Frauenstein (Erzgebirge)
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 48′ N, 13° 32′ O | |
Bundesland: | Sachsen | |
Landkreis: | Mittelsachsen | |
Höhe: | 650 m ü. NHN | |
Fläche: | 58,99 km2 | |
Einwohner: | 2681 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 45 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 09623 | |
Vorwahl: | 037326 | |
Kfz-Kennzeichen: | FG, BED, DL, FLÖ, HC, MW, RL | |
Gemeindeschlüssel: | 14 5 22 170 | |
Stadtgliederung: | 4 Stadtteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Markt 28 09623 Frauenstein | |
Website: | www.frauenstein-erzgebirge.de | |
Bürgermeister: | Reiner Hentschel (EB Hentschel) | |
Lage der Stadt Frauenstein im Landkreis Mittelsachsen | ||
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Frauenstein ist eine Kleinstadt im Süden des sächsischen Landkreises Mittelsachsen.
Geografie
Die Stadt liegt im osterzgebirgischen Teil des Naturparks Erzgebirge/Vogtland, 20 km südöstlich von Freiberg und 30 km südwestlich von Dresden.
Geschichte
Gründung
Ausgangspunkt der Siedlungsbildung war die um 1200 erfolgte Anlage einer Burg, die sich auf einer markanten Bergkuppe (Granitporphyr) über die gewellten Hochflächen des Umlandes erhob. Kurz nach Gründung der Burg wurde in ihrem Umfeld Silbererz gefunden. Daraufhin siedelten sich Bergleute und Handwerker im nordöstlich der Burg gelegenen Kuttelbachtal an. Allerdings war der Siedlungsort ungünstig gewählt, er war überschwemmungsgefährdet und lag abseits der Burg. Die Siedlung wurde deshalb nach 1470 aufgegeben. Das neue Frauenstein errichtete man planmäßig auf einer Hochfläche in unmittelbarer Nachbarschaft der Burg.
Wappen und Name
Der Name Frauenstein wurde erstmals 1218 in Form der Nennung eines Priesters Heinricus de Vrounsten (Heinrich von Frauenstein) erwähnt. Das Vorhandensein eines Priesters weist zudem auf eine (neben der Burg) bestehende Siedlung hin. Die Burg selbst wurde erst 1272 als Castrum Vrowenstein in einer Lehensbestätigung erwähnt. Vom Stadtnamen sind u. a. noch die Schreibweisen Vrouwenstein (1321), Vrowinstein (1385), Frauwinstein (1405), Frawenstein (1424) und ffrauwenstein (1439) überliefert. Der Name geht auf das mittelhochdeutsche Wort Vrowe zurück, was soviel wie Frau (von höherem Stand) bedeutet. Der Name leitet sich wahrscheinlich von der Burgkapelle ab, die Unserer lieben Frau geweiht war.
Im September 2009 wurde das neue Leitbild "Frauenstein – Stern im Erzgebirge" vorgestellt.[2]
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Frauenstein, Markt mit Rathaus und Schloss
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Frauenstein, Rathaus und Schloss im Winter
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Frauenstein, Stadtkirche
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Wappen am Rathaus
Entwicklung von Burg und Schloss

Die Gründung der Burg Frauenstein war ein Ergebnis der ersten Kolonisationsphase[3] des Erzgebirges. Nach den 1168 erfolgten Silberfunden von Freiberg rückte das bislang unbesiedelte Waldgebirge zwischen der Markgrafschaft Meißen und dem Königreich Böhmen in das Blickfeld markmeißnischer und böhmischer Interessen. Beide Seiten begannen mit der Anlage einer Reihe von Grenzschutzburgen (u. a. Sayda, Purschenstein, Rechenberg, Bärenstein, Lauenstein, Königstein), um die eigene Interessenssphäre abzugrenzen. Die um 1200 angelegte Burg Frauenstein bildete eine dieser Grenzschutzburgen. Sie hob sich gegenüber den meisten anderen Burgen ab, da sie gleichzeitig die wichtige von Freiberg über den Pass von Klostergrab (Hrob) nach Teplitz (Teplice) führenden Handelsstraße (später Alte Freiberg-Teplitzer Poststraße) schützte und kontrollierte. Die Burganlage befand sich etwa auf halben Weg zwischen Freiberg und der böhmischen Grenze. Möglicherweise stand die Gründung auch im Zusammenhang mit dem angeblich um 1180 erfolgten Raub des Silberschatzes von Markgraf Otto dem Reichen durch böhmische Räuber.
