Zum Inhalt springen

Straßenbahn

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. Juli 2005 um 01:42 Uhr durch Ocrho (Diskussion | Beiträge) (Köln: Typo). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Datei:Tram bilbao.jpg
Straßenbahn in Bilbao
Datei:MetroRail houston TX.jpg
Straßenbahn in Houston
Straßenbahn in Helsinki

Die Straßenbahn, auch (z. T. umgangssprachlich) Bim, Elektrische, die Tram, das Tram, offizielle Abkürzung in Deutschland Strab, ist ein fast immer elektrisch betriebenes, schienengebundenes Transportmittel im Öffentlichen Personennahverkehr, welches sich den speziellen Bedingungen des Straßenverkehrs anpaßt.

Sie verkehrt in der Regel im Stadtbereich, wobei die Gleise in der Straße verlegt sind, jedoch gibt es in neuerer Zeit im Rahmen von Beschleunigungsmaßnahmen auch Strecken auf eigenem Bahnkörper und Tunnelstrecken. Als Regionalstadtbahn verbindet sie Vororte mit dem Zentrum wie in Karlsruhe oder zukünftig auch in Kassel. Zunehmend wird hier von einer Stadtbahn statt einer Straßenbahn gesprochen, die Unterscheidung ist jedoch fließend. Überlandstraßenbahnen fahren auch außerhalb geschlossener Ortschaften wie die Thüringerwaldbahn und die Kirnitzschtalbahn.

Bei Überlandstraßenbahnen ist der Übergang zur Eisenbahn oft sehr fließend und ist häufig nur von der Art der Konzession abhängig. Häufig betreiben Überlandstraßenbahnen auch Güterverkehr auf den Überlandstrecken, wobei die Güterwägen mitunter von Lokomotiven gezogen werden, während der Personenverkehr mit Straßenbahntriebfahrzeugen stattfindet.

Die Straßenbahn kombiniert die Vorteile großer Fahrgastkapazität mit dichter Haltestellenfolge. Um einen schnellen Fahrgastwechsel zu ermöglichen, haben die Fahrzeuge viele Türen, viel Stehfläche und daher weniger Sitze. Auf Überlandlinien mit längeren Haltestellenabständen gibt es dagegen weniger Türen und mehr Sitze.

Im Bereich mancher Ballungszentren wie dem Rhein-Neckar-Gebiet und dem Ruhrgebiet sind die Streckennetze mehrerer Straßenbahnbetriebe untereinander verbunden.

Gesetzliche Bestimmungen

Deutschland

Straßenbahnen werden in Deutschland nach der Verordnung über den Bau und Betrieb der Straßenbahnen, kurz BOStrab, betrieben, sie unterscheiden sich damit von den Eisenbahnen, die der Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung, kurz EBO, unterliegen. Diese Trennung orientiert sich an den unterschiedlichen Betriebsanforderungen an Straßenbahnen, die üblicherweise am öffentlichen Straßenverkehr teilnehmen und zum Beispiel Fahrtrichtungsanzeiger (Blinker) besitzen müssen, und an Eisenbahnen, die mit höheren Geschwindigkeiten vor allem auf besonderem Bahnkörper verkehren. Mischbetrieb mit Straßenbahnfahrzeugen auf Eisenbahnstrecken und umgekehrt erfordert die Einhaltung beider Verordnungen, wenn nicht von den Aufsichtsbehörden Sondergenehmigungen erteilt werden. Derartige Bahnen werden meist als Stadtbahn bezeichent.

Österreich

In Österreich hingegen sind Straßenbahnen Eisenbahnen im Sinne des Eisenbahngesetzes 1957 . Die näheren Bestimmungen über Betrieb, Anlagen, Fahrzeuge, Signale und dergleichen sind in der vom Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr (jetzt: Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie) auf Grund von § 19 Abs. 4 des Eisenbahngesetzes erlassenen Straßenbahnverordnung 1999 geregelt.

