Zum Inhalt springen

Wirtschaftswunder

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 9. Oktober 2010 um 13:57 Uhr durch .Mag (Diskussion | Beiträge) (Einzelnachweise). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Als Wirtschaftswunder werden der schnelle Wiederaufbau und der lange andauernde ökonomische Aufschwung der Bundesrepublik Deutschland, Österreichs und Japans nach dem Zweiten Weltkrieg bis zu Beginn der 1970er Jahre bezeichnet.

Wirtschaftswunder in Deutschland und Österreich

Eine treibende Kraft für Wirtschaftswachstum und Wohlstand war sicherlich der technische Fortschritt, der seit dem Beginn der sogenannten Industriellen Revolution vieles ermöglichte, das zuvor unvorstellbar war.

Die Ursachen für das so genannte Wirtschaftswunder der 1950er und 1960er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland sind Gegenstand einer andauernden wissenschaftlichen Debatte.

Einer These zufolge beruht es auf einer Entfesselung der wirtschaftlichen Dynamik, die auf zwei Säulen ruhte: dem Nachholbedarf im Inneren sowie der Integration Westdeutschlands in das expandierende System der Weltwirtschaft. Zudem stützte sich die wirtschaftliche Entwicklung auf eine kräftig wachsende, arbeitsbereite und aufstiegswillige Bevölkerung.[1] Bis 1950 kamen 8 Millionen Menschen aus den früheren deutschen Ostgebieten, bis 1961 weitere drei Millionen aus der Deutschen Demokratischen Republik (Flucht aus der DDR).

Nach einer anderen Theorie waren die Abschaffung der zentralen Zentralverwaltungswirtschaft und der Preisadministration im Zuge der Währungsreform von 1948 sowie die anschließende ordoliberale Gesetzgebung die hauptsächlichen Voraussetzungen für das Wirtschaftswunder der 1950er und 1960er Jahre. Dagegen wird angeführt, dass zum Beispiel Frankreich mit seinem deutlich interventionistischeren Modell der Planification ähnliche Erfolge erreichen konnte.[2] Allgemein war die wirtschaftliche Expansion der Nachkriegszeit ein globales Phänomen und fand in verschiedenen Staatsmodellen statt.

Die enorme Geschwindigkeit der Entwicklung lässt sich unter anderem daran erkennen, dass das Realeinkommen der durchschnittlichen Arbeiterfamilie bereits 1950 das Vorkriegsniveau überschritten hatte.[3] Bereits in ihrem Gründungsjahr 1949 hatte die Bundesrepublik „das Wohlstandsniveau und den Grad der Modernität“ erreicht wie vor dem Krieg.[4]

Die Wirtschaftshilfe durch das European Recovery Program, auch bekannt unter dem Namen Marshall-Plan, hat den Wiederaufbau Westeuropas und damit auch die Wirtschaftswunder in Deutschland und Österreich erleichtert und möglicherweise phasenweise etwas beschleunigt, aber keineswegs allein verursacht. Westdeutschland erhielt insgesamt 1,4 Milliarden US-Dollar als Entwicklungshilfe, unter anderem für den Wiederaufbau der oft stark zerstörten Infrastruktur. Die Ausgangslage Westdeutschlands nach dem Krieg war günstiger als es eine oberflächliche Betrachtung vermuten ließe: "Deutschland lag zwar in Trümmern, doch galt dies in erster Linie für die Gebäude in den Innenstädten und die großen Industrieanlagen. Ein größerer Teil der während des Krieges erweiterten maschinellen Ausrüstung der Fabriken war ausgelagert worden und hatte den Krieg unbeschadet überstanden. Trotz aller Zerstörungen übertrafen bei Kriegsende die industriellen Kapazitäten jene zu Beginn des Krieges."[5]

