Gedenkstätte der Sozialisten

Der 1881 eröffnete Zentralfriedhof Friedrichsfelde im Berliner Ortsteil Lichtenberg des gleichnamigen Bezirks zählt zu den bekanntesten Friedhöfen Berlins. Berühmt ist er für die Gedenkstätte der Sozialisten, eine Begräbnisstätte für zahlreiche sozialdemokratische, sozialistische und kommunistische Politiker und Aktivisten. Der gesamte Friedhof steht unter Denkmalschutz.[1]
Geschichte der Begräbnisanlage
Die Berliner Städtväter erwarben auf Initiative des Stadtrats Ernst Friedel[2] am 28. April 1880 von dem Rittergutbesitzer Roeder ein 1000 × 250 Meter großes Areal vor den östlichen Grenzen Berlins in der Gemeinde Friedrichsfelde, um dort den Berliner Gemeindefriedhof Friedrichsfelde einrichten zu können.[3] Der Berliner Stadtgartendirektor Hermann Mächtig wurde mit der Planung beauftragt. Nach dem Vorbild des Ohlsdorfer Friedhofs in Hamburg entwarf Mächtig eine große parkähnliche Begräbnisstätte, die unter Leitung des Gartenarchitekten Axel Fintelmann verwirklicht wurde. 1881 erfolgte die offizielle Eröffnung nunmehr als Central-Friedhof Friedrichsfelde. Erstmals für Berlin waren hier auch Armenbegräbnisse möglich, weil die Stadt die Kosten übernahm. 1911 wurden diese Begräbnisse wieder eingestellt, da mittlerweile auch viele wohlhabende Berliner den Friedhof aufgrund seiner ansprechenden Gestaltung als Bestattungsort wählten. Die Zahl der Beisetzungen auf diesem Friedhof stieg in den ersten Jahren fast explosionsartig. Die Stadtverwaltung ließ deshalb um 1895 durch die Preußische Ostbahn eine Eisenbahnverbindung hierher einrichten, weil für die Bestattungsunternehmen als auch für die Trauergäste der Weg sehr beschwerlich war.[3]
Auf dem Central-Friedhof gab es am 22. September 1887 die erste Urnenbestattung, wobei diese Urne eine Überführung aus einem anderen Ort war. Erst 1912 wurde ein Städtisches Krematorium in Berlin-Wedding zur Einäscherung der Verstorbenen fertiggestellt. Der zögerliche Beginn beruhte auf dem Widerstand der Kirchengemeinden gegen eine Feuerbestattung.[3]
Der Central-Friedhof wurde im August 1900 in ganz Deutschland bekannt, als der SPD-Gründer Wilhelm Liebknecht hier beerdigt wurde. Bei seiner Beisetzung zogen circa 150.000 Personen von Berlin-Charlottenburg nach Friedrichsfelde. Weil später auch Paul Singer, Ignaz Auer, Emma Ihrer und weitere Sozialdemokraten dort bestattet wurden, erhielt der Friedhof vor dem Ersten Weltkrieg den Namen Sozialistenfriedhof. Die unmittelbar am Haupteingang eingerichtete Grabstätte der Sozialisten befand sich auf einem leichten Hügel, der umgangssprachlich bei den politischen Anhängern bald Feldherrnhügel genannt wurde.[3]
Die am 15. Januar 1919 ermordeten KPD-Gründer Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg wurden ebenfalls hier beerdigt, allerdings fernab von den Gräbern der Sozialdemokraten. Karl Liebknecht war ein Sohn Wilhelm Liebknechts.
Während und vor allem am Ende des Ersten Weltkrieges starben in Berlin zahlreiche Einwohner an Hunger und Entkräftung, auch verwundete Soldaten erlagen ihren Verletzungen. Etwa 150 tote Soldaten und unzählige Zivilisten fanden zwischen 1916 und 1919 auf dem Central-Friedhof ihre letzte Ruhestätte. Ein Kriegerdenkmal wurde nicht gestiftet.
