Darkthrone
Darkthrone | |
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Bandlogo | |
Allgemeine Informationen | |
Genre(s) | Death Metal (bis 1991), Black Metal (ab 1991), Punk/Heavy Metal mit Black-Metal-Einflüssen (ab 2006) |
Gründung | 1986 |
Website | http://darkthrone.no |
Aktuelle Besetzung | |
Ted „Nocturno Culto“ Skjellum (seit 1988[1]) | |
Gylve „Fenriz“ Nagell | |
Ehemalige Mitglieder | |
E-Gitarre |
Ivar „Zephyrous“ Enger (1986–1995) |
E-Bass |
Dag Nilsen (1986–1991) |
Darkthrone ist eine 1986 gegründete Metal-Band, die in den 1990er Jahren erheblichen Einfluss auf den norwegischen Black Metal hatte.
Bandgeschichte

Darkthrone wurde 1986 unter dem Namen Black Death gegründet[2] und war anfangs von Cryptic Slaughter und Celtic Frost beeinflusst[3]. Nachdem zu Beginn die zu wählende musikalische Richtung ein Problem darstellte und die Band dem Schlagzeuger Fenriz zufolge nicht einmal ihre Instrumente spielen konnte[1], entwickelte sie sich zu einer Death-Metal-Band und benannte sich 1987 in Darkthrone um[1]; der Name ist vom Celtic-Frost-Titel „Jewel Throne“ und dem von Mitgliedern der dänischen Band Desexult herausgegebenen Magazin Blackthorn inspiriert[4]. 1988 erschien Darkthrones erstes Demo „Land of Frost“. 1989 folgten das „Thulcandra“-Demo, erste Auftritte und das „Cromlech“-Demo. Nachdem die Band einen Vertrag über vier Alben mit dem englischen Label Peaceville Records unterschrieben hatte, debütierte sie dort mit dem Album „Soulside Journey“ im Jahre 1990. Bis dahin blieb sie dem skandinavischen Death-Metal-Stil treu; nachdem bereits Demoaufnahmen für ein zweites Album gemacht worden waren, überwarf sich die Band allerdings mit dem Stil. Das im Folgejahr veröffentlichte Album „A Blaze in the Northern Sky“ markierte eine radikale Stiländerung („Wir entwickelten uns erst weiter und entschieden uns dann, wieder primitive Musik zu spielen, wer sonst hat das gemacht?“[5]) und gilt als das erste Album der sogenannten „zweiten Welle des Black Metal“, welches maßgeblichen Einfluss auf die weitere musikalische Entwicklung des Genres ausübte. Als Hauptgrund für diesen Stil- und Image-Wandel darf die Einflussnahme Øystein „Euronymous“ Aarseths auf die Band gelten, der nicht nur Kopf der Black-Metal-Band Mayhem und Inhaber des Plattenlabels Deathlike Silence Productions war, sondern gemeinhin als Initiator und Leitfigur der besagten „zweiten Welle des Black Metal“ betrachtet wird. Nach diesem Stilwechsel trat Darkthrone unter anderem im linken Punk-Club „Café Strofal“ auf.[6][7] In Interviews kündigte Fenriz aber an, die Band habe im Mai 1991 aufgehört, live aufzutreten, und werde nie wieder Konzerte geben[8][9][10][11]; zuletzt spielte die Band 1996 live.
