ETH Zürich


Die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, kurz ETHZ, ist eine Hochschule in Zürich in der Schweiz. In der deutschsprachigen Schweiz wird sie kurz ETH oder Poly genannt.
Die ETH Zürich ist eingebunden in den ETH-Bereich, der die Technischen Hochschulen in Zürich und Lausanne und weitere vier Forschungsanstalten umfasst. Mehr als 12.000 Studenten und 7.500 Mitarbeiter hat die Hochschule heute. Die ETH selbst weist immer darauf hin, dass sie keine Universität, sondern eine technische Hochschule sei.
Die Umstellung der Studiengänge zu Bachelor und Master wurde abgeschlossen, im WS 04/05 hat der Studiengang Physik als letzter die Umstellung realisiert.
Studienangebot
Gelehrt werden hauptsächlich technische Fächer wie Informationstechnologie und Elektrotechnik, Informatik, Maschinenbau, Geomatik und Planung, Bauingenieurwesen und Materialwissenschaften, aber auch Physik, Chemie, Mathematik, Architektur, Umweltnaturwissenschaften, Erdwissenschaften, Biologie, Agrarwissenschaften, Lebensmittelwissenschaften, Forstwissenschaften, Sport, Pharmazie und Militärwissenschaften.
Geschichte
Die ETHZ wurde 1854 von der Schweizerischen Eidgenossenschaft als Polytechnikum gegründet und 1855 in Zürich eröffnet. Zürich gewann das Rennen um den Standort dieser allerersten Bundesschule des damals jungen Bundesstaates.
Die fortschreitende Schweizer Industrialisierung war schwerpunktmäßig im Kanton Zürich und Umgebung beheimatet.
Die Stadt und der Kanton Zürich bauten nach den Plänen von Gottfried Semper für das Polytechnikum ein neues Gebäude, das anfangs auch die bereits bestehende Zürcher Universität aufnehmen musste. Die Universitäten in der Schweiz sind jedoch im Gegensatz zum Poly reine Bildungsanstalten der Kantone und nicht des Bundes, also nicht "eidgenössisch", sondern kantonal.
Das Polytechnikum wuchs rasch, und jedes Jahrzehnt kam ein neues Gebäude dazu: Chemie, Physik, Forstwirtschaft, Maschinen-Labor. Die Zürcher Universität bekam bald in unmittelbarer Nachbarschaft zur ETH ein eigenes Gebäude. Zusätzlich wurde seit den sechziger Jahren auf dem Zürcher Hönggerberg ein Campus aufgebaut.
Der ETH-Hönggerberg-Campus beherbergt heute die Departemente der Materialwissenschaften, Architektur, Bauingenieure, Chemie, Physik und Biologie.
Berühmte Dozenten und Studenten
Berühmte Köpfe haben am Polytechnikum, bzw. ab 1908 an der ETH gelehrt oder studiert.
22 Nobelpreisträger sind mit dem Poly in Verbindung gewesen:
- Wilhelm Conrad Röntgen, Nobelpreis für Physik 1901, studierte an der ETH
- Gustaf Dalén, Nobelpreis für Physik 1912, studierte 1896 ein Jahr lang Maschinenbau an der ETH, unter anderem bei Aurel Stodola.