Ausgangssituation

Datei:2und5DM alt.jpg
Voraussetzung war die Einführung der D-Mark

Die Besatzungspolitik der Westmächte nach dem Krieg hatte keineswegs die rasche wirtschaftliche Erholung Deutschlands zum Ziel. Der Personenverkehr zwischen den drei Westzonen unterlag noch bis 1948 Beschränkungen. Die von Wirtschaftsexperten wie Ludwig Erhard bereits seit Sommer 1945 angemahnte Währungsreform wurde zunächst verweigert. Nach anfänglichen Unsicherheiten, wie mit dem für den Weltkrieg verantwortlichen Deutschland zu verfahren sei (siehe hier), entschieden sich die westlichen Alliierten für den Wiederaufbau. Im Unterschied zur Sowjetischen Besatzungszone hielten sich die Demontagen in den westlichen Besatzungszonen in Grenzen. In dem Maß, wie dann die Differenzen zwischen den Weltmächten wuchsen und sich relativ rasch in den Kalten Krieg steigerten, wurde die Wirtschaftshilfe für den westlichen deutschen Staat ausgeweitet.

Da die Reichsmark nach dem Krieg weitgehend entwertet war, wurde sie in den drei westlichen Besatzungszonen am 21. Juni 1948 durch die neue Deutsche Mark abgelöst. Diese Währungsreform schaffte die Voraussetzung für eine wirtschaftliche Konsolidierung und vereinfachte die organisatorisch bereits angelaufene Hilfe durch das European Recovery Program. Wenige Tage später fand die Übergabe der Frankfurter Dokumente statt:

  • das erste Dokument enthielt die Ermächtigung der Regierungschefs, eine Versammlung der elf Landtage einzuberufen, damit eine angemessene Zentralgewalt und Grundrechte für den neu zu schaffenden Staat ausgearbeitet werden konnten.
  • Das zweite Dokument enthielt die Aufforderung, die Ländergrenzen innerhalb der Westzonen anzupassen.
  • Das dritte Dokument enthielt die Forderung, Grundzüge eines künftigen Besatzungsstatus festzulegen.

Die Frankfurter Dokumente können als die Geburtsurkunde der dann 1949 gegründeten Bundesrepublik Deutschland angesehen werden.

Datei:Letzteschilling.jpg
Österreichische Schillinge, für viele Inbegriff des Neubeginns und Wirtschaftsaufschwungs

In Österreich verlief die Entwicklung ähnlich wie in Deutschland. Nachdem die Reichsmark fast wertlos geworden war, wurde 1945 der Österreichische Schilling wieder eingeführt und eine Hartwährungspolitik betrieben. Österreich qualifizierte sich 1947 für den Marshall-Plan und konnte angeschlagene Industrien mit US-Hilfe schneller wiederaufbauen und modernisieren. 1952 wurde Reinhard Kamitz Finanzminister. Kamnitz verfolgte zusammen mit Bundeskanzler Julius Raab eine Politik der sozialen Marktwirtschaft („Raab-Kamitz-Kurs“). Sowohl in Westdeutschland wie auch in Österreich entschied man sich für die Soziale Marktwirtschaft als wirtschaftspolitisches System, was in beiden Ländern quer durch die Parteienlandschaft zunächst stark umstritten war.

Verlauf des deutschen Wirtschaftswunders

Provisorische Weinstube auf Berliner Trümmergrundstück, Datum unbekannt
Der einmillionste VW-Käfer am 5. August 1955; ein Exportschlager der deutschen Nachkriegswirtschaft.
(5 Millionen bis 1958, 10 Millionen bis 1967, weltweit ca. 21,5 Millionen bis 2002)


Ende der 1940er Jahre begann im Westen Deutschlands ein dynamischer wirtschaftlicher Aufschwung, der, unterbrochen lediglich von einer Konjunkturdelle in den Jahren 1966 und 1967, bis zur Ölpreiskrise im Jahr 1973 anhielt.

Trotz der schwierigen Ausgangslage nach der bedingungslosen Kapitulation im Jahre 1945 waren im Gebiet der späteren Bundesrepublik etwa 80 bis 85 Prozent der Produktionskapazitäten unzerstört geblieben. Die Gesamtkapazitäten nach dem Krieg übertrafen sogar jene des letzten Friedensjahres 1938.[5] Auch das Straßen- und Schienennetz war nur punktuell stark zerstört: die zahlreichen Unterbrechungen durch zerstörte Brücken und Knotenpunkte konnten relativ schnell behoben werden. Ähnliches galt für die Schifffahrtswege, die durch zerstörte Brücken zunächst vielfach nicht befahrbar waren. Hier kam der Wiederaufbau schon vor der Währungsreform von 1948 gut voran, auch die Aufräumarbeiten in den Städten machten bis 1948 schnelle Fortschritte.

