Qianlong
Qian Long 乾隆, * 25. September 1711 † 7. Februar 1799 jeweils in Peking, Verbotene Stadt, Geburtsname: Aisin Gioro Hongli Prinz Bao, Tempelname: Gaozong (Hoher Ahne). Qianlong war als Sohn des Kaisers Yongzheng und der Kaiserin Xiao Sheng der vierte Kaiser der Qing-Dynastie und regierte offiziell vom 18. Oktober 1735 bis zum 9. Februar 1796 über China, inoffiziell bis zu seinem Tod im Jahre 1799.
Qianlong war der am längsten regierende Kaiser in der Geschichte Chinas. Seine Herrschaft gilt als Höhepunkt der Qing-Dynastie, als eine Zeit die geprägt war von Stabilität, großer Machtentfaltung und enormen Wohlstand. Aber auch bereits Anzeichen für die Probleme des darauffolgenden Jahrhunderts aufwies. Der Kaiser zeigte sich als ambitionierter und kompetenter Staatsmann, als erfolgreicher Eroberer, Ästhet, Kunstmäzen, Dichter und Meister der Kalligraphie. Das China der Qianlong-Ära gilt als größtes geschlossenes Reich der damaligen Welt, das ebenfalls die größte Bevölkerungszahl der Zeit aufweisen konnte.
Leben
Prinz Hongli
Der spätere Qianlong-Kaiser wurde als vierter Sohn des Prinzen Yinzheng und Enkel des Kaisers Kangxi 1711 geboren. Man gab ihm den Namen Hongli und verlieh ihm den Titel eines Prinzen Bao. Als er etwa zehn Jahre alt war befahl sein Großvater, dass man ihn in den Palast bringen soll, damit sein Enkel fortan bei ihm lebe und er ihn so besser kennen lernen konnte. Der alte Kangxi-Kaiser hatte zu diesem Zeitpunkt über einhundert Enkelkinder und kannte die meisten davon so gut wie gar nicht. Doch Prinz Hongli erweckte seine Aufmerksamkeit während einer kaiserlichen Hetzjagd, als ein Bär den jungen Prinzen angriff und Hongli nicht vor ihm zurückwich, sondern einen Pfeil auf diesen schoss. Schnell empfand Kangxi tiefe Zuneigung zu seinem Enkel und bemerkte dessen schnelle Auffassungsgabe und Sportlichkeit. Der alte Kaiser befahl, dass der Prinz einer besonders ausführlichen Ausbildung unterworfen werden sollte und nahm sich seiner persönlich an.
Hongli war kaum elf Jahre alt als sein Großvater 1722 starb und sein Vater als Kaiser Yongzheng den Thron bestieg. Der neue Kaiser schätzte seinen vierten Sohn ebenso sehr und ernannte ihn unverzüglich nach seiner Thronerhebung testamentarisch zum Kronprinzen. Keiner der kaiserlichen Prinzen wusste wer Yongzheng nachfolgen würde, was Cliquenbildung verhindern sollte. Hongli wurde weiter einem harten Studium unterworfen. Von sechs Uhr früh bis fünf Uhr abends musste er sich den Lektionen der Gelehrten widmen. Sein Vater selbst unterwies ihn in der Politik und überwachte seine Ausbildung streng. Der junge Qianlong wurde zu einem der am besten ausgebildeten Kaiser in der chinesischen Geschichte. Sein Studium umfasste humanistische Bildung, Poesie, Kalligraphie und Malerei, wobei er sich auf allen Gebieten als talentiert zeigte. Auch gelang es ihm Mandschurisch fließend zu erlernen. Des weiteren auch Mongolisch, Uigurisch und Tibetisch neben seiner chinesischen Muttersprache zu beherrschen. Mit zweiundzwanzig Jahren legte er das kaiserliche Examen ab, indem er eine umfassende Analyse der konfuzianischen Klassiker erarbeitete.