Technik

Antrieb

Fahrschalter

Die ersten Straßenbahnen wurden von Pferden gezogen, es gab bald auch dampfbetriebene und 1881 erstmals elektrisch angetriebenen Straßenbahnen. Vereinzelt gab es auch Bahnen mit Akkumulatoren oder Gasmotorantrieb, weitgehend setzte sich jedoch der elektrische Antrieb für Straßenbahnen durch.

Die Antriebsenergie einer elektrischen Straßenbahn wird mittels Stromabnehmer von Oberleitungen oder (in Tunneln) von Stromschienen abgenommen. Aus ästhetischen Gründen (Verzicht auf die Oberleitung) wurde manchmal auch eine Stromabnahme aus unterirdischen Stromschienen eingebaut, so z.B. auf der Wiener Ringstraße. Neuerdings werden (so in Bordeaux) wieder entsprechende Versuche mit unterirdischer Stromabnahme unterhalb des Fahrzeugbodens gemacht. Bei modernen Straßenbahnfahrzeugen werden zum Bremsen die Motoren als Generatoren geschaltet, so dass elektrische Energie zurück in die Fahrleitung gespeist wird.

Als Stromsystem wird fast immer Gleichstrom mit einer Spannung zwischen 500 Volt und 750 Volt verwendet. Der Wert der gewählten Spannung variiert von Betrieb zu Betrieb. Es gab früher auch an manchen Orten auch Straßenbahnen, die mit Drehstrom fuhren, was aber wegen der aufwändigen zweipoligen Oberleitung nur selten angewendet wurde.

Fahrzeugkonstruktion

Die frühen Straßenbahnen setzten zu den elektrischen, zunächst meist 2-achsigen Triebwagen ein bis zwei angehängte Beiwagen ein, auf Überlandstrecken auch mehr. Die Beiwagen waren häufig umgebaute Wagen der vormaligen Pferdebahn. Üblich waren zwei Varianten: offene Sommerwagen sowie geschlossene Wagen für den Winter.

Die Entwicklung der Fahrzeuge war geprägt durch die Wünsche der jeweiligen Straßenbahnbetriebe, denen die Hersteller mit der Fertigung von individuellen Kleinserien folgten. Die oft kleinräumigen Raumverhältnisse in den Städten erzwangen zudem auch besondere Anpassungen, aus denen heraus beispielsweise die vorn und hinten verjüngten "Hechtwagen" entstanden. Die frühen Straßenbahnwagen hatten häufig Längs- oder Querbänke mit einem Mittelgang, auf dem der Schaffner mit dem mancherorts in Deutschland typischen Galoppwechsler die Fahrgelder von den Fahrgästen eintrieb. Umstellungen des Betriebes auf einen festen Schaffnersitz führten zu den "Sambawagen" mit großer Aufnahmefläche im Eingangsbereich. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde erstmals bei der Hamburger Straßenbahn vierachsige Großraumwagen mit Fahrgastfluss eingeführt. Mit der Entwicklung der längeren Gelenkwagen wurden die Beiwagen zunehmend verdrängt.

In den 1980ern begann die Entwicklung der Niederflurtechnik sowie die Modularisierung der Fahrzeuge. Moderne Fahrzeuge werden von Herstellern wie Bombardier Transportation in Modulbauweise hergestellt und sind an die örtlichen Gegebenheiten anpassbar (Normalspur/Meterspur, Fahrzeugbreite, Türen rechts/links/beidseitig, Fahrt in eine oder beide Richtungen, Achsanzahl, Niederfluranteil). Beispiele für derartige Fahrzeugserien sind der Combino und die Variobahn.

Geschichte

Der Beginn der Entwicklung im 19. Jahrhundert

Berliner Pferdebahnwagen Typ Metropol von 1885

Die Entwicklung der Straßenbahnen begann mit der Einführung der Pferdebahnen oder den Rösslitrams. Die erste wurde 26. November 1832 in New York eröffnet. Später sind sie auf einzelnen Linien durch Dampfstraßenbahnen ersetzt worden. Die erste deutsche Dampfstraßenbahn fuhr ab 1877 in Kassel. Es wurde auch mit weiteren Antriebsarten experimentiert, doch schon bald überzeugte der elektrische Antrieb durch seine Leistungsfähigkeit.

