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Judith (Hebbel)

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Judith ist eine Tragödie in fünf Akten von Friedrich Hebbel. Aufgefüjrt im Jahr 1840, ist es das erste von Hebbel geschriebene Drama. Hebbel variiert in seinem Drama die Geschichte der biblischen Judith.

Die schöne und gottesfürchtige Witwe Judith geht unbewaffnet in das Heerlager des Holofernes und enthauptet ihn, um ihr Volk zu retten. Die Geschichte ereignet bei der Belagerung der Stadt Bethulien durch die Truppen Nebukadnezars.

Daten
Originaltitel: Judith
Gattung: Tragödie
Originalsprache: deutsch
Autor: Friedrich Hebbel
Erscheinungsjahr: 1841
Uraufführung: 6. Juli 1840
Ort der Uraufführung: Königliches Hoftheater zu Berlin
Personen
  • Judith
  • Holofernes
  • Hauptleute des Holofernes
  • Kämmerer des Holofernes
  • Gesandte von Libyen
  • Gesandte von Mesopotamien
  • Soldaten und Trabanten
  • Mirza, die Magd Judiths
  • Ephraim
  • Die Ältesten von Bethulien
  • Bürger in Bethulien, darunter:
  • Ammon
  • Hosea
  • Ben
  • Assad und sein Bruder
  • Daniel, stumm und blind, gottbegeistert
  • Samaja, Assads Freund
  • Josua
  • Delia, Weib des Samaja
  • Achior, der Hauptmann der Moabiter
  • Assyrische Priester
  • Weiber, Kinder
  • Samuel, ein uralter Greis, und sein Enkel

Handlung

1. Akt

Das Lager der Holofernes

Ein Krieger beklagt sich bei Holofernes über seinen Hauptmann und wird deswegen zum Tod verurteilt. In einem Monolog denkt Holofernes über die Kunst und über den würdigen Feind nach. Nebukadnezar läßt Holofernes in Kenntnis setzten, das er selbst jetzt Gott ist. Er verlangt, dass die Statue des Gottes Baal von dem Priestern zertrümmert werden soll. Holofernes gehorcht, aber Nebukadnezer wird ihm verhaßt. Gesandte aus Libyen und Mesopotamien kommen und bitten um Gnade. Holofernes will gegen die Ebräer kämpfen. Archior warnt ihn, dass die Ebräer einen mächtigen Gott hätten. Man könne die Ebräer nur besiegen , wenn diese sich gegen Gott versündigt hätten. Holofernes ignoriert die Warnung.

2. Akt

Gemach der Judith

Judith erzählt ihrer Dienerin Mirza eine Traum. Die beiden unterhalten sich über Judiths bisheriges Leben. Die Witwe Judith erzählt von ihrem ,,wahnsinnigen” Mann, der mit den Worten "ich kann nicht" in der Hochzeitsnacht vor ihr zusammenbrach, sie ist unberührt geblieben. In einer Schlacht ist der Ehemann getött worden. Ephraim bericht, dass Holofernes und seine Armee gekommen sind. Ephraim warnt Judith, dass Holofernes ,,die Weiber durch Küsse und Umarmungen” tötet, aber Judith hat keine Angst (S. 21). Ephraim gesteht ihr seine Liebe und will für sie sterben. Judith bittet ihn, den Holofernes zu töten. Ephraim weiß nicht, wie er das bewerkstelligen soll, Er glaubt, dass Judith ihn lediglich darum bittet, um ihn in den Tod zu schicken. Judith versichert aber, sie könne sich in Ephraihm verlieben, wenn der ihrer Bitte Folge leiste. Judith will nun selbst beweisen, dass es möglich ist, Holofernes zu töten.

3. Akt

Gemach der Judith

Judith hat schon drei Tage und Nächte getrauert. Sie betet zu Gott, zunächst vergeblich, um Hilfe. Plötzlich hat sie eine Antwort: Aber der Mordplan ist ohne eine Sünde nicht durchzuführen. Judith entschließt sich, Holofernes zu verführen. Mirza beschreibt das Schreckliche dieser Tat, aber Judith lässt sich als Braut schmücken.