- Alfred Werner, Nobelpreis für Chemie 1913, war 1892–1893 PD für Chemie
- Richard Willstätter, Nobelpreis für Chemie 1915, war 1905–1912 Ordinarius für allgemeine Chemie
- Fritz Haber, Nobelpreis für Chemie 1918, war Assistent bei ETH-Professor Georg Lunge
- Charles Édouard Guillaume, Nobelpreis für Physik 1920, promovierte an der ETH
- Albert Einstein, Nobelpreis für Physik 1921, studierte und promovierte an der ETH und war 1912–1914 Ordinarius für theoretische Physik
- Peter Debye, Nobelpreis für Chemie 1936, war 1920–1927 Ordinarius für Physik
- Richard Kuhn, Nobelpreis für Chemie 1938, war 1926–1929 Ordinarius für allgemeine und analytische Chemie
- Lavoslav Růžička, Nobelpreis für Chemie 1939, war Assistent bei ETH-Professor Hermann Staudinger und 1929–1957 Ordinarius für allgemeine Chemie
- Otto Stern, Nobelpreis für Physik 1943, war 1913–1915 PD für physikalische Chemie
- Wolfgang Pauli, Nobelpreis für Physik 1945, war 1928–1958 Ordinarius für theoretische Physik
- Tadeus Reichstein, Nobelpreis für Medizin 1950, studierte und promovierte an der ETH, war Assistent der ETH Professoren Hermann Staudinger und Leopold Ruzicka und 1937–1938 Extraordinarius für spezielle organische und physiologische Chemie
- Felix Bloch, Nobelpreis für Physik 1952, studierte 1924–1927 an der ETH
- Hermann Staudinger, Nobelpreis für Chemie 1953, war 1912–1926 Ordinarius für allgemeine Chemie
- Vladimir Prelog, Nobelpreis für Chemie 1975, war Mitarbeiter von ETH-Professor Leopold Ruzicka, 1942–1947 Privatdozent für organische Chemie, 1945 Titularprofessor, 1947–1950 Extraordinarius und 1950–1976 Ordinarius für organische Chemie
- Werner Arber, Nobelpreis für Medizin 1978, studierte 1949–1953 an der ETH
- Heinrich Rohrer, Nobelpreis für Physik 1986, studierte 1951–1955 an der ETH
- Karl Alex Müller, Nobelpreis für Physik 1987, studierte und promovierte 1946–1958 an der ETH
- Georg Bednorz, Nobelpreis für Physik 1987, promovierte an der ETH
- Richard Ernst, Nobelpreis für Chemie 1991, studierte und promovierte an der ETH und war 1972–1976 Extraordinarius und 1976–1998 Ordinarius für physikalische Chemie
- Kurt Wüthrich, Nobelpreis für Chemie 2002, war 1970–1976 PD für Biophysik, 1976–1981 Extraordinarius und 1981-2003 Ordinarius für Biophysik
Weitere berühmte Professoren und Absolventen

- Gottfried Semper (1803–1879), 1855–1871 Professor für Architektur. Erbaute das Opernhaus von Dresden und entwarf des ETH-Hauptgebäude.
- Carl Culmann (1821–1881), 1855–1881 Professor für Ingenieurwissenschaften. Pionier der Eisenkonstruktion und der Wildbachverbauung. Revolutionierte mit seinem Hauptwerk "Die Graphische Statik" (1866) das Bauingenieurwesen.
- Rudolf Clausius (1822–1888), 1855–1867 Professor für Physik. Formulierte den ersten und den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik (1850 bzw. 1857) und prägte den Begriff der „Entropie“.
- Franz Reuleaux (1829–1905), 1856–1864 Professor für Maschinenlehre. Systematisierte mit „Der Construkteur“ (1861) und "Theoretische Kinematik" (1875) den Maschinenbau. War massgeblich an der Entwicklung des Otto-Motors beteiligt.
- Gustave Naville (1848–1929), studierte 1867–1870 Maschinenbau. Pionier der Schweizerischen Maschinen- und Metallindustrie, Gründer der Alusuisse und Promotor der wichtigsten Industrieverbände, Mitglied des Schweizerischen Schulrates.
- Albert Heim (1849–1937), 1873–1911 Professor für Geologie. Theoretiker der Gebirgsbildung und sehr populärer Erforscher der Alpenwelt. Setzte sich u.a. für Tier- und Landschaftsschutz, Feuerbestattung und die Gleichberechtigung der Frauen ein.
- Aurel Stodola (1859–1942), 1892–1929 Professor für Maschinenbau. Weltweit anerkannter Fachmann für Dampf- und Gasturbinen, prägte Generationen von Maschinenbauern und formulierte eine „Weltanschauung vom Standpunkte des Ingenieurs“ (1931).
- Robert Maillart (1872–1940), Absolvent der ETH 1894. Stahlbeton-Konstrukteur, virtuoser Brückenbauer. Pioniercharakter hatten auch die von ihm eingeführten „Pilzdecken“ für Industriebauten.
