Lippe (Land)
Daten im Jahr 1925 | |||
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Landeshauptstadt: | Detmold | ||
Fläche: | 1215 km² | ||
Einwohner: | 163.648 | ||
Bevölkerungsdichte: | 135 Einwohner/km² | ||
Stimmen im Bundesrat bzw. Reichsrat: | 1 | ||
Kfz-Kennzeichen: | L | ||
Karte | |||
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Wappen | |||
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Das ehemalige Füstentum Lippe, nach 1918 Freistaat Lippe, war ein Bundesstaat des Deutschen Reiches beziehungsweise der Weimarer Republik.
Geschichte
Bereits im Jahre 1123 ist das Geschlecht der Herren von Lippe erwähnt, welches im Verlauf des 12. Jahrhunderts sein Gebiet stark vermehren konnte und im 13. Jahrhundert bereits zu den bedeutenden Grafschaften gehörte. Lippe gehörte zum Niederheinisch-Westfälischen Reichskreis. Seit 1614 entstanden mehrere Nebenlinien des Hauses Lippe, von denen Detmold und Alverdissen die bedeutendsten waren. Über Erbschaft erlangte das Haus Lippe-Alverdissen 1640 einen Teil der Grafschaft Schaumburg und begründete damit das spätere Fürstentum Schaumburg-Lippe. Von weiterer Bedeutung wurde auch die 1627 ohne Landeshoheit abgezweigte Linie Lippe-Biesterfeld. Lippe-Detmold, das herrschende Geschlecht, konnte 1720 den Reichsfürstenstand erwerben. Nachdem Lippe 1866 dem Norddeutschen Bund beigetreten war und anschließend dem Deutschen Reich angehörte, starb am 20. Juli 1895 das Fürstengeschlecht der Lippe-Detmold aus. Bis zum Jahre 1905 sollte der Lippische Erbfolgestreit dauern. Hierbei konkurrierten die regierenden Fürsten von Schaumburg-Lippe und die Nebenlinie Lippe-Biesterfeld, welche dann den Erbfolgestreit auch gewann. Nach dem 1. Weltkrieg, am 12. November 1918, dankte Fürst Leopold IV. ab. Aus dem Fürstentum wurde ein selbständiger Freistaat im Verbande des Deutschen Reiches.
Bis 1933 war die SPD die stärkste Partei im Landtag und mit Heinrich Drake ab 1920 im dreiköpfigen Landespräsidium (entspricht der Landesregierung) vertreten. Am 15. Januar 1933 erhielt bei den Landtagswahlen die NSDAP fast 40% der Stimmen, so daß diese ab dem 7. Februar 2 Mitglieder des Landespräsidiums stellten. Reichsstatthalter für Lippe und Schaumburg-Lippe wurde im Mai 1933 Alfred Mayer.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde 1945 das Land Lippe von der britischen Besatzungsmacht mit Schaumburg-Lippe unter einem gemeinsamen Landespräsidenten (bzw. Ministerpräsidenten) vereinigt. Am 21. Januar 1947 wurde das Land Lippe zusammen mit der preußischen Provinz Westfalen und den drei nördlichen Regierungsbezirken der preußischen Rheinprovinz durch die britische Militärverordnung Nr. 77 zu dem Land Nordrhein-Westfalen verschmolzen. Gleichzeitig wurde Detmold Sitz eines neuen Regierungsbezirks durch Vereinigung mit dem früheren Regierungsbezirk Minden.
1975 wurden alle Gemeinden des ehemaligen Landes Lippe im Kreis Lippe vereinigt. Lippe gehört zum Landschaftsverband Westfalen-Lippe.
Staatsorganisation
Nachdem 1819/20 der Versuch einer Verfassungsgebung an den Ständen gescheitert war, kam es 1836 zu einem ersten Grundgesetz, welches 1849 liberalisiert und in den Jahren 1853, 1876 und 1912 restauriert, bzw. modernisiert wurde. Schon früh wurde die Hauptstadt von Lippstadt nach Detmold übertragen, das 1905 14.000 Einwohner zählte. Gerichtlich gehörte das Fürstentum zum Oberlandesgericht Celle und bildete den Bezirk Detmold, mit den Amtsgerichten Alverdissen, Blomberg, Detmold, Hohenhausen, Horn, Lage, Lemgo, Oerlinghausen und Salzuflen. Im Bundesrat verfügte Lippe, welches in 7 Städte (Detmold, Barntrup, Blomberg, Horn, Lage, Lemgo, Salzuflen) und 13 Ämter (Blomberg, Brake, Detmold, Hohenhausen, Horn, Lage, Lipperode, Oerlinghausen, Schieder, Schötmar, Schwalenberg, Sternberg-Barntrup, Varenholz) unterteilt war, über eine Stimme. In militärischen Angelegenheiten hatte man eine Konvention mit Preußen geschlossen und gehörte dem Ersatzbezirk des VII. Armeecorps, 26. Brigade an.