Öffentlicher Platz in Bethulien Stadtsürger unterhalten sich über die erlebten grausamen Ereignisse. Der Älteste kommt, um die Leute zu trösten erinnert er sie daran, dass der Herr die Leute schützen werde, wenn sie beten. Der stummer Daniel kann plötzlich sprechen und wird als Prophet angesehen. Daniel befiehlt die Steinigung seines Bruders Assad, der die Tore der Stadt öffnen und sich ergeben wollte. Samaja meint, dass Daniel ein Brudermörder ist und deshalb muß er sich umbringen, aber wenn er einen Tag und eine Nacht erleben und auch ein Wunder produzieren könne, dann ist er wirklich ein Prophet. Josua meint, dass die Älteste und Priester zu Holofernes gehen sollen, mit ihm sprechen, und versuchen, Bethulien zu retten. Der Älteste stimmt zu und will ein Opfer sein. Judith stimmt nicht zu und will Holofernes selbst töten. Josua, der Älteste und Judith reden über die Situation. Achior erklärt, dass Holofernes geschworen hat, Bethulien gnadenlos zu zerstören. Achior beschreibt Holofernes zu Judith, und Judith geht hinaus. Daniel bringt Samaja um. Dieser Mord wird von allen als Wunder Gottes betrachtet.

4. Akt

Zelt des Holofernes

Holofernes hat sich im Traum gestochen, aber er hat eine Rippe getroffen und sich selbst aufgeweckt. Judith kommt zu Holofernes. Alle Männer sind völlig von der Schönheit Judiths beeindruckt. Holofernes - ,,in ihre Betrachtung verloren” (S. 49) - will nicht, dass Judith vor ihm niederkniet, weil sie ihm sehr gut gefällt. Judith behauptet, dass die Ebräer unter den Zorn Gottes leiden müssen, und Holofernes ist das Instument Gottes. Judith beschreibt die Angst, die die Stadt erfüllt und dass Gott Judith den Befehl gegeben hat, zu Holofernes zu kommen. Sie will ihm die Ebräer unterwerfen und Holofernes glaubt alles, was Judith sagt und will sie in sein Zelt bringen. Sie fragt nach der Erlaubnis, in die Gebirge zu gehen, um fünf Tage zu beten. Mirza macht Judith Vorwürfe und diese ist zufrieden weil ihre Lüge glaubhaft zu sein scheint.

5. Akt

Zelt des Holofernes

Fünf Tage später. Holofernes hört den Bericht, dass die Ebräer verhungern und der Sieg bald kommen soll. Ein Hauptmann wird getötet, weil er versucht hat, Judith zu verführen. Holofernes spricht von der ,,Liebe” einer Frau, aber es scheint, dass er Vergewaltigung meint. Judith kommt, redet mit Holofernes und er küsst sie. Ephraim kommt zu Holofernes, will ihn töten und scheitert jedoch. Da Holofernes ihm zuvor sein Leben zugesichert hat, bringt er Ephraim nicht um und lässt es auch nicht zu, dass er sich selbst umbringt. Judith ist von dieser Manneskraft beeindruckt und muß sich erinnern, Holofernes zu hassen. Als Holofernes jedoch Judith befiehlt ihn anzubeten, besinnt sie sich. Judith droht mit Holofernes Ermordung, aber er glaubt ihr nicht und droht stattdessen seinen eigenen Dienern. Judith und Holofernes schlafen miteinander. Judith kommt aus dem Zelt des Holofernes und spricht mit Mirza über ihre traumatische Erfahrung. Daraufhin geht Judith wieder in das Zelt und enthauptet Holofernes mit seinem eigenen Schwert. Danach redet sie mit Mirza über ihre Schande. Sie erinnert sich an den Grund, den sie gehabt hat, zu Holofernes zu kommen, und es wird angedeutet, dass sie wahnsinnig wird. Judith befiehlt Mirza, den Kopf in einem Sack zu tragen. Judith schlägt vor, dass Mirza sagen soll, sie habe Holofernes getötet.

