Der Revisor
Daten | |
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Titel: | Der Revisor |
Originaltitel: | Ревизор/Revizór |
Gattung: | Komödie in fünf Aufzügen |
Originalsprache: | Russisch |
Autor: | Nikolai Gogol |
Erscheinungsjahr: | 1836 |
Uraufführung: | 19. April 1836 |
Ort der Uraufführung: | Alexandertheater, Sankt Petersburg |
Personen | |
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Der Revisor (russisch Ревизор) ist eine Komödie in fünf Aufzügen von Nikolai Gogol. Gogol schrieb die Komödie 1835. 1836 wurde sie veröffentlicht. Die Uraufführung fand am 19. April 1836 in Sankt Petersburg im Alexandertheater statt, die Erstaufführung für Moskau im Mai 1836 im Kleinen Theater. Das Stück gehört heute noch zu den meistgespielten auf den Spielplänen von Bühnen, auch in Deutschland.
Inhalt
In einem kleinen russischen Städtchen wird die Nachricht verbreitet, ein Revisor sei inkognito auf dem Weg in die Stadt. Alle Beamten der Stadt, allen voran der Stadthauptmann als Oberhaupt, fürchten sich vor diesem Besuch. Schließlich hat jeder von ihnen Dreck am Stecken: sie lassen sich schmieren, bestechen oder erfüllen ihre Aufgaben nicht.
Gleichzeitig ist ein junger Mann, Chlestakov, aus St. Petersburg in einem Gasthaus abgestiegen. Seit zwei Wochen wohnt er dort und hat noch keine Rechnung bezahlt, sondern sich immer alles anschreiben lassen. Schnell geht das Gerücht um, der junge Mann sei der Revisor.
Bald kommt es zum Zusammentreffen der beiden Parteien. Chlestakov denkt, er würde wegen der unbezahlten Rechnungen gleich abgeführt und rastet aus. Er schreit herum und beschwert sich, dass das Essen sowieso nicht schmecke. Der Stadthauptmann ist durch diesen Ausbruch völlig eingeschüchtert und noch mehr davon überzeugt, es mit einem richtigen Staatsbeamten zu tun zu haben. Er beruhigt Chlestakov und denkt, er müsse das Inkognito-Spielchen mitspielen. Chlestakov erzählt hier aber seine wahre Geschichte: dass er vom Vater aus St. Petersburg zurückbeordert wurde, weil er es dort in der Kanzlei noch zu nichts gebracht hat. Mit der Heimreise lässt er sich allerdings ein wenig Zeit, weil er überhaupt keine Lust hat, nach Hause zu gehen. Jedoch habe er kein Geld mehr. Der Stadthauptmann steckt ihm schnell 400 Rubel als Schmiergeld zu. Er bietet ihm auch an, bei sich im Gästezimmer zu wohnen. Nun werden Chlestakov verschiedene Besichtigungstouren durch die Stadt geboten und dabei wird ihm immer wieder etwas Geld zugesteckt. Er denkt erst, die Leute hier wären sehr gutmütig und großzügig, kapiert dann aber irgendwann, dass sie ihn wohl mit jemand anderem verwechseln. Trotzdem spielt er das Spiel fröhlich weiter, verlobt sich sogar mit der Tochter des Stadthauptmanns. Kurz danach macht er sich aus dem Staub. Während die Beamten in der Stadt die Verlobung feiern, tritt der Postmeister auf, der einen Brief von Chlestakov an einen Freund geöffnet hat. Darin macht Chlestakov sich über die Leute in der Stadt lustig und der Schwindel fliegt auf. Chlestakov ist allerdings längst über alle Berge – und noch viel schlimmer: Der echte Revisor wartet …
Deutung