- Ernst Laur (1871–1964), 1908–1935 Professor für landwirtschaftliche Betriebslehre. Gründer und Direktor des Bauernverbandes (1897), Agrarpolitiker, der durch gezielte Modernisierung die Schweizer Landwirtschaft zu erhalten versuchte.
- Othmar H. Ammann (1879–1965), Absolvent der ETH 1902, arbeitete in den USA an zahlreichen Stahlfachwerkbrücken mit. U.a. Expertentätigkeit beim Bau der Golden Gate Brücke, Bau der Verrazano-Narrows-Hängebrücke in New York.
- Ernst Dübi (1884–1947), Dr. sc. tech. ETH 1912, Generaldirektor der Von Roll Gerlafingen. Schloss mit Gewerkschaftsführer Konrad Ilg das Friedensabkommen von 1937, das der Schweiz weitgehenden Arbeitsfrieden brachte.
- Hermann Weyl (1885–1955), 1913–1930 Professor für höhere Mathematik. Hervorragender Mathematiker auf den Gebieten der Funktionentheorie, der Algebra, der Differentialgeometrie, der Analysis und der Zahlentheorie
- Paul Scherrer (1890–1969), 1920–1960 Professor für Physik. Pionier der Kernphysik, vermittelte die Möglichkeit der Atomenergienutzung einem breiten Publikum. Mitbegründer des CERN in Genf (1954). Das Paul Scherrer Institut PSI ist nach ihm benannt.
- Eduard Imhof (1895–1986), 1925–1965 Professor für Topographie und Kartographie. Stellte die Kartographische Geländedarstellung international auf ein zuvor unerreichtes Niveau und prägte mit seinen Schulatlanten das Weltbild der Schweizerinnen und Schweizer.
- Jakob Ackeret (1898–1981), 1931–1967 Professor für Aerodynamik. Führte die Mach’sche Zahl für Überschallgeschwindigkeiten ein, Schöpfer der relativistischen Raketentheorie und Erfinder des Verstellpropellers.
- Otto Jaag (1900–1978), 1945–1970 Professor für Hydrologie, Abwasserreinigung und Gewässerschutz. Direktor der EAWAG, Gewässerschutzpionier. Der Aufbau von Kläranlagen in der Schweiz geht weitgehend auf seine öffentliche Wirksamkeit zurück.
- Fritz Fischer (1898–1947), 1933–1947 Professor für technische Physik. Erfand an der Abteilung für industrielle Forschung (AfiF) u.a. ein Fernseh-Projektionsverfahren (EIDOPHOR), Gründer der Firma Contraves.
- Carl Gustav Jung (1875–1961), 1933–1941 PD für Psychologie, 1935 Titularprofessor. Begründer der „Analytischen Psychologie“ als Weiterentwicklung der Freudschen Psychoanalyse und Schöpfer des Konzepts der „Archetypen“.
- Jean-Rodolphe de Salis (1901–1996), 1935–1968 Professor für Geschichte in französischer Sprache. Verfasste vielbeachtete Radioberichte zur Weltlage während des Zweiten Weltkriegs und Analysen des Zeitgeschehens, z.B. „Schwierige Schweiz“ (1968).
- Friedrich Traugott Wahlen (1899–1985), 1943–1951 Professor für Pflanzenbau. Experte für Landesversorgung im Zweiten Weltkrieg („Plan Wahlen“), 1949–1958 Direktor der UNO-Ernährungsorganisation FAO, 1959–1965 Bundesrat (BGB).
- Karl Schmid (1907–1974), 1944–1974 Professor für deutsche Sprache und Literatur, Experte für militärische Landesverteidigung, führender Wissenschaftspolitiker, war als liberal-konservativer Intellektueller eine wichtige Stimme, z.B. mit „Unbehagen im Kleinstaat“ (1963).
- Max Frisch (1911–1991), studierte 1936 bis 1940 Architektur an der ETH. Schriftsteller, kritisierte in „Homo Faber“ (1957) die technokratische Selbstverständlichkeit des empfindungsarmen Macher-Ingenieurs.
