Zum Inhalt springen

Uerdinger Schienenbus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. Juli 2005 um 22:30 Uhr durch Blauerflummi (Diskussion | Beiträge) ([[Deutsche Bahn AG]]). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Schienenbus auf der Hafenbahn am Mainufer in Frankfurt
Historischer Schienenbus im Eisenbahnmuseum Dahlhausen

Schienenbus ist die umgangssprachliche Bezeichnung dieselbetriebener, zweiachsiger Triebwagen in Leichtbauweise. Insbesondere die VT 95 (spätere Baureihe 795) und VT 98 (spätere Baureihe 798), der früheren Deutschen Bundesbahn sind mit diesem Begriff fest verbunden.

Der Schienenbus kam insbesondere auf Nebenstrecken im gesamten Netz der DB zum Einsatz, bei denen der bisherige Betrieb mit Dampflokomotiven sehr unwirtschaftlich geworden war. In den 1960er- und 1970er Jahren war er das meistverwendete Fahrzeug auf Nebenstrecken und bei den Fahrgästen im allgemeinen sehr beliebt. Die Fahrzeuge wurden liebevoll wegen der Fahrgeräusche "Rote Brummer" genannt.

Die Einrichtung war sehr einfach und ähnelte einem Autobus (daher der Name): ein Großraumwagen, in dem sich auch der Lokführer befand; je nach Fahrtrichtung umklappbare Sitze, einfache Beleuchtung mit Glühbirnen ohne weiteren Leuchtenkörper. Bis auf wenige Ausnahmen waren alle Schienenbusse dunkelrot lackiert.

Die Schienenbusse wurden von der Waggonfabrik Uerdingen und in einer Variante von MAN produziert, die Motoren (die meisten Schienenbusse waren zweimotorig) stammten meist von Büssing. Ihre Motorleistung betrug zwischen 96 und (2x) 111 kW, die Höchstgeschwindigkeit betrug 90 km/h – was auf den Nebenstrecken aber nur selten ausgefahren werden konnte.

Deutsche Bundesbahn

Die Deutsche Bundesbahn stellte 1950 zwölf Prototypen in insgesamt drei verschiedenen Ausführungen in Dienst; daraus wurden die Serienfahrzeuge entwickelt. Gebaut wurden 584 einmotorige Motorwagen der Baureihe VT 95 einschließlich den Prototypen sowie 332 zweimotorige Motorwagen der Baureihe VT 98.

Acht Motorwagen wurden als Zahnradtriebwagen ausgeführt und als Baureihe VT 97 eingeordnet. Diese verkehrten auf der Zahnradbahn Honau-Lichtenstein (Schwäbische Alb) und PassauWegscheid. Nach Aufgabe der Zahnradstrecken wurde der Zahnradantrieb ausgebaut

In Dienst gestellt wurden zu den Motorwagen viele Steuerwagen und Beiwagen. Der Uerdinger Schienenbus ist somit die meistgebaute Triebwagenbauserie in Deutschland überhaupt. Neben der Waggonfabrik Uerdingen, die das Fahrzeug für die DB entwickelt hatte, waren an der Serienlieferung wegen der enormen Stückzahlen noch weitere Hersteller beteiligt.

Die letzten Ausmusterungen im Liniendienst der DB erfolgten 2000 im Bahnbetriebswerk Tübingen bei den zweimotorigen VT98 nachdem die einmotorigen VT95 bereits bis 1980 außer Dienst gestellt worden waren. Mehrere Schienenbusse wurden zu Bahndienstfahrzeugen umgebaut, auf der Mittelschwabenbahn ist an Werktagen ein Schienenbus im Auftrag der DB Regio Bayerisch-Schwaben unterwegs, welcher im mintgrünen Farbschema der Bundesbahn lackiert wurde und auch heute noch so unterwegs ist. Diese Garnitur wird auch Ulmer Spatz genannt.

Weitere sind heute noch bei manchen Privatbahnen (bspw. der PEG) und Museumsbahnen im Einsatz.

Deutsche Reichsbahn der DDR

Die Deutsche Reichsbahn der DDR beschaffte in großen Stückzahlen einen eigenen Schienenbus (spätere Baureihe 771). Ein Verkauf von Schienenbussen der Deutschen Bundesbahn scheiterte.

Die LVT, auch Ferkeltaxi genannt, verschwanden 2004 aus dem regulären Betrieb. Die BSW-Gruppe Hof wollte einige dieser Fahrzeuge von der Deutschen Bahn AG erwerben, doch die lies die Fahrzeuge unverständlicher Weise lieber verschrotten, so blieben nur wenige erhalten.

Deutsche Privatbahnen

MAN stellte bis 1960 für Privatbahnen eine Variante her. Diese hat einen anderen Radstand (9 m), eine höhere Sitzplatzkapazität (66 Plätze) sowie andere Aufbauten. Abnehmer waren zum Beispiel die AKN Eisenbahn AG und die Hohenzollerische Landesbahn AG (HzL). Gebaut wurden 39 Triebwagen, 18 Steuerwagen und 3 Beiwagen. Die Fahrzeuge sind teilweise noch im Einsatz.

Viele Privatbahnen haben gebrauchte Uerdinger Schienenbusse der DB angeschafft. Die Hersfelder Kreisbahn erwarb Neufahrzeuge, darunter eine dreiteilige Garnitur mit Faltenbalg-Wagenübergängen.

In den 1990er Jahren wurde die Idee des Schienenbusses wieder aufgegriffen. Die Deutsche Bahn AG beschaffte für Nebenstrecken die zweiachsigen Doppelstocktriebwagen der Baureihe 670, denen allerdings kein Erfolg beschieden war. Sie wurden auch als moderne oder Doppelstock-Schienenbusse bezeichnet. Die drei Exemplare fahren auch heute noch, wenn auch nicht bei der DB, sondern für die PEG.

Export

Schienenbusse konnten auch exportiert werden: Die CFL kaufte zehn Motorwagen mit Beiwagen des Prototyps. Eine Garnitur ist als Museumsfahrzeug erhalten geblieben.

Auch nach Österreich konnten Schienenbusse verkauft werden: Die ÖBB stellte Schienenbusse in Dienst. Triebwagen wurden auch von der Montafonerbahn BludenzSchruns sowie von der Graz-Köflacher Eisenbahn beschafft. Diese Fahrzeuge wurden in Lizenz durch Simmering-Graz-Pauker und den Jenbacher Werken gebaut.

Weitere Fahrzeuge konnen nach Jugoslawien und nach Spanien geliefert werden. Bei der Deutschen Bahn ausgemusterte Fahrzeuge wurden an die TCDD in die Türkei verkauft werden.

Modelleisenbahn

Jeder große Hersteller hat Modelle in allen üblichen Maßstäben im Angebot.

Literatur

Die Schienenbusse der DB – VT 95/98. EK Verlag


Vorlage:Navigationsleiste Deutsche Verbrennungmotor-Triebwagen