Gogols Komödie schließt in Russland an die neue Richtung an, die sich mit Griboedovs „Gore ot uma” (Verstand schafft Leiden) bereits vom klassizistischen Drama abgewendet hatte und geht einen ganzen Schritt weiter, indem er das bisher stets vorhandene Liebesmotiv nur noch parodiehaft einschließt. Die Komödie bekommt bei Gogol die Struktur der Verwechslungskomödie. Dadurch, dass der Gesamtverlauf des Stückes auf dieser ständigen Verwechslung beruht, erhält das Werk eine kompositionelle Geschlossenheit. Die Komik beruht darauf, dass die Täuschung von den Figuren des Stückes nicht erkannt wird, vom Zuschauer aber früh festgestellt wird. Die getäuschten Personen sind zwar die "betrogenen Betrüger", die es auch in früheren Komödien zu belachen gab, bei Gogol sind es aber nicht Einzelpersonen sondern die ganze korrupte Gesellschaft des zeitgenössischen Russland. Damit wird Gogols Komödie auch zur Gesellschaftskomödie, die dargestellte Stadt steht modellhaft für ganz Russland. Gogol selbst fand, dass diese Komödie "der Sammelpunkt für alle möglichen Unzulänglichkeiten" sei. Durch ihre Übertreibungen und Verzerrungen wird sie auch zur Groteske. Wir erhalten "Einblicke in die Verkehrtheit der Welt, in der wir selber leben". Das "Lachen über sich selbst" verliert den Charakter des bloßen Spotts, da es eine "reinigende Wirkung" hat. Dem Lachen wird "die Kraft zugetraut, durch Lachen die Tragödie der Existenz ertragbar zu machen" (Ionesco). Der Stadthauptmann und die Beamten, die am Schluss des Stückes ihre Täuschung erkennen müssen, haben ihre frühere Sicherheit verloren. Zwar sind sie von Chlestakov, dem vermeintlichen Revisor getäuscht worden, aber da das Ganze in der stummen Schlussszene für alle unfassbar zu sein scheint, ist man eher geneigt, das Ganze dem Teufel zuzuschreiben, der "seine Hand im Spiele" gehabt habe. Hier wird ein Grundsatz von Gogols Weltsicht erkennbar, dass nämlich "Alles Lug und Trug" ist. Nichts ist so wie es scheint, man täuscht sich fortgesetzt in dem, was der Andere ist. Die Verwechslung als Problem der Identität.
Verarbeitungen
- Verfilmungen
- 1922 – Seine Excellenz, der Revisor
- 1932 – Eine Stadt steht Kopf – Regie: Gustaf Gründgens
- 1949 – Die sündige Stadt (The Inspector General) – Regie: Henry Koster
- 1952 – Der Revisor (Rewisor) – Regie: Wladimir Petrow
- 1972 – Lambaaye – Regie: Mahama J. Traoré
- 1973 – Calzonzin inspector – Regie: Alfonso Arau
- 1977 – Inkognito aus Petersburg (Inkognito iz Peterburga) – Regie: Leonid Gaidai
- 1981 – Le revizor (TV) – Regie: Philippe Laïk
- 1996 - Revizor – Regie: Sergei Gazarov
- Vertonungen
- 1949: Musical
- 1957: Oper (Werner Egk)
- 2007: Inszenierung (Claudia Sarnowski)
- 2008: Oper Chlestakows Wiederkehr (Giselher Klebe)
- Hörspiel
- 1954: Der Revisor - Regie: Ulrich Lauterbach, mit Fritz Saalfeld, Else Knott, Dorothea Denzel, Werner Finck, Heinz Schimmelpfennig, Albert Florath, Karl Meixner, Heinrich Troxbömker, Hans Korte, Joachim Teege und Claus Biederstaedt.
- Inszenierungen
- 2009: Der Revisor - Regie: Michael Eck - Theaterkreis Amorbach
- 2009: Der Revisor - Regie: René Schnoz - FRECH: Freilichtspiele Chur;
- 2009: Der Revisor - Regie: Sebastian Nübling - Schauspielhaus Zürich
- 2010: Der Revisor - Regie: Peter Kube - Hans Otto Theater Potsdam
- 2010: Der Revisor - Regie: Susanne Ebert - Kammerspiele Paderborn
- 2010: Die Revisorin - Regie: Peter Fischli - Theatergesellschaft Villmergen
Literatur
- Andreas Larsson: Gogol und das Problem der menschlichen Identität : die "Petersburger Erzählungen" und der "Revisor" als Beispiele für ein grundlegendes Thema in den Werken von N. V. Gogol. München : Sagner, 1992. (Slavistische Beiträge ; 288). Zugl.: Kiel, Univ., Diss. ISBN 3-87690-518-4