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Rumi (Dichter)

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Jalal ad-Din Rumi ist einer der bekanntesten islamischen Mystiker (siehe auch Sufismus und Gründer der Mevlevi-Tariqat (Mevlevi-Derwisch-Orden). geb. 30. September 1207 AD in Balkh, einer Stadt in Khorasan; gest. 672 H (=Hidschra)/1273 AD in Konya in der Türkei. Von seinen Derwischen und auch späteren Anhängern wird er Maulana (=unser Meister) genannt.

Sein Vater, Bahauddin Walad ist ein bekannter und verehrter Prediger, Jurist und Sufi, dessen spirituelle Linie auf Ahmed Gazzali zurückführt. Sein Großvater väterlicherseits, Hussein, ist ein bekannter Gelehrter. Seine Mutter ist verwandt mit den Khwarizmshahs, den Herrschern von Khwarizm, einer Gegend südlich des Aralsees.

Kindheit und Jugend

Als Rumi noch ein Kind ist, fallen die Mongolen unter Dschingis Khan im Jahr 1219 in Balkh ein; deshalb verlassen seine Familie und er die Gegend, um nach Mekka zu pilgern. Auf dem Weg dorthin treffen sie in Nishapur auf den bekannten Sufi Fariduddin Attar, der zu jenem Zeitpunkt bereits ein alter Mann ist.

Im Anschluß an die Pilgerfahrt (Hadsch) nach Mekka macht sich die Familie auf den Weg nach Anatolien. Während eines Aufenthalts in Larnada heiratet der nun 21jährige Rumi Jalal Gawhar, die Tochter eines der Freunde seines Vaters.

Ausbildung

der König der Seldschuken, Alauddin Kaykobad, der in der nahegelegenen Stadt Konya (damaliger Name Rum) herrscht, hört 1228 von Bahauddin Walads neuem Aufenthaltsort. Weil er die Wissenschaften und die Philosophie schätzt und fördert, schreibt er an ihn, um ihm einen Wohnsitz und einen Lehrstuhl an der Medrese (Universität) von Konya anzubieten. Jalal ad-Din Rumi studiert dort unter seinem Vater Islamwissenschaften und übernimmt nach dessen Tod im Jahr 1230 oder 1231 seinen Lehrstuhl.

Die Mystik

In den Sufismus wird er von einem Murshid namens Sayyid Burhanuddin Muhaqqiq Tirmidi eingeführt. Gemeinsam reisen sie nach Aleppo und Damaskus, wo sie Ibn Arabi von Spanien (Murcia), einem der einflußreichsten Sufi-Meister aller Zeiten begegnen.

Als gewöhnlicher Professor erlangt Jalal ad-Din Rumi große Berühmtheit, und er lebt und handelt wie es sich für einen gestandenen und hochangesehenen Gelehrten traditionellerweise gehöhrt. Erst als er im Jahr 1244 in Konya auf den Derwisch Shams-i Tabrizi (auch bekannt als Shamsuddin Tabrizi) trifft, ändert sich sein Leben von Grund auf. Dieser ist eine starke Persönlichkeit, die mit großen spirituellen Fähigkeiten ausgestattet ist. Die spirituelle Bindung zwischen den beiden Freunden wird so stark, daß Jalal ad-Din Rumi seine Familie, Freunde und Studenten sehr vernachlässigt.

Schließlich entschließt man sich in Rumis Verwandtschaft und seinem alten Freundeskreis dazu, Shams-i Tabrizi loszuwerden, um die ursprüngliche Normalität wieder herzustellen. Dies gelingt auch zunächst, indem man ihn überredet, nach Syrien zu gehen. Aber Rumis Trauer ist daraufhin so groß, daß es Shams erlaubt wird, wieder nach Konya zurückzukehren. Weil aber dadurch dieselbe unerträgliche Situation wie vorher hergestellt wird, überredet man Shams erneut dazu, Konya zu verlassen, diesmal für immer. Es ist bis heute umstritten, ob dies auch mithilfe eines Mords geschehen sein könnte.

Jalal ad-Dins literarische Werke

Nach diesem Verlust widmet sich Jalal ad-Din Rumi sein restliches Leben damit, die starke Trauer um Shams in Versen auszudrücken. Rumis Poesie, besonders sein 25700 Verszeilen umfassendes Gedicht Mesnevi (Mathnawi), enthält einige der schönsten mystischen Verse, die jemals geschrieben wurden.

Das einzig weitere Werk Rumis ist der Diwan-i Shams-i Tabriz („Der Diwan von Shams von Tabriz“), der 35000 Zeilen enthält. Dieser entsteht in einem Zeitraum von 30 Jahren, vom Verschwinden Shams‘ bis zu Rumis Tod im Jahr 1273 in Konya. Verglichen mit dem eher nüchternen „Mesnevi“ gibt der „Diwan“ deutlicher das Gefühl der Trunkenheit des mystischen Zustands wieder.

Scheinbar hat Rumi auch einige Gedichte auf türkisch geschrieben. Diese wurden aber nie in einem Band gesammelt.

Vergleichbar mit dem „Mesnevi“ ist die Prosasammlung Fihi ma fihi („Darin ist, was darin ist“). Es handelt sich hierbei um Vorträge, die Rumi seinen Schülern hielt; genauso wie Majalis-i Sab’a („Sieben Sitzungen“), die er vor seinem Zusammentreffen mit Shams vor der Öffentlichkeit hielt.

Von ausschließlich historischer Bedeutung ist sein letztes Werk Makatib („Briefe“), zum größten Teil sind es Empfehlungsschreiben an Prinzen und Adlige zugunsten von Freunden und Schülern.

Literatur über Maulana Jalal ad-Din Rumi:

  • The Eye of the Heart
An Introduction to Sufism and the Tariqats of Anatolia and the Balkans
(Yaşar Nuri Öztürk)
  • Mystische Dimensionen des Islam
Die Geschichte des Sufismus
(Annemarie Schimmel)
  • Gärten der Erkenntnis
Das Buch der vierzig Sufi-Meister
(Annemarie Schimmel)
  • Geschichten aus dem Land der Sufis
(Mojdeh Bayat/Mohammad Ali Jamnia)
  • Die Sufis
Botschaft der Derwische, Weisheit der Magier
(Idries Shah)