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Jawor

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Jauer (polnisch Jawor), Kreisstadt in der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien mit 26.500 Einwohnern (1995). Bis 1945 war Jauer Hauptstadt des gleichnamigen Landkreises im preußischen Regierungsbezirk Liegnitz der Provinz Niederschlesien und zählte 1939 13 662 Einwohner.

Geschichte

Der Name der Stadt in der heutigen polnischen und gleichzeitig der alten deutschen Schreibweise erscheint in den Dokumenten bereits im 12. Jahrhundert (12.4.1177) und ist slawischen Ursprungs (polnisch jawor - Ahornbaum).

Das Gebiet war bereits vor dem Jahr 1000 bewohnt, welches durch die vielen Urnenfunde in der Stadt und im benachbarten Dorf Altjauer (Stary Jawor) bezeugt wird. Das genaue Datum für die Gründung Jauers nach dem Magdeburger Recht ist unbekannt, man weiß jedoch, daß Jauer in der Zeit der Mongoleninvasion einen eigenen Pfarrer besaß, denn Pfarrer Valentinus aus Jauer tritt im Jahre 1242 als Zeuge einer Schenkungsurkunde für das Trebnitzer Kloster auf. Dieses alte Jauer ist eine Stadt der Handwerker und Ackerbürger und Erholungsort für Kauf-und Fuhrleute, denn die Stadt liegt neben wichtigen Handels- und Militärstraßen aus Breslau, Striegau, Goldberg und Löwenberg, die sich hier begegnen und vor allem an der wichtigen Handelsroute zwischen Polen, Schlesien und Sachsen.

Zum Range der Haupt- und Residenzstadt eines unabhängigen piastischen Herzogtums im Jahre 1278 erhöht, gewann Jauer größere Bedeutung, da es zum Sitz eines herzoglichen Vogts wurde, der im Schloß, genannt "hus", residierte. Der Rang einer Hauptstadt verhalf Jauer zu vielen neuen Privilegien, aber eine fürstliche Residenz ist Jauer trotz des Titels der Herzöge "Herr vom Jawor" nie gewesen. Am nächsten der Stadt verbunden war Heinrich I."der Jauersche" (1301-1346), der aber in Jauer nur selten verweilte, da er die Städte am Bober-Hirschberg, Bunzlau und Löwenberg ,überaus liebte und von dort zahlreiche Reisen in die benachbarte Lausitz unternahm.Er förderte aber seine Hauptstadt und brauchte außerdem immer Geld; um es zu bekommen,verlieh er der Stadt (gegen klingende Münze)viele Privilegien: so bekam Jauer 1326 sog.Meilenrecht, welches u.a.Brot-Handwerkausübungs- und Bierbräumonopol innerhalb dieser Meßeinheit (35 Dörfer in der Umgebung der Stadt) mit sich führte, und erwarb 1329 das Privileg des freien Salzhandels und eigene hohe und niedrige Gerichtsbarkeit. 1368 starb Bolko II.gen.der Kleine,letzter piastischer Herzog von Schweidnitz-Jauer und die beiden Fürstentümer gerieten als zweites (nach Breslau) schlesisches Gebiet und sog.Erbländer unter die Herrschaft der böhmischen Krone.Bolkos Witwe Agnes von Habsburg (gest.1392) erhielt jedoch lebenslanges Nutznießungsrecht auf die beiden Fürstentümer, die als Aussteuer der Prinzessin Anna von Jauer ,Gemahlin des Kaisers Karl IV.gedacht waren.König Wenzel IV.,Karls und Annas Sohn,trat daher sein schlesisches Erbe erst nach Agnes´Tode an.Agnes liebte und förderte die Stadt sehr (1371 verlieh sie der Stadt das Recht, silberne Münze zu schlagen). Sie verweilte dort gerne und besaß in J. ein bis heute erhaltenes Haus.Sie schützte die Juden, deren Viertel schon im Jahre 1356 erwähnt wird. Jauer wird nun endlich zur "Residenz",denn der königliche Landeshauptmann des Herzogtums Schweidnitz-Jauer bezieht das Schloss und residiert dort bis 1741. Wichtige Jahreszahlen in späterer Geschichte Jauers

