Wir sind die Nacht
Film | |
Titel | Wir sind die Nacht |
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Produktionsland | Deutschland |
Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahr | 2010 |
Länge | 100 Minuten |
Stab | |
Regie | Dennis Gansel |
Drehbuch | Dennis Gansel Jan Berger |
Produktion | Christian Becker Oliver Nommsen |
Musik | Heiko Maile |
Kamera | Torsten Breuer |
Schnitt | Ueli Christen |
Besetzung | |
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Wir sind die Nacht ist ein deutscher Spielfilm aus dem Jahr 2010 vom Regisseur Dennis Gansel. In dem Vampir-Thriller spielen Karoline Herfurth und Nina Hoss die Hauptrollen. Der Kinostart in Deutschland ist für den 28. Oktober 2010 vorgesehen.
Die Filmpremiere fand am 24. Oktober 2010 im Kino in der Kulturbrauerei in Berlin statt.
Handlung
Lena ist eine 20-jährige Berlinerin, die aus ärmlichen Verhältnissen kommt. Sie hält sich mit kleineren Diebstählen über Wasser und gerät immer wieder ins Visier des Kommissares Tom. Eines Abends kommt Lena in einen illegalen Nachtclub, der das Motto "Wir sind die Nacht" hat. Dort trifft sie auf die attraktive Louise, die sich als Betreiberin des Clubs und als jahrhundertealter Vampir herausstellt. Sie ist die Anführerin eines weiblichen Vampir-Trios, bestehend aus ihr, der eleganten Charlotte und der abgedrehten Nora. Louise verliebt sich in Lena und beißt sie. Lena verwandelt sich langsam in einen Vampir und muss sich fortan mit dem Fluch und dem Segen ihres neuen, ewigen Lebens abfinden. Sie genießt den Luxus, die Partys und die grenzenlose Freiheit, doch es folgen Blutdurst und Mordlust ihrer Freundinnen. Außerdem ist ihr Kommissar Tom Serner immer noch auf den Fersen, für den Lena langsam aber sicher Gefühle entwickelt...
Hintergrund
Entstehungsgeschichte
Die Idee zum Film entwickelte Dennis Gansel bereits im Oktober 1996. Er stellte die Idee seinem Mitbewohner, Christian Becker, vor. Dieser war begeistert von der Idee. Auslöser für diese Idee war ein einfaches Foto einer Bekannten Gansels, auf dem sie wie ein Vampir aussah.
Das Grundkonzept bestand aus einem Vampirfilm, der eine Liebesgeschichte beinhalten sollte und in der Berliner Clubszene spielen sollte. Dennis Gansel schrieb ein drei Seiten langes Exposé und nannte es „The Dawn“, eine Liebesgeschichte zwischen einer jungen Berliner Vampirin und einem jungen, normalsterblichen Mann. Auf der Premiere von Bernd Eichingers Das Mädchen Rosemarie sah Gansel die Schauspielerin Nina Hoss auf der Leinwand und schrieb das Drehbuch auf sie zu. 1999 kontaktierte er die Schauspielerin und stellte ihr das Exposé vor. Hoss war, wie Christian Becker, von der Idee begeistert und war an einer Teilnahme am Projekt sehr interessiert.
Kein Produktionsstudio war an der Story interessiert. 2004 lief der Film Creep mit Franka Potente an. Der Film floppte und symbolisierte somit, dass deutsche Horrorfilme nicht funktionieren. Dennis Gansel hatte die Hoffnung somit fast aufgegeben und arbeitete an seinen Filmen Mädchen, Mädchen, Napola – Elite für den Führer und Die Welle. Nebenbei arbeitete er jedoch weiterhin das Drehbuch zu „The Dawn“ aus. Als Gansels Verfilmung Die Welle erfolgreich im Kino lief, gaben Rat Pack und Constantin Film schließlich grünes Licht für eine Verfilmung des Vampirfilmes. Grund hierfür war vermutlich der Hype, der durch die Verfilmung von Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen ausgelöst wurde.
