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Digitales Vergessen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Das digitale Vergessen beschreibt eine Situation, die eintreten kann, wenn Personengruppen sich zu sehr auf digitale Medien verlassen.

Einführung in die Problematik

Um das digitale Vergessen zu verstehen, muss man zunächst die Natur der Computertechnik verstehen.

Ein Computer speichert Informationen digital heutzutage auf magnetischen oder optischen Datenträgern (Disketten, Festplatten, CD-ROM, DVD).

Allerdings unterscheiden sich die Speicherformate (Datenträger und Dateiformate) von Betriebssystem zu Betriebssystem oder gar von einer Programm Version zur nächsten, so stark von einander, dass man die Dateien aus einer älteren Version nicht mehr in einer aktuellen lesen kann. Eine zusätzliche Schwierigkeit bringt die begrenzte Lebensdauer von Datenträgern mit sich.

Lebensdauern einiger Datenträger
Medium Erwartete Lebensdauer laut Hersteller
In Klammern die tatsächlich nutzbare Zeit
Steintafeln und Steinmalerrein mehrere tausend Jahre
Bücher aus säurefreien Papier und Tinte mehrere hundert Jahre
Filme auf Zelloloid mehrere hundert Jahre
Herkömmliche Bücher (100-200 Jahre)
CD-ROM / DVD 50 - 200 Jahre (zum Teil weniger als 5 Jahre)
Zeitungspapier 10 - 20 Jahre
Disketten (5 - 10 Jahre)
QIC80 Magnetbänder (1 - 3 Jahre)

Um sich die Haltbarkeit von Dateiformaten vor Augen zu führen, braucht man sich nur anzuschauen, in welchen Zeitabständen neue Versionen der verwendeten Software auf den Markt kommen.

So ist es heutzutage nur noch mit Komplikationen möglich, Dateien aus einer z.B. alten Microsoft-Word-Version zu öffnen.

Dateien, die auf heute nur noch als gebraucht erhältlichen Computern, und dort noch dazu in einem seltenen Dateiformat, geschrieben wurden, wird man wohl als Verlust verzeichnen können.

Wenn sich nun also eine Gesellschaft dazu entschließt, alle Informationen über sich ausschließlich auf diese Art zu 'sichern', werden diese Informationen schnell verschwinden: ein digitales Vergessen findet statt.

Praktische Beispiele

Casio brachte, zusammen mit seinen ersten digitalen Fotoapparat, ein eigenes Dateiformat auf den Markt (.CAM). Für diese Dateiformat bietet Casio keine Software für Microsoft Windows XP mehr an. Zwar basiert dieses Dateiformat auf dem weit verbreiteten JPEG-Dateiformat, dennoch gab es hier einige Funktionen, die nicht mehr auslesbar sind.

Ein weit prominenteres Beispiel sind die beiden Voyager-Sonden der NASA. Die NASA speicherte anfangs alle empfangenen Informationen auf großen Magnetbändern. Im Zuge der Neustrukturierung der Abteilungen und Verbesserungen der Computer wurden die alten Computer ausgemustert, und so blieben nur die Magnetbänder erhalten. Doch selbst die Tatsache das inzwischen Ersatz für die ausgemusterten Großrechner angeschafft wurde, hilft nur bedingt. Die Magnetbänder zeigen inzwischen erste Auflösungserscheinungen und sind so zum Teil bereits unbrauchbar geworden.

Wissenschaftler haben entdeckt, dass die organische Schicht die in beschreibbaren DVDs und CD-ROMs dazu dient, die Daten zu speichern und den Laser zu reflektieren leichter Schaden erleiden kann als erwartet. Nicht nur das diese Schicht leicht zerkratzen kann, es hat sich herausgestellt, dass ein tropischer Pilz diese Schicht bevorzugt verzehrt. Die Verbreitung dieses Pilzes ist auf eben solchen Datenträgeren, nach Norden, schon bis zum Bodensee nachgewiesen worden.

Die Zukunft

Immer mehr Menschen schwenken von der analogen Fotografie auf die Digitalfotografie um, ohne sich Gedanken über die Archivierung der erzeugten Bilder zu machen. Nicht nur Fotos, sondern Dokumente aller Art werden heutzutage digital gespeichert. So wird das digitale Vergessen in naher Zukunft eine große Problematik darstellen, sowohl im kommerziellen als auch privaten Bereich.