Berliner Amnesietest
Der Berliner Amnesietest (BAT) ist ein psychologischer Test zur Überprüfung des Kurzzeitgedächtnisses. Mit seiner Hilfe lässt sich feststellen, ob eine anterograde Amnesie, also eine Störung des Kurzzeitgedächtnisses für neue Lerninhalte vorliegt. Der Test wurde an klinischen Patienten mit mit Zerebrovaskuläre Insuffizienz (CVI) und Patienten mit Korsakow-Syndrom (z. B. F10.6) erprobt und die Ergebnisse diskriminanzanalytisch ausgewertet. Der Test kann beispielsweise als Indikator eingesetzt werden um abzuschätzen, ob eine Schädigung durch Alkoholkonsum reversibel ist und eine Diagnose im Sinne von F10.6 oder F10.7 vorliegt. Die Leisteungen der einzelnen Untertests werden in Gesamtskane zusammen gefasst, aber auch getrennt für das verbale Kurzzeitgedächtnis und das figurale Kurzzeitgedächtnis. In einer Studie [1]konnte nachgewiesen werden, dass bei niedrigen Werten für das verbale Kurzzeitgedächtnis eher von einer linkshemisphärischen Schädigung und bei niedrigen Werten für das figurale Kurzzeitgedächtnis eher von einer rechtshemisphärischen Schädigung ausgegangen werden könne. Ferner liest man dort: "Während ein amnestisches Syndrom nach bilateralen Läsionen in der Regel persisitert, ist bei unilateralen Läsionen eine weitgehende Remission innerhalb eines Jahres häufig" (S.357).
Die Handauswertung des Tests ist recht aufwendig. Zur weiteren Verrechnung der Rohwerte zu normierten Skalenwerten gibt es ein Computerprogramm [2]
Durchführung
Die Durchführung des Tests laut Handanweisung [3]gestaltet sich wie folgt:
1 (Free) Recall, unstrukturiert
- Es wird ein Heft mit 20 Wörter ausgehändigt, die sich der Proband einprägen soll. Dazu sind 3 Minuten Zeit. Diese Wörter sollen später wieder erinnert werden, ohne dass ein Schlüsselreiz (Cue) zur Hilfe gegeben wird. Die Reihenfolge der Nennung ist egal.
2 Semantische Interferenz
- Der Proband bekommt einen Text vorgelegt. Diesen soll er einmal gründlich lesen und dabei bekannte Wörter aus der vorhergehenden Lernphase unterstreichen. Er soll dabei versuchen auch den Inhalt des Textes zu erfassen, ohne dass dies überprüft wird.
3
- Es werden durch den Versuchsleiter nacheinander im 2-3 Sekundentakt Wörter gezeigt. Diese sollen später aus einem Stapel mit 80 Wortkarten wieder erkannt werden. Der Proband soll nacheinander Karten vom Stapel abheben und nur dann wenn ein gelerntes Wort auftaucht dies Laut aussprechen, damit der Versuchleiter die Nennungen notiert. Der Stapel enthält einige neue Wörter, die wiederholt auftauchen, so dass der Eindruck entstehen könnte, dass diese Wörter bereits in der Lernphase aufgetaucht sind. Die Reihenfolge beim Abheben soll eingehalten werden, damit festgestellt werden kann, ob diese Wiederholung neuer Wörter falsche Erinnerungen hervorruft. Bei Unsicherheit soll der Proband nach dem ersten Eindruck entscheiden
4 Musterrecognition
- Der Proband bekommt je eine Lernkarte mit einem Muster aus schwarzen Quadraten gezeigt. Die Präsentationsdauer sind 5 Sekunden. Anscließend wird die Karte mit einer anderen Karte (Reconitions-Karte) abgedeckt, die 3 ähnliche Muster und einmal das gelernte Muster zeigt. Der Proband soll das vorher gelernte Muster nennen. So werden nacheinander 10 Lernkarten präsentiert. Karte 10 kann zu Anfang zur Erklärung der Aufgabenstellung gezeigt werden.
5 Kurzzeitgedächtnis-Spanne
- Es werden Zahlen vorgesprochen. Der Proband soll aufmerksam zuhören und die Zahlen in der richtigen Reihenfolge wiederholen, unmittelbar nachdem der Versuchsleiter fertig ist. Die ersten beiden Ziffernfolgen enthalten 3 Ziffern. Nach jeweils zwei Ziffernfolgen erhöht sich die Anzahl der Ziffern um eins. Sobald beide Versuche von zwei gleichlangen Ziffernfolgen falsch waren, kann der Test beendet werden. Als Rohwert wird die Anzahl der Ziffern der längsten erinnerten Ziffernfolge notiert.
6 Musterrecall
- Es werden wieder die 10 Karten aus Untertest 4 gezeigt. Die Präsentationsdauer für eine Karte beträgt 5 Sekunden. Unmittelbar im Anschluss an die Präsentation der jeweiligen Karte soll der Proband das Muster aus dem Gedächtnis nachbauen. Erst dann erfolgt die Präsentation der nächsten Karte. Der Proband erhält zu nachbauen ein Brett mit aufgezeichnetem Gitternetz und schwarzen Quadraten die er auf dem Brett ausrichten kann. Protokolliert wird das gelegte Muster. Nur vollständig richtig nachgebaute Muster geben einen Punkt.
7A
- Der Proband erhält 10 DIN A4 Blätter. Er bekommt nacheinander 10 Karten mit geometrischen Strichzeichnungen gezeigt. Jede Karte wird 5 Sekunden gezeigt und anschließend entfernt. Der Proband soll jeweils unmittelbar nach der Präsentation der jeweiligen Karte auf einem gesonderten Blatt das Gesehene aus dem Gedächtnis nachzeichnen. Er soll auch Längen und Winkel der Striche zueinander möglichst genau zeichnen, Korrektur ist erlaubt, es gibt zum Zeichnen keine Zeitbegrenzung. Ausgewertet wird nach einem vorgegebenen Auswertungsschema, die grobe Form, Winkel und Proportionen der Striche zueinander.
7B
- Alle Tafeln aus Untertest 6 werden auf einmal gezeigt in folgender Anordnung der nummerierten Tafeln:
- 1 2 3 4 5
- 6 7 8 9 10
- Der Proband soll die Vorlagen solange ansehen bis er meint die Bilder gut im Gedächtnis zu haben. (1 Min., Max. 3 Min) Nach entfernen der Vorlagen soll der Proband eine Minute lang in zweier Schritten Rückwärts zählen: „100, 98 …“ und anschließend das Erinnerte auf ein einzelnes DIN A4 Blatt zeichnen. Die Anordnung der einzelnen Bilder ist dabei egal. Ebenso wie im vorhergehenden Versuch soll der Proband Längen und Winkel möglichst genau zeichnen, da die Genauigkeit nach demselben Schema wie im vorhergehenden Versuch ausgewertet wird.
8
- Wie im Untertest 1 wird ein anderes Heft mit 20 Substantiven ausgehändigt, die sich der Proband einprägen soll. Diese sind diesesmal nach 5 Gruppen, sprich Oberbegriffen sortiert, die der Proband während des Lernen selbst als erinnerungshilfe erschließen kann. Zum Lernen wird das Heft dem Proband 3 Minuten überlassen. Die Wörter sollen später wieder erinnert werden, ohne dass ein Schlüsselreiz (Cue) zur Hilfe gegeben wird. Die Reihenfolge der Nennung ist egal.
Weblinks
- Testzentrale des Hogrefe Verlags
- Abbildungen der Ergebnisdarstelung und vom Computerprogramm zur Auswertung der Rohwerte
Einzelnachweise
- ↑ P. Metzler, W. Haas, C. Potel (2002), Gedächtnisstörungen nach unilateralen zerebralen Läsionen, Nervenarzt 73, S.355-363
- ↑ http://www.testzentrale.de/hard-und-software/testauswerteprogramme/bat-berliner-amnesietest/
- ↑ Peter Metzler, Jürgen Voshage, Petra Rösler, (1992) Berliner Amnesietest (BAT), Hogrefe: Göttingen