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Schwabenstreich

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Darstellung der „Sieben Schwaben“ durch die Trommgesellenzunft Munderkingen, Fastnacht 2006

Der Ausdruck Der Schwabenstreich bezeichnet im schwäbischen Sprachraum eine oft wagemutige Handlung, die gewisse intellektuelle Fähigkeiten voraussetzt und in der Regel einen vorteilhaften Ausgang für den Handelnden hat.

Außerhalb des Schwäbischen hat der Begriff Schwabenstreich eine negative Konnotation und wird gern auch zusammen mit anderen Negativbezeichnungen (vergl. Entenklemmer) benutzt.

Negative Konnotation

Die negativ konnotierte Verwendung, die die ältere ist[1] nimmt ihren Ursprung in den Erzählungen über die sich ungeschickt verhaltenden sieben Schwaben die sich bis auf ein Meisterlied von Hans Sachs zurückführen lassen. Ein „Schwabenstreich“ bezeichnet hier eine törichte, alberne Handlungsweise. Auf Grund des Meisterliedes waren die Schwaben lange Zeit die Zielscheibe des Spottes anderer deutscher Stämme wegen der ihnen nachgesagten Unbeholfenheit.

Erst Ludwig Uhland hatte dann im Gedicht „Der wackere Schwabe“ dem Ausdruck zur Rehabilitation der Schwaben die entgegengesetzte Bedeutung gegeben, die innerhalb des Schwäbischen seitdem gerne als die authentische Version angesehen wird (Siehe positive Konnotation).

Positive Konnotation

Die schwäbische, jüngere, Verwendung hat ihren Ursprung in einer Sage aus der Zeit Kaiser Barbarossas (übersetzt: Rotbart). Es handelte sich hierbei um Friedrich I., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches von 1152 bis 1190. Bekannt wurde diese Verwendung des Begriffs „Schwabenstreich“ durch die Ballade „Schwäbische Kunde“ (irrtümlich auch „Der wackere Schwabe“ genannt) des schwäbischen Dichters Johann Ludwig Uhland, die zu den Standardwerken der Schulbuchliteratur gehörte, der diese Sage aufgriff, um der landläufigen negativen Konnotiation eine Heldengeschichte entgegenzusetzen.

Der Kern der Sage handelt von einem Ritter, der mit seinem erschöpften Pferd dem Heer nicht folgen konnte und von feindlichen Soldaten (Türken) angegriffen wurde. Er wehrte sich heftig, mit Pferd an der einen und Schwert in der anderen Hand und traf einen Gegner so, dass sein Hieb diesen vom Kopf durch den Körper und Sattel bis zur Haut des Pferdes spaltete.

Im Gedicht von Uhland wurde dieser Ritter zum Schwaben. Seitdem heißt das geflügelte Wort:

Zur Rechten sieht man, wie zur Linken, / Einen halben Türken heruntersinken.“

Darauf hin ließen die restlichen Feinde von ihm ab.

Diese Heldentat wurde vom Prediger Abraham a Sancta Clara 1683 in seinem Werk „Auff, auff, ihr Christen!“ dokumentiert. Zeitlich ist sie 1189-1190 einzuordnen im Rahmen des Dritten Kreuzzugs von Friedrich I.

Weitere aktuelle Benutzung des Begriffs

Seit dem 28. Juli 2010 wird der Begriff auch für eine Protestaktion gegen Stuttgart 21 verwendet. Die Aktion wurde von Walter Sittler und Volker Lösch auf dem Stuttgarter Marktplatz bei einer Demonstration gegen Stuttgart 21 initiiert. Alle, die sich am Schwabenstreich beteiligen, sollen jeweils um 19:00 Uhr, wo immer sie sich auch gerade befinden, für eine Minute „infernalisch laut sein“.

Einzelnachweise

  1. Anonymus: Die Schwaben in Der Geschichte Des Volkshumors, vor 1923, neu herausgegeben von Albrecht Keller, NABU Press, 2010. ISBN 978-1148644004