Die erste elektrische Straßenbahn der Welt nahm am 16. Mai 1881 in Lichterfelde bei Berlin den Betrieb auf. Die von Werner von Siemens gebauten Wagen hatten eine Länge von 4,3 Metern und fuhren auf einer 2,5 Kilometer langen Strecke mit einer Geschwindigkeit von maximal 20 km/h. Die Stromaufnahme des 3,7 kW (5 PS) starken Motors erfolgte über beide Schienen. In Österreich eröffnete die erste elektrische Straßenbahn am 22. Oktober 1883 zwischen Mödling und Hinterbrühl den Betrieb, in der Schweiz am 6. Juni 1888 das erste Teilstück der Tramway Vevey-Montreux-Chillon.

Zulassung in Deutschland

Arbeitswagen älterer Bauart in München

Genehmigungen, Konzessionen und Betriebsvorschriften von Straßenbahnen wurden in Deutschland zunächst von lokalen und regionalen Behörden, Eisenbahnverwaltungen und Aufsichtsbehörden allein oder in gemeinsamer Abstimmung vorgegeben, wobei selbst innerhalb eines Landes lokal uneinheitlich vorgegangen wurde. Die ersten Pferdebahnen wurden offenbar durchgängig bereitwillig genehmigt und die Vorschriften meist von den Polizeidirektionen erlassen. Sie wurden dabei mehr den Pferdeomnibussen gleichgestellt, wobei zunächst offen war, ob sie als Eisenbahnen betrachtet werden sollten oder nicht.

Richtungsweisend war schließlich das preußische Gesetz über Kleinbahnen und Privatanschlußbahnen vom 28. Juli 1892, in dem dreierlei unterschieden wurde: Bahnen ohne Maschinenbetrieb (Pferdebahnen) – die regionalen Polizeibehörden unterstanden, Kleinbahnen mit Maschinenbetrieb (zu denen auch die Straßenbahnen zählten) – die dem Kleinbahngesetz unterlagen, und Eisenbahnen – die der Eisenbahngesetzgebung unterstanden. In den Ausführungsbestimmungen von 1898 wurden die Kleinbahnen differenziert in Straßenbahnen und nebenbahnähnliche Kleinbahnen. In der Folge setzte in Preußen ein Boom im Kleinbahn- und Straßenbahnbau ein, da die Gesetzeslage jetzt einheitliche und gegenüber Eisenbahnen erheblich vereinfachte Betriebsvorschriften und Genehmigungen vorsah. Angeregt durch diesen Erfolg übernahmen andere deutsche Länder den Grundgedanken dieser Gesetzgebung.

Auch in der Weimarer Republik bestanden diese Regelungen fort. Die Eisenbahngesetzgebung wurde bereits in den 1920er Jahren vereinheitlicht, aber erst 1937 die ab 1. April 1938 deutschlandweit geltende Verordnung über den Bau und Betrieb der Straßenbahnen, kurz BOStrab erlassen und frühere Gesetze aufgehoben. Fortan wurde nur mehr zwischen Straßenbahnen einerseits und Eisenbahnen andererseits unterschieden.

Die Verkehrsunternehmen, die bisher unter die Kleinbahngesetzgebung der Länder fielen, mussten entscheiden, ob sie ihren Betrieb zukünftig als Straßenbahnen oder als Eisenbahnen durchführen wollten. Bedingt durch die vorangegangene unterschiedliche gesetzliche Entwicklung in den deutschen Ländern wurden ab 1938 zum Beispiel die großen Straßenbahn- und Kleinbahnnetze an Rhein und Ruhr (Preußen) bis auf Ausnahmen als Straßenbahnen betrieben, im Land Baden wurden vergleichbare elektrische Überlandbahnen zu Eisenbahnen.

