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Harpers Ferry Armory

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Die Harpers Ferry Armory in Virginia, heute West Virginia, wurde vom Präsidenten George Washington neben der Springfield Armory (Massachusetts) als die zweite staatliche Waffenfabrik für die Herstellung von Musketen und Pistolen für die U.S. Armee bestimmt.

Die zerstörte Armory 1865

Geschichte

Die U.S. Regierung beschloss 1794, die Armeewaffen im eigenen Land herzustellen um in Zukunft die im Unabhängigkeitskrieg aufgetretenen Probleme wegen der uneinheitlichen Bewaffnung zu vermeiden. Präsident Washington bestimmte, dass neben der Springfield Armory eine zweite staatliche Waffenfabrik erstellt werden sollte. Wegen der strategisch günstigen Lage und der Möglichkeit, die Wasserkraft am Zusammenfluss des Potomac Rivers und Shenandoah Rivers auszunützen, wurde das dort liegende Harpers Ferry an der Grenze zwischen den US-Bundesstaaten Maryland und Virginia gewählt. Der Standort lag logistisch günstig direkt an der Bahnlinie des Baltimore and Ohio Railroad.

Die U.S. Regierung erwarb 1796 von Robert Harpers Erben ein Grundstück von 125-acres, (0.51 km2) und begann 1799 mit der Bau der zweiten National Armory. Drei Jahre später wurde die Produktion von Pistolen und Musketen aufgenommen. 1802 waren 25 Personen in der Armory beschäftigt, vor der Schliessung 1861 stieg die Zahl auf etwa 400 an.

Am 16. Oktober 1859 wurde Harpers Ferry von John Brown und seinen Komplizen überfallen, da Brown einen Sklavenaufstand entfachen wollte. Mit den erbeuteten Waffen sollten die Sklaven bewaffnet werden. Der Plan scheiterte und und Harpers Ferry wurde eine Garnison der U.S. Armee. Am Anfang des Amerikanischen Bürgerkriegs im April 1861 brannten Soldaten der Union die Gebäulichkeiten der Armory ab, um diese nicht in die Hände einer angreifenden übermächtigen feindlichen Staatsmiliz Virginias fallen zu lassen.

Vom 12.–15. September 1862 war der Ort Schauplatz der Schlacht bei Harpers Ferry, bei der die Truppen der Südstaaten unter der Führung von Robert E. Lee erfolgreich waren und 12.419 Unionssoldaten gefangennahmen. Auch nach der Wiedereroberung durch die Nordisten wurde die Armory nie wieder aufgebaut.

Seit 1944 ist Harpers Ferry Teil des Harpers Ferry National Historical Park und seit 1964 unterhält der National Park Service dort ein Ausbildungszentrum für Natur- und Kulturinterpretation, das (Stephen T. Mather Training Center).

Gewehrproduktion

Model 1795 Harpers Ferry Flintlock Musket

Wie die in Springfield hergestellte Muskete hatte auch die zwischen 1800 und 1815 in Harpers Ferry hergestellte Waffe im Kaliber .69 inch (17,5 mm) zum Vorbild die französische Modell 1763 Charleville Mousquet. Sie wurde in leicht unterschiedlichen Varianten hergestellt, die Lauflänge der ersten Serie betrug zwischen 44 und 45 inch (1120-1140 mm), die letzte Serie hatte einen um 2 inch (51 mm) kürzeren Lauf. Die Waffe verschoss Rundkugeln und hatte, wie aus der Bezeichnung hervorgeht Steinschlosszündung. Später wurde ein Teil dieser Musketen auf Perkussionszündung abgeändert.

Neben der Springfield Armory und Harpers Ferry stellten zusätzlich 26 Fremdlieferanten die gleiche Waffe unter der Bezeichnung U.S. (Federal) 1798 Contract Flintlock Musket her. Da alle diese Waffen, auch die aus Harpers Ferry, in Fertigungsdetails nicht den in Springfield hergestellten Waffen entsprachen, einzelne Komponenten waren nicht austauschbar, traten Probleme auf, was zu einer weiteren Normalisierung der Herstellung führte.

