Kupferstich
Der Kupferstich gehört zu den grafischen Tiefdruckverfahren. Beim Kupferstich wird das zu druckende Bild mit einem Grabstichel spanabhebend in eine Kupferplatte "gegraben". Die dabei entstandenen "Gräben" nehmen die Farbe auf.
Geschichte des Kupferstichs
Der Französische Begriff Gravure enthüllt die Herkunft des Kupferstichs. Ursprünglich wurden im Waffen- und Silberschmiedehandwerk Verzierungen damit übertragen und archiviert, da man erkannte, daß man ein spiegelverkehrtes Abbild der Gravur bekam, indem man Farbe in die Vertiefungen rieb und mit einem angefeuchteten Papier wieder aus den Vertiefungen zog. Auf diese Weise konnte man das Muster auch auf andere Objekte übertragen.
Die Technik ist seit etwa 1420 bekannt und handwerklich ebenso anspruchsvoll wie langwierig.
Mit dem Aufkommen des Buchdrucks benutzte man diese Technik als Möglichkeit Bilder in hohen Auflagen verbreiten zu können. Erst die Weiterentwicklung des Holzschnitts zum Holzstich durch Thomas Bewick gegen Ende des 18. Jahrhunderts löste den Kupferstich als vorrangige Reproduktionstechnik ab.
Die Technik des Kupferstichs
Die Oberfläche einer 1 bis 3 Millimeter starken Kupferplatte wird vor der Gravur sorgfältig geschliffen, glatt poliert und anschließend entweder mit einer dünnen Firnis-, Kreide, Ruß- oder Wachsschicht überzogen. Auf diese vorbereitete Fläche wird die seitenverkehrte Zeichnung übertragen und mit einer Grabstichel Linie für Linie in das Metall eingeschnitten. Die beiderseits der Linie entstehenden Grate werden (im Unterschied zur Kaltnadeltechnik) entfernt. Die erwärmte Platte wird eingefärbt, wobei durch die Erwärmung die Druckerschwärze bis in die feinsten Linien dringt und anschließend wieder gesäubert, so daß nur noch in den Linien Farbe zurückbleibt. Schließlich erfolgt der Druck mit einer Presse, indem das angefeuchtete Papier die Farbe aus den Vertiefungen aufnimmt.
Da größere Flächen nicht aus der Metallplatte herausgestochen werden können - wie etwa beim Holzschnitt - müssen zahlreiche, dicht beisammenstehende Linien eine flächenähnliche Wirkung erzielen. Während der harte Kontrast zwischen Hell und Dunkel ein typisches Merkmal des Holzschnitts ist, erlaubt der Kupferstich durch die Feinheit der Striche, durch die fließende Übergänge möglich sind, eine differenzierte Wiedergabe des Dargestellten. Damit ist ein Detailreichtum möglich, der - verglichen zum Holzschnitt - eine größere Formenvielfalt erlaubt.
Die Technik ist sehr arbeitsaufwendig. Für das berühmte Blatt "Ritter, Tod und Teufel" benötigte Albrecht Dürer mehr als ein Vierteljahr
Kupferstich in der Kunst
Der Kupferstich ist wahrscheinlich um 1430 im oberdeutschen Raum entstanden. Anders als der Holzschnitt entwickelte sich der Kupferstich unabhängig vom Buch, da sich sein Tiefdruckverfahren zu dieser Zeit nur schwer mit dem Hochdruck der Buchstaben entwickeln ließ.
Die ersten Kupferstecher gingen nahezu ausnahmslos aus dem Kreis der Golschmiede hervor, wahrscheinlich weil diese ihre Arbeitsvorgänge über Papierabzüge kontrollierten und dokumentierten.
Die meisten frühen Kupferstiche sind Kopien anderer Kunstwerke, wie etwa Gemälde und Skulpturen. Die kunsthistorische Bedeutsamkeit ist deshalb auch darin zu sehen, daß mit dem einfach zu reproduzierenden Kupferstich Bildideen und Bildmotive rasch im europäischen Raum Verbreitung fanden. Dürer schuf eine Reihe bemerkenswerter Stahlstiche für Bibelillustrationen. Später ging man dazu über Kupferplatten zu verwenden, da deren Bearbeitung deutlich einfacher war.
Die Blütezeit erlebte der Kupferstich im Barock. Peter Paul Rubens beschäftigte eine große Anzahl Kupferstecher, die Kopien seiner Gemälde anfertigten. Diese wurden zu Katalogen gebunden und in ganz Europa vertrieben, um für seine Werkstatt zu werben. Weitere bedeutende Kupferstecher waren Martin Schongauer, Dürer, Lucas van Leyden, Marcantonio Raimondi, Jost Amman, Rembrandt, Matthias Merian, Christoff Weigel, Daniel Chodowiecki, Francisco Goya und Käthe Kollwitz.
Erkennungsmerkmale eines Kupferstichs
Neben den allgemeinen Erkennungsmerkmalen des Tiefdrucks weist der Kupferstich folgende Merkmale auf:
- Keine Tonabstufungen, sondern nur Punkte und Linie
- Parallelität der Strichführung, Schraffursysteme (während beispielsweise die Radierung frei in der Linienführung ist)
- unter der Lupe ist erkennbar, daß der Strich in einer haarfeinen Linie beginnt, anschwillt und wieder in einer feinen Linie endet (sogenannte Taille oder schwellende Linie)
- der Strich hat glatte Ränder (und unterscheidet sich dadurch vom Strich in der Radierung, der rauhe Ränder hat)
- der Strich zeigt keine Verschattungen (wie beispielsweise bei der Kaltnadeltechnik
Kupferstich in der Sprache
Aus diesem Metier stammen auch die Sprichworte "Mein lieber Freund und Kupferstecher" und der Begriff abkupfern
Literatur
- Walter Koschatzky; Die Kunst der Graphik, München 1977
- Lothar Lang; Der Graphiksammler, Berlin 1979