus der bischöflichen Herrschaft löste. Vicenza spielte eine aktive Rolle im Veroneser Bund und vor allem im Lombardenbund (1164-1167) gegen Kaiser Friedrich I. Barbarossa, dem auch Padua und Treviso beitreten mussten; Vicenzas Podestà Ezzelino II. il Balbo war Kapitän der Liga. Als der Frieden wieder hergestellt war, lebte jedoch die alte Rivalität mit Padua, Bassano wieder auf, und außerdem gab es die interne Fraktionen der Vivaresi (Ghibellinen) und der Maltraversi (Welfen).

Der tyrannische Ezzelino III. da Romano vertrieb die Welfen aus Vicenza und ließ seinen Bruder Alberico zum Podestà wählen (1230). Die unabhängige Kommune trat dem Zweiten Lombardenbund gegen Kaiser Friedrich II. bei und wurde 1237 durch den Monarchen geplündert, wonach es zu Ezzelinos Herrschaften annektiert wurde. Nach seinem Tod wurde die politische Struktur der alten oligarchischen Republik – ein Consiglio Maggiore („Große Ratsversammlung“) von vierhundert Mitgliedern und ein Consiglio Minore („Kleiner Rat“) mit vierzig Mitglieder – wieder hergestellt. Die Stadt ging ein Bündnis mit Padua, Treviso und Verona ein. Drei Jahre später vertrauten die Vicentiner den Schutz der Stadt Padua an, um ihre republikanische Freiheit zu sichern, aber das Protektorat (Custodia) wurde schnell zur Herrschaft, und aus diesem Grund unterwarf sich Vicenza im Jahre 1311 den Scaliger, den Herren von Verona, welche die Stadt gegen die Visconti von Mailand befestigten.

Im Jahr 1404 kam Vicenza unter die Herrschaft der Republik Venedig und seine weitere Geschichte entspricht daher der von Venedig. Es wurde von Kaiser Sigismund belagert und Maximilian I. hatte es in den Jahren 1509 und 1516 in seinem Besitz.

Neuzeit

Vicenza war ein Kandidat für das dann in Trient abgehaltene Konzil.

Das 16. Jahrhundert war die Zeit des Andrea Palladio, der viele herausragende Beispiele seiner Kunst in Form von Palästen und Villen auf dem Gebiet der Stadt hinterließ, von der es hieß, dass sie vor Palladios Zeit die heruntergekommenste und unansehnlichste in Venetien gewesen sei.

Nach 1797, unter napoleonischer Herrschaft, wurde Vicenza ein Titular-Herzogtum innerhalb des Königreichs Italien für General Armand de Caulaincourt.

Nach dem Wiener Kongress fiel Vicenza 1815 an das Königreich Lombardo-Venetien, dessen König in Personalunion der Kaiser von Österreich war. Im Jahr 1848 jedoch erhob sich die Bevölkerung wesentlich heftiger als in jedem anderem italienischen Zentrum abgesehen von Mailand und Brescia gegen Österreich (für den Mut der Revolutionäre in dieser Zeit wurde der Stadt später die höchste Auszeichnung für militärische Tapferkeit verliehen). Nach dem Dritten italienischen Unabhängigkeitskrieg kam Venetien und damit auch Vicenza im Frieden von Wien (1866) zum Königreich Italien.

Das Gebiet um Vicenza war Schauplatz schwerer Kampfhandlungen sowohl im Ersten Weltkrieg (auf der Hochebene von Asiago) als auch im Zweiten Weltkrieg (als Brennpunkt des italienischen Widerstandes), und es war die durch alliierte Bombenangriffe am meisten zerstörte Stadt Venetiens. Darunter befanden sich auch viele seiner Denkmäler und es waren über 2.000 zivile Opfer zu beklagen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs folgte eine Zeit der Depression infolge der durch zwei Weltkriege verursachten Zerstörungen. Erst in den 1960er Jahren erlebte der gesamte zentrale Teil Venetiens einen starken wirtschaftlichen Entwicklung durch die Entstehung von kleinen und mittleren Familienbetrieben, die mit einer breiten Palette von Produkten den Weg für das Miracolo del Nordest (Wunder des Nordostens) bereiteten. In den folgenden Jahren wuchs die wirtschaftliche Entwicklung Schwindel erregend. Riesige Industriegebiete entstanden rund um die Stadt, eine massive und unorganisierte Urbanisierung begann und die Beschäftigung von ausländischen Einwanderern nahm zu.

Vicenza beheimatet den US-amerikanischen Armeestützpunkt Caserma Ederle. Im Jahr 1965 wurde Caserma Ederle das Hauptquartier der Southern European Task Force, zu der unter anderem die 173. US-Luftlandebrigade gehört.

Im Januar 2006 wurde in Vicenza die Europäische Gendarmerietruppe ins Leben gerufen.