  • 1404-die Stadt erhält das Recht,außer dem seit 1439 existierenden Donnerstagsmarkt den Samstagsmarkt abzuhalten.Dieser war dem Getreidehandel gewidmet und überlebte bis 1939.
  • 1428-Hussitenverbände überfallen das Fürstentum und verwüsten die unmittelbare Umgebung Jauers.Die Stadt bleibt verschont.
  • 1434-gemeinsamer Kampf von Jauer,Breslau und Schweidnitz gegen die Hussiten, die aus den Gebieten dieser Herzogtümer verjagt werden.
  • 1434-35-die Raubritter machen die Gegend unsicher (besonders der berüchtigte Hans von Tschirnhaus auf Burg Nimmersatt). Die beiden Fürstentümer stellen eine gemeinsame Armee von 400 Berittenen auf,um den Verheerungen entgegenzuwirken.
  • 1454-der Wanderprediger Johannes Capistranus erscheint in Jauer auf dem Weg aus Breslau nach Prag und hält auch hier seine Predigten gegen Hussiten und Juden.17 Jauersche Juden werden auf dem Scheiterhaufen verbrannt.Ein paar Jahre später werden die Juden aus Jauer ausgewiesen.
  • 1459-der hussitische böhmische König Georg Podiebrad nimmt in Jauer die Huldigung der Stände entgegen
  • 1526-der erste evangelische Prediger (Samuel Frenzel) wird nach Jauer berufen
  • 1543-man erbaut in der Stadt eine Badeanstalt
  • 1564-die Stadt stellt einen Stadtarzt und 1586 auch einen Wundarzt an
  • 1618-die Stadt zählt 1400 Einwohner.
  • 1618-der 30-jährige Krieg bricht aus.Die Jauerschen Stände stellen sich auf die Seite der Protestanten.
  • 1620-der "Winterkönig" Friedrich von der Pfalz nimmt auf dem Schloß von J.die Huldigung der Stände entgegen
  • 1622- die Stände huldigen dem Kurfürst Johann Georg I.von Sachsen,der als Vertreter des Kaisers nach J.kommt
  • 1626-Wallenstein erscheint in Jauer und hinterläßt 1200 Soldaten im Winterquartier, die die Stadt bis zum Sommer 1627 versorgen muß
  • 1629-1644-die Stadt gerät mehrere Male in die Hände verschiedenster gegnerischer Armeen;die Katholiken verjagen die protestantischen Geistlichen und die Schweden die katholischen.Unabhängig vom Bekenntnis plündern und zerstören alle- Österreicher, Schweden und Sachsen
  • 1644-48-die Stadt fällt endgültig in schwedische Hände
  • 1648-25.7.-der kaiserliche Kommandant in Liegnitz eröffnet die Belagerung von Jauer.Nach heftigen Kämpfen kapitulieren die Schweden.Für ihre Zusammenarbeit mit den Schweden werden die Jaueraner -mehrheitlich Protestanten- furchtbar bestraft:die Stadt wird in Brand gesteckt und verwüstet,nur das Rathaus, die Kirchen St.Martin und Kloster- samt ein paar Bürgerhäuser am Ring werden verschont.
  • 1648-Ende des Krieges-die Stadt zählt 150 Einwohner.
  • 1653-eine kaiserliche Kommission bereist Jauuers Umgebung und gibt alle urprünglich katholischen Kirchen an den kath. Klerus zurück.Da die Bevölkerung der Gegend mehrheitlich lutherisch ist,bleibt sie ohne Gotteshäuser und muß zu Gottesdiensten ins benachbarte Herzogtum Liegnitz fahren,dessen piastische Fürsten Protestanten sind und wo Religionsfreiheit herrscht.
