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Frakturschrift

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Fraktur ist die früher in Mitteleuropa übliche Schreib- und Druckschrift der lateinischen Buchstaben mit gebrochenen Linien. Beispiel einer Frakturschrift:

Geschichte

Die Entwicklung der Druckschriften begann mit der Erfindung des Buchdruckes mit beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg im 15. Jahrhundert. Dabei waren zunächst die reich verzierten klösterlichen Handschriften des Mittelalters Vorbild, aus denen sich zusammen mit Einflüssen der Gotik die Frakturschriften entwickelten. Die Antiqua, die sich im romanischen Sprachraum zum Schriftstandard entwickelte, hatte dagegen die im antiken Rom verwendeten Schriftzeichen zum Vorbild. Im deutschen Kulturraum blieb die Fraktur bis ins 20. Jahrhundert hinein die vorherrschende Schrift für deutsche Texte, wohingegen die Antiqua vor allem für lateinische Texte verwendet wurde. Daher wurde und wird die Fraktur oft ungenau auch als "Deutsche Schrift" bezeichnet, diese Bezeichnung entstand im Italien des 15. Jahrhunderts als lettera tedesca.

Je nach vorherrschender Stilepoche und dem damit einhergehenden Stilempfinden schwankte auch die Beliebtheit von Fraktur und Antiqua im Laufe der Jahrhunderte. Eine letzte Renaissance erlebte die Fraktur in Deutschland zwischen 1920 und 1940. Unter den Nazis wurde die Verwendung der Schriften politisiert. Zunächst wurde die Fraktur als "deutsche" Schrift gegenüber der "nichtarischen" Antiqua bevorzugt. Mitten im Zweiten Weltkrieg änderten die Nazis jedoch ihre Ansicht radikal. In einem Rundschreiben an alle Behörden vom 3. Januar 1941, gezeichnet von Martin Bormann, wurde der weitere Gebrauch der Fraktur als "Schwabacher Judenlettern" in Urkunden und Druckerzeugnissen zugunsten der Antiqua als künftiger deutscher Normalschrift untersagt. Über die Motive für diesen radikalen Sinneswandel gibt es nur Mutmaßungen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es keine ernsthaften Bestrebungen mehr, die Fraktur als Alltagsschrift wiederzubeleben, da sich die Antiqua weltweit und nicht zuletzt bei den Besatzungsmächten als Standard für die lateinische Schrift durchgesetzt hatte. Heute wird die Fraktur nur noch für Spezialzwecke eingesetzt.

Alte Schriften als Schreibschrift: Sütterlin, Kurrent-Schrift, Kanzlei-Kurrent

siehe auch: Der Antiqua-Fraktur-Streit, Deutsche Schrift

siehe auch: Bund für deutsche Schrift und Sprache e.V. * http://www.BfdS.de