Zum Inhalt springen

Schloss Untermerzbach

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 15. Oktober 2010 um 01:00 Uhr durch Nassauer27 (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Das Schloss auf der barocken Terrasse
Der Eingang in den Schlosspark
Ansicht aus dem Schlosspark

Das Schloss Untermerzbach liegt auf einem Hügel über dem alten Dorfkern von Untermerzbach im Landkreis Haßberge in Unterfranken. Der ehemalige Adelssitz gehört seit 1922 der apostolischen Gesellschaft der Pallottiner, die hier bis 2009 ein Noviziat und eine philosophische Hochschule unterhielten. Seit dem wird das Schloß nicht mehr genutzt und steht zum Verkauf.

Geschichte

Wahrscheinlich lag bereits die hochmittelalterliche Burg der Herren von Merzbach auf dem Schlosshügel über dem Dorf. Nach dem Aussterben dieses Geschlechtes im 13. oder 14. Jahrhundert kam die Herrschaft im Erbgang an die Familie von Rotenhan. Der heutige Schlossbau soll im Kern auf Kunz II. zurückgehen. Eine Sandsteinplatte mit dem Ehewappen Rotenhan-Altenstein am Nordturm nennt als Baudatum das Jahr 1534.

Unter Karl Alexander (1710−1777) wurde die Merzbacher Linie in den Grafenstand erhoben. Um sich von der „nur freiherrlichen“ Verwandtschaft zu distanzieren, fügten die Grafen ihrem Namen ein zweites „t“ hinzu und nannten sich fortan Grafen von Rottenhan. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erfolgte der Umbau des alten Schlosses zum repräsentativen frühklassizistischen Landsitz. 1886 starb mit Maximilian von Rottenhan der letzte Vertreter der gräflichen Linie. 1922 erwarben die Pallottiner den Besitz und fügten dem Bestand noch einige Anbauten und Nebengebäude (ehemals Hochschule, seit den 80er Jahren Gästetrakt inklusive Tagungs-/Seminarräumlichkeiten und eine 2009 profanierte Kirche) hinzu. Mit dem Umzug der Pallottiner und ihr Noviziat in das österreichische Salzburg werden sämtliche Anlagen und Gebäude derzeit nicht mehr genutzt und sind der Öffentlichkeit nur noch bedingt zugänglich.

Beschreibung

Das rechteckige Schlossgebäude mit seinen sechs Fensterachsen an der Längsseite wird von zwei schräg gestellten, viergeschossigen Ecktürmen flankiert. Die Außengliederung ist schlicht gehalten, nur unter dem obersten Turmgeschossen verläuft ein einfaches Gurtgesims. Die schiefergedeckten Mansarddächer auf dem Hauptbau und den beiden Türmen werden von zahlreichen Dachgauben unterbrochen. Das Innere ist durch die Umnutzung stark verändert. Interessant ist insbesondere der große Saal im Erdgeschoß mit weitläufigen Flügeltüren (von den Pallottinern vor dem Bau der Kirche neben dem Schloß als Kapelle genutzt und in den 60er Jahren zu einem Speisesaal umgebaut) und einem repräsentativen Saal im ersten Geschoss, der Reste einer aufwendigen Stuckatierung an Decke und Wänden aufweist. Alle weiteren Räume wurden durch mehrfache Umbauten (zuletzt in den 90er Jahren) der Nutzung als Noviziat angepasst; große Räumlichkeiten wurden in kleinere Wohnräume, Appartements, Büros und Schulungsräumen umgewandelt. Ursprünglich vorhanden ist noch eine über mehrere Stockwerke erbaute Innentreppe aus Holz. Unter dem Erdgeschoß befinden sich noch diverse Wirtschaftsräume und der Zugang zu einem alten Kellergewölbe. Unter dem Putz verbergen sich sicherlich noch größere Reste des alten Schlosses aus dem 16. Jahrhundert.

Die repräsentative Wirkung des Anwesens beruht hauptsächlich auf seiner erhöhten Lage über dem Dorf, die durch eine prächtige frühklassizistische Terrassen- und Treppenanlage ausgeglichen wird. Die erste Terrasse ist über eine zweiflügelige Treppe und ein Podest erreichbar. Von hier aus führen zwei weitere Treppenläufe zur oberen Schlossterrasse, die wie die gesamte Treppenanlage durch Balusterbrüstungen mit aufgesetzten Vasen geschmückt ist.

Das Schloss ist von weitläufigen, ummauerten Parkanlagen umgeben, die durch ein aufwändiges, schmiedeeisernes Portal bedingt zugänglich sind. Im Park selber existieren noch zwei unterirdische Lagerräume; einer der Lagerräume hat - alten Unterlagen zufolge - einen Zugang zu einem verschütteten Keller im Schloss. Beide Lagerräume sind wegen Einsturzgefahr gesperrt.

Literatur

  • Die Kunstdenkmäler des Königreiches Bayern, III,15, Bezirksamt Ebern. Nachdruck München 1983. München 1916, ISBN 3-486-50469-X

Koordinaten: 50° 7′ 29,1″ N, 10° 51′ 17,1″ O