Die Burg (wurde beim Stadtbrand des Jahres 1728 zur Ruine) ist heute die größte Burgruinenanlage Sachsens. 1585-88 wurde neben der Burg ein Schloss errichtet.
Burg (und später Schloss) befanden sich im Besitz der Markgrafen von Meißen bzw. der Kurfürsten von Sachsen, welche die Anlage als Lehen an Vasallen vergab. Im Laufe der Geschichte traten folgende Besitzer über Burg bzw. Schloss und Herrschaft Frauenstein auf (unvollständig):
- 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts: Das Geschlecht derer von Siden (lat.: de Serico) trat u. a. in Personen der Ritter Johannes und Heinrich von Siden als Burgherren auf. Johannes von Siden nannte sich auch Johannes de Vrowenstein.
- vor 1320–1323 (?): Markgraf Friedrich der Freidige belehnte die von Ileburgs mit der Burg. Die Belehnung wurde wahrscheinlich aber bereits 1323 wieder gelöst.
- 1329–1426: Die Burg gelangte in den erblichen Lehnsbesitz der Burggrafen von Meißen, welche die Burg ab etwa 1380 als Stammsitz nutzten. Die Stadtrechtsverleihung (1411) ging auf die Funktion als Fürstensitz zurück. 1426 fiel Burggraf Heinrich in der Schlacht bei Aussig. Da er kinderlos war, gelangten Burg und Herrschaft zurück an den Kurfürsten Friedrich den Streitbaren.
- 1428–1439: 1428 wurde Heinrich I. von Plauen (Hofrichter von Sigismund von Luxemburg) mit der Burg belehnt. Heinrich geriet bald darauf in eine Fehde mit Kurfürst Friedrich dem Sanftmütigen, die 1438 in der Eroberung der Burg und dem Einziehen des Lehens endete.
- 1439–1472: Die Burg wurde als Mittelpunkt des gleichnamigen kurfürstlichen Amtes von verschiedenen Vögten, Amtmännern und Getreuen der Markgrafen von Meißen verwaltet.
- 1473–1647: Das Adelsgeschlecht der von Schönbergs wird mit der Burg und der Herrschaft belehnt. Da die Burg nur einen beschränkten Wohnkomfort bot, ließ Heinrich von Schönberg 1585-88 unterhalb der Burg durch den Baumeister Hans Irmisch ein Schloss im Stil der Renaissance errichten. In der Folgezeit setzt der Verfall der kaum mehr genutzten Burg ein.
- 1647–1873: Die durch den Dreißigjährigen Krieg verschuldeten von Schönbergs sind zum Verkauf des Schlosses gezwungen. Es gelangt wieder in den Besitz der sächsischen Kurfürsten. Diese nutzten es bis 1873 als Verwaltungssitz des gleichnamigen Amtes. Durch die Einrichtung der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde ging die Verwaltungsfunktion 1873 endgültig verloren. Der Verfall der ungenutzten Burg wurde durch Beschädigungen nach dem Stadtbrand von 1728 weiter beschleunigt.
Entwicklung der Stadt
Am 22. Mai 1411 wurde der Siedlung durch den Burggrafen Heinrich von Meißen das Stadtrecht verliehen. Frauenstein musste drei Stadtbrände erdulden, bei denen auch die Silbermannorgeln in der Stadtkirche verlorengingen.
