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Herbalife

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Herbalife, Ltd.

Herbalife Logo
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung Februar 1980
Sitz Los Angeles
Leitung Michael O. Johnson (Vorstandsvorsitzender)
Mitarbeiterzahl 3.644 Vollzeitmitarbeiter, plus 2.011 Vertriebs- mitarbeiter in China
(per 31. Dezember 2006)
Umsatz 1,885 Mrd. US Dollar
(beglaubigt, 2006)
Website www.herbalife.com

Herbalife international ist ein US-amerikanisches Unternehmen, das Diätprodukte, Kosmetika und Infomaterialien mittels Netzwerk-Marketing anbietet.

Unternehmen

Herbalife wurde im Februar 1980 von Mark Hughes gegründet und begann mit dem Vertrieb von Nahrungsergänzungsmitteln in den USA. 1982 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von zwei Millionen Dollar und expandierte nach Kanada. 1986 ging Herbalife an die Börse. Der Gründer Mark Hughes starb im Jahre 2000 im Alter von 44 Jahren.

Herbalife wird seit dem 15. Dezember 2004 an der New York Stock Exchange unter dem Kürzel HLF geführt. Der Jahresumsatz von Herbalife im Jahr 2006 betrug nach gesetzlicher Rechnungslegungs-Vorschrift US-GAAP netto US$ 1,885 Milliarden, davon US$ 1,627 Milliarden aus dem Produkteverkauf.[1]

Produkte

Herbalife verkauft Produkte zur Gewichtskontrolle, Nahrungsergänzungsmittel und Körperpflege. Als Anbieter in den Bereichen „Gesundheit, Gesundheitsvorsorge, vollständige Ernährung mit allen Mikronährstoffen, Bekämpfung von Übergewicht, Muskelaufbau und Antiaging“ positioniert sich das Unternehmen auf dem Markt der Wellness-Produkte. Die Produkte werden als „innere Ernährung“ (nährstoffreicher Mahlzeitenersatz, Nahrungsergänzungsmittel) und „äußere Ernährung“ (Kosmetika) vermarktet.

Herbalife-Produkte werden mit dem Siegel des Mark Hughes Cellular & Molecular Nutrition Laboratory am Zentrum für menschliche Ernährung an der University of California, Los Angeles versehen. Diese Universitätsabteilung wird von Herbalife gesponsert und soll sich u.a. mit der Bestätigung eines positiven Wertes von industriellen Nachfolgeprodukten von Sojaproteinen, dazu zählt Herbalife, für die menschliche Ernährung befassen.

Vertrieb

Das Vertriebssystem von Herbalife besteht aus weltweit „über 1.600.000 selbstständigen Beratern“, die in einem Multi-Level-Marketing-System organisiert sind.[1] Allerdings ist nur ein kleiner Teil davon wirklich als Wiederverkäufer tätig und erreicht den Mindestumsatz, um überhaupt auf der untersten Stufe des Marketingplans (Supervisor) aufgenommen zu werden, während der Großteil die Produkte lediglich für den Eigenbedarf kauft. Per Ende Juni 2007 waren 368.062 Personen auf Stufe Supervisor oder höher. Das Unternehmen ist in 64 Ländern präsent. Größter Absatzmarkt sind die USA vor Mexiko mit je knapp 20 Prozent Anteil am Gesamtumsatz.

Wie bei anderen Strukturvertrieben basiert das Vertriebssystem von Herbalife darauf, dass die Kunden selbst wiederum Verkäufer für die Produkte werden. Für den Umsatz des Wiederverkäufers erhält nicht nur er selbst eine Provision, sondern auch derjenige, der ihn zuvor angeworben hat. Damit eine solche Struktur funktioniert, muss die Produktmarge hoch sein. Die Verkäufer sind selbstständig und in ihrem Arbeits- und Zeiteinsatz nur sich selbst verantwortlich.