Seit 1938 wurden die Bestimmungen immer wieder aktuellen Erfordernissen und Bedingungen angepasst; die Grundprinzipien – die Unterscheidung zwischen Straßenbahn und Eisenbahn mit vereinfachten Betriebsvorschriften für die Straßenbahn – blieben bis heute erhalten.

Verbreitung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

In rascher Folge sind weltweit viele Straßenbahnbetriebe - in Deutschland gab es diese um 1900 in circa 150 Städten - gegründet worden und verdrängten alle andere Traktionsarten. Die Straßenbahn entwickelte sich zum Massentransportmittel. Sie beeinflußte in maßgeblicher Weise Entwicklung und Planung der Städte, indem sie das Umland mit der Stadt verband und durch kostengünstige Reisemöglichkeiten und ihre große Beförderungskapazität die Bedingungen für die Ansiedlung großer Industrien an der Peripherie der Städte schuf.

Am Anfang des 20. Jahrhundert entstanden überwiegend in Europa und den USA sehr viele Bahnen, die auch außerhalb der Städte aus Kostengründen nicht auf eigener Trasse, sondern auf bereits vorhandenen Straßen verkehrten, ohne als Straßenbahn konzipiert zu sein. Die Konflikte mit dem Straßenverkehr waren durchaus vorprogrammiert und auch gewünscht. So haben sich manche Konzessionsbetriebe lange Zeit geweigert, ihre Schienen so zu verlegen, dass diese von anderen Fahrzeugen passiert oder überquert werden konnten. Diese Epoche wird als die Zeit der Eisenbahnschlachten in der Verkehrsgeschichte gehandelt.

historischer Triebwagen in Plauen, erster Einsatz: 30.01.1905

Um 1920 war der Höhepunkt der Straßenbahnentwicklung erreicht, als in Europa, Nord- und Südamerika sowie Australien fast alle Groß- und Mittelstädte, aber auch viele Kleinstädte über Straßenbahnen verfügten. Zu jener Zeit waren ausgedehnte Überlandstraßenbahnnetze sehr verbreitet. Weltweit existierten damals über 3.000 Straßenbahnbetriebe, nur wenige davon in Afrika und Asien. Es bestanden neben sehr großen Netzen auch diverse Klein- und Kleinstbetriebe, und in den Großstädten existierten oft mehrere, bis zu zwei Dutzend, einzelne, private Betriebe nebeneinander.

Zunächst in Nordamerika, später auch in Europa und den anderen Kontinenten, reduzierte sich mit dem Aufkommen des Individualverkehrs die Zahl der Straßenbahnen. Die Betriebe mußten häufig geschlossen werden, da vielerorts jahrzehntelang kaum noch in sie investiert wurde und sie fast vollständig veraltet waren. Für die stillgelegten Straßenbahnen sind häufig Oberleitungsbussysteme eingerichtet worden, in der Mehrzahl überwogen jedoch Omnibusse mit Verbrennungsmotoren.

Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg

Straßenbahn in Adelaide, Strecke: Adelaide - Glenelk

Die Stilllegungswelle verlangsamte sich zunächst durch den 2. Weltkrieg, da viele Busse für den Kriegsdienst verwendet wurden. Obwohl in der Sowjetunion nach Beendigung des Krieges ab 1945 neue Betriebe eröffnet worden sind, nahm insgesamt die Zahl der Straßenbahnen ab. In vielen Städten wurden die zerstörten Straßenbahnen nicht wieder aufgebaut und weiter durch Busse ersetzt. Zudem war damals die Meinung vorherrschend, die Straßenbahn zerschneide und behindere den automobilen Verkehrsfluss und deshalb wurden auch nicht zerstörte Linien stillgelegt.