1947 kaufte die Stadt Berlin sieben Hektar Land hinzu und konnte damit eine wesentliche Erweiterung der Bestattungsmöglichkeiten unter Beibehaltung des Parkcharakters gewährleisten.
Seit einer Gebietsreform im Jahr 2001 gehört der Zentralfriedhof nicht mehr zum Ortsteil Friedrichsfelde, sondern zum Ortsteil Lichtenberg. Der Name der Anlage wurde jedoch nicht offiziell geändert.
Gedenkstätte der Sozialisten
Geschichte des Revolutionsmals


Am 25. Januar 1919 wurden alle 33 Opfer des Spartakusaufstandes (5. bis 12. Januar 1919), darunter auch der ermordete Karl Liebknecht, nach einer Massendemonstration durch die Berliner Innenstadt nach einer bewegenden Großkundgebung auf diesem Friedhof in einem Massengrab beigesetzt. Einige Tage später bettete man weiter inzwischen identifizierte tote Revolutionäre hier zur Ruhe, darunter Leo Jogiches, einen Freund von Rosa Luxemburg. Eine am 31. Mai 1919 aus dem Landwehrkanal geborgene Frauenleiche wurde als die umgebrachte Rosa Luxemburg bezeichnet. Die Berliner Arbeiterschaft erschien zahlreich zu einem Trauerzug durch die östlichen Berliner Bezirke und Luxemburgs Beerdigung am 12. Juni 1919. Zur Erinnerung an die ermordeten KPD-Führer und die weiteren später gestorbenen Revolutionäre wie einige Opfer der Reichstagsunruhen von 1920 sollte ein angemessenes Mahnmal auf dem Sozialistenfriedhof errichtet werden. Es hatte sich auf Initiative von Wilhelm Pieck ein Denkmalkomitee gebildet, das am 15. Juni 1924 eine Grundsteinlegung feierte. Allerdings gab es noch keine klaren Vorstellungen über das Aussehen und vor allem die Finanzierung eines Denkmals. Alle Anhänger der Kommunisten wurden 1925 im Zusammenhang mit der Abhaltung eines Parteitages zu Vorschlägen aufgerufen. Als Grundidee konnte ein Entwurf von Auguste Rodin präsentiert werden, der den Namen Die Empörung trug und eine Bronzestatue (Genie de la Guerre) vor einer Mauer darstellte. Die Mauer diente als Symbol sowohl für die Niederschlagung der Revolution in Frankreich 1871 als auch für die Verbundenheit mit der Sowjetunion und den an der Kremlmauer bestatteten Revolutionären. Das Denkmal wurde in dieser Form dann nicht verwirklicht.

Stattdessen entwarf Ludwig Mies van der Rohe im Auftrag des Kunstmäzens Eduard Fuchs ein Denkmal für Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg bzw. das Revolutionsdenkmal mit dem wesentlichen Element einer Wand aus vorspringenden oder zurückgesetzten Hartbrandziegeln. Das Denkmal wurde von Arbeitern der Bauhütte Berlin im Frühjahr 1926 errichtet und am 13. Juni 1926 - noch unfertig, weil das gesammelte Geld nicht ausgereicht hatte - enthüllt. In den folgenden Wochen konnte der schlichte Klinkerbau am Ort der Grundsteinlegung fertig gestellt und am 11. Juli 1926 endgültig feierlich eingeweiht werden. Die Kommunisten Ernst Meyer, Paul Schwenk und Paul Scholze sowie das Mitglied des Sozialistischen Bunds Georg Ledebour hielten aus diesem Anlass Ansprachen an die Teilnehmer der Einweihungsfeier. Bis 1933 fanden jährlich Aufmärsche und Gedenkfeiern zu Ehren von Lenin, Liebknecht und Luxemburg (LLL-Wochen) statt. Im Februar 1933 begannen aufgeputschte Nationalsozialisten mit der Zerstörung des Mahnmals, indem der fünfzackige Stern und die Fahnenstange abgerissen wurden. Anfang des Jahres 1935 ließen die Machthaber den Bau bis auf sein Fundament abtragen und die Gräber einebnen.[3]