Eingemeindungen
- 1974: Kleinbobritzsch
- 1994: Burkersdorf, Dittersbach, Nassau
Einwohner- und Größenentwicklung
- 1300: 300 Einwohner (1)
- 1550: 496 Einwohner (2)
- 1697: 95 Bürger, 84 Wohnhäuser, 46 wüste Wohnstellen
- 1748: 66 Häuser in der Stadt, 37 Häuser in den Vorstädten, 38 wüste Wohnstellen
- 1764: 102 besessene Mann
- 1772: 612 Einwohner
- 1801: 757 Einwohner
- 1813: 814 Einwohner, 63 Häuser in der Stadt und den Vorstädten
- 1815: 715 Einwohner
- 1834: 1029 Einwohner, 139 Häuser
- 1871: 1405 Einwohner
- 1890: 1269 Einwohner
- 1910: 1281 Einwohner
- 1925: 1193 Einwohner
- 1939: 1477 Einwohner
- 1946: 1568 Einwohner
- 1957: 1335 Einwohner
- 1962. 1285 Einwohner
- 1977: 1528 Einwohner
- 1990: 3751 Einwohner (3)
- 1998: 3575 Einwohner, 866 Wohngebäude, 1522 Wohnungen
- 1999: 3551 Einwohner
- 2000: 3518 Einwohner
- 2001: 3476 Einwohner
- 2002: 3425 Einwohner
- 2003: 3395 Einwohner
- 2004: 3330 Einwohner, 888 Wohngebäude, 1551 Wohnungen
- 2005: 3285 Einwohner
- 2006: 3253 Einwohner
- 2007: 3217 Einwohner (4)
Zusammenstellung nach BLASCHKE 2003, Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1966, SCHIFFNER 1840, ZÜHLKE 1966 und Angaben des Statistischen Landesamtes des Freistaates Sachsen, ab 1991: Stand zum 31. Dezember des jeweiligen Jahres
(1): geschätzt nach überlieferten Hauszahlen aus dem 16. Jahrhundert, vgl. BLASCHKE 2003
(2): errechnet nach Steuerlisten, vgl. BLASCHKE 2003
(3): Stand 3. Oktober 1990
(4): Quelle: Meldebehörde Frauenstein
Gedenkstätten
- Grabstätten auf dem Friedhof des Ortsteiles Burkersdorf für drei namentlich bekannte sowjetische Bürger, die während des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland verschleppt und zwischen 1942 und 1944 Opfer von Zwangsarbeit wurden
Politik
Für den Stadtteil Burkersdorf wurde mit Beschluss vom 30. Dezember 1999 das Flurbereinigungsverfahren Burkersdorf angeordnet. Für den Stadtteil Dittersbach wurde mit Beschluss vom 23. April 2001 das Flurbereinigungsverfahren Dittersbach angeordnet.
Städtepartnerschaft
Partnergemeinde ist seit 1991 Zell am Harmersbach.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Burgruine Frauenstein
- Schloss Frauenstein
- Kursächsische Postdistanzsäule am Markt
- Königlich-sächsische Meilensteine am Markt und an der B 171
Museen
- Gottfried-Silbermann-Museum: Im Kreuzgewölbesaal des Schlosses befindet sich das Silbermann-Museum, welches über Leben und Werk des berühmten Orgelbauers informiert.
Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr
Eisenbahn
siehe Schmalspurbahn Klingenberg-Colmnitz–Frauenstein (in Betrieb von 1898-1972)
Straße
Die Erschließung des Gebietes um Frauenstein erfolgte durch Höhenstraßen, die das sächsische Tiefland über den Osterzgebirgskamm mit Böhmen verbanden. Die Lage an einer alten von Freiberg über den Pass von Klostergrab nach Klostergrab (Hrob) führenden Handelsstraße war ein entscheidendes Merkmal für die Gründung der Burg Frauenstein. Im 18. Jahrhundert erlangte diese Verbindung als Alte Freiberg-Teplitzer Poststraße Bedeutung. Auf dem Markt befindet sich noch heute eine Nachbildung der 1725 im Zuge der von Adam Friedrich Zürner durchgeführten Landesvermessung aufgestellten kursächsischen Postdistanzsäule (Originalteile im Museum). Ende des 18. Jahrhunderts begann der chausseemäßige Ausbau zwischen Freiberg und der sächsisch-böhmischen Grenze. Mitte des 19. Jahrhunderts verkehrten über diese Straße die Postkurse Frauenstein-Freiberg und Frauenstein-Teplitz (Teplice). Die königlich-sächsischen Stationssteine im Originalszustand am Markt und als Wegweiser umgestaltet an der heutigen B 171 wurden um 1860 an der neuen Chaussee aufgestellt. Die heutige Staatsstraße 184 entspricht in ihrem Verlauf zwischen Freiberg, Frauenstein und Neuhermsdorf in Teilen der Alten Freiberg-Teplitzer Poststraße.
ÖPNV
Bereits 1865 wurde eine von Freiberg nach Frauenstein führende Postkutschenverbindung eingerichtet. Heute liegt die Stadt im Verbundraum des Verkehrsverbundes Mittelsachsen. Derzeit[4]ist Frauenstein über Buslinien mit Dresden, Freiberg, Olbernhau und Rechenberg-Bienenmühle verbunden.