Da die Produkte von Herbalife Verbrauchsprodukte sind, sind als Zielgruppe vor allem Daueranwender gesucht. Ziel des Geschäftes ist die langfristige Nutzung durch die Kunden, was nach Firmenangabe auch darin begründet ist, dass ein Ergebnis oder Resultat der Nutzung in der Regel erst nach einer längeren Anwendung eintreten kann. Die erste Aufgabe eines Herbalife-Partners ist dementsprechend der Aufbau eines persönlichen Kundenstammes. Der Wiederverkäufer gewinnt neue Interessenten für die Produkte, durch Einzel- oder Gruppenpräsentationen sollen die Interessenten zu Käufern werden. In der Praxis gibt es sehr unterschiedlich große Kundenstämme. Nach Angaben von Herbalife ist eine Zahl von 20 - 50 Belieferungen pro Monat bei einem entsprechenden Zeitaufwand und Kreis von Dauerbeziehern realistisch.

Käufer der Herbalife-Produkte erhalten eine Geld-zurück-Garantie auf die gekauften Produkte. Der Vertriebspartner selbst ist Kommissionär und kann, auf der Basis der im deutschsprachigem Raum geltenden Gesetze für den Kommissionsverkauf, die nicht abgesetzten Produkte wieder an Herbalife zurückgeben. Ein finanzielles Risiko durch fehlenden Absatz entsteht dann, wenn der Vertriebspartner sich nicht an die vom Hersteller vorgegebene Rückgabelösung hält.

Im Vergütungssystem von Herbalife gibt es verschiedene so genannte Berechtigungsstufen. Auf Basis der Einordnung in diesem System wird der Rabatt beim Produkteinkauf des Wiederverkäufers festgelegt. Um „Supervisor Status“ zu erlangen muss der Wiederverkäufer einmalig 4.000 „Volumenpunkte“ oder zwei Mal 2.500 „Volumenpunkte“ in zwei aufeinanderfolgenden Monaten erreichen. Diese „Volumenpunkte“ sind eine interne Verrechnungseinheit für Umsätze von Herbalife-Händlern und korrespondieren ungefähr mit den jeweiligen Landeswährungen. Ein „Berater“ mit so genanntem „Supervisor Status“, der also bereits Waren im Wert von 4.000 „Volumenpunkten“ oder Euro gekauft hat, erhält in der Folge einen 50-prozentigen Nachlass.

Die Anzahl von Wiederverkäufern ist weder regional noch im jeweiligen Land durch Vorgaben von Herbalife eingeschränkt. Auch das Internet wird als Verkaufsplattform genutzt, wobei sich oft mehrere Händler zusammenschließen.

Nutrition Advisory Board (Ernährungsberatendes Gremium)

Herbalife gibt an, dass das Nutrition Advisory Board (NAB) aus führenden Experten in den Bereichen Ernährung und Gesundheit zusammengesetzt ist, welche Vertriebshändler ausbilden und ihnen Informationen auf den Grundlagen von Ernährung, körperlicher Aktivität und einem gesunden Lebensstil vermitteln [1]. Vorsitzender ist David Heber, Professor für Medizin und Gesundheitswesen. Sein Beitritt zum NAB könnte als kontrovers beschrieben werden. Dieser vollzog sich ungefähr zur gleichen Zeit als Herbalife US$ 3 Millionen spendete, um Mark Hughes Cellular and Molecular Nutrition Laboratory im Zentrum für menschliche Ernährung (Center for Human Nutrition) an der Universität von Kalifornien (UCLA) zu etablieren.

Mitglieder des NAB sind:

  • David Heber, Dr.med. und Dr.phil.
  • Louis Ignarro, Dr.phil.
  • Luigi Gratton, Dr.phil.
  • Alexey Borisov, Dr.med.
  • Joaquim Caetano, Dr.med.
  • Marco DeAngelis, Dr.med.
  • Jorge Dominguez, Dr.med.
  • Marion Flechtner-Mors, Dr.phil.
  • Julian Alvarez Garcia, Dr.med.
  • Yubin He, Dr.med.
  • Shih-Yi Huang, Dr.phil.
  • Linong Ji, Dr.med.
  • Patricio Kenny, Dr.med.
  • Rocio Medina, Dr.med.
  • Anoop Misra, Dr.med.
  • Alla Pogozheva, Dr.med.
  • Ralph Rogers, Dr.med.
  • Nikolaos Sitaras, Dr.med.
  • Nataniel Viuniski, Dr.med.
  • Jonathan Yarom, Dr.med.
  • Yoshio Yoshimoto, Dr.med.