Neue Gedenkstätte der Sozialisten
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die zerstörte Anlage nicht wiederhergestellt. Die Tradition der Gedenkmärsche und der Kundgebung wurden jedoch wiederbelebt, wozu 1946 eine provisorische Nachbildung des van-der Rohe-Mahnmals aufgestellt worden war. Ein Neuaufbau war jedoch nicht geplant. Stattdessen wurde 1947 ein Ideenwettbewerb zu einer Neugestaltung veranstaltet. Unter anderem beteiligte sich die Gartenarchitektin Herta Hammerbacher daran, deren Entwürfe sich im Architekturmuseum der TU Berlin befinden.[4]

Im September 1949 gab der Berliner Magistrat dann den Auftrag zum Bau einer gemeinsamen Gedenkstätte für Sozialdemokraten und Kommunisten im vorderen Teil des Friedhofs. Die Umgestaltungsarbeiten einschließlich der Umbettung der Särge erfolgten ab 1950 unter Leitung des Stadtrats Arnold Munter. Am 14. Januar 1951 wurde die neue Anlage unter Anwesenheit von führenden Politikern der DDR wie Wilhelm Pieck, Friedrich Ebert junior und Erich Honecker in ihrer heutigen Form unter dem Namen Gedenkstätte der Sozialisten eingeweiht.

Wiederholt gab es Initiativen, das zerstörte Mahnmal von 1926–1935 zu rekonstruieren. 1982 wurde auf seinem ursprünglichen Standort eine Tafel nach Entwürfen von Günther Stahn (Architekt) und Gerhard Thieme (Bildhauer) aufgestellt mit der Inschrift:[3]
„Auf diesem Fundament stand das Revolutionsdenkmal für Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg und viele andere revolutionäre Kämpfer der deutschen Arbeiterbewegung. 1926 errichtet von der Kommunistischen Partei Deutschlands nach Plänen von Ludwig Mies van der Rohe.“
Dieses Erinnerungsmal befindet sich in der Berliner Denkmalliste.[5] Im Jahr 1984 fand aus Anlass des 80. Jahrestages der Grundsteinlegung ein Symposium zu Fragen der Entwurfs- und Zerstörungsgeschichte des Revolutionsdenkmals statt. Dabei wurden auch die Beziehung von Mies van der Rohe zur kommunistischen Arbeiterbewegung, die Archiv- und Aktenlage zum Denkmal und allgemeine Fragen der Erinnerungskultur erörtert.[6] Eine 1968 in West-Berlin gegründete Liebknecht-Luxemburg-Gesellschaft versuchte einige Zeit, das van-der-Rohe Mahnmal im Tiergarten neu errichten zu lassen. Zahlreiche Unterstützer wie die Sozialdemokraten Kurt Neubauer, Werner Sickert und Geisteswissenschaftler wie Wolfgang Abendroth, Ernst Bloch oder Walter Jens schafften es jedoch nicht, eine Finanzierung zu erreichen. Auch hatte der Architekt seine Zustimmung verweigert. So wurde diese Idee nicht verwirklicht.[3]
Jedes Jahr seit der Ermordung der beiden Revolutionsführer Liebknecht und Luxemburg findet am zweiten Sonntag im Januar der Gedenktag der Sozialisten statt. Hierbei werden Kränze, am meisten jedoch rote Nelken an den Gräbern der Sozialisten niedergelegt. Der Tag wurde in der DDR gleichzeitig für eine alljährliche Großdemonstration der DDR-Staatsführung genutzt. Diese Liebknecht-Luxemburg-Demonstrationen werden seit 1990 von einem Bündnis verschiedener linksgerichteter Gruppen, Parteien und Einzelpersonen fortgesetzt.