Demographie

2007 lebten 114.268 Menschen in Vicenza, davon 47,6 % Männer und 52,4 Frauen. Minderjährig (d.h. Kinder bis zum 18. Lebensjahr) waren 17,7 %, während die Rentner 21,60 % ausmachten. Dem gegenüber betrug der gesamtitalienische Durchschnitt 18,06 % an Minderjährigen und 19,94 % an Rentnern. Das Durchschnittsalter der Vicentiner beträgt 43 Jahre gegenüber dem italienischen Durchschnitt von 42 Jahren.

Von 2002 bis 2007 nahm die Bevölkerung Vicenzas um 3,72 % zu, während Italien insgesamt um 3,85 % wuchs. Die Geburtenrate beträgt in Vicenza 9,16 Geburten auf 1.000 Einwohner (im Vergleich dazu Italien gesamt: 9,45 Geburten).

Im Jahr 2006 waren 87,53 % der Bevölkerung Italiener. Es wird geschätzt, dass von 1876 bis 1976 über eine Million Menschen aus der Provinz Vicenza auswanderte, sodass mehr als drei Millionen Menschen von Vicentiner Abstammung über die Welt verteilt leben. Die wichtigsten Auswanderungsziele waren Brasilien, die USA, Kanada, Australien, Deutschland, Frankreich, Belgien und die Schweiz. Mehr als 100.000 Bürger Vicenzas leben und arbeiten heute im Ausland.

Heute hat sich die Stadt von einem Gebiet der Auswanderung zu einem Einwanderungsziel gewandelt. Die größte Gruppe von Immigranten (6,28 %) kommt aus anderen Staaten Europas, die größten Gruppen aus Serbien, Albanien und Bosnien. Aus Südasien stammen 1,85 %, aus Afrika südlich der Sahara 1,44  und aus Nordafrika 1,36 %. Derzeit hat ein Viertel der in Vicenza geborenen Babys zumindest einen ausländischen Elternteil.

Die Einwohner der Stadt sind hauptsächlich römisch-katholisch, doch gibt es infolge der Einwanderung auch orthodoxe Christen, Muslime und Sikhs.

Wirtschaft

Das Umland Vicenzas ist überwiegend landwirtschaftlich geprägt. Wichtige Produkte sind Wein, Weizen, Mais, Olivenöl (um Barbarano Vicentino) und Kirschen und Spargel sind eine Spezialität von Bassano del Grappa. Es gibt auch Marmorsteinbrüche, Schwefel-, Kupfer- und Silberminen sowie Abbau von Braunkohle und Kaolin. Ebenso sind Mineralquellen vorhanden, die bekanntesten sind jene von Recoaro Terme.

Dagegen ist die Stadt selbst von ausgedehnten Industriegebieten mit zahlreichen Metall verarbeitenden und Textilfabriken umgeben, die sich in unorganisierter und extensiver Verbauung weit in die Gebiete von Montecchio Maggiore, Chiampo und Sovizzo im Westen und Camisano Vicentino und Torri di Quartesolo im Osten erstrecken. Spitzensektoren sind die Schmuck- und Bekleidungsindustrie. Zu den wichtigen Vicentiner Bekleidungsunternehmen gehören Diesel, Pal Zileri, Marzotto, Bottega Veneta, Marlboro Classics etc. Weltberühmt ist die Gold-Ausstellung, die dreimal pro Jahr (Januar, Mai, September) in Vicenza stattfindet. An andere Industrien erwähnenswert sind Wolle und Seide, Keramik und Musikinstrumente. Die Hauptsitze des Fahrradherstellers Campagnolo und des Sportbekleidungsunternehmens Dainese sind hier angesiedelt.

Sehenswürdigkeiten

Die Stadt weist eine große Zahl von Palazzi aus dem 15. bis 18. Jahrhundert auf, von denen die bekanntesten von Andrea Palladio stammen. Die wohl bekanntesten Sehenswürdigkeiten sind die Villa La Rotonda und die Basilica, zwei Hauptwerke Palladios. Auch das Teatro Olimpico, das erste nachantike freistehende Theatergebäude Europas, ist sein Werk. 1994 trug die UNESCO Vicenza als „die Stadt des Palladio“ in die Liste des UNESCO-Welterbes ein. 1996 wurde die Stätte erweitert, um die Palladianischen Villen außerhalb des Stadtkerns einzubeziehen, und heißt dem entsprechend nun „Stadt des Palladio und der Palladianischen Villen Venetiens“.

Das Zentrum wird beherrscht vom Hauptplatz, der Piazza dei Signori. Die Basilica mit ihrem markanten Tonnengewölbe ist eigentlich keine Basilika im klassischen Sinne, sondern vom Erbauer so nach antikem Vorbild benannt. Überragt wird der Platz von einem beeindruckenden Turm, dem Torre di Piazza, der fast 80 m Höhe erreicht und aus dem 12. Jahrhundert stammt.

Söhne und Töchter der Stadt

Commons: Vicenza – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2023. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2023).

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