Kritik

Überhöhte Versprechungen

Zur Anwerbung neuer Mitglieder argumentieren viele Networker mit den angeblich hohen Verdienstmöglichkeiten.

Das Herbalife eigene Dokument Statement of Average Gross Compensation of U.S. Supervisors in 2005 [2] zeigt allerdings, dass die Verteilung der Vergütungen extrem pyramidenförmig ist und das rund 86 % aller vergütungsberechtigten Herbalife-Berater im Gesamtjahr 2005 durchschnittlich US$ 472 ausbezahlt bekommen haben, während nur gerade 1,6 % der Berater einen Betrag erhalten haben, der mindestens dem Einkommen eines gut bezahlten Vollzeitjobs entspricht. Dem Dokument geht hervor, dass nur etwa 25 % aller in den USA angemeldeten Herbalife-Berater mindestens auf der untersten Stufe im Marketingplan sind. Dieser Prozentsatz entspricht ziemlich genau der weltweiten Quote, 368.062 auf rund 1,6 Millionen Angemeldete.

Von diesen 25 % erreichen allerdings lediglich 42,4 % den Mindestumsatz, um überhaupt vergütungsberechtigt zu sein. 85,8 % dieser vergütungsberechtigten Herbalife-Berater befinden sich auf der untersten Stufe des Marketingplans (Stufe Supervisor) und haben 2005 durchschnittlich US$ 472 im Jahr ausbezahlt bekommen. Weitere 8,2% der vergütungsberechtigten Herbalife-Berater befinden sich auf der zweituntersten Stufe des Marketingplans (Stufe World Team) und haben 2005 durchschnittlich US$ 4.683 ausbezahlt bekommen.

Auf der obersten Stufe des Marketingplans (Chairman's Club) befinden sich per Ende Juni 2007 weltweit lediglich 31 Personen, und auf der zweitobersten Stufe (President's Team) weltweit 1.031.[3]

Überteuerte Produkte

In einem Test verschiedener Formula-Produkte der Zeitschrift Ökotest (2/2002) gehört Herbalife zu den teuersten Produkten. Daher haben einige Verbraucherzentralen Herbalife-Produkte bei ihren Tests für überteuert und, wie fast alle Formula-Diäten, für nicht empfehlenswert befunden.[4]

Ein weiterer Hinweis, dass die Produkte von Herbalife extrem überteuert sind, geht aus den Zahlen aus dem offiziell beglaubigten und von der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC eingereichten Geschäftsbericht hervor[1]: So lagen die Gesamt-Einnahmen im Jahr 2006 bei US$ 1,885 Milliarden, der Warenaufwand allerdings bei nur US$ 380 Millionen, was eine Brutto-Marge von 80 % ergibt bzw. eine Verfünffachung des Einstandspreises. Diese extrem hohe Brutto-Marge liegt weit über demjenigen von anderen Konsumgüter-Firmen. So beträgt die Brutto-Marge beim direkten Branchen-Konkurrenten NBTY Inc. (Nature’s Bounty[5]), der zugleich auch einer der drei Hauptlieferanten von Herbalife ist, lediglich 47 %.[6]

Die beiden mit Abstand größten Aufwandsposten von Herbalife sind die Berater-Vergütungen (US$ 675 Millionen) und die Vertriebs-, Allgemein- und Administrations-Kosten (US$ 573 Millionen), die zusammen rund 66 % des gesamten Umsatzes verschlingen. Wie dem Geschäftsbericht zu entnehmen ist, betreibt Herbalife keine eigene Forschung und Entwicklung und gibt auch praktisch nichts dafür aus. Auch stellt Herbalife keinerlei Produkte selber her (mit Ausnahme für den chinesischen Markt), sondern kauft sämtliche Produkte als Fertigprodukte von Drittfirmen ein. Die laut Aussage von Herbalife drei größten Lieferanten sind Nature’s Bounty, Fine Foods und PharmaChem Labs. Sie liefern rund 40 % aller von Herbalife vertriebenen Produkte.