Im Jahr 2005 war der Bezirk Lichtenberg kurz davor, die Gedenkstätte zu sperren. Durch die unterirdische Warmluftheizung hatten sich die großen Steinplatten gravierend verschoben. Der 2000 gegründete Förderkreis Erinnerungsstätte der Deutschen Arbeiterbewegung Berlin-Friedrichsfelde schaffte es, Geld für die Sanierung zu organisieren und den Friedhof zudem mit einem Wegeleitsystem und Erläuterungstafeln auszustatten.
Anfang 2006 wurde neben der Gedenkstätte ein Gedenkstein mit der Aufschrift „Den Opfern des Stalinismus“ angebracht, der allerdings in der Partei Die Linke umstritten ist.
Architektur und Aufbau

Die 1951 eingeweihte Gedenkstätte befindet sich unmittelbar rechts vom Haupteingang des Friedhofs hinter einem großen geschotterten Platz. Die Anlage ist kreisrund, ihr Durchmesser beträgt etwa 25 Meter. Ihre äußere Begrenzung bildet eine vier Meter hohe Klinkermauer, während der zentrale Punkt der Gedenkstätte von einer etwa vier Meter hohen Stele aus Rochlitzer Porphyr mit der Inschrift: „Die Toten mahnen uns“ gebildet wird.
Im zentralen Rondell um diese Stele befinden sich die Gedenkplatten von zehn Personen, von denen Walter Ulbricht als letzter beigesetzt wurde. Die außen um das Denkmal laufende Mauer enthält ältere Grabplatten, Grabsteine und Stelen von prominenten Sozialdemokraten und Kommunisten aus der Zeit der Monarchie und der Weimarer Republik. 1950 beschloss das Politbüro der SED, weitere Persönlichkeiten der Arbeiterbewegung in der Gedenkstätte zu bestatten. Dies sollte in Form von Urnen geschehen, die entweder in der umlaufenden Ringmauer oder in der Grabanlage Pergolenweg (siehe unten) beigesetzt werden sollten. Die Urne von Kurt Fischer war 1951 die erste hier eingefügte.
Monumente und Gräber
- Zentrales Rondell




Die Inschriften auf den Gedenkplatten lauten (im Uhrzeigersinn gelesen):
- Rosa Luxemburg – 1870–1919 – Ermordet
- Karl Liebknecht – 1871–1919 – Ermordet
- Ernst Thälmann – 1886–1944 – Ermordet
- Rudolf Breitscheid – 1874–1944 – Ermordet
- Franz Künstler – 1888–1942 – Ermordet
- Franz Mehring – 1846–1919 – Verstorben
- John Schehr – 1896–1934 – Ermordet
- Walter Ulbricht – 1893–1973 – Verstorben
- Otto Grotewohl – 1894–1964 – Verstorben
- Wilhelm Pieck – 1876–1960 – Verstorben
Nicht alle hier genannten Personen sind tatsächlich hier bestattet. Pieck, Grotewohl und Ulbricht wurden gleich nach ihrem Tod im Rondell begraben; nachträglich hierhier überführt wurden Schehr und Mehring, während sich Breitscheids Grab auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf befindet. Thälmanns Leiche ist verschollen, und ob die als Rosa Luxemburg aufgefundene Leiche wirklich die tote Arbeiterführerin ist, ist nicht absolut gesichert.[7]
- Vor der Ringmauer (links)
An Persönlichkeiten der deutschen Sozialdemokratie erinnern Monumente für Carl Legien, Emma Ihrer, Hermann Müller-Franken, Hugo Haase. Gräber und Denkmäler existieren ferner für folgende Vertreter der deutschen und internationalen sozialistischen Gewerkschaftsbewegung (in alphabetischer Reihenfolge): Ignaz Auer, Friedrich Bartels, Adolf Braun, Egon Brückner, Richard Fischer, Adolph Hoffmann, Alwin Krösten, Theodor Leipart, Wilhelm Liebknecht, Waldeck Manasse, Hermann Molkenbuhr, Adolf Ritter, Paul Singer, Johannes Stelling, Margarethe und Robert Wengels, Hermann und Klara Weyl und Luise Zietz.