Qianlong als Kaiser
Thronbesteigung
Als 1735 Honglis Vater starb, war seine Nachfolge keine Überraschung mehr. Kaiser Yongzheng zeigte offen, dass Prinz Hongli sein Lieblingssohn war und ließ jedermann wissen, wie stolz er auf diesen ist. Der Prinz fungierte bereits des öfteren als Regent bei der Abwesenheit seines Vaters und wurde von diesem bei politischen Entscheidungen eingebunden. So war die Thronfolge am wenigsten für den neuen Kaiser eine Neuigkeit. Hongli legte, wie es die Tradition verlangte, seinen Geburtsnamen für immer ab und wählte für sich die Regierungsdevise Qian Long (gesprochen Tschien Lung), was Stärke und Erhabenheit bedeutet.
Als erste Maßnahme entschied der neue Kaiser, alle Mitglieder des kaiserlichen Clans aus wichtigen Ämtern zu entlassen. Qianlong misstraute seiner weitläufigen Verwandtschaft zutiefst und fürchtete Fraktionskämpfe innerhalb des Hofes wie sie in den letzten Regierungsjahren seines Großvaters vorgekommen waren. Selbst seinen Brüdern und Cousins, welche mit ihm an der Palastschule erzogen worden waren, schenkte er keinerlei Vertrauen. Die Prinzen wurden konsequent von der Regierung ausgeschlossen. Dies führte zwangsläufig zu einer Entfremdung zwischen dem Kaiser und seinen Verwandten und Freunden, welche aber durchaus von ihm gewollt war. Denn der Kaiser war in seinen Augen eine übergeordnete Macht, die frei entscheiden muss und nicht von persönlichen Bindungen befangen sein darf.
Die tiefste Zuneigung jedoch empfand Qianlong zu seiner leiblichen Mutter, der durch ihn in den Rang einer Kaiserinwitwe erhobenen Xiao Sheng (1693-1777). Regelmäßig besuchte er sie alle drei Tage, ehrte sie zu jeden Feiertag, überhäufte sie mit Geschenken und nahm sie selbst auf den weitesten Reisen mit sich. Die Kaiserinmutter blieb sehr vital auch nach einem langen Leben und die Verehrung ihres Sohnes für sie war in der tat außergewöhnlich. Dennoch war auch sie von den Regierungsgeschäften ausgeschlossen und es war ihr strikt verboten sich in öffentliche Angelegenheiten einzumischen.
Unter seinen zahlreichen Gemahlinnen war nur eine mit der er eine besonders tiefe Beziehung führte, seine erste Kaiserin Xiao Xian. Er hatte sie schon mit sechszehn Jahren geheiratet, doch sie starb bereits 1748 einen plötzlichen Tod, was der Kaiser nie überwandt. Obwohl er weitere vierzig Ehefrauen hatte, sollte er nie wieder eine gleichartige Bindung eingehen. Trotzdem schenkten ihm seine Frauen 17 Söhne und 10 Töchter, von denen die Hälfte das Erwachsenenalter erreichten. Qianlongs Alltag war durch Traditionen reguliert und er führte ein sehr diszipliniertes Leben. Am liebsten beschäftigte er sich mit der Poesie, dem Sammeln von Kunstwerken und dem Bau von Gärten und Palästen. Als Herrscher war Qianlong ungemein arbeitsam. Er bewältigte täglich große Mengen Papier und ließ kein Detail unberücksichtigt. Er traf gern schnelle Entscheidungen, wobei er für Ratschläge stets offen blieb. Bei der Wahl seiner Ratgeber zeigte er eine gute Hand für Talente.
Künstler und Mäzen
Qianlong ist insbesondere als Künstler und Sammler bekannt geworden. Die offizielle Sammlung seiner eigenen Poesie umfasst mehr als 40.000 Gedichte, von denen die meisten aber als eher schlecht gelten. Kein anderer Poet in Chinas Geschichte hat so viele Gedichte hervorgebracht. Man muss unterstellen, dass er wohl Unterstützung bei der Formulierung seiner Werke hatte. Aber einige kritisieren, ihre niedrige Qualität sei der beste Beweis, dass sie nur von ihm sein könnten. Bei der Sammlung von Meisterwerken zeigte er hingegen ein erheblich größeres Talent. Er sammelte Antiquitäten mit ausgiebiger Leidenschaft. Seine Gier nach Kunst war berüchtigt. Andere Kunstsammler fürchteten der Kaiser würde ihre schönsten Stücke als Geschenke verlangen, sobald er Kenntnis davon bekäme. Einige Sammler ließen sogar geschickte Kopien ihrer Schätze anfertigen, für den Fall dass Qianlong sie fordern sollte.