Sonstiges
Katastrophen und Unglücke
- 1728: Ein großer Stadtbrand vernichtete weite Teile der Stadt, darunter u.a. die 15-stimmige Silbermannorgel (1711) in der Kirche. Burg und Schloss wurden schwer beschädigt. Die Burg wurde nach dem Brand nicht wieder aufgebaut und verfällt seitdem.
- 2./3. Oktober 1869: Kurz nach Mitternacht brach in einem Hintergebäude am Markt ein Feuer aus, das sich rasch ausbreitete. Bereits gegen 3 Uhr nachts brannte ein Großteil der schindelgedeckten Häuser lichterloh. Die Flammen vernichteten insgesamt 75 Bürgerhäuser, das Rathaus, die Kirche mit der nach dem Brand von 1728 von Gottfried Silbermann zum Selbstkostenpreis angefertigten Orgel (1738), drei Schulhäuser, ein Stadttorhaus und das Armenhaus. 715 Menschen, d.h. die Hälfte der Einwohner, verloren ihr Obdach. Der sächsische bewilligte 12.000 Taler für den Wiederaufbau der öffentlichen Gebäude, die Einwohnerschaft erhielt weitere 30.000 Gulden aus Spenden sowie zahlreiche Sachspenden, so dass der Wiederaufbau rasch voranschritt. Das neue Rathaus wurde bereits 1871, die Kirche 1873 fertiggestellt.
Persönlichkeiten
- Andreas Silbermann (* 16. Mai 1678 in Kleinbobritzsch; † 16. März 1734 in Straßburg), bedeutender deutscher Orgelbauer, Lehrmeister seines Bruders Gottfried als Orgelbauer
- Gottfried Silbermann (* 14. Januar 1683 in Kleinbobritzsch; † 4. August 1753 in Dresden), bedeutender deutscher Orgelbauer, verbrachte seine Kindheitsjahre ab 1686 in Frauenstein
- Gustav Philipp (* 14. März 1841 in Frauenstein; † 11. Februar 1897 in Radeberg), MdL, Politiker (Fortschrittspartei), Brauereibesitzer
- Arthur Hugo Göpfert (* 13. November 1872 in Freiberg; † 19. Juni 1949 in Frauenstein), Historiker, MdL, nationalliberaler Politiker, Architekt
- Peter Heinrich (* 28. März 1948 in Nassau, heute eingemeindet in Frauenstein), deutscher CDU-Politiker und ehemaliges Mitglied des Sächsischen Landtages und ab 1990 erster frei gewählter Bürgermeister von Frauenstein
- Thomas Schönlebe (* 6. August 1965), Leichtathlet und Olympiateilnehmer
Literatur
- Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Hrsg.] Östliches Erzgebirge. Werte der deutschen Heimat Band 10. Berlin 1966.
- Heimatmuseum Frauenstein [Hrsg.]: Frauenstein. Burg und Stadt. Heimat des Orgelbauers Gottfried Silbermann. Frauenstein ohne Jahresangabe.
- Hermann Löscher: Frauenstein. in: Walter Schlesinger [Hrsg.]: Sachsen. Handbuch der historischen Stätten Deutschlands Bd. 8. Stuttgart 1965. S. 98-99.
Anmerkungen und Quellen
- ↑ Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2023 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 15. Mai 2022 (Gebietsstand 01.01.2023). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 11. Februar 2025. (Hilfe dazu).
- ↑ Amtsblatt Frauenstein, Ausgabe Dezember 2009
- ↑ In der Fachliteratur (vgl. u. a. BLASCHKE 2003, ZÜHLKE 1966) wird auch die ab etwa 1200 einsetzende deutsche Besiedlung des Erzgebirges als Kolonisation bezeichnet, wenngleich diese Tatsache (noch) keinen Eingang in den gleichnamigen Wikipedia-Eintrag gefunden hat (Stand 09/2006).
- ↑ Fahrplan 11. Dezember 2005 bis 10. Dezember 2006
Weblinks
- Offizielle Homepage der Stadt Frauenstein
- Homepage des Förderverein Burg Frauenstein e.V.
- Silbermann Museum - Offizielle Homepage
- Fotos von Frauenstein in Flickr.com mit dem „Tag“ „Frauenstein Erzgebirge“
- Informationen zur Bahnstrecke Klingenberg-Colmnitz - Frauenstein
- Frauenstein im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen