Nadelstichverletzung
Nadelstichverletzung ist ein medizinischer Fachbegriff für jegliche Stich-, Schnitt- oder Kratzverletzung der Haut mit scharfen oder spitzen Gegenständen (z. B. Kanülen, Skalpellen o. ä.), die durch Patientenblut oder Körperflüssigkeiten verunreinigt waren, unabhängig ob die Wunde geblutet hat oder nicht.
Pathologischer Hintergrund
Problematisch an Nadelstichverletzungen ist die Infektionsgefahr. Insbesondere die Gefahr sich mit dem Hepatitis B-Virus, dem Hepatitis C-Virus oder dem HI-Virus zu infizieren ist beträchtlich.
Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass sich Beschäftigte im Gesundheitsdienst im nicht-chirurgischen Bereich ungefähr eine Nadelstichverletzung pro Jahr zuziehen. Auswertung von bei Operationen getragenen Handschuhen weisen auf eine deutlich höhere Quote von bis zu einer Nadelstichverletzung pro Beschäftigten und Tag hin. Da im chirurgischen Bereich aber überwiegend massive Nadeln (z. B. Nähnadeln) zum Einsatz kommen, ist das hierbei übertragene Blutvolumen und damit das Infektionsrisiko bezogen auf das einzelne Stichereignis deutlich geringer.
Nadelstichverletzungen können durch den Einsatz so genannter "sicherer Instrumente" vermieden werden. Dies sind medizinische Instrumente (überwiegend Kanülen), bei denen durch Entschärfungsmechanismen oder Schilde ein Stechen nach dem bestimmungsmäßigen Gebrauch unmöglich wird.
Übertragungswahrscheinlichkeit
Das bei einer typischen Nadelstichverletzung mit einer Hohlnadel oder Kanüle übertragene Blutvolumen liegt bei ungefähr 1 µl. So liegt die Übertragungswahrscheinlichkeit bei einer Nadelstichverletzung infiziert zu werden bei:
- 1 : 250 für Hepatitis B
- 1 : 6500 für Hepatitis C
- 1 : 650000 für HIV/AIDS
Therapie
Nach einer Nadelstichverletzung wird in der Regel sowohl dem Patienten als auch dem Betroffenen Blut entnommen und mittels Immunoserologie auf HIV, Hepatitis B und C untersucht.
Diese Blutuntersuchungen wiederholen sich für den Betroffenen im Abstand von einem, drei, sechs und 12 Monaten, um eine Infektion, sofern sie denn stattgefunden hat, zu dokumentieren.
Die Blutentnahme zum Zeitpunkt 0 (nach der Verletzung) dient nur dem Nachweis, dass der Betroffene vorher entweder schon negativ oder positiv war, da nach einer solch kurzen Zeitspanne keine Abwehrreaktion des Körper eingesetzt haben können.