- In der Ringmauer (rechts)
In Mauernischen, die mit einheitlichen roten Steinplatten verschlossen sind, finden sich die Urnen von (in alphabetischer Reihenfolge): Alexander Abusch, Anton Ackermann, Erich Apel, Rudolf Appelt, Martha Arendsee, Bruno Baum, Edith Baumann, Willi Bredel, Otto Büchner, Erich Correns, Franz Dahlem, Hermann Duncker, Friedrich Ebert jr., Gerhart Eisler, Georg Ewald, Arthur Ewert, Max Fechner, Werner Felfe, Kurt Fischer, Wilhelm Florin, Otto Franke, Paul Fröhlich, Fritz Gäbler, Ottomar Geschke, Fritz Große, Gerhard Grüneberg, Georg Handke, Edwin Hoernle, Heinz Hoffmann, Max Keilson, Katharina Kern, Hans Kiefert, Bernhard und Wilhelm Koenen, Alfred Kurella, Werner Lamberz, Helmut Lehmann, Bruno Leuschner, Karl Litke, Paul Markowski, Karl Maron, Hermann und Jenny Matern, Otto Meier, Ernst Melsheimer, Karl Mewis, Josef Miller, Franz Moericke, Albert Norden, Alfred und Fred Oelßner, Paul Oestreich, Josef Orlopp, Heinrich Rau, Hans Rodenberg, Frida Rubiner, Florian Schenk, Hermann Schlimme, Otto Schön, Eugen Schönhaar, Rudolf Schwarz, Paul Schwenk, Fritz Selbmann, Gustav Sobottka, Erich Steinfurth, Rosa Thälmann, Paul Verner, Herbert Warnke, Erich Weinert, Otto Winzer sowie Friedrich Wolf.
Die Entscheidung, wer in der Ringmauer ein Ehrengrab erhalten sollte, behielt sich das Politbüro der SED vor. Mit Ausnahme einiger Politiker der Nachkriegszeit waren alle hier Geehrten im antifaschistischen Widerstand aktiv. Insgesamt sind 68 Urnen bestattet, darunter sechs von Frauen.

- Große Gedenktafel
Außer den Urnenstätten befindet sich auf der rechten Seite der Ringmauer eine große aus rotem Löbejüner Porphyr bestehende Gedenktafel mit den Namen der Toten und Ermordeten aus der Weimarer Republik, aus dem Spanischen Freiheitskampf und 327 im Antifaschistischen Widerstand 1933–1945 ums Leben gekommener Personen.
Grabanlage Pergolenweg
Außerhalb der eigentlichen Gedenkstätte befindet sich die Gräberanlage Pergolenweg als Ehrenfriedhof für Frauen und Männer, die sich nach Ansicht der DDR-Staatsführung in der deutschen Arbeiterbewegung und um den Kampf für die sozialistische Idee verdient gemacht hatten. Die Gräberanlage beginnt unmittelbar hinter der Ringmauer der Gedenkstätte und erstreckt sich auf der linken Seite in Richtung Feierhalle. Dieser Bereich war ursprünglich nicht für Ehrengräber vorgesehen, wurde aber seit 1951 schrittweise dafür adaptiert. Die Beisetzung erfolgte ebenfalls in Urnen (maximal vier pro Grab), doch konnten – im Unterschied zur Gedenkstätte – auch Ehepartner und nahe Verwandte der geehrten Persönlichkeiten hier ihre letzte Ruhestätte finden.
