Bisdamitz
Bisdamitz ist ein zur Gemeinde Lohme auf Rügen gehörender Wohnplatz.
Lage
Der Ort, dessen größter Teil von einem Gutshof gebildet wird, liegt in der Endmoränenlandschaft des Jasmunds am Rand einer Niederung. Durch die Niederung fließt der Kaderbach, der Bisdamitz den Namen Bisdamitz Bach trägt.
Die Gutsanlage steht unter Denkmalschutz. An der Landstraße wurde ein Gebäude in moderner architektonischer Gestaltung errichtet, in welchem der Hofladen und die Hofgaststätte untergebracht sind. In beiden werden Produkte aus ökologischem Anbau verkauft.
Geschichte
Eine erstmalige urkundliche Erwähnung erfolgte 1314 als Bisdomitze. Der Name leitet sich vom slawischen Bezdomici ab. Bez doma hat dabei im deutschen die Bedeutung von Leute ohne Haus. Der Ort war als Weiler, später dann als Einzelhof angelegt.
Im 15. Jahrhundert gehörte das Hofgut Bertram von Lübeck, einem Stralsunder Ratsherren, und dem Stralsunder Bürgermeister Möller. 1486 veräußerte Bertram von Lübeck seinen Anteil an das Stralsunder Kloster Marienkron. Der Möllersche Teil wurde nach seinem Tod 1498 im Rahmen einer Armenstiftung an die St. Marienkirche Stralsund. Der Stiftungsbrief vom 17. Oktober 1500 legt als Zweck der Möllerschen Armenstiftung die Armenpflege fest. Der Hof lieferte regelmäßig Naturalien an 25 Bedürftige. 1532 bestanden vier Bauernhöfe die insgesamt 4 Hufen und 6 Morgen Ackerland und somit etwa 83 Hektar bewirtschafteten.
Nach der Reformation übergaben die letzten vier auf dem Hof lebenden Nonnen 1558 den klösterlichen Anteil ebenfalls der Marienkirche. Die Verwaltung des Eigentums erfolgte seit dem 17. Jahrhundert durch das evangeliche Konsistorium Greifswald. Noch heute ist die Marienkirche Eigentümerin des Hofs und erhält die Pachteinnahmen, die der Erhaltung der Kirche dienen.
1695, zum Zeitpunkt der schwedischen Matrikelvermessung, lebten in Bisdamitz zwei Bauernfamilien die Roggen, Weizen, Gerste, Hafer, Erbsen und Lein anbauten und Pferde, Kühe und Bienen hielten. Ein dritter Bauernhof war unbesetzt. Die Pächter wechselten im Laufe der Zeit mehrmals. Die Familie Tiburtius hatte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Pacht inne.
1905 wurden 32 Einwohner gezählt, es wurden 160 Hektar bewirtschaftet. Pächter des Guts war P. Schreiber.
Während der Bodenreform nach dem 2. Weltkrieg kam es zu einer Enteignung der Pächter, die Kirche blieb jedoch Eigentümer des Guts. Auch in der Zeit der DDR wurde das Gut in der Eigenverwaltung der Kirche geführt. Von 1965 bis 1980 arbeiteten 15 bis 18 Behinderte im Betrieb. 1970 wurden 120 Rinder, davon 60 Milchkühe, 120 Mastschweine sowie verschiedene Geflügelarten gehalten. Der Betrieb war in das planwirtschaftliche Wirtschaftssystem der DDR integriert. So mussten, obwohl die steinigen Bodenverhältnisse hierfür eher ungeeignet waren, Rüben und Kartoffeln angebaut werden. Ende der 1970er Jahre entstanden dann aber rentablere Produkte. In den 1970er Jahren wurden auch die Flächen der Kirche Bobbin dem Kirchgut angegliedert, so dass insgesamt etwa 185 Hektar bewirtschaftet wurden. Die Fruchtfolge umfasste 1980: Kleegras/Kleegras/Kleegras/Raps/Wintergerste/Hackfrüchte/Sommergetreide/Winterroggen mit Kleegras als Untersaat. Die Ausbringung von Pflanzenschutz erfolgte konventionell und unterschied sich nicht von der Praxis benachbarter LPG-Flächen.
Nach der politischen Wende des Jahres 1989 löste die Kirche unrentable Kirchgüter auf, darunter auch Bisdamitz. Im Jahr 1993 wurde der Förderverein Kirchgut Bisdamitz / Rügen, Verein für ökologischen Landbau, Naturschutz und Pflege der Kultur e.V. gegründet, um den Betrieb des Gutes als reinen Hotel- oder Gaststättenbetrieb zu verhindern. 1994 wurde die ökologische Bewirtschaftung des Guts aufgenommen. Die touristische Entwicklung und der Ausbau zu einem Erlebnishof wird seit 2002 durch die Bildungs- und Beschäftigungsgesellschaft Rügen mbH betreut. Es entstand ein, jedoch eintrittsgeldpflichtiger, Spielplatz mit einem Bootsnachbau.
Persönlichkeiten
1834 wurde der deutsche Arzt und Schriftsteller Karl Tiburtius (1834-1910) in Bisdamitz geboren. Seine 1843 ebenfalls in Bisdamitz geborene Schwester, Franziska Tiburtius, wurde die erste deutsche Ärztin.