  • -1654-55-Bau der evangelischen Friedenskirche z.Hlg.Geist.Sie ist eine der drei Friedenskirchen (Glogau,Jauer,Schweidnitz),die den schlesischen Protestanten aus kaiserlichen Gebieten im Westfälischen Frieden von 1648 zugestanden wurden.Später durch Bau von zusätzlichen Emporen erweitert, bot sie 6 000 Gläubigen Platz.
  • 1680-große Pest wütet in J.
  • 1700-der Handel gedeiht,durch die Einführung des Postverkehrs begünstigt
  • 1741-Friedrich der Große beginnt seine Eroberung Schlesiens.Am 26.1.besetzt er Jauer.Am 23.2.wird der kaiserliche Landeshauptmann aus dem Jauerschen Schloß verjagt.
  • 1744-45-2.Schlesischer Krieg.In der Nähe von Jauer wird am 4.6.1745 die Schlacht bei Hohenfriedeberg ausgefochten.
  • 1756-Siebenjhäriger Krieg fängt an.Jauer wird von österreichischen und ungarischen Truppen eingenommen ,der pr.Magistrat aufgelöst.Jauer und das Fürstentum huldigen Maria Theresia von Österreich-Ungarn.
  • 1757-nach der Schlacht bei Leuthen kehren die preußischen Behörden zurück.
  • 1761-August: russische Verbündete Maria Theresiens ziehen durch das Jauersche Territorium,alles plündernd und zerstörend.
  • 1763-Beendigung des Krieges,endgültige Stabilisierung der preußischen Herrschaft.Jauer trägt eine große Schuldenlast.
  • 1776-2.8.-Jauer wird von einem großen Brand heimgesucht,137 Häuser gehen in Flammen unter.Friedrich II.kommt persönlich nach Jauer, um die Schäden zu besichtigen, erteil der Stadt Zuwendungen (106 000 Taler)und entsendet einen Baumeister,der den Aufbau leitet.Das heutige Aussehen der Stadt geht im Wesentlichen auf seine Planung zurück.
  • 1806-1808-nach der Niederlage Preußens bei Jena-Auerstädt erhält Jauer eine französische Besatzung und muß eine große Kontribution zahlen.
  • 1813-Großer Befreiungskrieg:das Lützowsche Korps mit den Dichtern Joseph v.Eichendorff und Theodor Körner steht in Jauer.Jauer hat 4 000 Einw.
  • 1813-26.8.-in unmittelbarer Nähe der Stadt findet die Schlacht an der Katzbach statt (Preußen/Russen unter Blücher gegen Franzosen/Sachsen/Württemberger unter Macdonald). Blücher trägt den Sieg davon, die Russen geben ihm den Kosenamen "Marschall Vorwärts".Es beginnt die längste Friedensperiode in der Geschichte der Stadt, die bis Januar 1945 dauern soll.
  • 1822-reguläre Postkutschenverbindung zweimal in der Woche nach u.a.Glogau und Neiße,Einführung der Straßenbeleuchtung
  • 1844-der Stadtpark entsteht
  • 1856-J.wird dem Eisenbahnnetz angeschlossen
  • 1866-Das Kreiskrankenhaus entsteht
  • 1866-Beseitigung der Stadtmauern
  • 1901-das Telefon kommt nach J.
  • 1914-16-die Stadt wird kanalisiert
  • 1919-Elektrifizierung
  • 1935-Erbauung des Olympischen Schwimmbeckens
  • 1939-Jauer hat 13 662 Einwohner (75%prot.,25%kath.)
  • 1945- Mitte Januar-sowjetische Truppen nähern sich Jauer
  • 1945-6.2.-die Evakuierung der Zivilbevölkerung nach Böhmen beginnt
  • 1945-12.2.- auf Jauer fallen gegen Mittag die ersten Kugeln sowj.Geschütze.In der Stadt sind nur etwa 1000-1500 alte und kranke Menschen geblieben.Jauer wird vom Volkssturm verteidigt.Etwa um 17 Uhr wird die Stadt von den Sowjets eingenommen.

Ff