Die Währungsreform beendete den bis dahin verbreiteten Tauschhandel und die Schwarzmarktwirtschaft praktisch über Nacht. Ebenso schnell füllten sich die Regale mit Waren, zunächst in erster Linie Waren für die Deckung der Grundbedürfnisse. Für eine breite Investitionstätigkeit fehlte es den Unternehmen zunächst noch an ausreichendem Kapital. Dies änderte sich in den Folgejahren zunächst zögernd, dann durchgreifend. Grundlage war die gute Gewinnentwicklung, die sich anschließende Investitionsbereitschaft war zu einem großen Teil selbstfinanziert (= eigen- und innenfinanziert). Damit verbesserte sich auch die bis Anfang der 1950er Jahre überaus prekäre Finanzlage sehr vieler Betriebe.

Die Zahl der Arbeitslosen lag Anfang der 1950er Jahre noch bei über zwei Millionen, wurde aber ab 1952 zunehmend kleiner. Der Arbeitskräftebedarf der aufstrebenden Wirtschaft war enorm, und schon 1955 wurden erstmals von offizieller Seite Gastarbeiter angeworben. Der Bedarf an Arbeitskräften konnte trotz der millionenfachen Zuwanderung aus dem Osten nicht mehr gedeckt werden, das Wachstum schien in Gefahr. Die so genannten Übersiedler aus der DDR waren für das Wirtschaftswunder aufgrund ihrer überdurchschnittlichen Qualifizierung von besonderer Bedeutung: hunderttausende von Akademikern, Selbstständigen und Handwerkern kamen bis zum Mauerbau 1961 in den Westen.

Ein weiterer nicht unwesentlicher Punkt war, dass viele Regionen wie z. B. Bayern bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges nicht zu den bedeutenden Industrieräumen Deutschlands gehörten. Dagegen Regionen wie Sachsen und hier im besonderen Chemnitz - Zwickau. Da viele Menschen und Unternehmen aus der damaligen DDR mit ihrem gesamten Know-how in den Westen auswanderten bzw. flohen, entstand in vielen Regionen eine ab 1945 stark wachsende Industrie. Hier steht z. B. stellvertretend die Stadt Ingolstadt, die bis 1945 in keiner Weise eine Industriestadt war. Erst durch die Abwanderung der Auto Union AG (heute Audi AG) aus Chemnitz nach Ingolstadt in den ersten Nachkriegsjahren veränderte die Situation und Ingolstadt begann mit seiner heutigen Industriegeschichte. Dieses Thema ist nicht zu unterschätzen, da z. B. in Ingolstadt bis dahin auch kaum geeignete Industrieflächen existierten, deren Bau ebenfalls zum Wachstum und Wirtschaftswunder beitrugen. Entsprechend einem Fernsehbeitrag im Jahr 1994 von Carl Hahn junior - ehemaliger Vorstand von VW - ist dabei die Rolle besonders von Chemnitz nicht zu unterschätzen, da dort sehr viele Unternehmen mit Weltruf ihren Hauptsitz hatten. Da diese in der sowjetisch besetzten Zone nach dem Krieg meist enteignet wurden, blieb für diese Firmen nur die Flucht und Verlagerung nach Westdeutschland. So unter anderem aus Chemnitz

sowie Siemens aus Berlin.