Um 1970 schien sicher zu sein, dass in wenigen Jahrzehnten der letzte Straßenbahnbetrieb geschlossen werden würde. So wurden in jener Zeit überwiegend der Einsatz von Omnibussen und der Bau von U-Bahnen gefördert. Doch die weltweite Entwicklung schlug eine andere Richtung ein. Der extrem angestiegene Individualverkehr in den Städten hatte die Lebensqualität und die Ölkrise das Bewußtsein der Menschen derart verändert, dass eine neue Verkehrspolitik notwendig war.

Besonders Deutschland, aber auch zahlreiche andere Staaten, hatten sich inzwischen um eine Modernisierung ihrer Straßenbahnen bemüht, in dem sie sie durch eigene Gleiskörper und den Bau einzelner Tunnelabschnitte von den Behinderungen des Individualverkehrs unabhängiger machten. Aus der Straßenbahn entstand so mancherorts eine Stadtbahn. Die nun zunehmenden Fahrgastzahlen bewiesen die Akzeptanz der Veränderung durch die Bevölkerung. Die Einführung der Niederflurtechnik zeigte die Möglichkeiten und die Bequemlichkeit des bewährten Verkehrsmittels.

Verbreitung ab Ende des 20. Jahrhunderts

Straßenbahn in Melbourne

Eine weltweite Trendwende begann ab 1980 zunächst in Nordamerika, etwas später dann auch in Europa, als neue Straßen- und Stadtbahnbetriebe eröffnet wurden. Obwohl seitdem auch einige kleine und unrentable Betriebe stillgelegt wurden, stieg durch Neueröffnungen die Anzahl der Straßenbahnbetriebe insgesamt an. Dort, wo neue Betriebe eröffnet und bestehende Netze erweitert wurden, überschritten die Fahrgastzahlen in der Regel sämtliche Prognosen.

Die Wiedereinführung der Straßenbahn ging vielfach mit einem Umbau der durch sie genutzten Straßen und auch der Stadtzentren einher, indem man die Aufteilung des Straßenraumes veränderte. Die Flächen für den Individualverkehr wurden reduziert und Straßenbahn, Radfahrer sowie Fußgänger bekamen mehr Platz. Besonders in Frankreich, aber auch in den USA, findet man Beispiele derartiger Verkehrspolitik.

Die teilweise Benutzung vorhandener oder brachliegender Eisenbahnstrecken - Karlsruhe war und ist hier beispielgebend - schaffte weitere Möglichkeiten der Erschließung neuer Verkehrsräume. Die Menschen waren nun in der Lage, mit öffentlichen Verkehrsmitteln ohne Umsteigen zügig die Stadtzentren zu erreichen.

Sogar von Güterstraßenbahnen, die früher gang und gäbe waren, wird wieder gesprochen. In Dresden wird auf der Straßenbahn mittlerweile ein Güterverkehr zur Versorgung der VW-Manufaktur (Gläserne Manufaktur) betrieben. Der Transport der Fahrzeugteile geschieht mit einer eigens dafür gefertigten Güterstraßenbahn, der CarGoTram. Auch in Wien ist derzeit eine Studie in Auftrag, die die Straßenbahn als Gütertransportmittel innerhalb der Stadt untersucht.

Perspektiven

Gab es um 1980 nur noch etwa 300 Straßenbahnbetriebe weltweit, so sind es heute schon wieder rund 360. Laut UITP, des internationalen Verbands für öffentliches Verkehrswesen, sind gegenwärtig zudem etwa 100 Straßen- und Stadtbahnsysteme im Bau beziehungsweise in Planung.

Dort, wo Buslinien nicht mehr leistungsfähig genug und U- oder S-Bahnen nicht rentabel sind, ist die Straßenbahn das ideale Verkehrsmittel. Sie verkehrt mit hoher Geschwindigkeit durch Tunnelabschnitte und auf eigenen Gleiskörpern, an manchen Orten benutzt sie heute auch Eisenbahnstrecken mit und erschließt das Umland. Sie ist umweltfreundlich, leistungsfähig und kann sicher, weil spurgeführt, durch autofreie Bereiche und enge Altstadtgassen fahren. Den Städten wird so ein schon verloren geglaubtes Stück Lebensqualität zurückgegeben.