Jedoch musste Gansel feststellen, dass das Drehbuch zu „The Dawn“ zu viele Parallelen zum internationalen Hit Twilight aufwies. Das Drehbuch musste umgeschrieben werden. Der Autor Jan Berger arbeitete die finale Drehbuchfassung aus und gab dem Film den Titel Wir sind die Nacht.[1]
Casting
Dennis Gansel wollte von Anfang an Nina Hoss als Louise im Film. Bereits vor zehn Jahren zeigte er ihr das Drehbuch zu The Dawn. Hoss zeigte sich interessiert und hat gesagt, Gansel solle sich melden, sobald das Drehbuch komplett ist und der Film gedreht werden soll. Als zehn Jahre später schließlich der Anruf kam, sagte sie immer noch zu und wurde so als Louise, die Anführerin des Vampirtrios besetzt.
Ebenfalls wollte Gansel auch Karoline Herfurth schon früh dabei haben. Er hatte bereits im Jahr 2000 mit ihr zusammen Mädchen, Mädchen gedreht und ihr damals bereits das Drehbuch zu The Dawn gegeben, was er als nächstes Projekt im Auge hatte. Herfurth war wie Hoss begeistert vom Drehbuch, war allerdings für die Rolle der Lena damals zu jung und wäre nur als Nora in Frage gekommen. Da sich der Drehstart jedoch um einige Jahre verzögerte, wurde sie nun doch als Hauptfigur besetzt.
Jennifer Ulrich arbeitete bereits bei Die Welle mit ihrem jetzigen Lebensgefährtin Gansel zusammen. Aufgrund ihrer Beziehung zu Gansel, war ihr eine Rolle in dem Vampirfilm somit fast schon sicher. Diese bekam sie schließlich auch als Vampirin Charlotte, eine erfolglose Schauspielerin aus den 20er Jahren.
Als Nora wurde schließlich Anna Fischer besetzt, die in den Augen des Produzenten Christian Becker perfekt besetzt ist. Da sie aufgeweckt, zierlich und wie ein Partygirl rüberkommt.
Die männliche Hauptrolle vergab Gansel an seinen langjährigen Weggefährtin Max Riemelt, mit dem er bereits in drei seiner Filme gearbeitet hat.
Dreharbeiten
Gedreht wurde im Herbst 2009 in Berlin. Als Kulisse für die Disco diente das alte Stadtbad Lichtenberg. Das Schwimmbad war unbeheizt und somit mussten sämtliche Darsteller und Komparsen in der Disco der Kälte trotzen. Die Außenaufnahmen des Clubs entstanden im Plänterwald im Berliner Ortsteil Treptow-Köpenick.
Für die Hotelszenen wurde das Haus Cumberland am Kurfürstendamm von dem Filmteam umgebaut. Die nächtliche Shopping-Aktion der Vampirinnen wurde im Galeria Kaufhof am Alexanderplatz in Szene gesetzt. Hier wollte die Kaufhausleitung anfangs, einen Sicherheitsbeamten auf jedes Teammitglied ansetzen. Am Ende wurden sämtliche Mitglieder der Filmcrew beim rausgehen von insgesamt 15 Wachmännern überprüft.
Lenas Wohnung sollte eine heruntergekommene Plattenbauwohnung sein, als man jedoch feststellte, dass viele der Plattenbausiedlungen inzwischen saniert wurden, fand man schließlich in Schöneberg eine geeignete Location. Lenas Beuterevier wurde auf den Bahnhof Zoo verlegt. Für die Szenen in einem Russenbordell wurden die Abbruchhäuser des ehemaligen DDR-Rundfunks an der Nalepastraße in Oberschöneweide genutzt. Auch hier gab es jedoch keine Heizung und die Darsteller waren der Novemberkälte ausgesetzt.
Wärme wurden die Darstellerinnen dagegen im Tropical Island ausgesetzt. Hier wurden die Szenen gedreht, in denen die Vampirinnen ein künstliches Sonnenbad nehmen. Nach Dreharbeiten mussten Teile des Strandes ausgetauscht werden, da teilweise zu viel Filmblut fließen musste.
Im Dezember 2009 drehte das Team im Tiergartentunnel am Berliner Hauptbahnhof musste bei laufendem Verkehr drehen und durfte nur einzelne Abschnitte zeitweise sperren.
Das Finale wurde schließlich am Teufelsberg gedreht. Zum Teil mussten später die Teufelsberg-Kulissen im Studio Babelsberg nachgebaut werden, um die Szenen zu drehen, in denen die Vampirinnen der Schwerkraft trotzen.
