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Gustave Courbet

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Gustave Courbet, Fotografie von Nadar

Gustave Courbet (* 10. Juni 1819 in Ornans bei Besançon; † 31. Dezember 1877 in La-Tour-de-Peilz/Schweiz) war ein französischer Maler des Realismus.

Leben

Familie und frühe Jahre

Courbet wuchs in einer gutbürgerlichen Familie im ostfranzösischen Jura auf. Auf Wunsch seiner Eltern studierte er ab 1837 Jura auf dem Collège Royal in Besançon, doch widmete er sich schnell mehr dem Zeichnen und begann bereits nach einem Jahr, Zeichenstunden bei Charles Antoine Flajoulot zu nehmen.

1840 verließ er Besançon, offiziell, um in Paris Rechtskurse zu nehmen, doch er nahm dort weiter Unterricht und entwickelte seine Technik, indem er im Louvre und anderen Museen die dortigen Kunstwerke vornehmlich spanischer und holländischer Meister kopierte. Er bemühte sich um Aufnahme seiner Werke im Pariser Salon, doch wurden nur drei seiner 20 eingereichten Bilder in den Jahren von 1841 bis 1847 angenommen, 1844 sein Selbstbildnis mit schwarzem Hund. Er lebte von der finanziellen Unterstützung seiner Familie. 1847 hatte er mit seiner Geliebten Virginie Binet einen gemeinsamen Sohn, doch sie verließ ihn 1850 und nahm den Jungen mit.

Der Realismus

Courbet traf sich in der Brasserie Andler, dem „Tempel des Realismus“, wie ihn Jules Champfleury nannte, mit anderen Künstlern wie Charles Baudelaire, Pierre Proudhon und Max Buchon, mit dem er bereits seit der Kindheit befreundet war. In dieser Runde entwickelte sich die neue Kunstströmung des Realismus.

Im Jahr 1848, nach der Abdankung Louis Philippes, fand der Pariser Salon ohne Jury statt, und Courbet stellte zehn seiner Gemälde aus, die von der Kritik begeistert aufgenommen wurden. 1849 erhielt er für sein Gemälde Nach dem Essen in Ornans eine Goldmedaille, das Bild wurde vom Staat erworben. Er malte nun viele Szenen aus Ornans sowie Porträts seiner Familie und Freunde. Ein Begräbnis in Ornans, 1850/51 von Kritikern des Salons abgelehnt, weil es die religiösen Gefühle verletze, gilt heute als eindrucksvollstes Beispiel dieser Schaffenszeit.

Datei:Frauen beim Getreidesieben.jpg
Frauen beim Getreidesieben

Courbets Bekanntheit wuchs durch das Aufsehen, das er erregte. Seine Bilder waren dem neuen bürgerlichen Regime suspekt, und die scheinbare Bedrohung wuchs durch die Interpretationen, die unter anderem Pierre Proudhon seinen Bildern gab, auch wenn Courbet selbst dies vermutlich nie selbst beabsichtigte.

Die Gegenausstellung zum Pariser Salon

1853 stellte die Regierung Courbet in Aussicht, für die Weltausstellung 1855 ein großformatiges Bild zu malen, falls er vorher einen Entwurf zur Begutachtung einer Jury vorlegen würde. Courbet lehnte dies jedoch empört ab, da er sich in seiner künstlerischen Freiheit nicht beschneiden lassen wollte. Nachdem drei der vierzehn von ihm zur Ausstellung eingereichten Bilder für die Weltausstellung abgelehnt wurden (darunter die Allegorie Das Atelier des Künstlers), errichtete er parallel dazu seinen eigenen Pavillon du Réalisme. In diesem wurden zusätzlich zu den elf aus der Weltausstellung gezeigten Gemälden weitere vierzig gezeigt.

Bei Gustave Gourbet zeigt sich in den Gemälden, die ab 1860 entstanden, eine egalitäre Flächenstruktur. Unabhängig vom Gegenstand und von der räumlichen Blicktiefe wurden die Farben auf der Leinwand verteilt. Auf diese Weise erreichte er, dass die vorherrschenden Gegenstände in ihrer Dominanz nivelliert wurden und sich zugleich alle Elemente auf einer räumlichen Ebene optisch zusammenschlossen. Courbet setzte dabei den Spatel abwechselnd mit dem Pinsel ein und erzeugte dabei eine relativ gleichmäßige, nur geringfügig pastose Oberfläche. Diese Technik wurde in abgewandelter Form von anderen Künstlern aufgegriffen, darunter beispielsweise Oswald Achenbach.

Persönliche Situation

Seine Freunde waren während der Revolution verhaftet worden oder ins Exil gegangen, oder hatten sich politisch in andere Richtungen entwickelt. So entschloss sich Courbet zu ausgedehnten Reisen. Er kam nach Frankfurt am Main, wo ihm die Kunstakademie ein eigenes Atelier bereitstellte und ihn als Berühmtheit feierte; nach Trouville, wo er Seebilder und Porträts der dortigen Schönheiten malte und ertragreich verkaufen konnte; nach Etretat, wo er den jungen Claude Monet traf. Er stellte in Deutschland, Belgien und England aus und wurde vielfach ausgezeichnet. Das Kreuz der Ehrenlegion, das ihm gemeinsam mit Honoré Daumier 1870 angeboten wurde, lehnten beide jedoch ab, um die Ansicht zu vertreten, dass der Staat keinen Einfluss auf künstlerische Belange nehmen solle. Dies brachte ihm im republikanischen Lager viele Freunde ein, und nach dem Sturz der Regierung wählte man ihn 1869 zum Präsidenten der Republikanischen Kunstkommission und im Jahr darauf zum Stadtrat und damit zum Mitglied in der Pariser Kommune.

Die letzte Jahre

Nach der gewaltsamen Auflösung der Kommune wurde er wegen seiner Beteiligung an der Zerstörung der Vendôme-Säule zu sechs Monaten Gefängnis und 500 Francs Geldstrafe verurteilt. Er verbüßte die Strafe im Gefängnis von Sainte-Pélagie in der Schweiz, durfte dort aber malen.

Sein Gesundheitszustand verschlimmerte sich in den folgenden Jahren. In der Klinik von Neuilly malte er 50 Bilder, die er allesamt verkaufen konnte. Im Mai 1873 verlangte die neue französische Regierung Schadenersatz für die zerstörte Vendôme-Säule in Höhe von 335.000 Francs; er floh in die Schweiz, in das ihm vertraute Juragebirge, ohne Hoffnung, die geforderte gewaltige Summe durch den Verkauf von Bildern aufzubringen.

In La Tour de Peilz verlebte er seine letzten Jahre, immer in der Hoffnung auf Begnadigung. Er erkrankte an der Wassersucht und starb am 31. Dezember 1877. Seine Überreste wurden genau 100 Jahre später nach Ornans überführt.

Werke

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