Nach Einschätzung der UITP wird sich die seit Anfang der 1980er Jahre veränderte Verkehrspolitik fortsetzen. Diese macht einerseits durch den stärkeren Umweltschutzgedanken das Verkehrsmittel Straßenbahn wieder populär und verhindert andererseits geplante U-Bahnvorhaben aufgrund nicht ausreichender finanzieller Mittel . Obwohl es in Zukunft sicher weiterhin zu einzelnen Stilllegungen kleiner oder desolater Betriebe kommen wird, ist also insgesamt mit einer weiteren Zunahme der Straßenbahnbetriebe zu rechnen.

U-Straßenbahn

Frankfurter Straßenbahnlinie U5 im B-Tunnel

U-Straßenbahnen waren in manchen Städten die Vorgänger von U-Bahnen. Als U-Straßenbahn werden Straßenbahnen bezeichnet, die unterirdisch und dadurch unbehindert von sonstigem Verkehr fahren.

Die erste Tunnelstraßenbahn der Welt wurde am 1. September 1897 in Boston eröffnet; der Tunnel wurde mehrmals verlängert, hat heute 8 unterirdische Stationen und wird von der „Green Line“ befahren. Die erste U-Strab in Deutschland befuhr den am 17. Dezember 1916 fertiggestellten Lindentunnel in Berlin. Der Ostzweig des Tunnels ist bereits 1923 außer Betrieb genommen worden, der westliche Teil am 2. September 1951. Am 3. September 1938 wurde auch in Nürnberg eine Unterpflasterstrecke eingeweiht, da die alljährlich stattfindenden Reichsparteitage mit deren Aufmärschen den Straßenbahnverkehr zu stark beeinträchtigten. Noch heute wird ein Teil des Tunnels von der Linie 7 zur Bayernstraße befahren.

Wien

In Wien existierten zwei U-Straßenbahn-Strecken der Wiener Linien, von denen eine mittlerweile zur U-Bahn Linie U2 umgebaut wurde. Die zweite Strecke ist der Tunnel unter dem südlichen Gürtel, welcher von den Linien 6, 18, 62, 65 und der Badner Bahn befahren wird. Die früher dort verkehrenden Staßenbahnen wurden - bevor es in Wien die U-Bahn gab - USTRABA (=Untergrund Straßenbahn) genannt.

Linz

Straßenbahn vom Typ ULF in Wien

In Linz wurde am 31. August 2004 die erste U-Straßenbahn-Strecke eröffnet. Die Strecke hat zwei unterirdische Stationen und eine halb-unterirdische Station. Durch die Eröffnung dieser Strecke halten jetzt alle drei Straßenbahnlinien bei der Station Hauptbahnhof.

Zürich

In Zürich verkehrt die Straßenbahn zwischen den Haltestellen Milchbuck und Schwamendingerplatz in einem zwei Kilometer langen Tunnel mit drei unterirdischen Stationen. Der Tunnel ist ein Überrest ehrgeiziger U-Bahn-Pläne aus den 1970ern. Da die Tunnelstationen Mittelbahnsteige besitzen, wechseln die Trams (welche nur auf der rechten Seite Türen haben) vor den Tunnelportalen auf die linke Seite.

Dieser Tunnel wurde beim Bau der Autobahn, welche aus Richtung Norden in die Stadt führt, für die geplante Zürcher U-Bahn erstellt. Die Stimmbürger haben aber 1973 in einer Volksabstimmung deren Realisierung abgelehnt (hohe Kosten, fragwürdiger Nutzen).