Der Marshall-Plan stellte ab Ende 1947 Finanzmittel zur Verfügung, die überwiegend als Kredite und nur zu einem kleinen Teil als Zuschüsse gewährt wurden. Ein wichtiger Faktor war der Anstieg des Exportes, verursacht durch sehr geringe Produktionskosten in Deutschland und zeitweilig verstärkt durch den Korea-Boom in den USA (1950/1951). Es entwickelte sich ein dynamisches und stetiges Exportwachstum. 1960 war der deutsche Export bereits 4,5-mal so hoch wie 1950, das Bruttosozialprodukt hatte sich verdoppelt. Das Kapital der Unternehmen mehrte sich, die Investitionen wuchsen. Der deutsche Anteil an Weltexporten war von sechs auf zehn Prozent gestiegen. Die deutsche Industrie behielt auch nach dem Korea-Boom gegenüber dem Ausland einen Kosten- und damit Preisvorsprung. Deutschland nutzte eine europäische „Dollarlücke“ und die Vorteile der Europäischen Zahlungsunion. Außerdem konnte die deutsche Industrie rasch wieder moderne Investitions- und Gebrauchsgüter aus dem Maschinen- und Fahrzeugbau sowie der Elektroindustrie liefern.

Die Ergiebigkeit der Faktoren Kapital und Arbeit mehrte sich. Die Investitionen stiegen von 1952 bis 1960 um 120 Prozent und das Bruttosozialprodukt nahm um 80 Prozent zu. Die deutsche Wiedergutmachungspolitik ebnete nicht nur den Weg für die Rückkehr Deutschlands in die Völkergemeinschaft, sondern sie ermöglichte letzten Endes auch das von dem Bankier Hermann Josef Abs ausgehandelte Londoner Schuldenabkommen von 1953. Mit seiner für Deutschland relativ großzügigen Regelung der Altschulden, die annähernd halbiert wurden, wurde es zu einer wichtigen Grundlage für den weiteren Aufstieg. Bereits 1954 erreichte der Wohnungsbestand in der Bundesrepublik wieder den Umfang des Bestands des letzten Friedensjahres 1938 im gleichen Gebiet. Dieses Tempo des Wiederaufbaus übertraf die Erwartungen; nach Kriegsende hatten Experten den Zeitbedarf für den Wiederaufbau der Städte noch auf 40 bis 50 Jahre geschätzt.

Ab 1953 standen Kapazitätserweiterungen im Vordergrund der Investitionen, zuvor mussten Kriegsschäden behoben und Investitionsrückstände aus den Kriegsjahren aufgeholt werden. Auch die Umstellung auf zivile Produktionen band zunächst erhebliche Teile der knappen Investitionsmittel. Trotz dieser Defizite im Kapitalstock der bundesdeutschen Volkswirtschaft gelangen bald die Aneignung modernster Technologien und der Aufbau einer international wettbewerbsfähigen industriellen Forschung und Entwicklung. Das Jahr 1955 wurde zum wachstumsstärksten Jahr der deutschen Geschichte. Die Wirtschaft wuchs real um 10,5 Prozent, die Reallöhne stiegen ebenfalls um 10 Prozent, der Kfz-Bestand vergrößerte sich in diesem Jahr um 19 Prozent. Noch 1948 fuhren Automobile mit Holzvergaser über die leeren Autobahnen, jetzt bildeten sich in der Urlaubszeit die ersten Staus. Der bis dahin nur vereinzelt verwendete Begriff „Wirtschaftswunder“ wurde 1955 zum geflügelten Wort. Es war zugleich das Jahr, in dem die Bundesrepublik ihre Souveränität weitestgehend zurückerhielt – am 5. Mai 1955, bewusst auf den Tag genau 10 Jahre nach der Teilkapitulation der deutschen Wehrmacht gegenüber den Westalliierten.