Rolle des Gründers Mark Hughes

Eine Geschäftsbiographie des Gründers Mark Hughes findet sich auf den meisten Herbalife-Websites. Aus seiner Biographie - er habe als 18-Jähriger miterlebt, wie seine Mutter an einer schädlichen Abmagerungskur gestorben sei - wird seine Motivation abgeleitet, allen Übergewichtigen durch die Entwicklung und den Vertrieb der Herbalife-Produkte zu helfen. Das Bild des Mannes, dessen Mission es war, „das Leben der Leute durch gesunde Ernährung zu verbessern" (Herbalife-Originalton), passt nicht zur persönlichen Tragik, die der gerichtsmedizinische Bericht über die Autopsie von Mark Hughes erahnen lässt: Mark Hughes starb als CEO von Herbalife am 21. Mai 2000 im Alter von gerade 44 Jahren nach einem mehrtägigen Alkoholexzess (4-day-binge) bei bestehender Alkoholabhängigkeit, mit einem Blutalkoholpegel von 2,1 Promille und einer toxischen Konzentration von Antidepressiva.[7]

Gesundheitliche Folgen

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung kam zu dem Schluss, dass die Lösung von Gewichtsproblemen nicht in Diät-Produkten allein, sondern vielmehr in langfristig veränderten Ernährungsgewohnheiten hin zu einer fettreduzierten und kohlenhydratreichen ausgewogenen Mischkost, gepaart mit ausreichend Bewegung, zu finden sei.[8]

Es gibt darüber hinaus sehr starke Hinweise, dass Herbalife-Produkte zur Gewichtsreduktion ein fulminantes Leberversagen verursachen können, das eine Lebertransplantation notwendig machen kann und tödlich verlaufen kann.[9][10][11][12] Berichte zu über 20 Patienten mit Leberschäden bei Anwendung von Herbalife-Produkten sind dokumentiert, in einem Fall mit Todesfolge. Bei Verdacht auf Leberschaden oder Verschlimmerung einer vorbestehenden Lebererkrankung sollte die Anwendung daher sofort beendet werden. Vor dem Hintergrund der möglichen Gefährdung ist anzumerken, dass in der anerkannten medizinischen Datenbank PubMed keinerlei Studien zu einer positiven Wirkung der Präparate verzeichnet sind.[13]

Einzelnachweise

  1. a b c SEC-Filing 10-K, beglaubigter Geschäftsbericht Herbalife
  2. Herbalife eigenes Dokument "Statement of Average Gross Compensation of U.S. Supervisors in 2005"
  3. Herbalife Ltd, Presse Communique zum Halbjahresbericht 2007
  4. z.B.: Konsument, Heft 11/2003: Formula- Diäten. Was ist von Herbalife-Produkten zu halten?
  5. Nature's Bounty Produkte Homepage
  6. NBTY Inc. Corporate Homepage
  7. Death and Denial at Herbalife Heller,Matthew: "The Untold Story of Mark Hughes' public image, Secret Vice and Tragic Destiny" Los Angeles Times. 18/02/2001
  8. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.: "Das Geschäft mit den überflüssigen Pfunden". DGE-aktuell 12/2002 (vom 10. Dezember 2002)
  9. Journal of Hepatology 2007; 47: 444-446: 'Association between consumption of Herbalife nutritional supplements and acute hepatotoxicity.'
  10. Journal of Hepatology 2007; 47: 521-526: 'Herbal does not mean innocous. Ten cases of severe hepatotoxity associated with Herbalife products' PMID 17692989 PMID 17692988
  11. Prof. Dr. med. Jürg Reichen in 'Viszerale Medizin' der Universität Bern: 'Herbalife Produkte als Ursache fulminanten Leberversagens.'
  12. Læknablaðið März 2010; S. 167-172: 'Lifrarskaði tengdur notkun á Herbalife'
  13. arznei-telegramm 2008; 39, Nr. 1