Frankfurt am Main

Straßenbahn in Frankfurt am Main

Seit über 30 Jahren ein Provisorium: In Frankfurt am Main verkehrt die Linie U5 im B-Tunnel der U-Bahn Frankfurt und besitzt deswegen auch ein U vor der Liniennummer. Zwischen dem Nordend und Eckenheim teilt sie sich jedoch als Straßenbahn die Gleise mit dem Individualverkehr. Als Fahrzeuge werden Straßenbahnwagen mit Verbreiterungen an den Türen eingesetzt. Es ist weniger ein Provisorium als ein Überbleibsel aus der Zeit des U-Bahn-Baus in den 60ern. Bei Planung und Ausführung der ersten U-Bahnstrecken wurde von vornherein so geplant, daß auf Teilstrecken U-Bahn und Straßenbahn die gleichen Gleise befahren können. Erst nach und nach wurde auf reine U-Bahnstrecken umgestellt.

Gelsenkirchen

Ähnlich wie in Zürich sind die Gelsenkirchener Tunnel auch das, was von den U-Bahnplänen Ende der 1960er übrig geblieben ist. So verkehrt die Linie 301 etwa 10 km unterirdisch (von Hauptbahnhof bis zum Halb-U-Bahnhof Ruhr Zoo) und von Ruhr Zoo bis Endstelle Essener Straße oberirdisch. Ferner nutzen die Linie 107 und 302 den U-Bahnabschnitt von Musiktheater bis Hauptbahnhof bzw. bis Rhein-Elbe-Straße (drei bzw. vier Stationen). Ursprünglich war auch in Gelsenkirchen ein Stadtbahnnetz geplant, aber durch ungünstige Umstände (langsames Absacken des Bodens durch Bergbau) musste für Gelsenkirchen ein komplett neues System zum Tunnelbau entworfen werden. Dadurch stiegen die Kosten auf das Doppelte des Normalpreises (etwa 40 Millionen Euro pro Kilometer Strecke).

Siehe auch: Stadtbahnnetz Rhein-Ruhr.

Hannover

Im Vorlaufbetrieb für die Stadtbahn Hannover wurden ältere Straßenbahnwagen auf U-Straßenbahn-Betrieb umgerüstet und mit Klapptrittstufen ausgerüstet. Diese Wagen sollten sowohl an den Hochbahnsteigen der Stadtbahn oder Untergrundbahn als auch im Straßenbereich an Straßenbahnhaltestellen halten können. Tatsächlich wurden die Wagen nie wie vorgesehen eingesetzt, lediglich ein Zug blieb im Hannoverschen Straßenbahn-Museum erhalten.

Siehe auch: Stadtbahn Hannover.

Köln

Straßenbahn in Köln

Das Netz der Kölner Verkehrs-Betriebe umfasst in Köln und Umgebung 15 Straßenbahnlinien, die das gesamte Stadtgebiet erschließen und schrittweise auf Stadtbahn-Standard gebracht werden. Auf den meisten Linien der Stadtbahn Köln werden Wagen der Typen K4000 (Niederflur), Stadtbahnwagen B und K5000 (Hochflur) eingesetzt.

Auf der Linie 6 werden noch alte Ein-Richtungs-Straßenbahnwagen (Acht Achsen und fünf Türen, daher als A5-Wagen bezeichnet) eingesetzt. Diese Fahrzeuge wurden in den 90er Jahren größtenteils in die Türkei verkauft und teilweise in den letzten Jahren verschrottet. Bis spätestens Frühjahr 2006 werden die neuen Niederflur-Stadtbahnwagen K4500 in ausreichender Anzahl zur Verfügung stehen, dass auch die letzten verbliebenen Achtachser ausgemustert werden können.

Essen

Die Essener Verkehrs-AG betreiben das Essener Straßenbahnnetz, welches in der Innenstadt unterirdisch verkehrt. Des Weiteren existieren drei U-Bahnlinien (U11: Essen(Grugapark) - (Karlsplatz) / U17: Gelsenkirchen(Buerer Straße) - Essen(Margarethenhöhe) / U18: Essen(Berliner Platz) - Mülheim an der Ruhr (Hbf.))