Die folgenden drei Alben der Band – „Under a Funeral Moon“ (1993), „Transilvanian Hunger“ (1994) und „Panzerfaust“ (1995) – brachten zahlreiche neue künstlerische Impulse ins Genre ein und gelten allesamt bis heute als Meilensteine des Black Metal. In den Zeitraum dieser Veröffentlichungen fällt allerdings auch der Boykott der Band: Nach einem kontroversen Interview im deutschen Rock Hard im Rahmen einer Befragung zur norwegischen Black-Metal-Szene boykottierte das Magazin die Band. Redakteur Frank Albrecht gab aber später zu, das Interview „nachgewürzt“ zu haben um die Aussagen von Nocturno Culto drastischer wirken zu lassen.[12] Aufgrund verschiedener Äußerungen in Interviews, insbesondere seitens des Schlagzeugers Fenriz, doch auch etwa wegen der Selbstkategorisierung als „Norsk Arisk Black Metal“ („Norwegischer arischer Black Metal“) auf der Rückseite des „Transilvanian-Hunger“-Albums, sah sich die Band dem Vorwurf ausgesetzt, rassistische Ideen zu transportieren und „eine sich zu Verbrechen und Faschismus bekennende Band“[13] zu sein. Von den acht Liedern des Albums wurde zudem die Hälfte von Varg Vikernes, der sich zwischenzeitlich als Neonazi in Szene gesetzt hatte, geschrieben. Da der Vertrag mit Peaceville mit diesem Album erfüllt worden war und das Auftreten der Band zu Konflikten zwischen Band und Label geführt hatte, trennten sie sich voneinander; Darkthrone kündigte an, nur noch mit Norwegern arbeiten zu wollen,[1] und wechselte zu Moonfog Productions, dem Label des Satyricon-Sängers Satyr, wo sie das Album „Panzerfaust“ veröffentlichte; der deutsche Titel „Panzerfaust“ und ein weiterer Text von Vikernes auf dem gleichnamigen Album trugen nicht gerade dazu bei, die Vorwürfe zu entkräften. Und wenngleich sich die Band verschiedentlich (insbesondere im Booklet von „Panzerfaust“) von diesem Vorwurf zu distanzieren bemühte, schlossen sich weitere Musik-Magazine dem Boykott an.
1996 erschien mit „Total Death“ ein eher thrash-lastiges Album, auf dem der Klang „wieder sauberer aus[fiel]“[13]. Das besondere an dem Album war, dass nicht Fenriz, sondern Musikerkollegen aus anderen Bands wie Ulver, Emperor und Satyricon die Texte verfassten und das Coverartwork war nicht mehr im Schwarzweißstil gehalten. Hinzu kam noch, dass im selben Jahr unter dem Titel „Goatlord“ die Aufnahmen zum eigentlichen Nachfolgealbum des Debüts „Soulside Journey“ veröffentlicht wurden. Für dieses Album waren 1994 neue Gesangsspuren aufgenommen worden, an denen mit dem Satyricon-Gitarristen Sigurd „Satyr“ Wongraven auch der Chef des neuen Labels mitwirkte; Teile der von Fenriz übernommenen Gesangsparts wurden für Frauengesang gehalten.[1] Im selben Jahr gab die Band ihr letztes Konzert, sie spielte am 6. April 1996 live in der Rockefeller Musichall in Oslo mit Satyricon und Dissection.
Nachdem Nocturno Culto sich 1997 von der Black-Metal-Szene abgewandt hatte[1], kehrte die Band 1999 mit dem Album „Ravishing Grimness“ zurück.
In neuerer Zeit kam es zur Aussprache mit verschiedenen Medien, die ab 1994 am Boykott beteiligt gewesen waren. Um die Zeit der Veröffentlichung von „Ravishing Grimness“ zeigte Fenriz in Interviews anstatt des früheren, black-metal-typisch ernsten Auftretens und extremer Aussagen zunehmend Humor[14][15][16], und die Bandmitglieder rückten weitgehend von der in früherer Zeit geäußerten Weltanschauung ab. Damit verloren sie unter nicht nur musikalisch interessierten Anhängern der Black-Metal-Subkultur beträchtlich an Glaubwürdigkeit[14], weshalb die Band von zahlreichen einstmaligen Fans heute geringgeschätzt oder nicht mehr wahrgenommen wird. Trotz des Konflikts mit Peaceville hatte die Band den Kontakt zum Label beibehalten[1] und veröffentlichte dort 2000 die Zusammenstellung „Preparing for War“, blieb aber offiziell bei Moonfog; die dort veröffentlichten Alben „Ravishing Grimness“ (1999) und „Plaguewielder“ (2001) brachten keine neuen Innovationen und orientierten sich wieder stärker am ursprünglichen Musikstil der Band. Unter Fans der früheren Veröffentlichungen gelten die neueren Alben als künstlerisch nicht mehr herausragend, sondern wurden als einfallslose und uninspirierte „Durchschnittskost“[17], als Abfall in die Mittelmäßigkeit[18] und nicht an die älteren Werke heranreichend[19] empfunden.