Der Westen Deutschlands näherte sich im Laufe der 1950er Jahre dem US-Standard. Die deutsche Fahrzeugindustrie konnte ihre Produktion zwischen 1950 und 1960 verfünffachen. Industrie und Dienstleister konnten innerhalb weniger Jahre zwei Millionen Arbeitslose absorbieren. Die 8 Millionen Heimatvertriebenen und 2,7 Millionen Menschen, die aus der DDR zuwanderten, fanden ebenfalls Arbeit. Seit den späten 1950er Jahren herrschte Vollbeschäftigung, die Arbeitslosenquote lag unter zwei Prozent. Nach heutigem Verständnis war mit einer Quote von circa 4 bis 5 Prozent sogar schon 1955/1956 Vollbeschäftigung erreicht. In der zweiten Hälfte der 1950er Jahre konnte die Bundesrepublik die wirtschaftlichen Lasten der Wiederbewaffnung bereits schultern. In dieser Zeit begann die Deutsche Bundesbank wegen anhaltender Exportüberschüsse hohe Devisenreserven anzuhäufen und die Goldbestände aufzubauen, die sie bis heute besitzt. Auslandsverbindlichkeiten wurden vorfristig getilgt, die D-Mark mehrfach aufgewertet. Der Bundeshaushalt war zwischen 1949 und 1968 fast völlig ausgeglichen, die Staatsverschuldung nahm – gemessen am Sozialprodukt – rapide ab. Gleichzeitig vollzog sich ein rapider Strukturwandel: Noch 1949 waren weite Teile Deutschlands ländlich-agrarisch geprägt und 21 % der Beschäftigten waren in der Landwirtschaft tätig, bis 1970 sank dieser Anteil auf unter 10 %, zugunsten der Industrie und später vor allem des Dienstleistungssektors, die Produktion der verbleibenden Landwirte wurde durch Technisierung gesteigert und ihr wirtschaftliches Überleben durch staatliche Subventionen gesichert.

Ab Anfang der 1960er Jahre näherte sich der Investitionsboom langsam seinem Ende. Die Kapazitäten konnten die Nachfrage befriedigen, der technische Rückstand war aufgeholt. Die Wirtschaft wuchs jedoch bis einschließlich 1973, dem Jahr der ersten Ölkrise, weiterhin sehr dynamisch, nur unterbrochen von der leichten Rezession des Jahres 1967: "Erst 1973 endete demnach der Nachkriegsboom."[6] Diese wirtschaftliche Entwicklung gilt als einer der Gründe dafür, dass die zweite deutsche Demokratie, anders als die Weimarer Republik, von der Bevölkerung akzeptiert wurde, obwohl sie ein Produkt der alliierten Besatzung war, da sie Wohlstand, Stabilität und sozialen Ausgleich versprach.

Verlauf des österreichischen Wirtschaftswunders

In Österreich waren Industrie und Infrastruktur im Zweiten Weltkrieg weit weniger in Mitleidenschaft gezogen worden als in Deutschland. Von 1945 bis 1950 wurden die Leitbetriebe (Austria Metall AG, VÖEST, Steyr-Puch) verstaatlicht und auch mit Hilfe von Steuergeldern und US-amerikanischer Investitionen wieder aufgebaut.

Steyr-Puch Haflinger, österreichischer Exportschlager

Ein hohes Maß an sozialem Frieden förderte die weiteren Investitionen in österreichischen Unternehmen; deutsche Unternehmen bauten eine Vielzahl von Tochterfirmen in Österreich auf, was die Arbeitslosenrate wie in Deutschland auf unter 3 Prozent drückte. Millardenprojekte, wie den Aufbau des Speicherkraftwerkes Kaprun oder der Ausbau der Westautobahn (Salzburg-Wien) wurden in Angriff genommen und schufen wiederum Arbeitsplätze.

1954 erfanden Ingenieure der VÖEST das sogenannte Linz-Donawitz-Verfahren, das weltweit die Stahlproduktion revolutionierte. In Steyr-Puch wurden 1959 und 1965 neue Geländefahrzeuge konstruiert, der so genannten Haflinger und der Pinzgauer, die ein Exportschlager wurden. Erst Mitte der 1960er Jahre kam die hohe Dynamik langsam zum Erliegen, erste Krisen der verstaatlichten Unternehmen und ein Nachlassen im Zuwachs der Kaufkraft setzen ein.