Model 1803 U.S. Flintlock Rifle

Von dieser Waffe wurden in der Harpers Ferry Armory 1803-1807 eine erste Serie von 4.023 und 1814-1820 weitere 15.703 Exemplare hergestellt. Mit einer Gesamtlänge von etwa 47 inch (1200mm) waren sie handlich und dank dem gezogenen Lauf im Kaliber .54 inch (13,7 mm) präzise. Der hinten achtkantige und vorne runde Lauf mass im Mittel 34 inch (86 cm). Äusserlich glichen diese Rifles den damals in Pennsylvania von privaten Büchsenmachern hergestellten Kentucky-Rifles, hatten jedoch einen kürzeren Vorderschaft.

Bekannt ist ihre Verwendung in der Lewis-und-Clark-Expedition, die 1804 bis 1806 von St.Louis dem Missouri-River und der U.S.A. Nordgrenze entlang bis an die Pazifikküste vordrang.

Model 1816 U.S. Flintlock Musket

Gestützt auf die schlechten Erfahrungen mit dem Model 1795 forderte das Ordnance Department, dass in Zukunft sämtliche Waffen nach vorgegebenen Standards gefertigt und und ihre Komponenten austauschbar sein müssten. Diese Forderung wurde vom Kongress in einem Gesetz vom 8. Februar 1815 festgeschrieben, Waffen die diese Forderungen nicht erfüllten wurden durch die staatlichen Inspektoren zurückgewiesen. Die aus der Modell 1763 Charleville Mousquet weiterentwickelte Model 1816 U.S. Flintlock Musket wurde somit zur ersten Standardwaffe der U.S. Armee. Wie das Model 1795 war sie im Kaliber .69 inch, die Lauflänge war einheitlich 42 inch. Zwischen 1816 und 1844 wurden in Harpers Ferry über 350.000 Exemplare hergestellt, Die Produktion in Springfield war etwas kleiner.

Model 1817 U.S. Flintlock Artillery Musket

Diese Waffe war eine etwas kürzere Variante des Model 1816 im Kaliber .69, der Lauf mass 36 inch. Die Zahl der in Harpers Ferry hergestellten Waffe ist unbekannt, Springfield brachte es auf 1.039 Stück. Ein Teil dieser Musketen wurde auch an Kadetten abgegeben.

Model 1819 Hall U.S. Breech-Loading Flintlock Rifle

Zwischen 1817 und 1840 wurden in Harpers Ferry 19.680 der von John H. Hall entwickelten und patentierten Hinterlader-Steinschlossgewehre im Kaliber .52 inch (13,2 mm) mit gezogenem Lauf hergestellt. Bei diesem ersten von der U.S. Armee verwendeten Hinterlader konnte ein hinter dem Lauf angebrachter Block hochgeklappt und dann von vorne geladen werden. Viele dieser Waffen waren beim Ausbruch des Bürgerkrieges in Arsenalen in den Südstaaten eingelagert und wurden von diesen auf Perkussionszündung abgeändert.

Hall Perkussionsgewehre und Karabiner

In den Jahren 1841/1842 wurden die ersten mit Perkussionszündung ausgerüsteten Hall-Rifles hergestellt. Diese 4.213 Model 1841 Hall Rifles genannten Waffen hatten einen gezogenen 32,5 inch (83 cm) Lauf im Kaliber .52 inch (13,2 mm).

Unter der Bezeichnung Model 1836 Hall U.S. Breech-Loading Percussion Carbine produzierte Harpers Ferry 1837-1840 eine Serie von 2.020 Karabinern im Kaliber .64 inch mit glatter Laufbohrung und einer Lauflänge von von 23 inch (58 cm). Etwas leichter war der in 1.001 Stück 1842/1843 hergestellte Model 1842 Hall U.S. Breech-Loading Percussion Carbine im Kaliber .52 inch, auch dieser mit glatter Laufbohrung, Lauflänge 21 inch.