Seine fließende Kalligraphie gilt als markant. Die meisten die ihm zugeschrieben werden, scheinen auch tatsächlich von seiner Hand zu stammen. Kunstexperten bescheinigen seinen kalligraphischen Künsten zwar großes Talent allerdings keine Bestnoten. Zu allen Zeiten ist Qianlong dafür kritisiert worden, dass er auf die Ränder der bedeutendsten Bilder der chinesischen Malerei seine Gedichte mit eigener Hand niederschrieb. Einige habe diese „Verschönerungen“ gar als Vandalismus tituliert.
Nichtsdestoweniger gilt die kaiserliche Sammlung, die er mit so viel Hingabe sein ganzes Leben zusammengetragen hat, als eine der bedeutendsten Kunstsammlungen der Welt, die in ihrer Qualität bis heute unübertroffen ist. Doch auch als Förderer der Künste machte er sich einen Namen. Die Kunst erlebte eine Hochblüte unter seiner Förderung und der Qianlong-Stil beim Porzellan und anderen Luxusgütern wird damals wie heute geschätzt. Zahllose Künstler beschäftigte er in seinen Palastwerkstätten, mit dem Ziel sein Ansehen zu vermehren und natürlich um seine eigene Sammlung zu erweitern.
Bauherr
Qianlong war einer der größten Bauherrn in der kaiserlichen Geschichtsschreibung. Peking wurde in großen Teilen durch seine Hand geprägt. Er restaurierte, vergrößerte, verschönerte und baute: Paläste, Wälle, Stadttore, Straßen, Wasserwege, Parkanlagen und eine endlose Zahl von Tempeln. Zwar ändere er nichts an der axialen Ausrichtung Pekings und der inneren Kaiserstadt, aber er fand die Paläste der Verbotenen Stadt seien zu lustlos und symmetrisch in ihrer Planung. Deshalb ließ er neue Gärten, Gewässer und Blumenterrassen anlegen. Er fordere die besten Materialien und höchste Qualität bei der Ausführung der Arbeiten und scheute keine Kosten für die Ausführung dieser enormen Projekte. Im ganzen Land wies er seine Gouverneure an, Stadtmauern, Kanäle und Straßen wiederherzustellen. Ganz China wurde von seiner Bausucht erfasst.
Besonderen Wert legte er auf den Bau seines Sommerpalastes, des Yuanming Yuan. Der größten Garten- und Palastkomposition der damaligen Welt. In der nordwestlichen Vorstadt von Peking gelegen. Hier konnte er freier seinen Vorstellungen folgen und seiner Phantasie freien Lauf lassen. Unter anderem bauten ihm die Jesuiten unter den Hofkünstlern einen weißen Marmorpalast im europäischen Barockstil, auf einer weitläufigen Terrasse gelegen, mit Fontainen und Wasserspielen nach dem Vorbild von Schloss Versailles.
Bereits sehr früh begannen die kaiserlichen Zensoren den Kaiser für seine Bauprojekte zu tadeln und sie als nutzlose Verschwendung zu brandmarken. Qianlong hingegen lobte ihren konfuzianischen Sinn für Sparsamkeit und ignorierte ihre Kritik. 1780 schrieb er ein Memorandum in dem er sich verteidigte. Er führte an, dass seine Schatzkammern heute doppelt so voll seien wie am Tage seiner Thronbesteigung, dass er seine Arbeiter überdurchschnittlich gut bezahle und so vielen Menschen Arbeit hat geben können. Als dies mag sicherlich stimmen, aber dennoch förderte sein extravaganter und luxuriöser Lebensstil die Verschwendungssucht innerhalb der gesellschaftlichen Elite. Auch hätte bei der expansiven und teuren Außenpolitik die er vorantrieb eine Umverteilung der Finanzen so manche Steuererhöhung in einigen Provinzen überflüssig gemacht.