Nach einer Phase der musikalischen Stagnation kam es zu einer stilistischen Öffnung der Band; entsprechend lassen sich auf den Alben ab 2006 stärkere Einflüsse aus dem Spektrum des Punk und der New Wave of British Heavy Metal finden. Diese waren bereits auf „A Blaze in the Northern Sky“ zu finden, traten hier jedoch deutlicher hervor. Auf den EPs „Too Old, Too Cold“ (2006) und „NWOBHM – New Wave of Black Heavy Metal“ (2007) sind zudem Coverversionen alter Punkbands zu hören. Diese stärker hervortretenden Elemente führten auch dazu, dass die Musik mit Motörhead verglichen, als „Blackened Punk“[20] oder als schwere Mischung aus Punk und Hard Rock mit dem für Darkthrone typischen, schwarzen Klang[21] bezeichnet wurde; Fenriz selbst bezeichnete Darkthrone auch als „Metalpunk“.[22] 2004 trat außerdem Nocturno Culto zusammen mit Satyricon auf dem Wacken Open Air auf, wobei auch die Darkthrone-Lieder „Kaatharian Life Code“, „The Hordes of Nebulah“, „Transilvanian Hunger“ und „Under a Funeral Moon“ gespielt wurden; Fenriz entschied sich, nicht an diesem Auftritt teilzunehmen.[1] 2005 kehrte die Band zu Peaceville zurück.
Ab den 2007 veröffentlichten Tonträgern „F.O.A.D.“ und „NWOBHM – New Wave of Black Heavy Metal“ flossen zahlreiche intertextuelle Bezüge zu anderen Bands ein; damit wurde Darkthrone nach Erik Danielsson von Watain zu Fenriz’ „Hommage an die Musik, die er mag“, zu „Musik über Musik“; Fenriz habe zwar ein ehrliches musikalisches Interesse, die Texte klängen allerdings wie ein Witz, wodurch „die Brillianz und Qualität alter Darkthrone so einfach verloren“ gehe.[23] Stilistisch lehnte sich die Band stärker an die 1980er Jahre an, wobei Nocturno Cultos Gesang hier „[…] unendlich dämonisch [ist], er knurrt, grollt, flüstert, spricht mit sehr harter Stimme. Die Riffs sind schlicht gestrickt, werden aber mit Leidenschaft dargeboten.“[24] Fenriz’ Gesang beim Titellied bewegt sich zwischen Punk und altem Black Metal.[24] Nur noch bei wenigen Liedern wie „Splitkein Fever“, das an die Treblinka-Demos erinnert,[24] und „Pervertor of the 7 Gates“, nähert sich die Band noch dem Black Metal an.
2008 veröffentlichte Darkthrone eine 3-CD-Kompilation mit den alten Demo- und Liveaufnahmen und einer ursprünglichen, instrumentalen Version des Albums „Goatlord“. Im selben Jahr wurde am 20. Oktober über Peaceville ihr 14. Studioalbum unter dem Titel „Dark Thrones and Black Flags“ veröffentlicht, das den Stil des Vorgänger-Albums „F.O.A.D.“ beibehielt.
Diskografie
Chartplatzierungen Erklärung der Daten | ||||||||||||
Alben | ||||||||||||
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Singles | ||||||||||||
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Studioalben
- 1991: Soulside Journey
- 1992: A Blaze in the Northern Sky
- 1993: Under a Funeral Moon
- 1994: Transilvanian Hunger
- 1995: Panzerfaust
- 1996: Total Death
- 1996: Goatlord
- 1999: Ravishing Grimness
- 2001: Plaguewielder
- 2003: Hate Them
- 2004: Sardonic Wrath
- 2006: The Cult Is Alive
- 2007: F.O.A.D.
