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Rittertum

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Der Begriff Rittertum umfasst die Lebensweise, die Weltansicht und den Ehrenkodex der europäischen Ritterschaft des Mittelalters, die auf den gesamten Adel ausstrahlte.

Während des Hochmittelalters hatte sich in den west- und mitteleuropäischen Reichen der zum niederen Adel gehörende Ritterstand gebildet, der aus bewaffneten Vasallen des Hochadels bestand. Innerhalb dieses kriegerischen Dienstadels kamen bald eine spezifisch ritterliche Lebensweise und ein Verhaltenskodex auf, die im ausgehenden Hochmittelalter auf den gesamten restlichen Adel Einfluss hatten. Zunächst war diese ritterliche Lebensweise in den jeweiligen europäischen Reichen anders ausgeprägt, doch wurde dies während der Kreuzzüge ausgeglichen.

Die Kreuzzüge führten zur Herausbildung gemeinsamer ritterlicher Ideale in den christlichen europäischen Reichen, die stärker als zuvor vom Glauben durchdrungen waren. Dies äußerte sich besonders in der Gründung der geistlichen Ritterorden, die Adelige aus den verschiedensten Reichen aufnahmen. Zum Rittertum gehörten auch kriegerische Ideale, die das Legen eines Hinterhaltes verachteten und stets einen Frontalangriff auf Gegner verlangten. Diese ritterlichen Vorstellungen führten im Spätmittelalter zu mehreren Niederlagen von Ritterheeren gegen ausschließlich zu Fuß kämpfende Heere.

Nicht nur Edelleute des niederen Adels, sondern auch Hochadlige und Könige wurden zu Rittern erhoben, später auch nichtadlige Stadtbürger. Nicht Ritter zu sein, galt vom 13. Jahrhundert an im ganzen Adel als Mangel. Aus diesem Grunde sagte der Rittertitel alleine kaum etwas über den Rang innerhalb der Oberschicht aus. Das Rittertum war zu einer Verhaltensnorm und einem Ideal geworden: Das Ideal des edlen Ritters als Beschützer der Schwachen und Kämpfer gegen die "Ungläubigen". An den Fürstenhöfen Frankreichs und der Niederlande bildete sich eine differenzierte ritterlich-höfische Kultur aus, die als erste Laienkultur des europ. Mittelalters gilt und sich auch bald auf die übrigen Gebiete Europas ausweitete.

Somit umfasste das Rittertum seit dem Spätmittelalter nicht nur den eigentlichen Ritterstand, sondern die Lebensweise des gesamten christlich-europäischen Adels. Ein wichtiger Ausdruck dieser ritterlichen Lebensweise war das Turnier, das seit dem 12. Jahrhundert beim Adel äußerst beliebt war. Das Turnier diente nicht nur der Unterhaltung, sondern auch der Übung für den Krieg. Mittelalterliche Schlachten, die nach ritterlichem Kodex ausgetragen wurden, glichen eher einem großen Turnier und forderten vergleichsweise wenig Todesopfer. Die ritterlich kämpfenden Adeligen waren eher darauf bedacht, ihre Gegner gefangen zu nehmen um sie gegen ein Lösegeld in die Freiheit zu entlassen. Seit dem Aufkommen von Feuerwaffen und schwerer Infanterie verlor die vom Rittertum geprägte Kampfweise ihren Nutzen. Trotzdem hielt die Kavallerie der frühen Neuzeit an den alten Idealen fest, auch wenn sie selbst auf Feuerwaffen zurückgriff. Auch die ersten Kampfpiloten des Ersten Weltkriegs, bei denen es sich zumeist um ehemalige Kavalleristen handelte, griffen in ihren auf Fairness und Ehrenhaftigkeit bedachten Zweikämpfen am Himmel die ritterliche Vorstellungswelt auf.