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Kurt Westergaard

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Kurt Westergaard (* 13. Juli 1935 in Døstrup) ist ein dänischer Zeichner und Karikaturist.

Mohammed-Karikaturen

Westergaards Karikatur des Propheten Mohammed mit einer Bombe als Turban – eine von zwölf Karikaturen zum gleichen Thema, die die dänische Tageszeitung Jyllands-Posten am 30. September 2005 unter dem Titel Das Gesicht Mohammeds veröffentlicht hatte – löste eine internationale politische Kontroverse mit weltweiten Demonstrationen aus, da viele Muslime und muslimische Staaten sich beleidigt fühlten.

Erst Monate nach der Veröffentlichung brachen in islamischen Ländern die zum Teil organisierten und gewalttätigen Proteste aus, bei denen mehr als 50 Menschen starben.[1] Obwohl auf seine Tötung (und die seiner Kollegen) Kopfgelder angeblich in Höhe von elf Millionen Dollar ausgesetzt wurden, verteidigte Westergaard seine Karikatur unter Verweis auf die Meinungsfreiheit im Westen und hielt eine Entschuldigung für nicht erforderlich.

Nach konkreten Mordplänen gegen ihn stehen der Zeichner und seine Frau seit Ende 2007 unter massivem Polizeischutz; sie müssen immer wieder umziehen und an geheimen Orten leben. Westergaard erklärt, er sei zornig, dass eine gewöhnliche, alltägliche Handlung wie seine Zeichnung zu solch wahnsinnigen Reaktionen führen könne, deren Nachwirkungen sein Leben lang anhalten dürften. Ein Ende des Polizeischutzes ist in der Tat nicht absehbar. Im Februar 2008 meldete der dänische Polizeigeheimdienst PET die Festnahme von mehreren Männern in der Stadt Århus, die mutmaßlich planten, Westergaard zu ermorden.[2] Bei den drei Männern handelte es sich um zwei Tunesier und einen Dänen marokkanischer Abstammung.[3]

Am Neujahrstag 2010 vereitelte die dänische Polizei einen Anschlag auf Westergaard. Ein aus Somalia stammender Mann mit einer gültigen Aufenthaltsgenehmigung als Asylbewerber schlug eine Fensterscheibe ein und drang mit einem Messer und einer Axt bewaffnet in das Haus des Zeichners ein.[4] Westergaard gelang es jedoch, gemeinsam mit seiner fünfjährigen Enkelin in das zum Schutzraum umgebaute Bad in seiner Wohnung zu flüchten, zu dem sich der Attentäter keinen Zutritt verschaffen konnte. Der Angreifer bedrohte auch die nur zwei Minuten nach Auslösung des Alarms eintreffenden Polizisten, wurde von ihnen angeschossen und überwältigt. Nach Angaben des dänischen Geheimdienstes PET hatte der Mann enge Verbindungen zu führenden Mitgliedern al-Qaidas in Ostafrika.[1][5]

Aus Furcht vor möglichen Konsequenzen sagte das ZDF im Mai 2010 ein TV-Gespräch mit Westergaard ab. Nachdem Westergaard dem ZDF daraufhin Selbstzensur vorwarf und Medien die Ausladung kritisierten,[6] durfte er dann jedoch in der Sendung auftreten.[7] Spötter texteten „Zitterndes Deutsches Fernsehen“ (ZDF).

Am 8. September 2010 wurde Westergaard vom M100-Beirat am M100 Sanssouci Colloquium in Potsdam der M100-Medienpreis als Anerkennung für sein unbeugsames Eintreten für die Meinungs- und Pressefreiheit verliehen.[8] Bundeskanzlerin Angela Merkel übergab ihm den Preis.[9] Der Zentralrat der Muslime in Deutschland kritisierte die Preisverleihung. Generalsekretär Aiman Mazyek sagte, Westergaard hat „unseren Propheten in unseren Augen mit Füßen getreten“. Die Würdigung sei in einer aufgeladenen und erhitzten Zeit hochproblematisch.[10]

Am 8. Oktober 2010 wurde Westergaard mit dem Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien in Leipzig ausgezeichnet. Die iranische Friedensnobelpreis-Trägerin Shirin Ebadi und ihr Landsmann, der Journalist und Regimekritiker Akbar Ganji, haben gegen die Auszeichnung protestiert. Ebadi sagte aber in einem Interview, dass sie nicht gegen die Einladung Westergaards oder dass er mit dem Preis ausgezeichnet wurde, protestierte, sondern weil sie im Vorfeld nicht darüber informiert wurde, wer als Preisträger ausgezeichnet werde. Ebadi und Ganji waren als Gast an dem Medienkongress eingeladen, wo Westergaard den Preis erhalten sollte. Ebadi kündigte an, nicht an der Preisverleihung teilzunehmen. Ganji, Preisträger von 2007, reiste ohne den Kongress besucht zu haben wieder ab.[11][12][13]

Einzelnachweise

  1. a b Spiegel Online: Polizei vereitelt Anschlag auf Mohammed-Karikaturisten; Bericht vom 2. Januar 2010.
  2. Frankfurter Allgemeine Zeitung: Anschlag auf Mohammed-Karikaturisten vereitelt; Ausgabe vom 12. Februar 2008
  3. I. M. Stockholm: Die dänische Polizei vereitelt Attentat auf Karikaturisten – Festnahme dreier Verdächtiger; Neue Zürcher Zeitung vom 12. Februar 2008.
  4. Jan Olsen: Mohammed-Karikaturist entgeht Mordversuch; SZ-online, Bericht vom 17. Januar 2010.
  5. tagesschau.de: Vorlage:Tagesschau; 2. Januar 2010
  6. Zum Beispiel: Heinrich Wefing: Feigheit vor dem Gast: Das ZDF lädt Kurt Westergaard wieder aus; Die Zeit 19/2010, S. 1. Kölner Stadt-Anzeiger: Westergaard attackiert das ZDF; Bericht vom 3. Mai 2010
  7. Westergaard-Posse beim ZDF: Umstrittener Karikaturist darf doch zu Lanz; Spiegel-Online; Meldung vom 27. Mai 2010.
  8. Karikaturist Westergaard erhält Medienpreis in Focus vom 8. September 2010.
  9. Mohammed-Karikaturist mit Medien-Preis geehrt in Schweizer Fernsehen vom 9. September 2010
  10. Karikaturisten-Ehrung: Merkel verurteilt geplante Koran-Verbrennung in Spiegel Online vom 8. September 2010
  11. «Die Karikaturen von Westergaard gefallen uns auch nicht» in: Tages-Anzeiger vom 8. Oktober 2010
  12. "Kurt Westergaard hat Hass geschürt" Interview mit Shirin Ebadi in: Zeit Online vom 8. Oktober 200
  13. Iranische Intellektuelle rügen Westergaard-Ehrung in: Spiegel Online vom 8. Oktober 2010