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Edmund Nick

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Edmund Nick (* 22. September 1891 in Reichenberg/Böhmen; † 11. April 1974 in Geretsried) war ein deutscher Komponist, Dirigent und Musikschriftsteller. Er schrieb Lieder, Chansons, Bühnen- und Filmmusiken, Operetten, Musik für Lustspiele (Das kleine Hofkonzert), Musikkritiken u. a. für die Neue Zeitung, Die Welt und 1963–1973 für die Süddeutsche Zeitung.

Leben

Der Kaufmannssohn studierte von 1910 bis 1915 in Wien und Graz Jura, absolvierte gleichzeitig eine musikalische Ausbildung an der Wiener Musikakademie und am Dresdner Konservatorium und wurde 1918 an der Universität Graz zum Dr. jur. promoviert. 1921 wurde Nick Kapellmeister der Schauspielbühnen in Breslau, 1924 gemeinsam mit Fritz Ernst Bettauer künstlerischer Leiter der Schlesischen Funkstunde. 1928 holte er den noch jungen Dirigenten Franz Marszalek an diesen Sender. 1933 entlassen, übersiedelte er nach Berlin, wo er von 1936 bis 1940 musikalischer Leiter am Theater des Volkes war. 1947 wurde Nick Chefdirigent der Bayerischen Staatsoperette in München, 1949 Professor an der dortigen Staatlichen Hochschule für Musik und war 1952 bis 1956 Leiter der Musikabteilung beim Westdeutschen Rundfunk in Köln, dann Musikkritiker der „Die Welt“, seit 1962 der „Süddeutschen Zeitung“. Nick komponierte das musikalische Lustspiel Das kleine Hofkonzert (1935), Operetten (unter anderem Über alles siegt die Liebe, 1940) sowie Unterhaltungs-, Bühnen- und Filmmusik. Er schrieb Paul Lincke (1953) und Vom Wiener Walzer zur Wiener Operette (1954).

Freundschaft mit Erich Kästner

„Es war Herbst 1929, als der dreißigjährige Erich Kästner in Breslau im Schlesischen Rundfunk erschien und ein Hörspielmanuskript aus der Aktentasche zog. Der Intendant war begeistert und gab es sofort seinem Hauskomponisten Edmund Nick, dem damaligen Musikalischen Leiter des Senders, zum Vertonen. Kästner und Nick wurden Freunde und ihr Hörspiel Leben in dieser Zeit ein sensationeller Erfolg. An fast allen größeren deutschen Bühnen wurde es aufgeführt – bis 1933 die neuen Machthaber jede weitere Verbreitung des Werks untersagten. Kästner und Nick erhielten Berufsverbot. Unter falschem Namen wagten sie noch eine ebenso glückliche wie lebensgefährliche Zeit lang, im Berliner Kabarett ‚Die Katakombe‘ mit ihren Chansons an die Öffentlichkeit zu treten. Dann war es auch damit zu Ende. Am 10. Mai 1935 wurde die Katakombe von der Geheimen Staatspolizei geschlossen. Als die beiden Freunde sich 1945 nach Kriegsende in München wiederfanden, gab es für sie nur einen Gedanken: Wir machen wieder Kabarett zusammen! So entstand ‚Die Schaubude‘, für deren Programme einige alte Chansons wiederbelebt und viele neue gemeinsam geschaffen wurden. Am Ende hatte Edmund Nick mehr als 60 Chansons von Erich Kästner vertont.“ (Zitat aus der Buchbeschreibung des Allitera Verlages)

Stationen

Bis 1933 war Nick Musikalischer Leiter des Breslauer Senders. Im Jahre 1929 entstand in Zusammenarbeit mit Erich Kästner das Funkspiel, das später die Bühnen erobern sollte: Leben in dieser Zeit.

In den Jahren 1933 bis 1935 betätigte sich Nick als musikalischer Leiter des Kabaretts Die Katakombe in Berlin. Anschließend war er von 1936 bis 1940 Chefdirigent am Großen Schauspielhaus, Berlin. Von 1942 bis 1952 hatte er eine Professur an der Münchner Musikhochschule inne. Ab Herbst 1945 übernahm Nick zusammen mit Erich Kästner und Rudolf Schündler Aufbau und Leitung des Kabaretts Die Schaubude in München.

Nick wurde 1947/1948 zum Chefdirigenten der Bayerischen Staatsoperette ernannt. Von 1952 bis 1956 leitete er die Hauptabteilung Musik am WDR Köln.

Seine Grabstätte befindet sich auf dem Münchner Westfriedhof.

Literatur und Quellenangaben

  • Robert Münster: Nick, Edmund. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-00200-8, S. 198 (Digitalisat).
  • Gwendolyn von Ambesser: Schaubudenzauber - Geschichte und Geschichten eines legendären Kabaretts, Verlag Edition AV, Lich Hessen 2006, ISBN 978-3-936049-68-8
  • Dagmar Nick (Hrsg.): Edmund Nick, Das literarische Kabarett Die Schaubude 1945-1948. Seine Geschichte in Briefen und Songs. Herausgegeben und kommentiert von Dagmar Nick. edition monacensia im Allitera Verlag. 212 Seiten. München 2004. ISBN 3-86520-026-5
  • Susanne Brantl (Gesang) / Gerold Huber (Piano): Das Leben ohne Zeitverlust – Chansons der Stunde Null. Lieder von Erich Kästner in der Bearbeitung von Edmund Nick. CD (Russki Records)