Harpers Ferry war nicht der einzige Hersteller von Hall-Gewehren, auch die Firma Simeon North, Middletown, Connecticut stellte eine grosse Zahl dieser Waffen für die U.S. Armee her. Als Beispiel kann der U.S. Model 1833 Hall Carbine gelten, der bei diesem Fremdlieferanten produziert wurde. 1.881 dieser Karabiner waren in Südstaatenarsenalen eingelagert und wurden nach dem Ausbruch des Bürgerkrieges an die Kavallerie der Konföderierten abgegeben.

Model 1841 U.S. Percussion Rifle

Von dieser mehr unter der Bezeichnung Mississippi Rifle bekannten Waffe wurden in Harpers Ferry von 1846 bis 1855 total 25.296 Exemplare hergestellt. In der gleichen Periode stellten Fremdlieferanten 45.500 Stück her. Von diesen Waffen, ursprünglich im Kaliber .54 inch, wurden in den beiden National Armories 8.879 Stück zwischen 1855 und 1860 auf Kaliber .58 inch, das Standardkaliber im Bürgerkrieg, aufgebohrt; in der Colt Factory waren es zusätzlich gegen Ende 1861 über 5.000 Stück.

Model 1842 U.S. Percussion Musket

Bei dieser auch in der Springfield Armory hergestellten Muskete handelt es sich um die letzte glattläufige Waffe im Kaliber .69″. Sie hatte eine Lauflänge von 42″ entspricht 1060 mm, insgesamt wurden 275.000 Stück produziert, davon 103.000 in Harpers Ferry. Ein Teil dieser Waffen wurden wurden später mit Zügen versehen. Sie trugen die Bezeichnung Model 1842 U.S. Rifled Musket.

Model 1855 U.S. Percussion Rifle-Musket

1855 Minié-Geschoss

Das Model 1855 hatte ein Kaliber von .58″ (14,7 mm), was das Standardkaliber für die Vorderladergewehre im Amerikanischen Bürgerkrieg werden sollte. Die Waffe war das erste in großer Zahl eingeführte gezogene Vorderladergewehr der amerikanischen Armee. Von dieser Waffe wurden von 1857 bis 1861 gesamthaft 59.273 Stück hergestellt, davon 12.158 in Harpers Ferry und 47.115 in Springfield.

Es verschoss das von Claude Minié entworfene und in der Harpers Ferry Armory weiterentwickelte Minié-Geschoss, das durch den in der hinteren Höhlung wirkenden Gasdruck aufgeweitet und in die Züge eingepresst wurde. Der Vorteil dieses Geschosses war, dass es, weil unterkalibrig, leicht von vorne geladen werden konnte und sich beim Abschießen den Zügen anpasste.

Die Zündung erfolgte durch das Maynard Primer-System, bei dem die einzelnen Zündhütchen durch ein Band mit eingesetzten Zündpillen ersetzt waren. Diese wurden beim Spannen des Hahns automatisch auf das Piston geschoben. Das System wurde rasch wieder aufgegeben, da der Zuführer die richtige Position der Zündpille nicht garantierte, zudem war die Funktion bei nassem Wetter nicht gewährleistet. Im Bürgerkrieg wurden deshalb wieder konventionelle Zündkapseln eingesetzt.

Model 1855 U.S. Percussion Rifle

Von dieser Waffe, einer kürzeren Variante der Model 1855 U.S. Percussion Rifle-Musket wurden in Harpers Ferry nach 1857 bis zur Schliessung der Armory 7.317 Stück hergestellt. Die Waffe hatte Kaliber .58 inch, Lauflänge 33 inch.