Regionaltypisches

Datei:Gueterstrassenbahn CarGoTram Dresden VWBahn.JPG
Güterstraßenbahn von Volkswagen in Dresden

In Wien wird die letzte Straßenbahn in der Nacht als die Blaue bezeichnet. Diese Bezeichnung rührt daher, dass das Liniensignal der jeweils letzten Garnitur blau unterlegt war. Außerplanmäßige Einschubzüge wurden durch ein Zebrasignal, eine schwarz-weiß quergestreifte Karte im Fahrerfenster, gekennzeichnet.

In zahlreichen deutschen und Schweizer Städten wird die letzte Bahn der Nacht als Lumpensammler bezeichnet.

In Frankfurt am Main verkehrt als Touristenattraktion der Ebbelwei-Expreß nach festem Fahrplan. Im Fahrpreis ist ein Glas Apfelwein enthalten. Es ist die einzige Straßenbahnlinie, auf der Fahrkarten noch bei einem Schaffner erworben werden müssen. In Helsinki ist nach ähnlichem Konzept eine Straßenbahn als rollendes Pub unterwegs.

In Zwickau verkehren RegioSprinter der Vogtlandbahn gemeinsam mit der Zwickauer Straßenbahn auf einem Dreischienengleis zwischen der Stadthalle und der Haltestelle Zentrum.

Auf der Stadtbahn-Überlandstrecke DüsseldorfKrefeld werden in einigen Zügen Fahrzeuge mit Bistroabteil mitgeführt.

In Gmunden findet sich der älteste, steilste (10 % Steigung) und kleinste Straßenbahnbetrieb Österreichs, bis heute im Linienbetrieb.

In Dresden betreibt die Dresdner Verkehrsbetriebe AG die zeitweilig weltlängsten Straßenbahnen vom Typ Niederflurstadtbahnwagen NGT D12DD. Diese haben eine Länge von 45m. Längere Bahnen werden zum Beispiel in Budapest eingesetzt. Spezielle Straßenbahnen (CarGoTram) werden zum Gütertransport verwendet, insbesondere zur Gläsernen Manufaktur von Volkswagen am Großen Garten.

In Chemnitz verbinden Niederflur-Straßenbahnen der City-Bahn Chemnitz GmbH die Stadt mit dem Umland und befahren dabei sowohl das Straßenbahnnetz der Chemnitzer Verkehrs AG (CVAG) als auch das Schienennetz der DB. Die Pilotstrecke des sogenannten "Chemnitzer Modells" führt über eine Länge von 23 Kilometer vom Chemnitzer Stadtzentrum in die Stadt Stollberg.

Bim

Wiener Bim

Bim ist ein in Österreich gebräuchlicher Kosename für die "Straßenbahn", es ist die Abkürzung des süddeutschen bzw. österreichischen Begriffs Bimmelbahn. Bimmeln meint das Betätigen der lauten Fußglocke durch den Fahrer der Straßenbahn. Der meist wohlwollend verwendete Begriff hat sich auch durch den Ausdruck "Bim und Bus" im Sprachgebrauch zunehmend festgesetzt, so wird bei dem Wiener Projekt einer neuartigen Güterstraßenbahn auch offiziell von einer Güterbim gesprochen.

Kuriosa

Die (Fern-)Straßenbahnen zwischen Düsseldorf und Duisburg und Düsseldorf und Krefeld besaßen früher einen Speisewagen im 2- oder 3-Wagen-Zug. Noch heute gibt es in den Fahrzeugen dieser (jetzigen Stadtbahn-) Linien der "Rheinbahn" eine Snack-Bar (Bistro) - sie wird aber auf der Duisburger Strecke nicht mehr bewirtschaftet.

Nicht-elektrisch betriebene Straßenbahnen

Die 1970 stillgelegte Inselbahn auf Sylt war die letzte nicht elektrisch betriebene Straßenbahn in Deutschland.

Kabel-Straßenbahn

Die einzige noch existierende Kabel-Straßenbahn ist die Cable car in San Francisco.

Siehe auch

Vorlage:Wiktionary1 Vorlage:Commons2