Inspektionstouren
Wie sein Großvater Kangxi unternahm auch Qianlong ausgedehnte Inspektionstouren durch das Reich der Mitte. Diese Reisen dienten dem Kaiser dazu, sich persönlich ein Bild davon zu machen, welches die dringendsten Probleme im Land waren und welchen Fortschritt einzelne Projekte machten. Darüber hinaus waren sie große Ereignisse, durch die man Macht und Reichtum des Kaisers demonstrieren konnte. Die längsten Inspektionsreisen dauerten einige Monaten und führten Qianlong in die reiche Region des Yangtzedeltas: 1751, 1757, 1762, 1765, 1780 und 1784. Daneben noch über einhundert kleinere Touren in den Norden oder andere Gebiete unweit von Peking. Bei seinen Reisen begleiteten ihn seine Ratgeber und eine kleine Zahl von Großsekretären und Mitgliedern des Staatsrats, um sich auch auf Reisen der Regierung widmen zu können. Darüber hinaus noch Künstler, Leibwachen, Palasteunuchen, Beamte, Hofdamen, Dienerinnen, Prinzen, Köche, Knechte und Soldaten. Im Schnitt nahm er bei seinen Inspektionen stets etwa 3000 Personen mit sich.
Solche Touren waren aufwendig und teuer. Ihre Organisation daher eine Meisterleistung. Qianlong hatte Reisepaläste bauen lassen, um unterwegs eine behagliche Unterkunft zu haben. Die südlichen Touren führten in die großen Zentren der Region: Yanzhou, Nanjing, Suzhou und Hangzhou. Die meiste Zeit verbrachte der Kaiser damit Kanäle und Deiche zu begutachten oder andere öffentliche Bauten zu besuchen, mit Beamten und Gelehrten zu sprechen, Kriminelle zu begnadigen und Truppen zu inspizieren. Es kam aber auch oft vor, dass man Feste zu Ehren des Kaisers gab, organisiert durch wohlhabende Provinzbeamte und Kaufleute. Dadurch dass die Yangziregion die reichste und bevölkerungsstärkste des ganzen Landes war, waren solche Ereignisse erst überhaupt möglich. Privatpersonen, besonders die Händler die mit dem Ankauf und Verkauf von Salz durch das Staatsmonopol reich wurden, konnte als Gastgeber für kaiserliche Empfänge fungieren. Einige soll es aber auch gänzlich ruiniert haben, denn Qianlong schätzte kein bescheidenes Auftreten.
Es gab verschieden Möglichkeiten des Reisens. Man konnte den Landweg nehmen und auf den Pferd reiten oder den gesamten Weg in den Süden über den Kaiserkanal nehmen, der von Peking nach Hangzhou führte. Der Seeweg war bequemer und ermöglichte ein luxuriöses Komfort, doch meist bevorzugte Qianlong das Pferd. So konnte er sich sportlichen Aktivitäten wie Polo oder Bogenschießen weit besser hingegeben. Die riesige Entourage des Kaisers kam ohnehin nur schleppend voran.
Politische Maßnahmen
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Stärkung der Lokalbehörden
Mandschu-chinesischer Konflikt
Kulturelle Maßnahmen
Projekt der „Vier Kostbarkeiten“
Qianlongs „Literarische Inquisition“
Militärische Unternehmen
Die zehn siegreichen Feldzüge
Gurkhakampagne 1790-92
China im 18. Jahrhundert
Bevölkerungswachstum
Wirtschaftwachstum
„Abdankung“
Kinder
Weblinks
Literatur
- Wolfram Eberhardt, Geschichte Chinas, Stuttgart 1971
- Jacques Gernet, Die chinesische Welt, Frankfurt 1997, ISBN 3-518-38005-2
- Gisela Gottschalk, Chinas große Kaiser, Herrsching 1985, ISBN 3-88199-229-4
- Jonathan D. Spence, Chinas Weg in die Moderne, München 2001, ISBN 3-446-16284-4
Personendaten | |
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NAME | Qianlong |
ALTERNATIVNAMEN | Hongli; Chundi; Gaozong |
KURZBESCHREIBUNG | Kaiser von China |
GEBURTSDATUM | 25. September 1711 |
STERBEDATUM | 7. Februar 1799 |