Gegenwärtig umfasst diese Anlage rund 350 Grabstellen mit über 500 Toten, darunter sind (in alphabetischer Reihenfolge): Bruno Beater, Hilde Benjamin, Jacob Boulanger, Otto Braun, Walter und Luise Buchheim, Anna und Max Christiansen-Clausen, Friederike und Robert Coppi, Adolf Deter, Wilhelm Eildermann, Klaus Fuchs, Paul Geisler, Franz Gold, Kurt Julius Goldstein, Otto Gotsche, Adolf Hennecke, Bluma Heumann, Stephan Heymann, Erich Jungmann, Sophie, Wilhelm und Robert Liebknecht, Friedrich Karl Kaul, Gerhard Kegel, Hans Koch, Michael Kohl, Greta Kuckhoff, Hermann Landwehr, Paul Merker, Zenzl Mühsam, Max Nierich, Karl Oltersdorf, Helene Overlach, Christine, Arthur, Margarete und Johanna Pieck, Willi Sänger, Franz Scheffel, Alfred Scholz, Karl Schulz, Josef Schütz, Hans Seigewasser, Robert Siewert, Fritz Sperling, Karl Spontaczyk, Richard Staimer, Richard Stahlmann, Hans Teubner, Milda Voß, Paul Voß, Jacob und Hertha Walcher, Paulus Walter, Gerhard Weiß, Konrad und Markus Wolf, Ernst Wollweber, Maxim Zetkin und Gerhart Ziller.
Die meisten der am Pergolenweg bestatteten Personen nahmen aktiv am Widerstand gegen die Nazi-Diktatur und den Krieg teil. Sie gehörten zur SPD, KPD, KPO, zur SAPD und anderen politischen Strömungen und Gruppierungen. Sie bewährten sich in Illegalität und Gefängnissen, in vielen Emigrationsländern wie auch in Streitkräften der Anti-Hitler-Koalition. Sie kamen aus verschiedenen Berufen und Bevölkerungsgruppen, unter ihnen waren Parlamentarier, Gewerkschafter, Wissenschaftler, Journalisten und Künstler. Nicht wenige von ihnen erlitten stalinistische Repressionen in der früheren Sowjetunion oder wurden in den 1950er-Jahren seitens der SED diskriminiert. Ihnen beigeordnet sind weitere Führungspersönlichkeiten der DDR, darunter auch einige bekannt gewordene Offiziere der Staatssicherheit. Neue Grabanlagen werden seit Ende der DDR nicht mehr vergeben, doch können Angehörige von bereits bestatteten Personen weiterhin hier beigesetzt werden.
Nicht zur Anlage Pergolenweg gehört jenes daran anschließende Gräberfeld für anonyme Bestattungen, auf dem die Urne Erich Mielkes beigesetzt wurde.
Grabanlagen
Gräberanlage für Opfer des Faschismus und Verfolgte des Naziregimes
Auf einen Beschluss des Magistrats von Berlin im Jahr 1975 wurden auf fünf Ost-Berliner Friedhöfen Ehrenhaine für Verfolgte des Naziregimes, Revolutionäre und verdiente Persönlichkeiten eingerichtet. Damit sollte den Überlebenden des Widerstands gegen den Nationalsozialismus eine würdige Begräbnisstätte geschaffen werden. Die Gräberanlage auf dem Zentralfriedhof (VdN-Ehrenhain) wurde auf dem 1947 hinzugekauften Areal eingerichtet und am 29. Januar 1978 eingeweiht. Die Form der Grabsteine – Stelen oder Platten –, ihr Granit-Material und die Beschränkung auf das Geburts- und Sterbejahr der Toten waren festgelegt. Mit dieser Urnenanlage ist der Zentralfriedhof Friedrichsfelde zur größten Berliner Begräbnisstätte von Verfolgten und Widerstandskämpfern geworden. Den Beginn der Gräberanlage markiert eine aus Ziegeln gemauerte Stele, die den roten Winkel der politischen KZ-Häftlinge trägt.