- 2008: Dark Thrones and Black Flags
- 2010: Circle the Wagons
Demos
- 1988: Land of Frost (Demo)
- 1988: A New Dimension (Promo)
- 1989: Thulcandra (Demo)
- 1989: Cromlech (Demo)
EPs und Kompilationen
- 2005: Under Beskyttelse Av Morke (EP-Box)
- 2006: Too Old, Too Cold (EP, 2006)
- 2006: Forebyggende Krig (7"-Single)
- 2007: NWOBHM – New Wave of Black Heavy Metal (EP)
- 2008: Frostland Tapes (3-CD-Kompilation)
Samplerbeiträge
- 1996: Ravnajuv (alternativer Mix) auf Crusade From the North
- 2000: God of Disturbance and Friction auf Moonfog 2000 – A Different Perspective
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h Peaceville Artists. Abgerufen am 7. Januar 2010.
- ↑ Metalion: THE SAGA OF TRUE NORWEGIAN BLACK METAL - Vice Magazine. Abgerufen am 7. Januar 2010 (englisch).
- ↑ Oliver Schreyer: Interview mit Darkthrone (16.11.2008). 16. November 2008, abgerufen am 22. Februar 2010.
- ↑ Slobodan Trifunović: The Cult Is Alive – Fuck Off And Die! Abgerufen am 30. April 2010 (englisch).
- ↑ How Darkthrone became Norwegian black metal’s first official career artists. (Kompletter Artikel ( vom 27. Januar 2008 im Internet Archive))
- ↑ Michael Moynihan, Didrik Søderlind: Lords of Chaos. Satanischer Metal: Der blutige Aufstieg aus dem Untergrund. Erweiterte und überarbeitete Ausgabe 2005. 6. Auflage. ProMedia GmbH, Zeltingen-Rachtig 2005, ISBN 3-936878-00-5, S. 56.
- ↑ Arlette Huguenin: DARKTHRONE: Fischt mehr!. Interview @ vampster.com webzine. 11. Juni 2006, abgerufen am 4. Dezember 2009.
- ↑ Descent Zine #2, 1994. 1994, abgerufen am 4. Dezember 2009 (englisch).
- ↑ C.O.T.I.M Zine #3, 1992. 1992, abgerufen am 4. Dezember 2009 (englisch).
- ↑ Robert Müller: Metal Hammer # 2 1992. 1992, abgerufen am 4. Dezember 2009 (englisch).
- ↑ Sascha Maurer: Metal District Interview mit Darkthrone. 29. Dezember 2008, abgerufen am 10. Dezember 2009 (deutsch).
- ↑ Holger Stratmann (Hrsg.): Rock Hard Mania: 20 Jahre Rock & Metal im Überblick. Das Beste aus den ersten 100 Hard Rock Heften im kommentierten Original-Nachdruck ISBN 3-9805171-5-2
- ↑ a b Holger Stratmann (Hrsg.): RockHard-Enzyklopädie. RockHard-Verlag, Dortmund 1998, ISBN 3-9805171-0-1, S. 80.
- ↑ a b Satan Stole My Teddybear music reviews - Darkthrone
- ↑ Album Reviews
- ↑ Adam Wasylyk: DARKTHRONE - Darkthrone Bloody Darkthrone
- ↑ Besprechung von „Sardonic Wrath“ bei Myrrthronth
- ↑ „Panzerfaust“-Rezension bei The Metal Observer
- ↑ „Kein schlechtes Album, aber "Ravishing Grimness" besitzt einfach nicht die Strahlungskraft der älteren Werke wie z.B. "Transilvanian Hunger".“ Thomas Helm: DARKTHRONE: Ravishing Grimness.
- ↑ Metal Reviews: Darkthrone - Panzerfaust
- ↑ Thanos Kallianiotis: Rezension zu F.O.A.D.. In: Ancient Ceremonies, S. 28.
- ↑ Anthony Morgan: New Wave of Black Heavy Metal - Fenriz pays tribute to the golden eighties era with Darkthrone's twelfth album F. O. A. D. 2007, abgerufen am 15. Juni 2010 (englisch).
- ↑ Johannes Paul Köhler: Watain. In: Legacy. Nr. 66, Mai/Juni 2010, S. 28.
- ↑ a b c Sascha „Sir Lord Doom“ Maurer: DARKTHRONE - F.O.A.D. :: Rezension / Review at metal-district.de. 27. November 2007, abgerufen am 27. Mai 2010.
- ↑ a b c norwegiancharts.com: Darkthrone in der norwegischen Hitparade