Öffentlicher Platz in Bethulien

Die Priestern verzweifeln, weil sie glauben, dass alles verloren ist. Die Frauen in der Stadt fragen, warum Gott den Leiden der Kinder zulässt. Die Priester erwidern, dass die Kinder leiden, weil die Eltern gesündigt haben. Judith und Mirza kommen mit dem Kopf des Holofernes und werden gefeiert. Die Männer Bethuliens schlachten die nun "kopflose" assyrische Armee. Judith bittet die Priester als Lohn, sie umzubringen, falls sie schwanger wird. Judith betet, dass unfruchtbar ist.

Aussagen des Dichters / Aussagen über Hebbel

"Sein Hebbels? Wesen ist herb revolutionär, voll von bitterer Kritik. Von dem Schema, daß, wenn der Held für eine berechtigte Idee gekämpft hat, der Held zwar unterliegen darf, aber die Idee siegen muß oder der Dichter ihr zummindesten den Sieg versprechen muß, ist wenig zu spüren. Im Morden ist er ein wahrer Shakespeare, am wohlsten ist ihm, wenn sich jemand durch Konsequenz der Leidenschaft zu Grunde richtet, alle seine Helden sind Trotzköpfe, die sich gegenseitig die Schädel einrennen, die Leidenschaften schildert er immer so groß, daß es dem Dichter die Mühe lohnt, sie zu beleuchten und vielleicht, wenn man Hebbel recht versteht, zu entschuldigen. Sehr schön ist die Judith, ein sexuelles Problem, eine überstarke Frau trotzt einem übergewaltigen Mann und rächt sich an ihm für die durch das Geschlecht ihr zu Teil gewordene Inferiorität. Dir insbesondere, dem alten Schätzer der Penthesileia, will ich die Judith warm empfehlen." Sigmund Freud: Jugendbriefe an Eduard Silberstein 1871–1881. Hg. von Walter Boehlich. Frankfurt/M. 1989, S. 121f.)

Textausgaben

Literatur

  • Fenner, Birgit: Judiths Unbedingtheitsspiel: Der Kampf um Anerkennung und Selbstfindung der Frau bei Hebbel. In: Friedrich Hebbel. Neue Studien zu Werk und Wirkung. S. 31-44. Heide 1982.
  • Gerlach, U. Henry. … der Ausgang ist Gottes …' Zum Motiv des Gottesurteils in Hebbels Dramen. 'Alles Leben ist Raub': Aspekte der Gewalt bei Friedrich Hebbel. 107-119. München 1992.
  • Jacobus, Mary, Elfriede Lochel. "Judith, Holofernes und die phallische Frau." Dekonstruktiver Feminismus: Literaturwissenschaft in Amerika. 62-95. Frankfurt: Suhrkamp, 1992.
  • Marion Kobelt-Groch (Hrsg.): 'Ich bin Judith'. Zur Rezeption eines mythischen Stoffes. Leipzig 2003, ISBN 3-936522-31-6.
  • Michael Masanetz: 'Sie war, als ob sie bluten könne, rot'. Gewaltlust als Herrensignifikant der Textwelt Friedrich Hebbels." 'Alles Leben ist Raub': Aspekte der Gewalt bei Friedrich Hebbel. 91-106. München 1992.
  • Reiner Niehoff: 'Judith? Die wohnt draußen in Gebirg' . Friedrich Hebbels Tragödie Judith und Johann Nestroys Travestie Judith und Holofernes im Vergleich nebst einiger abschließenden Anmerkungen zur Posse 'Der Talisman'." Jahrbuch der Charles-Sealsfield-Gesellschaft 14.(2002): S. 225-259.
  • Ernst Osterkamp: Judith: Schicksale einer starken Frau vom Barock zur Biedermeierzeit. Das Buch der Bücher-gelesen: Lesarten der Bibel in der Wissenschaft und Kunsten, Bern 2006, S. 171-195.
  • Hans Stolte: Judith'-die Geburt der modernen Tragödie. In: Hebbel: Mensch und Dichter im Werk. mit Symposionsreferaten und Selbstzeugnissen, Wien 1985, S. 25-38.