Nach dem 1. Weltkrieg bestand der Freistaat Lippe aus zwei Landkreisen:
- Landkreis Detmold mit der 1934 eingegliederten kreisfreien Stadt Detmold
- Landkreis Lemgo mit den 1934 eingegliederten kreisfreien Städten Bad Salzuflen und Lemgo
Die Landkreise waren 1932 aus den 4 Amtsbezirken Detmold, Blomberg, Brake und Schötmar gebildet worden und diese wiederum waren 1928 aus 12 Amtsgemeinden sowie aus dem Amt Lipperode-Cappel gebildet worden.
Die Städte Bad Salzuflen, Barntrup, Blomberg, Detmold, Horn, Lage, Lemgo, Schötmar und Schwalenberg waren vor 1932 unabhängige Verwaltungsbezirke.
Staatsgröße
Das 1.215,2 km² große Fürstentum zählte
- 1881: 112.452 Einwohner
- 1905: 145.610 Einwohner
Wirtschaft
Neben einer Textilindustrie verfügte das Fürstentum über eine Meerschaumindustrie in Lemgo, die Holzindustrie und Möbelherstellung findet sich noch heute und beschäftigt viele Menschen und Saline in Salzuflen (1878: 24.800 Zentner Kochsalz). Zugleich gab es aber auch eine Ziegelfabrikation und eine fruchtbare Landwirtschaft.
Religion
Unter dem Einfluß Hessens schloß sich das Land 1538 der Reformation an und ging 1605 zum Calvinismus über. Bis heute besteht in Lippe die Lippische Landeskirche, eine von zwei reformierten Landeskirchen innerhalb der EKD.
Fürsten
- 16. Dezember 1789 - 4. April 1802: Fürst Leopold I. (1767 - 1802)
- 4. April 1802 - 1. Januar 1851: Fürst Leopold II. (1800 - 1851)
- 4. April 1802 - 3. Juli 1820: Regentschaft Pauline von Anhalt-Bernburg (1769 - 1820))
- 1. Januar 1851 - 8. Dezember 1875: Fürst Paul Friedrich Emil Leopold III. (1821 - 1875)
- 8. Dezember 1875 - 20. März 1895: Fürst Günther Friedrich Woldemar (1824 - 1895)
- 20. März 1895 - 13. Januar 1905: Fürst Karl Alexander (1831 - 1905)
- 1895 - 1897: Regentschaft Adolf zu Schaumburg-Lippe (1859 - 1916)
- 1897 - 1904: Regentschaft Ernst zu Lippe-Biesterfeld (1842 - 1904)
- 1904 - 1905: Regentschaft Leopold zu Lippe-Biesterfeld (1871 - 1949)
- 25. Oktober 1905 - 12. November 1918 Fürst Leopold IV. Julius Bernhard Adalbert Otto Karl Gustav (1871 - 1949)
Lippische Spezialitäten
In Lippe gibt es einige Gerichte, die es sonst nirgendwo gibt. Dazu zählen Pickert (eine Art Kartoffelpfannkuchen mit Rosinen, der mit Rübenkraut oder Leberwurst serviert wird), Hakelüns (Milchsuppenpudding), Cheruskerlärüas, Lipskerstutamannkän und Tolden.
Die Mundart
Die Lippische Sprache gilt als besonders naturverbundene Mundart. Sie wurde bis 1950 von ziemlich jedem Lipper gesprochen. Dann meinte man, dass die Kinder kein Lippisch mehr reden sollten, da sie sonst in der Schule kein Hochdeutsch sprechen könnten. Damals wusste man noch nicht, dass Kinder auch gut zweisprachig aufwachsen können. Nach vielen gescheiterten Versuchen, das Lippische wieder einzuführen, wird es heute in einigen Schulen unterrichtet. Die Zukunft sieht nicht gut aus, denn die meisten Menschen, die Lippisch sprechen, sind über 50. Aber es gibt sehr viele Vereine, die sich für das Überleben des Dialekts einsetzen.
Einige Wörter in lippischplatt
- Kirchen Kerken
- Mutter Meuder
- Vater Vader
- Wald Hold
- Lipper Lipsker
- du diu
- da dör
- machen maken
- was wat
- das dat
- Holz Holt
- Ich Ik
- Haus Hirsk
- Mensch Minske
- bloß blauß
- hast hä
- du jü
- mit met
- der de
- auch auck
- doch douch
- ich eck
- zu teo
- Ameise Müchömmerken
- Pferd Peer
- Frosch Hopper