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Chinesische Wollhandkrabbe

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Chinesische Wollhandkrabbe
Systematik
Vorlage:Classis: Krebstiere (Crustaceae)
Vorlage:Ordo: Zehnfußkrebse (Decapoda)
Vorlage:Subordo: Krabben (Brachyura)
Überfamilie: Viereckskrabben (Brachyrhyncha)
Vorlage:Genus: Eriocheir
Vorlage:Species: Chinesische Wollhandkrabbe
(Eriocheir sinensis)

Die Chinesische Wollhandkrabbe (Eriocheir sinensis Milne-Edwards, 1854) ist eine in China beheimatete Krabben-Art. Sie ist aus den Gewässern Chinas im Ballastwasser von Handelsschiffen nach Europa eingeschleppt worden (Neozoon) und wurde zuerst 1912 in der Aller entdeckt. Durch das Graben von Gängen zerstören die Wollhandkrabben Dämme und Uferbauwerke.

Beschreibung

Diese Krabbe bekam ihren Namen, weil die männlichen Tiere einen dichten "Haarpelz" an den Scheren tragen. Ihr Rückenpanzer kann bis 7,5 cm lang werden. Die Gesamtlänge kann bis zu 30 cm betragen. Der Hinterleib ist wie bei allen Krabben nach vorne umgeschlagen.

Auf jeder Körperseite sind vier Beine, die Scheren sind stark ausgeprägt. Die Krabben sind von olivgrüner Farbe mit dunkleren Flecken. Nahrungsgrundlage sind Wasserpflanzen, Insekten, Muscheln, Schnecken und kleinere Fische.

Vorkommen

Wollhandkrabben besiedeln überwiegend Flussläufe. Ihre ursprüngliche Heimat ist Nord-China. Nach Europa wurden diese Tiere Anfang des vorigen Jahrhunderts mit dem Ballastwasser von Handelsschiffen eingeschleppt. 1912 wurde die Wollhandkrabbe erstmals in der Aller nachgewiesen. Zwischenzeitlich verbreiteten sie sich dann auch in unseren Flüssen, insbesondere in Elbe, Ems, Rhein und Weser und ihren Nebengewässern aus. Selbst weit flußaufwärts, etwa in Basel oder Prag, sind schon Wollhandkrabben gefunden worden

Unterschiedliche Salzkonzentrationen, wie sie in den Gezeitenzonen der Flussunterläufe vorkommen, vertragen diese Tiere, im Unterschied zu heimischen Krebsarten, sehr gut. Die Temperaturen in deutschen Flussmündungen entsprechen zudem denen nordchinesischer Gewässer.

Die Wollhandkrabbe ist nicht die einzige Krabbe, die im Süßwasser vorkommen kann. Sie ist auf die Meeres-Mündungsgebiete der Flüsse angewiesen, da dort die Fortpflanzung stattfindet, denn die Larven können nur in Brackwasser überleben. Die jungen Krabben, die sich aus den Larven entwickeln, wandern die Flußläufe hinauf, während sie immer größer werden. Wenn die Krabben ausgewachsen sind, wandern sie wieder flußabwärts zum Meer zurück, um sich fortzupflanzen. Nachdem die Larven geschlüpft sind, sterben die Weibchen, sie pflanzen sich also nur einmal fort.

Verwertung

In der chinesischen Küche sind Wollhandkrabben eine große Delikatesse. Auch in Deutschland finden sich insbesondere zur Wanderzeit der Tiere immer wieder Restaurants, die diese anbieten.

Da derart große Mengen gefangener Wollhandkrabben nicht nur in der Gastronomie verwertet werden können, erfolgt die Krabben-Verwertung auch zur Chitosan-Herstellung und Biogas-Produktion. Chitosan ist ein begehrter Rohstoff, der z. B. in der Abwasserbehandlung, in der Medizin (Nahtmaterial), Landwirtschaft (Saatgutbehandlung) und in der Lebensmittelindustrie eingesetzt wird.

Auch werden Wollhandkrabben als Köder von Anglern eingesetzt.

Schädling

Nach Ansicht vieler Ökologen stellen Wollhandkabben eine ernsthafte Bedrohung unserer heimischen Fischwelt dar. Man nimmt an, daß sie einheimische Krebsarten verdrängen und als Allesfresser in Nahrungskonkurrenz zu vielen Fischarten treten. Uferbauten und Dämme werden durch das Graben von Hohlgängen in Mitleidenschaft gezogen.

Bei Anglern und Fischern sind Wollhandkrabben unbeliebt. Beim Angeln mit Köderfisch auf Grund knabbern diese Tiere binnen kürzester Zeit den Köder vom Haken, ohne das der Angler dies bemerkt. Bei der Reusenfischerei greifen sie gefangene Fische an und fressen sie. Auf ihren Wanderungen im Süßwasser gelangen Wollhandkrabben auch in Fischteiche und fressen dort Zuchtfische.

Bekämpfung

Die einzigen natürlichen Feinde der Wollhandkrabbe sind die Möwen die jedoch der ungehemmten Vermehrung keinen Einhalt gebieten können.

Es wurden Fanggeräte entwickelt und aufgestellt, allerdings mit umstrittenen Nutzen. Während der Wanderungszeiten der Krabben werden von Fischerei-Vereinen große Sammelaktionen durchgeführt, da sie zu diesen Zeiten am einfachsten, vor allem an Staustufen, in großen Mengen gefangen werden und einer Verwertung zugeführt werden können.

Bekämpfungsmaßnahmen brachten bisher nur Teilerfolge