Literatur

  • Werner Abelshauser: Wirtschaftsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland 1945–1980. Frankfurt am Main 1983
  • Gérard Bökenkamp: Das Ende des Wirtschaftwunders. Geschichte der Sozial- Wirtschafts- und Finanzpolitik in der Bundesrepublik 1969 - 1988, Lucius & Lucius, Stuttgart 2010 ISBN 978-3-828205161
  • Anselm Doering-Manteuffel, Lutz Raphael: Nach dem Boom. Perspektiven auf die Zeitgeschichte seit 1970. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2008, ISBN 978-3-525-30013-8.
  • Rolf Gerickson: Vom Staub zum hohen Status. Rolfson, 1989.
  • Rudolf Großkopff: Unsere 50er Jahre. Wie wir wurden, was wir sind. Eichborn, 2005, ISBN 3-8218-5620-3.
  • Frank Grube, Gerhard Richter: Das Wirtschaftswunder. Unser Weg in den Wohlstand. Hoffmann und Campe, Hamburg 1983, ISBN 3-455-08723-X.
  • Nina Grunenberg: Die Wundertäter. Netzwerke der deutschen Wirtschaft 1942 bis 1966. Pantheon, München 2007, ISBN 978-3-570-55051-9
  • Konrad H. Jarausch (Hrsg.): Das Ende der Zuversicht? Die siebziger Jahre als Geschichte. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2008, ISBN 978-3-525-36153-5.
  • Alexander Jung: Plötzlich waren die Regale voll. In: Der Spiegel. 52/2005, ISSN 0038-7452, S. 48–53.
  • Reinhard Kamitz: Wegbereiter des Wohlstand. Von Fritz Diwok und Hildegard Koller. Molden, 1977.
  • Rainer Klump: Wirtschaftsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland. Band 29 von Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte. In Kommission bei F. Steiner, 1985, Original von University of Michigan. ISBN 3515044752
  • Ludger Lindlar: Das mißverstandene Wirtschaftswunder. Westdeutschland und die westeuropäische Nachkriegsprosperität. Schriften zur angewandten Wirtschaftsforschung 77. Mohr-Siebeck, Tübingen 1985, ISBN 3-16-146693-4.
  • Manfred Julius Müller: Das neue Wirtschaftswunder. Die Entmachtung des globalen Dumpingsystems. BoD, Norderstedt 2005, ISBN 3-8334-3649-2.
  • Axel Schildt, Detlef Siegfried, Christian Lammers (Hrsg.): Dynamische Zeiten. Die 60er Jahre in den beiden deutschen Gesellschaften. Christians, Hamburg 2000, ISBN 3-7672-1356-7.
  • Axel Schildt, Arnold Sywottek (Hrsg.): Modernisierung im Wiederaufbau. Die westdeutsche Gesellschaft der 50er Jahre. Dietz, Bonn 1998, ISBN 3-8012-4091-6.
  • Ludwig Wilhelm Schleiter: Von der Vitalität der Nationen. Ein Manifest für Freiheit und Demokratie. LP, 2004, ISBN 3-00-015133-8.
  • Irmgard Zündorf: Der Preis der Marktwirtschaft. Staatliche Preispolitik und Lebensstandard in Westdeutschland 1949 bis 1963. Steiner, Stuttgart 2006, ISBN 3-515-08861-X.

Einzelnachweise

  1. Braun, Hans: Das Streben nach Sicherheit in den 1950er Jahren. Soziale und politische Ursachen und Erscheinungsweisen, in: Archiv für Sozialgeschichte 18 (1978), S. 279–306.
  2. Prof. Dr. Jochen Streb: Innovationen und Wirtschaftliche Entwicklung. (uni-hohenheim.de [PDF]).
  3. Zündorf, Irmgard: Der Preis der Marktwirtschaft. Staatliche Preispolitik und Lebensstandard in Westdeutschland 1949 bis 1963, Stuttgart 2006, S. 153.
  4. Schildt, Axel: Die Sozialgeschichte der Bundesrepublik Deutschland bis 1989/90, Oldenburg 2007.
  5. a b Wolfgang König: Die siebziger Jahre als konsumgeschichtliche Wende in der Bundesrepublik, in: Konrad H. Jarausch: Das Ende der Zuversicht? Die siebziger Jahre als Geschichte, Göttingen 2008, S. 84–99.
  6. Schildt, Axel und Siegfried, Detlef: Deutsche Kulturgeschichte. Die Bundesrepublik – 1945 bis zur Gegenwart, München 2009, S. 181.