Sonstige auf dem Zentralfriedhof bestattete Personen (Auswahl)
- Schriftsteller
Bruno Apitz, Peter Edel, Fritz Hampel, Peter Kast, Berta Lask, Rudolf Leonhard, Mischket Lieberman, Hans Marchwitza, Irmtraud Morgner, Mentona Moser, Herbert Nachbar, Peter Nelken, Peter Nell, Jochen Petersdorf, Ludwig Renn, Recha Rothschild, Ludwig Turek, Hans Weber, Alex Wedding, Franz Carl Weiskopf, Paul Wiens, Otto Braun (Schriftsteller), Otto Gotsche, Eduard Klein, Friedrich Wolf
- Bildende Künstler
Leo Haas, Käthe Kollwitz, Reinhold Lingner, Hermann Mächtig, Paul Meyerheim, Jenny Mucchi-Wiegmann, Otto Nagel, Ludwig Hoffmann, Louis Rauwolf, Gabriele Mucchi
- Theater- und Filmschaffende
Max Burghardt, Norbert Christian, Erich Franz, Hans Klering, Ernst Hermann Meyer, Ilse Rodenberg, Hans Rodenberg, Steffie Spira-Ruschin, Wolfgang E. Struck, Curt Tempte, Michael Tschesno-Hell, Gustav von Wangenheim, János Veiczi, Eduard von Winterstein
- Wissenschaftler einschließlich Gartendirektoren
Eva Altmann, Friedrich Simon Archenhold, Axel Fintelmann, Emil Fuchs, Klaus Fuchs, Gerhard Hermann, Siegbert Kahn, Bruno Kaiser, Friedrich Karl Kaul, Georg Klaus, Rudolf Lindau, Hermann Mächtig, Alfred Meusel, Robert Naumann, Karl Polak, Hans Schaul, Albert Schreiner, Jakob Segal, Peter-Alfons Steiniger, Viktor Stern, Karl-Heinz Wirzberger, Klaus Zweiling, Hermann Weyl
- Pädagogen
Max Kreuziger, Richard Schallock, Ernst Wildangel
- Ärzte
Karl Kollwitz, Erwin Marcusson, Josef Rubens, Kurt Winter
- Publizisten
Hermann Budzislawski, Richard Gladewitz, Georg Kraus, Julius Rodenberg, Georg Stibi
Siehe auch
Literatur
- Joachim Hoffmann: Berlin-Friedrichsfelde. Ein deutscher Nationalfriedhof - Kulturhistorischer Reiseführer. Berlin 2001, ISBN 3-360-00959-2
- Klaus Hammer: Friedhöfe in Berlin – Ein kunst- und kulturgeschichtlicher Führer, S. 112-124. Jaron Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-89773-132-0
- Volkmar Draeger: Wie geht's altes Haus? - Ruheplatz für Politiker, Künstler und Wissenschaftler - Seiten 151-155. Neues Deutschland Verlag und Druckerei, Berlin 2006; ISBN 3-9807073-7-7
Weblinks
- Commons: Zentralfriedhof Friedrichsfelde – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- Zentralfriedhof Friedrichsfelde
- Sozialistenfriedhof
- Ausführliche Beschreibung der Gedenkstätte der Sozialisten
Einzelnachweise
- ↑ Eintrag zu Gedenkstätte der Sozialisten (Obj.-Dok.-Nr. 09040282) in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen
- ↑ Friedel war Vorsitzender des Kuratoriums für das Bestattungswesen und wählte den Zentralfriedhof Friedrichsfelde auch selbst als letzte Ruhestätte. Sein Grab in zentraler Lage in einem Rondell neben dem Julius Rodenbergs wurde 1973 eingeebnet, aber nicht neu belegt.
- ↑ a b c d e f g Joachim Hoffmann: Berlin-Friedrichsfelde...
- ↑ 3 Blätter zur neuen Gedenkstätte der Sozialisten von Herta Hammerbacher
- ↑ Gudrunstraße, Erinnerungsmal an das Revolutionsdenkmal von 1926
- ↑ Wita Noack (Mies van der Rohe Haus) zur Denkmalsgeschichte
- ↑ Etliche Informationen in den Tagesnachrichten des Jahres 2009.
Koordinaten: 52° 30′ 56″ N, 13° 30′ 38″ O