Die Darstellerinnen waren von den Dreharbeiten begeistert, vorallem von den Stunts. Viele machten die Schauspielerinnen selbst.[2]
Kritiken
Im Oktober 2010 zeichnete die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) den Film mit dem Prädikat Besonders Wertvoll aus.
„Dieser Film gehört vielleicht zu den Sternstunden der aktuellen deutschen Kinoproduktion. Im Genre des Vampir-Films steht man im Wettbewerb mit zahlreichen berühmten Vorläufern und nicht wenigen Kultfilmen. Dem Regisseur Dennis Gansel ist scheinbar ein großer Wurf gelungen. Dabei tragen handwerkliche Perfektion und herausragende darstellerische Leistungen wesentlich zum Erfolg bei. […] Qualitativ ist der Film u. a. auch deshalb herausragend, weil die originellen fiktionalen Inhalte genregerecht durch faszinierende filmästhetische Formen und Spezialeffekte bereichert und in gewisser Hinsicht überblendet werden.“
„Und so bleibt man nach diesem eigentlich erfreulichen, weil ersten nennenswerten deutschen Vampirfilm seit langer Zeit, etwas ratlos verärgert zurück: Weil der Film zwar ästhetisch über weite Strecken durchaus überzeugen kann, in seiner hübsch glänzenden Hülle aber einen mindestens fragwürdigen Unterton, wenn nicht gar eine direkt reaktionäre Botschaft verbirgt.“
„[...]Gansels visuell durchaus beeindruckender Film setzt auf Schauwerte: gut aussehende Schauspielerinnen in wunderschöner Kulisse. Technisch perfekt umgesetzt, fehlt ihm jedoch der emotionale Tiefgang. So bleibt ein unterhaltsamer Film, der durchaus mehr hätte sein dürfen. Und die Hoffnung es möge nicht der letzte deutsche Eintrag ins Genrekino gewesen sein.“
„[...]Und doch ist „Wir sind die Nacht“ nicht nur das x-te wiedergekäute Langzahn-Epos. Es ist (auch wenn diese veralteten Requisiten hier nicht auftauchen) Knoblauch und Kruzifix für den derzeitigen Vampirboom. Indem er zurück zu den Ursprüngen geht. Gleichzeitig fügt er sich trefflich in das Ganselsche Werk ein. Immer wieder geht es in seinen Filmen ja um die Verführung von jungen Menschen. Bei „Napola“ war es die nationalsozialistische Herrenrassenideologie, bei „Die Welle“ ein faschistoides Schulexperiment. Hier sind es Hedonismus und Jugendwahn. [...] „Wir sind die Nacht“ ist alles: ein spannender Vampirfilm, der nach allen Genrekonventionen funktioniert. Ein Frauenemanzipationsfilm (von einem Mann gedreht). Ein großartiger Berlinfilm, in der die Stadt nicht nur als Kulisse dient, sondern zur Chiffre wird. Und so etwas wie ein echtes Kinomärchen: von einem 23-jährigen Filmstudenten, der eine originelle Idee hat, und einem 37-jährigen Regisseur, der es endlich verwirklicht.“
Auszeichnungen
- 2010: Sonderpreis der Jury beim 43. Festival de Cinema Fantàstic de Sitges[7]
Literatur
- Wolfgang Hohlbein: Wir sind die Nacht, Heyne Verlag 2010, 608 Seiten, ISBN 978-3453266780 (Roman, der auf dem finalen Drehbuch zum Film basiert)
Einzelnachweise
- ↑ Presseheft zu "Wir sind die Nacht", vom 13. Juni 2010
- ↑ Presseheft zu "Wir sind die Nacht", vom 13. Juni 2010
- ↑ Gutachten der Deutschen Film- und Medienbewertung.
- ↑ Filmkritik von Rochus Wolff auf critic.de.
- ↑ Kritik zu Wir sind die Nacht bei Negativ-Film.de.
- ↑ Kritik zu Wir sind die Nacht bei welt.de.
- ↑ Sitges Film Festival » Rare Exports: A Christmas Tale, by Jalmari Helander, wins the Best Motion Picture, abgerufen am 18. Oktober 2010