- Beno Eckmann (*1917), 1948–1984 Professor für Mathematik. Verfasste bahnbrechende Arbeiten in der algebraischen Topologie, der Kategorientheorie und der Gruppentheorie.
- Niklaus Wirth (*1934), 1968–1999 Professor für Computer-Wissenschaften bzw. Informatik. Weltweit anerkannter Pionier des Computerzeitalters, erfand die Programmiersprache PASCAL (1970) und einen der ersten Personal Computer „Lilith“ (1979/80).
- Hans Boesch (1926-2003), 1970 ETH-Adjunkt für Verkehrsplanung, HTL-Tiefbautechniker und Schriftsteller. Beschäftigte sich in zahlreichen Romanen (z.B. „Das Gerüst“, 1960) mit der technischen Zivilisation und ihren Kosten.
- Hermann Burger (1942–1989), 1974–1989 PD für deutsche Sprache und Literatur. Schriftsteller, analysierte in „Die künstliche Mutter“ (1982) unter anderem auch die ETH.
- Paul Feyerabend (1924–1994), 1979–1991 Professor für Philosophie der Wissenschaften. Stellte mit „Against Method“ (1974) das Selbstverständnis des zunehmenden Wissensfortschritts aus postmoderner Perspektive fundamental in Frage.
- Peter Sehr (*1951), deutscher Autorenfilmer
- Eduard Stiefel (1909-1978), 1942 PD für höhere Mathematik, 1943 Ordinarius für das gleiche Lehrgebiet, ab 1953 für angewandte Mathematik, Computerpionier, reaktivierte Konrad Zuses Z4 und baute die ERMETH, die elektronische Rechenmaschine der ETH, einen der ersten Computer Europas.
- Heinz Rutishauser (1918-1970), 1951 PD für Mathematik, 1955 ao. Prof für das gleiche Lehrgebiet, 1962 o. Prof für Computer-Wissenschaft. Computer-Pionier.
- Adolf Muschg (*1934), seit 1970 Professor für deutsche Sprache und Literatur. Schriftsteller.
- Jacques Herzog (*1950), Architekt (Diplom 1975), Mitbegründer des international bekannten Architekturbüros Herzog & de Meuron, Basel.
- Pierre De Meuron (*1950), Architekt (Diplom 1975), Mitbegründer des international bekannten Architekturbüros Herzog & de Meuron, Basel.
- John von Neumann (1903-1957) studierte Chemie an der ETH, Computer-Pionier.
Statistik
An der ETH entstehen jährlich mehr als 500 Dissertationen und über 1250 Diplome. Die ETH-Bibliothek Zürich ist mit ihren ca. 6 Mio. Objekten zugleich die größte Bibliothek der Schweiz.
An der ETH Zürich werden für ein Diplom-Studium 580.- CHF/Semester Schulgeld sowie 57.- CHF/Semester Semesterbeiträge erhoben, dazu diverse einmalige Gebühren.
Weblinks
- ETH Zürich
- ETHistory 1855-2005 - Zeitreisen durch 150 Jahre Hochschulgeschichte. Eine Web-Ausstellung des Instituts für Geschichte der ETH Zürich.
- Verband der Studierenden an der ETH Zürich
- Verband der ehemaligen Studierenden (Alumni) der ETH Zürich
Fachvereine an der ETHZ:
- Akademischer Maschinen- und Elektro-Ingenieur-Verein Wikipedia Artikel
- Akademischer Ingenieurverein
- Akademischer Maschinen- und Elektroingenieurverein
- Akademischer Verein der Pharmaziestudierenden
- Fachverein der Architekturstudenten
- Fachverein der Erdwissenschaftler
- Geomatik & Umwelt-Ingenieurverein
- Studierende der Materialwissenschaften
- Fachvorstand der Turn- und Sportlehrerstudenten
- Umwelt- und Forstfachverein
- Vereinigung der ChemieStudierenden
- Verein der Biologiestudenten
- Verein der Ingenieur-Agronomen und Lebensmittel-Ingenieure
- Verein der Informatikstudierenden
- Verein der Mathematiker und Physiker